Mittwoch, 29. Mai 2019
Sechs Siege in Serie: King’s Advice trumpft auf
Es war vor etwas mehr als zwei Jahren, da gab an Himmelfahrt auf der Dortmunder Rennbahn ein dreijähriger Hengst mit dem Namen King’s Advice sein Debüt. Der Start war erfolgreich, auch wenn das Pferd noch ziemlich unreif wirkte. Trainer war Andreas Wöhler, der Besitzer Jaber Abdullah. Zwei Jahre später avancierte der Frankel-Sohn in England – nun trainiert von Mark Johnston – zum Seriensieger: Am Samstag triumphierte King’s Advice in einem Class 2-Handicap in Goodwood. Es war der sechste Erfolg in Serie.

Beim Dortmunder Auftaktsieg 2017 war der Kolumnist live dabei. Und natürlich war der damalige Wöhler-Schützling die heimliche Attraktion des Renntages. „Der Papa Frankel das wohl beste Pferd der letzten Jahre in England, die Mutter Queen’s Logic eine mehrfache Gruppe 1-Siegerin – blaublütiger als King’s Advice kann kein Rennpferd gezogen sein“, schrieb diese Kolumne. „Optisch allerdings sieht der Hengst eher durchschnittlich aus, sein Trainer Andreas Wöhler stuft ihn zudem als eher spät ein. Es dauerte auch eine Weile, bis beim King der Groschen fiel, aber dann beschleunigte er noch sehr gut. Die Gegner sollten zudem nicht schlecht gewesen sein, auf die Laufbahnen etwa von Marillion, der Stute Near Big sowie Nachito darf man gespannt sein.“
Die platzierten Pferde blieben dann aber doch mehr oder weniger in den unteren Handicaps stecken. Der Zweite Marillion holte sich immerhin das Auktionsrennen in Hannover, die Bilanz von Near Big – die Dritte – fällt mit einem Erfolg bei 19 Starts und einem besten GAG von 62,5 kg doch eher enttäuschend aus.



2017 im Führring in Dortmund-Wambel: King's Advice (Bild uk)

King’s Advice allerdings schlug sich danach in den Handicaps gegen ältere Konkurrenten meist ganz respektabel. Am 1. Oktober siegte er im Ausgleich 2 in Düsseldorf und zeigte, dass seine Qualitäten auf Distanzen über 2000 m liegen. Beim letzten Start 2017 enttäuschte er jedoch im Ausgleich 2 in Baden-Baden, doch am 20. Mai 2018 in Hoppegarten zeigte sich der Frankel-Nachkomme wieder in guter Verfassung und holte sich einen Ausgleich 2. Das waren solide Leistungen, aber ein Pferd für die Top-Prüfungen war er – trotz seiner blaublütigen Abstammung – nicht.

Seriensieger mit 5
2018 wechselte King’s Advice dann erstmals den Trainer. Eoghan O’Neill, ein gebürtiger Ire, der seit 2009 in Frankreich trainiert, sollte den Hengst weiter verbessern. Doch der einzige Start im französischen Pornichet-La Baule ging fürchterlich daneben. Letzter von zehn, 27 Längen geschlagen – „als wenn etwas nicht gestimmt hätte“, so die Racing Post.
2019 folgte ein erneuter Stallwechsel, mit Trainer Mark Johnston kam der Erfolg auf Distanzen von 2400 und 2800 Metern zurück. Sechs Rennen nacheinander holte sich der inzwischen fünfjährige Hengst seit dem England-Debüt im März 2019, jedes Mal saß Joe Fanning im Sattel. Mit Fanning marschierte Kings‘ Advice durch die Handicaps, von Class 5 in die Class 2. Zuletzt siegte er in einem Class 2-Handicap über 2800 Meter, gegen die Angriffe von What A Welcome musste er hart kämpfen, doch wie viele Mark Johnston-Pferde zog der Hengst unter Druck noch einmal gut an. Eine weitere Stärke: Der Hengst zeigt guten Speed – etwas, was ihn schon in Dortmund beim Erststart auszeichnete.
Ebenfalls typisch für Johnston: King’s Advice läuft gerne von vorne. Geht es noch weiter oben? Je besser die Handicaps, desto stärker die Konkurrenz sowohl quantitativ als auch qualitativ. Vielleicht ist er ja etwas für die Steher-Rennen, denn je länger die Distanz, desto besser. Obwohl er nach Abstammung eigentlich wenig Stamina haben müsste. Theoretisch….
Ulrich König



Mittwoch, 22. Mai 2019
„Hey Manni Manni – Manni Manni Burgsmüller“
Manfred Burgsmüller ist tot. Ich wollte es erst gar nicht glauben, als ich die Meldung las. Aber der erfolgreichste Torschütze der BVB-Bundesligageschichte starb im Alter von 69 Jahren.

Er war der Held meiner Jugend. Und da der jugendliche Kolumnist damals zumindest in Frisur und Haarfarbe Burgsmüller ein wenig ähnelte, war ich immer mächtig stolz, wenn mich jemand auf die Ähnlichkeit ansprach. Allerdings war der Verstorbene der viel, viel bessere Fußballer.
1975 besuchte ich mein erstes Heimspiel von Borussia Dortmund, da spielte Burgsmüller noch bei RW Essen. Im Herbst 1976 – die Borussia kickte inzwischen wieder in der Bundesliga – kam er aus Uerdingen, ausgerechnet gegen seinen alten Verein RW Essen gab er am 29.10 sein Debüt im schwarzgelben Dress. Beim 4:2 traf „Manni“ noch nicht, am nächsten Spieltag in Frankfurt beim 4:1 gelangen ihm gleich zwei Tore. Die anderen Dortmunder Torschützen hießen Erwin Kostedde und Lothar Huber.
Es war der Anfang einer großen Karriere: Für Borussia Dortmund erzielte er 135 Tore in 224 Einsätzen. Damit ist er immer noch der erfolgreichste Torschütze in der Bundesliga für den BVB.

Straßenkicker
Burgsmüller wurde schnell zum prägenden Spieler einer Zeit, in der die Borussia oft in den unteren Tabellenregionen hing. Die Fans auf der Südtribüne erkannten früh sein Potenzial: „Hey Manni Manni, Manni Manni Burgsmüller“ skandierten sie. Noch lange nach seiner Zeit: Immer wenn es beim BVB nicht lief, tauchten diese Sprechchöre auf.
Burgsmüller war noch ein richtiger Straßenkicker, schlitzohrig, „mit allen Wassern gewaschen“, wie man so schön sagt – Eigenschaften, die man nicht in Jugendleistungszentren erwirbt. Er spielte hinten den Spitzen bzw. damals dem Mittelstürmer im vorderen Mittelfeld, war so eine Art zweite Welle und immer da, wo es gefährlich wurde. Der Strafraum war sein Metier: Burgsmüller hatte den berühmten Torriecher, den man nicht lernen kann. Dabei half ihm seine starke Technik.
In Dortmund wurde er Kapitän, galt aber nie als pflegeleicht. Auch ein Grund, warum er nicht mehr als drei Länderspiele für Deutschland machte. Mit manchen Trainern hatte er so seine Probleme. „Die Trainer, mit denen ich gut ausgekommen bin, sind auch heute noch im Geschäft. Die anderen sind verschwunden", erklärte er einst.
Einer, mit dem er gut auskam, war Otto Rehhagel. Der trainierte ihn in Dortmund und holte Burgsmüller nach Stationen in Nürnberg und Oberhausen im Alter von 36 Jahren zu Werder Bremen. Gemäß dem Rehhagel-Motto, dass es keine „junge und alte Spieler, sondern nur gute und schlechte Spieler gibt.“
In Bremen drehte Burgsmüller noch mal richtig auf, wurde 1988 mit Werder Meister und traf auch gerne gegen den BVB. 1990, mit 41 Jahren, beendete er seine Karriere. Später war er dann noch im American Football als Kicker sehr erfolgreich. Und dann waren noch die Helden der Kreisklasse: In dieser Doku des Senders Kabel 1 begleitete Manni Burgsmüller die Kicker des Dortmunder Vereins SSV Hacheney in der Dortmunder Kreisliga. Könnte Kabel 1 eigentlich mal wiederholen.

Lesetipp
Ein interessantes Interview führte das Fanzine Jawattdenn von RW Essen



Samstag, 18. Mai 2019
Noble Moon ein mutiger Tipp
Ganz neue Konstellation im Mehl-Mülhens-Rennen, den Deutschen 2000 Guineas: Nur drei deutsche Pferde rücken am Sonntag in Köln in die Boxen, hinzukommen sechs Starter aus England und je einer aus Frankreich und Irland. Das zeigt einerseits die Krise im deutschen Turf, andererseits reiten auch nicht jeden Tag Leute wie Oisin Murphy, Joe Fanning oder Gérald Mossé in unserem Land. Der Klassiker ist zudem 2019 eine ziemlich kniffelige Anlegenheit. Starter und Chancen.

1. Arctic Sound (Trainer Mark Johnston/Jockey Joe Fanning): Wie viele Pferde von Mark Johnston zweijährig fleißig und erfolgreich: Vier Siege bei sechs Starts. Gruppe-3-Sieger aus Newmarket über 1400 Meter, als er mit Speed und Ausdauer gefiel. Beim Saisondebüt im European Free Handicap aber nur anfänglich gut dabei. Diese Form sollte er steigern können, Joe Fanning im Sattel ist ein weiteres Plus.

2. Fox Champion (Trainer Richard Hannon/Jockey Oisin Murphy): Von Rennen zu Rennen verbesserter Kodiac-Sohn, drei Siege bei vier Starts, zuletzt erfolgreich in einem Conditions-Stakes in Newmarket. Jetzt wird ein weiterer Sprung verlangt, das Potenzial könnte er haben. Erster Versuch über 1600 Meter, die Distanz sollte er können. Frontrenner.

3. Global Spectrum (Trainer Gay Kelleway/Jockey Gérald Mossé): Drei Erfolge bei vier Starts, Höhepunkt war der Sieg in der Al Biddah Mile (Gruppe 2). Die Form ist schwer einzuschätzen, chancenlos in starker Konkurrenz in den Craven Stakes in Newmarket.

4. Great Scot (Trainer Tom Dascombe/Jockey Richard Kingscote): Nach Vorformen der stärkste Gast. Zwar „nur“ Platz 9 in den englischen 2000 Guineas, aber gar nicht so weit geschlagen auf der „falschen“ Seite. Zum Saisonauftakt guter Zweiter in den Greenham Stakes und auch zweijährig mit starken Leistungen in sehr starker Gesellschaft. Kann manchmal laut Racing Post ein wenig nervig sein, pullte etwa Anfangs ziemlich hart in den Greenham Stakes.



Die Greenham Stakes 2019 in Newbury: Great Scot wird Zweiter.

5. Marie’s Diamond (Trainer Mark Johnston/Jockey P.J. McDonald): Zweiter Starter aus dem Quartier von Mark Johnston. Bereits elf Lebensstarts, neun davon als Youngster. Zweijährig mit guten Formen, unter anderem Gruppesieger in The Curragh und Zweiter in den Richmond Stakes in Goodwood (Gr.2). Alles über kürzere Distanzen, beim ersten Versuch über 1600 Meile Vierter in einem Listenrennen in Newcastle. Andere Kandidaten überzeugen mehr.

6. Noble Moon (Trainer Peter Schiergen/Jockey Andrasch Starke): Der Winterfavorit, zweijährig in zwei Starts unbesiegt. Platz 5 im Krefelder Busch-Memorial war ein wenig enttäuschend, allerdings hatte er auch ein schlechtes Rennen und kam erst spät richtig in Schwung. Nach der Winterfavorit-Form aber ein echter Prüfstein für die Gäste. Viele Pferde aus dem Peter Schiergen-Stall zeigen sich zudem beim zweiten Saisonstart deutlich verbessert.

7. Pogo (Trainer Charles Hills/Jockey Franck Blondel): Auch schon der elfte Start im Leben. Zuletzt Überraschungssieger in einem Class 2-Handicap, lief vorher oft in guter Gesellschaft und schlug sich manchmal ganz achtbar. Solider Kandidat, aber ohne große Empfehlungen.

8. Revelstoke (Trainer Andreas Wöhler/Jockey Bauyrzhan Murzabayev): Talentiertes Pferd aus dem Wöhler-Quartier, das zweijährig Gruppeplatziert in Italien war. Ordentlicher erster Saisonsieg in Mülheim, jetzt heißt es Farbe bekennen. Mit Sicherheit noch weiteres Potenzial nach oben, sehr interessant.

9. Sibelius (Trainer Markus Klug/Jockey Adrie de Vries): Von den heimischen Startern das Pferd mit der größten Erfahrung. Ganz ordentliche Formen in guter Gesellschaft und auch Platz 4 im Busch-Memorial war passabel. Dennoch fehlt das letzte Stück Klasse – Außenseiter.

10. Wargrave (Trainer J.A Stack/Jockey Jamie Spencer): Irischer Gast, der im sechsten Versuch in Naas im März erstmals siegte. Aber immerhin oft platziert, unter anderem in einem Listenrennen. Platz 4 im Guineas-Trial in Leopardstown war ok. Wäre dennoch eine Überraschung.

11. Lady Te (Trainer Carin Fey/Jockey Alexis Badel): Tertulian-Tochter aus dem Quartier von Carina Fey in Chantilly. Platz 3 in einem Gruppe 3-Rennen in Longchamp ist eine Empfehlung, vorher oft über längere Strecken in Altersgewichtsrennen und Handicaps unterwegs. Außenseiterin, aber nicht hoffnungslos.

Urteil
Great Scot, Arctic Sound und Fox Champion sind starke ausländische Gäste, die alle gute Chancen anmelden. Doch der Winterfavorit Noble Moon ist besser als die Krefelder Form, sein Erfolg gegen den aktuellen Derby-Favoriten Django Freeman war große Klasse. Revelstoke ist ein Pferd mit offenbar viel Talent. Er wird sich weiter verbessern.