Sonntag, 25. Juni 2017
Caravaggio war der Beste
Fünf Tage Royal Ascot, dieses Spektakel nimmt einen völlig mit. Galopprennen der Extraklasse in einer extravaganten Atmosphäre – meine persönlichen Höhepunkte 2017.

Es war am Samstag, Tag 5 von Royal Ascot, gegen 17:20 Uhr, da hatte ich endgültig den Kaffee auf: The Tin Man hatte gerade in den Diamond Jubilee Stakes (Gruppe 1, 1200 Meter) gesiegt – vor meinem Tipp Tasleet. Zwei Meter weiter hätte dieser gewonnen. Wieder mal Blech, wieder mal ein Tipp, der gut lief, aber eben nicht die Nase vorne hatte. Pferderennen können für Wetter so grausam sein.
So ging das fast das ganze Festival. Wetttechnisch war das königliche Spektakel diesmal eines zum Vergessen. Hätte ich vorher schon Glück mit meinen Tipps gehabt, hieße der Sieger des Gruppe 1-Sprints Tasleet. Aber grau ist eben alle Theorie.
Sportlich gab es in dem beschaulichen Ort in der englischen Grafschaft Berkshire mal wieder Galoppsport der Extraklasse. Unvorstellbar in Deutschland: Alle Rennen liefen im Free-TV, ITV hat den bisherigen Rechteinhaber Channel 4 abgelöst.
Im vernunftorientierten Deutschland guckt man auf das Festival immer mit einer gewissen Verwunderung. Die Hüte, die Fräcke und die königliche Prozession – das wirkt skurril, typisch britisch und hat etwas von Karneval der Oberschicht. Manchmal habe ich den Eindruck, dass die Pferde ein wenig stören beim Feiern. Meine Momente des königlichen Festivals 2017, natürlich ist die Auswahl völlig subjektiv.

Caravaggio im Commonwealth Cup
Der Teufel, so lautet ein (etwas) derber Spruch, scheißt immer auf den größten Haufen. Natürlich ist es völlig despektierlich, die grandiosen Erfolge von Ballydoyle/Coolmore (über 300 Gruppe 1-Erfolge) alleine mit Glück zu erklären. Dazu gehört viel mehr und Aidan O’Brien ist ein Trainer, der es immer wieder schafft, seine Pferde punktgenau in Top-Form zu bringen. Wie viele überragende Vollblüter die Organisation in jeder Saison herausbringt, ist sensationell – auch wenn die Insassen von der Abstammung alle erstklassig sind.
Caravaggio heißt der nächste Überkandidat. Wie er im Commonwealth Cup über kurze 1200 Meter beschleunigte und leicht an Harry Angel und Blue Point vorbeizog, das war atemberaubend. Der Zweite (der besonders) und der Dritte sind ganz tolle Pferde. Doch sie waren keine Gegner. „Er ist das schnellste Pferd, das ich je trainiert habe“, sagt O’Brien über Caravaggio – noch schneller etwa als seine bisherigen Top-Sprinter Mozart und Stravinsky.

Barney Roy in den St. James’s Palace Stakes
Nicht immer siegt ein klarer O’Brien-Favorit. Manchmal gibt es sogar Ausnahmen, manchmal triumphiert sogar Godolphin. Barney Roy gewann in den blauen Farben vor dem O’Brien-Insassen Lancaster Bomber, der gemeinte Kandidat Churchill nahm sich hingegen eine Auszeit nach seinen Triumphen in den englischen und irischen Guineas. Allerdings: Barney Roy ist ebenfalls ein ganz tolles Pferd. Wenigstens da lag der Kolumnist mal richtig.

Big Orange im Gold Cup
Für viele Traditionalisten ist der Gold Cup über lange 4014 Meter das Rennen des Festivals. Weil oftmals Pferde vorne sind, die schon länger dabei sind. Big Orange passt in diese Kategorie. Sechs Jahre alt ist der Wallach inzwischen, im Gold Cup 2017 machte er sein Meisterstück. Wieder auf die harte Art von der Spitze aus: Der Schützling von Trainer Michael Bell wehrte tapfer die Angriffe des Favoriten Order Of St. George (natürlich aus dem O’Brien-Quartier) ab. Die Menge tobte und feierte den Sieger frenetisch.
Ryan Moore, der Jockey des Zweiten, musste nach dem Rennen einige Kritik einstecken, weil er den Vorjahressieger zu spät eingesetzt hätte. Je häufiger ich das Rennen sehe, desto mehr halte ich die Kritik für falsch. Big Orange wollte einfach gewinnen – basta. Order Of St. George wäre an diesem Tag niemals vorbeigekommen.



Dresscode für Royal Ascot. Ob sich das jemals ändern wird?

Lady Aurelia in den King’s Stand Stakes
2016 hatte Lady Aurelia die Queen Mary Stakes für sich entschieden. Damals war die amerikanische Stute zweijährig und deklassierte ihre Gegner von der Spitze aus. Wiederholung unmöglich? Von wegen – in den King’s Stand Stakes marschierte der „Speedball“ von Trainer Wesley Ward wieder von vorne und niemand konnte ihr folgen. Es war eine Vorstellung wie von einem anderen Stern.

Coronet in den Ribblesdale Stakes
Jockey Olivier Peslier begleitet mich gefühlt mein ganzes Turf-Leben lang. 1996 ritt er Borgia zum Erfolg im Deutschen Derby, es war mein erster getroffener Deutscher Derby-Sieger. Der Franzose ist einer der besten Jockeys aller Zeiten. Seine ganze Weltklasse demonstrierte er in den Ribblesdale-Stakes, als er mit Coronet – trainiert von John Gosden – auf den letzten Metern noch die Favoritin Mori niederkämpfte. Ein Finish der Extraklasse oder anders gesagt: Das entscheidende Tor in der 92. Minute.

Permian in den King Edward VII Stakes
Permian war meine Empfehlung für das Englische Derby. Dort lief es bekanntlich für den Schützling von Trainer Mark Johnston nicht so gut, der Kolumnist war danach ein wenig enttäuscht. Nichtsdestotrotz blieb der Hengst erste Wahl in dieser weniger anspruchsvollen Gruppe 2-Prüfung – bis ich mich kurz vor dem Rennen anders entschied und Best Solution aus dem Godolphin-Quartier von Saeed Bin Suroor wettete. Eine selten dumme Entscheidung: Permian wehrte von der Spitze aus alle Gegner ab, Best Solution lief schwach und unplatziert. Selber schuld.



Mittwoch, 14. Juni 2017
Fünf Fragen und Antworten zum Derby 2017
Wer sind die Favoriten für das Deutsche Derby am 2. Juli in Hamburg-Horn? Auch wenn das endgültige Starterfeld noch nicht feststeht und die Vorprüfung in Bremen aussteht, lässt sich schon manches sagen. Die Einschätzung des Handicappers gibt es hier.

Der Spruch des Tages kam von Renn-Kommentator Sven Wissel. „Mit einem Gruß ins Publikum marschiert er Richtung Derby“, sagte er und meinte Jockey Andreas Helfenbein. Dieser hatte gerade mit Colomano das Kölner Oppenheim-Union-Rennen, die wichtigsten deutsche Derby-Vorprüfung, gewonnen und dabei kurz die Faust gehoben. Damit ist der Hengst aus dem Stall von Markus Klug, der in den grün-schwarzen Farben des Stalles Reckendorf läuft, ein logischer Favorit für das Hamburger Mega-Rennen am ersten Juli-Sonntag.

Die Lehren des Union-Rennens
Es war ein großer Triumph für Trainer Markus Klug. Die ersten drei Platzierten kommen aus seinem Quartier und auch der Fünfte Shanjo steht unter seiner Obhut. Colomano war ein sicherer Sieger, zeigte guten Speed und hatte am Ende die größeren Reserven vor dem Röttgener Windstoß. Der Cacique-Sohn war immer etwas der Mumm von Trainer Klug, zumal er zuletzt in Krefeld und auch im Kölner Winterfavoriten schlechte Rennverläufe hatte.
Dahinter zeigte Windstoß nur eine Woche nach seinem unglücklichen Sturz in Hannover eine tadellose Leistung, den Gewinner konnte er jedoch nicht gefährden. Schon deutlicher waren die Abstände zu Northsea Star (deutlich gesteigert) und Warring States, der in München noch vor dem Dritten war. Trainer Andreas Wöhler nannte einige Gründe für den doch etwas enttäuschenden Lauf seines Schützlings. So viel liegt zwischen diesen Pferden nicht, in Hamburg könnte besonders Warring States wieder weiter vorne sein.
Die Enttäuschung war Monreal, der zu allem Überfluss auch noch der Tipp des Kolumnisten war. Schon vor dem Start gefiel mir der Peintre Celebre-Sohn nicht, weil er ziemlich unruhig wirkte. Diese Energie hätte er im Rennen gebraucht. Auch dort wirkte das Pferd aus dem Ullmann-Besitz wenig gereift – kein Wunder, es war erst der dritte Start. Schon früh musste sich Filip Minarik rühren, am Ende war er deutlich geschlagen. Letztendlich war die Form hinter zwei französischen Top-Pferden, die immerhin die Plätze 2 und 3 im französischen Derby belegt hatten, doch nicht so viel wert. Ganz abschreiben sollte man Monreal jedoch nicht. Im letzten Jahr floppte bekanntlich der hoch gehandelte Savoir Vivre aus dem gleichen Quartier in der Union, um dann im Derby als Zweiter zu glänzen.

Wiederholt sich die Geschichte für Andreas Helfenbein?
Auf dem Sieger saß Andreas Helfenbein, der den verletzten Adrie de Vries vertrat. Wenn de Vries wieder fit ist, wird er wahrscheinlich Colomano reiten. Damit droht dem wackeren Helfenbein ein ähnliches Schicksal wie vor drei Jahren, als er den Ritt auf dem späteren Derby-Sieger Sea The Moon an den französischen Weltklasse-Jockey Christophe Soumillon verlor. Das Leben eines Jockeys ist schon manchmal ziemlich hart. Der Kolumnist würde es allerdings Helfenbein gönnen, dass er mal einen guten Ritt im Rennen der Rennen hätte. Immerhin wird Markus Klug wahrscheinlich sechs Pferde satteln.

Andere Favoriten?
Knapp hinter Colomano rangiert Langtang im Derby-Wettmarkt. Sein Trainer heißt Andreas Wöhler, Mitbesitzer ist Klaus Allofs. Der Winterfavorit aus dem Vorjahr siegte zuletzt im Iffezheimer Derby-Trial. Aber so recht haut mich die Form nicht um, der Zweite Rebello hat gerade mal ein französisches Maidenrennen gewonnen. Auch wenn der Erfolg leichter ausfiel als es die Distanzen aussagten: Jockey Eduardo Pedroza tippte ihn nur mal kurz an und damit war das Rennen entschieden. An mangelndem Stehvermögen wird der Campagnologist-Sohn definitiv nicht scheitern.



Das Rennen in Hannover: Parviz gewinnt vor Sargas und Rosenpurpur. Windstoß stürzt unglücklich. Alle vier Pferde werden sich wahrscheinlich in Hamburg wiedertreffen.

Parviz triumphierte im Derby-Trial von Hannover. Der Hengst in den Farben des Vorjahres-Derbysiegers Isfahan hat sich in diesem Jahr stark verbessert, der Erfolg gegen Sargas und Rosenpurpur fiel letztlich sehr sicher aus. Handicapper Harald Siemen schätzte diese Form aber deutlich geringer ein als etwa die Leistungen von Colomano und Langtang. Zudem wertete der Sturz von Windstoß die Form ein wenig ab.

Außenseiter mit Chancen?
Kastano wird von einigen Leuten genannt, deren Meinung ich durchaus schätze. Zuletzt war das Pferd von Markus Klug zweimal Dritter in den Bavarian Classics und im Iffezheimer Derby Trail. Das war über jeweils 2000 Meter, dabei fehlte dem Frontrenner Kastano ein wenig die Spritzigkeit. Das könnte über die Distanz von 2400 Metern anders aussehen, denn über Stamina verfügt der Sohn des großen Stehers Nathaniel zweifellos.
Stehvermögen scheint auch die große Stärke von Rosenpurpur aus dem Schiergen-Quartier zu sein. Zuletzt war er Dritter in Hannover hinter Parviz und Sargas über 2200 Meter, dort machte er – wie in den Rennen zuvor -– seine beste Arbeit zum Schluss. Diese Formen reichen nicht, der Sohn des Epsom-Derbysiegers Pour Moi hat aber noch viel Luft nach oben. 2400 Meter sollten ihm außerdem entgegen kommen. Wenn das mit dem Derby nicht hinhaut, hätte Hans-Hugo Miebach, Patron des Gestütes Wittekindshof und langjähriger Präsident des Dortmunder Rennvereins, immer noch einen interessanten Kandidaten für das St. Leger in Dortmund.

Gäste aus dem Ausland?
Drei Kandidaten tauchen im Wettmarkt von Racebets auf, zwei davon kommen aus dem derzeit erfolgreicheren Zweig des Godolphin-Imperiums. Charlie Appleby trainiert sowohl Wolf Country als auch Alqamar. Wolf Country hatte die Nase in einem Listenrennen (2400 Meter) in Saint Cloud vorn und war danach Fünfter in den Dante Stakes (Gruppe 2) in York City. Mit diesen Vorleistungen sollte er auch in Hamburg mitmischen können.
Alqamar siegte zuletzt im Stile eines stark verbesserten Pferdes in einem Handicap der Klasse 4 in York. Diese Form reicht noch nicht, aber Potenzial nach oben ist da. Dritter Gast ist der noch sieglose Humble Hero aus dem Stall von William Haggas. Der Trainer verdient immer Beachtung, der Hengst ist jedoch noch sieglos nach zwei zweiten Plätzen in Haydock und Lingfield. Immerhin war er zweimal nur knapp geschlagen.



Freitag, 2. Juni 2017
Der Tipp heißt Permian
Epsom Derby 2017 – das größte Feld seit 2003 geht am Samstag auf der berühmten Bahn im Großraum London an den Start. 19 Pferde bewerben sich um einen der begehrtesten Titel des Turfs. Die Schwergewichte des Galopprennsports auf der Insel fahren groß auf: Sechs Pferde sattelt Ballydoyle-Maestro Aidan O’Brien, fünf Kandidaten kommen von Trainer John Gosden, drei schickt Godolphin ins Rennen. Doch für das größte Aufsehen im Vorfeld sorgte der Riesen-Außenseiter Diore Lia. Starter und Chancen im Epsom Derby 2017.



So reitet man den Derby-Kurs: Ex-Top-Jockey John Reid gibt Tipps

1. Benbatl (Trainer Saeed bin Suroor / Jockey Oisin Murphy): Godolphin-Hengst mit famoser Abstammung, Dubawi-Sohn aus einer Gruppe 1-Siegerin über 2000/2200 Meter, erst drei Starts, da sollte noch Potenzial nach oben sein, Zweiter in den Dante-Stakes hinter Permian. Das Derby ist noch mal eine Nummer größer, aber zumindest ein chancenreicher Außenseiter.

2. Best Solution (Trainer Saeed bin Suroor / Jockey Pat Cosgrave): Nächster Godolphin-Kandidat, zeigte seine besten Formen über 2000 Meter und länger. Souveräner Sieger im Lingfield Derby Trial gegen Glencadam Glory, zweijährig Ende Oktober im Grand Criterium Saint Cloud nur geschlagen vom hoch geschätzten Fabre-Schützling Waldgeist. Hat allerdings schon neun Rennen hinter sich, enttäuschte im Winter zweimal in Meydan auf Dirt. Mit Chancen, aber sollte wenig Geheimnisse haben.

3. Capri (Trainer Aidan O’Brien / Jockey Seamie Heffernan): Zweijährig die besten Leistungen auf weichem bzw. schwerem Boden, zuletzt knapp besiegter Dritter hinter den Stallgefährten Douglas Macarthur und Yucatan im Derby Trial in Leopardstown. Ersteren trifft Capri zum dritten Mal, zwischen beiden Pferden sollte nicht viel liegen. Keine Probleme mit der Distanz, aber nicht die Wahl von Top-Jockey Ryan Moore aus dem O’Brien-Quartier.

4. Cliffs of Moher (Trainer Aidan O’Brien / Jockey Ryan Moore): Die Wahl von Ryan Moore und damit wohl das gemeinte Pferd aus der Ballydoyle-Armada. Der Erfolg in den Dee Stakes in Chester sah nach harter Arbeit aus, aber ein talentierter Hengst, der längst noch nicht alle Karten aufgedeckt hat.

5. Cracksman (Trainer John Gosden / Jockey Frankie Dettori): Erst zwei Starts, aber schon der Mitfavorit mit Cliffs of Moher. Nachgenannt nach zwei Siegen für das Derby, sollte als Favorit in die Dante Stakes in York gehen, lief aber wegen des weichen Bodens nicht. Der Frankel-Sohn hat immerhin schon Siegform auf der schwierigen Derby-Bahn, schob sich auf den letzten Metern im Epsom Derby Trial noch an Permian nieder. Die Form wurde deutlich aufgewertet. Sein schlauer Trainer weiß genau, wie man das Rennen gewinnt. Kandidat mit viel Potenzial nach oben.

6. Crowned Eagle (Trainer John Gosden / Jockey Andrea Atzeni): Halbbruder der sehr guten Eagle Top, Wings of Desire (Vierter im Epsom Derby 2016) und The Lark, da sollte noch reichlich Luft nach oben sein. Die aktuelle Form reicht aber nicht: Crowned Eagle sicherte sich ein Class C-Handicap in Windsor.

7. Douglas Macarthur (Trainer Aidan O’Brien / Jockey Colm O’Donoghue): Zuletzt knapper Sieger im Derby Trial in Leopardstown, davor Zweiter in einer ähnlichen Aufgabe hinter Rekindling in den Ballysax Stakes am gleichen Ort. In seiner Laufbahn traf er bereits dreimal auf den Stallgefährten Capri, zweimal war er vorne. Zwischen beiden Pferden sollte nicht viel liegen, nur dass Capri deutlich kürzer im Wettmarkt steht. Solider Kandidat, aber nicht unbedingt aufregend.

8. Dubai Thunder (Trainer Saeed Bin Suroor / Jockey Adam Kirby): Sohn der Gonbarda, die einst für das Gestüt Auenquelle und Trainer Uwe Ostmann Gruppe 1-Rennen wie den Preis von Europa in Köln gewann. Auch die Geschwister von Dubai Thunder hatten Format und so siegte der Hengst mühelos und beeindruckend bei seinem Lebensdebüt in Newbury. Das Derby könnte aber noch eine Spur zu früh kommen, der Sprung ist bei allem Talent zu groß.

9. Eminent (Trainer Martyn Meade / Jockey Jim Crowley): In dieser Woche stark bei den Buchmachern gefragt. Ein weiteres Pferd mit wenig Erfahrung (drei Starts), imponierte bei seinem Erfolg in den Craven Stakes in Newmarket und lief auch nicht schlecht als Sechster in den englischen 2000 Guineas, zumal er einen kurzen Stopp einlegen musste. Gegen den Speed der Churchill und co. hatte er aber keine Chance. Auf längerer Strecke sollte Eminent weitere Reserven haben. Bei 2000 Metern wäre er mein Tipp, bei der Derby-Distanz von 2400 Metern bin ich eher skeptisch.

10. Glencadam Glory (Trainer John Gosden / Jockey James Doyle): Der zweite Platz im Derby Trial in Lingfield war die bislang beste Leistung des Nathaniel-Sohnes. Da zeigte er sich noch reichlich unreif, versäumte sich am Start, machte noch viel Boden gut, ohne den Sieger Best Solution gefährden zu können. Stehvermögen ist seine große Tugend, aber eher ein Typ für das St. Leger als das Derby.

11. Khalidi (Trainer John Gosden / Jockey Pat Smullen): Ein weiterer Kandidat aus dem Gosden-Stall. Gute Leistung zuletzt in einem Listenrennen in Goodwood, davor aber ohne Chance gegen Permian in Newmarket. Eher Außenseiter.

12. Pealer (Trainer John Gosden / Jockey Silvestre de Sousa): Ein Pferd mit deutschem Background: Halbbruder des Gruppesiegers Potemkin, Züchter Stiftung Gestüt Fährhof. Einer der größten Außenseiter im Feld, der Maidensieg beim vierten Versuch auf der Allwetterbahn in Southwell ist nicht der geforderte Standard.

13. Permian (Trainer Mark Johnston / Jockey William Buick): Ein typischer Vertreter seines Stalles, bereits sechsmal zweijährig unterwegs. Dreijährig allerdings noch mal deutlich verbessert, nach dem zweiten Platz hinter Cracksman in Epsom folgten Siege in Newmarket und in den Dante Stakes in York. Danach für viel Geld nachgenannt für das Derby und mit besten Chancen auch auf 2400 Metern unterwegs.

14. Rekindling (Trainer Joseph O’Brien / Jockey Wayne Lordan): Erster Starter für Trainer Joseph O’Brien im Derby. Der einstige Siegreiter der Epsom-Helden Camelot sowie Australia – und natürlich Sohn von Aidan – sattelt Rekindling, der immerhin die Ballysax Stakes in Leopardstown gegen Douglas Macarthur entschied. In den Dante Stakes blieb er als Vierter hingegen ohne Möglichkeiten.



Jockey Joseph O'Brien und sein Trainer-Vater Aidan werden sich gerne ernnern: Australia triumphiert 2014.

15. Salouen (Trainer Sylvester Kirk / Jockey Fran Berry): Zweijährig bei neun Starts immerhin zweimal Gruppe 1-platziert. Das war natürlich über eine deutlich kürzere Distanz und auch der zweite Platz hinter Khalidi in Newmarket war über 1800 Meter. Die 2400 Meter sind völliges Neuland, ein Erfolg wäre eine Sensation.

16. The Anvil (Trainer Aidan O’Brien / Jockey Ana O’Brien): Wohl der schwächste der O’Brien-Vertreter, der einzige Erfolg kam auf der Allwetterbahn in Dundalk. Zuletzt in der Chester Vase als Dritter hinter den Stallgefährten Venice Beach und Wings of Eagles, zwischen letzterem betrug der Abstand nur eine Nase.

17. Venice Beach (Trainer Aidan O’Brien / Jockey Donnacha O’Brien): Kontinuierlich verbesserter Galileo-Sohn, das zeigte sich zuletzt bei seinem Erfolg in der Chester Vase gegen die Stallgefährten Wings of Eagles und The Anvil. Großer Steher, aber ob das reicht?

18. Wings of Eagles (Trainer Aidan O’Brien / Jockey P B Beggy): In der Chester Vase zwischen den Stallgefährten Venice Beach und Wings of Eagles. Wirkte dabei etwas unorganisiert, zweijährig bekam er schon die Grenzen aufgezeigt.

19. Diore Lia (Trainer John Jenkins / Jockey Paddy Pilley): Zwei erfolglose Versuche in Maidenrennen. Das Pferd, um sich das vieles drehte im Vorfeld. Nach Form hoffnungslos überfordert.

Urteil
Auf dem Papier eine so offene Prüfung wie schon lange nicht mehr im englischen Derby. Die Favoriten Cliffs of Moher und Cracksman sind hochtalentierte Pferde, deren beste Leistung man noch nicht gesehen hat. Eminent ist ein weiterer interessanter Kandidat, der – wenn er die Distanz kann – mitmischen wird. Mein Mumm ist jedoch Permian, ein typischer Kämpfer aus dem Mark Johnston-Stall. Der Teofilo-Sohn hat sich dreijährig enorm gesteigert hat und ist zudem zu einem lukrativen Kurs zu haben. Wenn andere zurückstecken, wird Permian zur Stelle sein.