Mittwoch, 15. Juli 2009
Jürgen Kohler: Comeback auf Asche?
Weltmeister, Europameister, Champions League-Gewinner, UEFA-Cup-Sieger, Italienischer Meister, Deutscher Meister und jetzt vielleicht der Aufstieg in die Kreisliga B – Jürgen Kohler, 105facher Nationalmannschaft und lange Zeit der Inbegriff des deutschen Abwehrspielers, spielt zukünftig für den SV Alemannia Adendorf in der Kreisliga C Bonn.
Ob er noch mal die Schuhe anzieht für den Club auf dem heimischen Tennenplatz, dahinter stehen aber noch einige Fragezeichen. „Wir wollen abwarten, wie sich das entwickelt. Es ist für ihn keine Verpflichtung", sagte der Vereinsvorsitzende Hubert Neukirchen dem Bonner Generalanzeiger, „er macht so mit, wie er will und Zeit hat.“ Den Spielerpass hat Kohler allerdings schon für seinen neuen Klub beantragt.
Der SV Alemannia stieg 2008 aus der Kreisliga D (so etwas gibt es in Bonn) in die Kreisliga C auf und belegte in der letzten Saison mit 38:50 Toren und 32 Punkten den 12. Platz in der Kreisliga C, Staffel 3, Bonn. Experten sehen sofort, dass die Mannschaft bei nur 38 geschossenen Toren eher einen Stürmer braucht als einen gestandenen Abwehrspieler wie Jürgen Kohler, der in seiner ganzen Karriere doch eher für das Tore verhindern zuständig war.


In der Stunde des größten Triumphes: Kohler mit Trainer Ottmar Hitzfeld nach dem Gewinn der Champions League
Foto: DFL

Von 1995 bis 2002 spielte Kohler bei Borussia Dortmund und bildete dort zusammen mit dem Brasilianer Julio Cesar die vielleicht beste Innenverteidigung, die der BVB je hatte. Unvergessen bleibt die artistische Rettungstat des „Koksers“ im Champions League-Halbfinale bei Manchester United.
Kohler kam damals von Juventus Turin und dort lernte der frühere reine Zerstörer auch das Fußball spielen. In Dortmund war er nicht mehr nur der reine Grätscher aus der berüchtigten Waldhof-Schule, die für kompromisslose Abwehrspieler bekannt war. Namen wie Karlheinz und Bernd Förster, Schlindwein, Dickgießer, Tsionanis oder zuletzt Christian Wörns verkörperten das nackte Grauen für viele Angreifer.