Als der SV Meppen Kult war
Es gibt so Städte, die kennt man eigentlich nur durch ihren Fußballverein: Mönchengladbach etwa dank der Borussia. Oder Kaiserslautern durch den FCK, dessen Betzenberg für viele eine ganze Region verkörpert. Ähnlich ist das in Meppen, einem eher beschaulichen Ort im Emsland. Dessen SV, gegründet 1912 als Sportverein Amisia Meppen, kickte vom 1988 bis 1998 in der 2. Liga.

Kurzurlaub an der ostfriesischen Nordsee: Auf dem Rückweg geht es mit der Bahn durch Ostfriesland und das Emsland Richtung Münster/Ruhrgebiet. Zwischenstopp in Meppen: Es sieht ländlich aus, von Hektik keine Spur. In der Gemeinde Meppen leben gerade mal etwas mehr als 30 000 Menschen.
Erstaunlich, dass hier mal erfolgreicher Zweitligafußball gespielt wurde und der SV Meppen der Stolz einer ganzen Region war.
1987 begann das Fußballwunder in Blau-Weiß: Eine fast nur mit Spielern aus der Region besetzte Mannschaft sicherte sich den Meistertitel in der Oberliga Nord, spielte eine „traumhafte Aufstiegsrunde“ und schaffte durch einen 4:2-Erfolg bei der SpVg. Erkenschwick den Sprung in die zweithöchste deutsche Spielklasse. Der Trainer hieß Rainer Persike, war im richtigen Leben Angestellter bei der Bundeswehr und das Stadion in Meppen hieß damals noch politisch völlig unkorrekt „Hindenburg-Stadion“.

Stolz des Emslandes
Schnell errang die Mannschaft der Namenlosen „Kultstatus“. Im Tor stand Hermann Rülander, dessen Bundesligakarriere bei Werder Bremen nach neun Gegentoren schnell beendet war, in der Abwehr räumten Kapitän Deters, Böttche, Faltin und Vorholt ab, im Mittelfeld zog Regisseur Josef Menke die Fäden und vorne sorgte Martin van der Pütten für Tore. Und am Ende schaffte der SVM mit viel Kampfkraft und Moral das Unmögliche und blieb in der Liga.
Meppen überstand auch das zweite Jahr und etablierte sich in der zweiten Liga, die damals noch als „Kämpfer- und Klopperliga“ verschrien war. Die Zuschauerzahlen waren meist fünfstellig, im Stadion spielte eine Blaskapelle nach holländischem Vorbild, eine ganze Region fieberte mit den wackeren Kickern aus der Provinz. Meppen war sogar im Ruhrgebiet „in“ –so sehr dass einige Hartgesottene regelmäßig zu den Heimspielen reisten. Und damals gab es noch keine Autobahn, ging die Reise mühevoll über Land- und Bundesstraßen Richtung Emsland.
1991 löste Horst Ehrmanntraut Persike als Trainer ab und unter dem leicht verschrobenen Ehrmanntraut klopfte der Klub mehrmals an das Tor der Bundesliga. Doch der Aufsteig glückte nicht, dennoch wurden Spieler wie der Finne Myyry oder der kleine Ex-Schalker Marell zu Kultkickern der zweiten Liga. „Niemand, der dabei war, wird die goldenen Jahre in der zweithöchsten deutsche Spielklasse vergessen“, heißt es auf der Homepage des Vereins.
Doch 1998 war die Party zu Ende, stieg der Verein in die Regionalliga Nord ab. Und trotz aller Anstrengungen gab es kein Happy-End, der Verein fiel immer tiefer.
Derzeit spielt der SV Meppen in der Oberliga Niedersachsen West gegen No-Names wie Rehden oder Oythe. Und befindet sich aktuell mal wieder im sportlichen Tief. Immerhin gab es heute einen 2:1-Sieg beim SV Bad Rothenfelde.