Der Galopper der Woche: Wiener Walzer


Die Gedanken waren bei der verstorbenen Gestütsbesitzerin: Auf dem Podest stand Jens Hirschberger, Trainer des Derbysiegers, und schaute in den Himmel, schrieb das Hamburger Abendblatt. „Ich hoffe, dass die Baronin von oben zuschaut", sagte er. Karin von Ullmann, langjährige Gestütschefin auf Schlenderhan, war am Pfingstmontag (und nicht am 1. Juli wie das Hamburger Blatt schrieb) im Alter von 87 Jahren verstorben.
Der Sieg von Wiener Walzer im 140. Deutschen Derby war der 18. Erfolg des 1869 gegründeten Gestüts. Der erste Gewinner trug 1908 den bezeichnenden Namen Sieger.
Hirschberger feierte wie Jockey Fredrik Johansson, der vor zwei Jahren Adlerflug zum Sieg steuerte, seinen zweiten Derbyerfolg.
Es läuft hervorragend im dritten Jahr, seitdem Jens Hirschberger die Pferde in den berühmten rot-blauen Farben auf einer eigenen Anlage in Bergheim trainiert. Wiener Walzer ist nach Irian, erfolgreich im Mehl-Mülhens-Rennens, bereits der zweite klassische Sieger in dieser Saison.
Dass Wiener Walzer ein Pferd mit viel Potenzial ist, zeigte sich spätestens beim zweiten Lebensstart Anfang April in Bremen, als er über 2100 Meter seine Gegner um sieben Längen distanzierte. Doch danach war Geduld angesagt: Eine Chipverletzung zwang den Dynaformer-Sohn zur Pause.
Das erfolgreiche Comeback in der Union, wo er Oriental Lion, Panyu, Egon und Eliot hinter sich ließ, ließ alle Zweifler verstummen. Wiener Walzer ging als höchsteingeschätztes Pferd mit der Startnummer 1 ins Rennen – und gewann sicher mit eineinviertel Längen das blaue Band. „Der Rennverlauf war einwandfrei. Wiener Walzer galoppierte stets gut. Ich fand in der Zielgeraden zum rechten Zeitpunkt eine Lücke und das Pferd hat dann auch toll mitgezogen. Ich hatte auch sehr viel Glück“, erklärte Jockey Fredrik Johansson nach dem Rennen. Und er glaubt, dass das Pferd noch stark zu verbessern sei – verständlich bei erst vier Starts im Leben.