Donnerstag, 29. Juni 2017
Parviz und Rosenpurpur die Empfehlungen im Derby 2017
Die Spannung steigt. Sonntag ist wieder Derby-Zeit in Hamburg-Horn. 19 Kandidaten bewerben sich um den wichtigsten Titel der deutschen Turf-Saison. Regen ist für Sonntag angesagt, hoffentlich wird das Geläuf nicht wieder zum Moor, das dem Zufall die Tore öffnet. 2017 kommt kein Gast aus dem Ausland, sieben Pferde schickt alleine Trainer Markus Klug ins Rennen. Die Prüfung ist so offen wie schon lange nicht mehr, Starter und Chancen im Deutschen Derby 2017.



Interessanter Starter: Parviz aus dem Quartier von Waldemar Hickst
(Foto German Racing / Rühl).


1. Colomano (Trainer Markus Klug / Jockey Andreas Helfenbein, GAG 96 kg): Das höchstbewertete Pferd im Feld und als Sieger des Union-Rennens der logische Favorit im Derby. Der Cacique-Sohn zeigte dabei guten Speed, blieb letztendlich sicher vor Windstoß, Northsea Star sowie Warring States. Er galt schon früh als Steher und Derby-Hoffnung im großen Klug-Stall. Kommt gerne von hinter, für Routinier Andreas Helfenbein, der den verletzten Adrie de Vries vertritt, die große Chance auf den ersten Derby-Sieg.

2. Windstoß (Trainer Markus Klug / Jockey Maxim Pecheur, GAG 95,5 kg): Das war schon eine tolle Leistung von Windstoß: Zweiter in der Union und das nur eine Woche nach seinem Sturz in Hannover. Zeigte dabei viel Kampfgeist. Als Dreijähriger noch mal deutlich verbessert, so viel sollte zwischen ihm und dem Stallgefährten Colomano nicht liegen. Stehvermögen ist da, gute Möglichkeiten aus dem Vordertreffen.

3. Langtang (Trainer Andreas Wöhler / Jockey Jozef Bojko, GAG 94,5 kg): Der Winterfavorit und der Gewinner des Badener Derby-Trials. Die Gegner mögen in Baden nicht die Besten gewesen sein, der Sieg fiel allerdings leichter aus als es die Abstände aussagten. Kennt eigentlich nur gute Formen, als Campagnologist-Sohn sollte er auch die 2400 Meter können. Langtang ist jedoch nicht die Wahl von Wöhler-Stalljockey Eddie Pedroza, mit Jozef Bojko sitzt sein Reiter aus dem Winterfavoriten im Sattel. Bojko triumphierte zudem 2011 mit dem zweiten Wöhler-Kandidaten Waldpark. Ein weiterer Kandidat mit Chancen.

4. Northsea Star (Trainer Markus Klug / Jockey Alexander Pietsch, GAG 94 kg): Erst drei Starts im Leben, dabei von Rennen zu Rennen verbessert. Platz 3 in der Union war eine deutliche Empfehlung, dabei lief er noch eine Spur zu eifrig („raced keenly“, wie die Engländer so schön sagen). Muss sich aber weiter steigern, so recht glaube ich nicht an eine Formumkehr gegen die Stallgefährten Colomano und Windstoß.

5. Warring States (Trainer Andreas Wöhler / Jockey Eduardo Pedroza, GAG 94 kg): Der Sieger im Bavarian Classic gegen Enjoy Vijay, zuletzt Vierter in der Union, wo er zu spät ins Rennen fand. Talentiertes Pferd, das noch nicht alle Karten aufgedeckt haben sollte. Die Wahl von Wöhler-Stalljockey Eduardo Pedroza gegenüber Langtang und Promise of Peace.

6. Enjoy Vijay (Trainer Peter Schiergen / Jockey Andrasch Starke, GAG 93,5 kg): Guter Zweiter im Bavarian Classic hinter Warring States, im Badener Derby-Trial lief er jedoch wie ein Pferd, dem die 2000 Meter-Distanz zu lang wurde. In Hamburg geht es noch mal 400 Meter weiter, der Nathaniel-Sohn (danach sollte er eigentlich Stamina haben) ist allerdings die Wahl von Andrasch Starke. Und der ist in seinem „Wohnzimmer“ Hamburg-Horn eigentlich immer eine Empfehlung wert.

7. Monreal (Trainer Jean-Pierre Carvalho / Jockey Fabrice Veron, GAG 92 kg): Die Enttäuschung aus der Union, als er als hochgehandeltes Pferd noch ziemlich unreif lief und deutlich besiegt endete. Es war aber erst der dritte Start des Ullmann-Hengstes, vorher war er Vierter von fünf Pferden im Prix Greffulhe (Gr.2) in Chantilly. Groß waren die Abstände dort nicht, der Sieger Recoletas und der Zweite Waldgeist werteten die Form anschließend durch die Plätze Drei und Zwei im französischen Derby auf. Dass Monreal viel Talent hat, bewies er bei seinem Debüt, als er trotz Unreife souverän gegen Rosenpurpur gewann. Abschreiben würde ich ihn nicht. Im letzten Jahr floppte Savoir Vivre aus dem gleichen Quartier ebenfalls in der Union und überraschte als Zweiter im Derby.

8. Kastano (Trainer Markus Klug / Jockey Martin Seidl, GAG 91 kg): Eher ein Geheimtipp. Im Bavarian Classic und im Badener Derby Trial über jeweils 2000 Meter hatten die Erstplatzierten für ihn zu viel Speed, obwohl er sich als Dritter in beiden Prüfungen nicht schlecht aus der Affäre zog. Vielleicht kommt ja noch mal eine Steigerung über 2400 Meter, der Halbbruder der Spitzenstute Kasalla (die auch 2400 Meter konnte) stammt vom Steher Nathaniel.

9. Ming Jung (Trainer Markus Klug / Jockey Rene Piechulek, GAG 90 kg): Das Derby ist schon der achte Lebensstart des Kallisto-Sohnes. Auch wenn die Form aus dem Badener Derby-Trial ganz passabel war (Platz 4), ist der Halbbruder des guten Meilers Millowitsch ein Außenseiter, der sich gewaltig für den Derbysieg steigern müsste.

10. Shanjo (Trainer Markus Klug / Jockey Alexander Pietsch, GAG 94 kg): In diesem Jahr gut verbesserter Soldier Hollow-Sohn, der immerhin schon zwei Rennen gewinnen konnte. Speziell der zweite Erfolg gegen Native Fighter (der danach zweimal siegte) machte Eindruck. In der Union sah Shanjo aber erstmals in bester Gesellschaft Grenzen.

11. Amun (Trainer Christian von der Recke / Jockey Stephen Hellyn, GAG 84 kg): Zweijährig schlug Amun einst Colomano im Badener Auktionsrennen – allerdings über schnelle 1400 Meter. In diesem Jahr war der Hengst von Trainer Christian von der Recke erst einmal am Start und dabei chancenlos im Bremer Derby-Trial. Krasser Außenseiter.

12. Parviz (Trainer Waldemar Hickst / Jockey Marc Lerner, GAG 83,5 kg): Der Sohn des französischen Derbysiegers Lope De Vega hat sich von Rennen zu Rennen stark verbessert, sein Erfolg im Derby-Trial von Hannover imponierte sehr. Was diese Form letztlich wert ist, wird sich zeigen, aber Parviz, der in den Farben des Vorjahressiegers Isfahan läuft, siegte sicher gegen Sargas und Rosenpurpur. Dabei zeigte der Hickst-Schützling viele Reserven, ein Kandidat, der längst noch nicht alle Karten aufgedeckt hat.

13. Sargas (Trainer Jean-Pierre Carvalho / Jockey Filip Minarik, GAG 81 kg): Erst zwei Starts im Leben, entsprechend unerfahren geht der Nachkomme des einstigen Derbyheroen Shirocco ins wichtigste Rennen seiner Karriere. Talent hat er bereits bewiesen, Platz 2 zuletzt in Hannover war eine gute Leistung. Die Wahl von Filip Minarik gegenüber Monreal aus dem Carvalho-Team, verbessern muss sich Sargas dennoch. Vielleicht kommt das Derby noch etwas früh.

14. Rosenpurpur (Trainer Peter Schiergen / Jockey Daniele Porcu, GAG 80 kg): Ebenfalls wenig geprüft, der Hengst lieferte aber immer trotz einiger Unreife gute Leistungen ab. Und jedes Mal lief er wie ein Kandidat, für denen die 2400 Meter ideal sind. Die bisherigen Leistungen reichen noch nicht aus, aber das Pferd in den bekannten Wittekindshofer Farben könnte noch etwas in petto haben. Mein Pferd für die Überraschung.

15. Oriental Khan (Trainer Roland Dzubasz / Jockey Bauyrzhan Murzabayev, GAG 79 kg): Noch sieglos, zuletzt deutlich geschlagen in der Union. Krasser Außenseiter, allerdings hat sein Trainer mit ähnlichen Pferden in den letzten Jahren im Derby überrascht.



So war es vor zehn Jahren: Adlerflug triumphiert 2007. Es war ein imponierender Erfolg. Zudem war der Schlenderhaner mein Tipp. Schöne Erinnerungen, da sei die schwache Bildqualität entschuldigt.

16. Khan (Trainer Henk Grewe / Jockey Clement Lecoeuvre, GAG 74 kg): Feierte sein Debüt im Düsseldorfer Derby-Trial, siegte dann souverän in Straßburg und endete zuletzt als Achter und Letzter im Union-Rennen. Veranlagt, aber eine vordere Platzierung wäre sensationell.

17. Promise of Peace (Trainer Andreas Wöhler / Jockey Bayarsaikhan Ganbat, GAG 73 kg): Der Pechvogel der Derby-Vorprüfung in Hannover, kam durch den Sturz von Windstoß aus dem Rhythmus. Diese Form ist also zu streichen, davor gewann er in Krefeld und war unter anderem Zweiter zum guten Walsingham in Bremen. Auf dem Papier der schwächste der Wöhler-Kandidaten, muss zulegen.

18. Gepard (Trainer Christian Zschache / Jockey Michael Cadeddu, GAG 72 kg): Bei drei Starts noch sieglos, zuletzt rund zehn Längen Vierter hinter Parviz im Derby-Trial von Hannover. Nach den bisherigen Formen chancenlos.

19. Sternkranz (Trainer Markus Klug / Jockey Sibylle Vogt, GAG 69.5 kg): Der Kamsin-Sohn qualifizierte sich am Union-Tag durch einen Kampferfolg gegen So Tough für das Derby. Davor lief er jeweils ordentlich gegen die heutigen Gegner Sargas und Rosenpurpur, hatte aber keine Chance gegen die beiden. Muss die bisherigen Formen schon deutlich steigern, um hier etwas zu erreichen. Der Ritt ist eine gute Chance für Jockey Sibylle Vogt.

Urteil
Die Liste der Siegkandidaten ist so lang wie schon lange nicht mehr. Colomano ist der logische Favorit, es folgen Windstoß, Langtang, Warring States, Northsea Star und Parviz. Letzterer ist das Pferd mit dem größten Potenzial nach oben und damit der logische Tipp. Dazu hat der Kolumnist noch eine kleine Wette auf Rosenpurpur laufen: Dieser muss sich zwar steigern, aber galoppierte immer wie ein Pferd, das nach der Derby-Distanz quasi „schreit“.