Fünf Fragen und Antworten zum Derby 2017
Wer sind die Favoriten für das Deutsche Derby am 2. Juli in Hamburg-Horn? Auch wenn das endgültige Starterfeld noch nicht feststeht und die Vorprüfung in Bremen aussteht, lässt sich schon manches sagen. Die Einschätzung des Handicappers gibt es hier.

Der Spruch des Tages kam von Renn-Kommentator Sven Wissel. „Mit einem Gruß ins Publikum marschiert er Richtung Derby“, sagte er und meinte Jockey Andreas Helfenbein. Dieser hatte gerade mit Colomano das Kölner Oppenheim-Union-Rennen, die wichtigsten deutsche Derby-Vorprüfung, gewonnen und dabei kurz die Faust gehoben. Damit ist der Hengst aus dem Stall von Markus Klug, der in den grün-schwarzen Farben des Stalles Reckendorf läuft, ein logischer Favorit für das Hamburger Mega-Rennen am ersten Juli-Sonntag.

Die Lehren des Union-Rennens
Es war ein großer Triumph für Trainer Markus Klug. Die ersten drei Platzierten kommen aus seinem Quartier und auch der Fünfte Shanjo steht unter seiner Obhut. Colomano war ein sicherer Sieger, zeigte guten Speed und hatte am Ende die größeren Reserven vor dem Röttgener Windstoß. Der Cacique-Sohn war immer etwas der Mumm von Trainer Klug, zumal er zuletzt in Krefeld und auch im Kölner Winterfavoriten schlechte Rennverläufe hatte.
Dahinter zeigte Windstoß nur eine Woche nach seinem unglücklichen Sturz in Hannover eine tadellose Leistung, den Gewinner konnte er jedoch nicht gefährden. Schon deutlicher waren die Abstände zu Northsea Star (deutlich gesteigert) und Warring States, der in München noch vor dem Dritten war. Trainer Andreas Wöhler nannte einige Gründe für den doch etwas enttäuschenden Lauf seines Schützlings. So viel liegt zwischen diesen Pferden nicht, in Hamburg könnte besonders Warring States wieder weiter vorne sein.
Die Enttäuschung war Monreal, der zu allem Überfluss auch noch der Tipp des Kolumnisten war. Schon vor dem Start gefiel mir der Peintre Celebre-Sohn nicht, weil er ziemlich unruhig wirkte. Diese Energie hätte er im Rennen gebraucht. Auch dort wirkte das Pferd aus dem Ullmann-Besitz wenig gereift – kein Wunder, es war erst der dritte Start. Schon früh musste sich Filip Minarik rühren, am Ende war er deutlich geschlagen. Letztendlich war die Form hinter zwei französischen Top-Pferden, die immerhin die Plätze 2 und 3 im französischen Derby belegt hatten, doch nicht so viel wert. Ganz abschreiben sollte man Monreal jedoch nicht. Im letzten Jahr floppte bekanntlich der hoch gehandelte Savoir Vivre aus dem gleichen Quartier in der Union, um dann im Derby als Zweiter zu glänzen.

Wiederholt sich die Geschichte für Andreas Helfenbein?
Auf dem Sieger saß Andreas Helfenbein, der den verletzten Adrie de Vries vertrat. Wenn de Vries wieder fit ist, wird er wahrscheinlich Colomano reiten. Damit droht dem wackeren Helfenbein ein ähnliches Schicksal wie vor drei Jahren, als er den Ritt auf dem späteren Derby-Sieger Sea The Moon an den französischen Weltklasse-Jockey Christophe Soumillon verlor. Das Leben eines Jockeys ist schon manchmal ziemlich hart. Der Kolumnist würde es allerdings Helfenbein gönnen, dass er mal einen guten Ritt im Rennen der Rennen hätte. Immerhin wird Markus Klug wahrscheinlich sechs Pferde satteln.

Andere Favoriten?
Knapp hinter Colomano rangiert Langtang im Derby-Wettmarkt. Sein Trainer heißt Andreas Wöhler, Mitbesitzer ist Klaus Allofs. Der Winterfavorit aus dem Vorjahr siegte zuletzt im Iffezheimer Derby-Trial. Aber so recht haut mich die Form nicht um, der Zweite Rebello hat gerade mal ein französisches Maidenrennen gewonnen. Auch wenn der Erfolg leichter ausfiel als es die Distanzen aussagten: Jockey Eduardo Pedroza tippte ihn nur mal kurz an und damit war das Rennen entschieden. An mangelndem Stehvermögen wird der Campagnologist-Sohn definitiv nicht scheitern.



Das Rennen in Hannover: Parviz gewinnt vor Sargas und Rosenpurpur. Windstoß stürzt unglücklich. Alle vier Pferde werden sich wahrscheinlich in Hamburg wiedertreffen.

Parviz triumphierte im Derby-Trial von Hannover. Der Hengst in den Farben des Vorjahres-Derbysiegers Isfahan hat sich in diesem Jahr stark verbessert, der Erfolg gegen Sargas und Rosenpurpur fiel letztlich sehr sicher aus. Handicapper Harald Siemen schätzte diese Form aber deutlich geringer ein als etwa die Leistungen von Colomano und Langtang. Zudem wertete der Sturz von Windstoß die Form ein wenig ab.

Außenseiter mit Chancen?
Kastano wird von einigen Leuten genannt, deren Meinung ich durchaus schätze. Zuletzt war das Pferd von Markus Klug zweimal Dritter in den Bavarian Classics und im Iffezheimer Derby Trail. Das war über jeweils 2000 Meter, dabei fehlte dem Frontrenner Kastano ein wenig die Spritzigkeit. Das könnte über die Distanz von 2400 Metern anders aussehen, denn über Stamina verfügt der Sohn des großen Stehers Nathaniel zweifellos.
Stehvermögen scheint auch die große Stärke von Rosenpurpur aus dem Schiergen-Quartier zu sein. Zuletzt war er Dritter in Hannover hinter Parviz und Sargas über 2200 Meter, dort machte er – wie in den Rennen zuvor -– seine beste Arbeit zum Schluss. Diese Formen reichen nicht, der Sohn des Epsom-Derbysiegers Pour Moi hat aber noch viel Luft nach oben. 2400 Meter sollten ihm außerdem entgegen kommen. Wenn das mit dem Derby nicht hinhaut, hätte Hans-Hugo Miebach, Patron des Gestütes Wittekindshof und langjähriger Präsident des Dortmunder Rennvereins, immer noch einen interessanten Kandidaten für das St. Leger in Dortmund.

Gäste aus dem Ausland?
Drei Kandidaten tauchen im Wettmarkt von Racebets auf, zwei davon kommen aus dem derzeit erfolgreicheren Zweig des Godolphin-Imperiums. Charlie Appleby trainiert sowohl Wolf Country als auch Alqamar. Wolf Country hatte die Nase in einem Listenrennen (2400 Meter) in Saint Cloud vorn und war danach Fünfter in den Dante Stakes (Gruppe 2) in York City. Mit diesen Vorleistungen sollte er auch in Hamburg mitmischen können.
Alqamar siegte zuletzt im Stile eines stark verbesserten Pferdes in einem Handicap der Klasse 4 in York. Diese Form reicht noch nicht, aber Potenzial nach oben ist da. Dritter Gast ist der noch sieglose Humble Hero aus dem Stall von William Haggas. Der Trainer verdient immer Beachtung, der Hengst ist jedoch noch sieglos nach zwei zweiten Plätzen in Haydock und Lingfield. Immerhin war er zweimal nur knapp geschlagen.