Freitag, 18. März 2011
Long Run stoppt die Legenden Denman und Kauto Star
Nirgendwo werden Sieger frenetischer gefeiert, nirgendwo sind die Rennen spannender im Galopprennsport: Letzter Tag des Cheltenham Festivals, Teil 4 im jährlichen März-Wahn. Höhepunkt des vierten Tages ist natürlich der Cheltenham Gold Cup. Und was Kollege Dave Ord von Sporting Life kann, kann diese Kolumne schon lange: Liveblog aus Cheltenham. Wobei wir im Gegensatz zu Dave nicht vor Ort sind, sondern zuhause vor dem PC sitzen und die Racing UK-Übertragung verfolgen. Was auch ganz lustig ist. Ab 14:10 geht es los.

14:15: Es geht los mit der Triumph Hurdle, 23 Nachwuchs-Hürdler, allesamt noch nicht voll erkannt und das erste Wett-Minenfeld des Tages. Die führenden englischen Trainer sind quantitativ und auch qualitativ stark vertreten: Nicky Henderson sattelt drei Starter, Paul Nicholls auch. Besonders das Henderson-Team hofft auf den heutigen Tag und ist bereits im ersten Rennen mit Grandouet und A Media Luz stark vertreten. Nicholls hält unter anderem mit Sam Winner und Zarkandar dagegen. Interessant aus deutscher Sicht ist Local Hero: Der Lomitas-Sohn aus der Lolli Pop ist ein Halbbruder zum St. Leger-Sieger Liquido.
Gut gewettet wird der irische Gast Unaccompanied. Ich entscheide mich für Smad Place aus dem Alan King-Stall, auch wenn die Strecke etwas kurz sein könnte. Wer einen Aussenseiter möchte: Tim Vaughan, dessen Pferde bislang beim Festival gut in Form liefen, schwärmt von Architrave. "Very fit" sagt der Racing UK-Experte Jonathan Neeson.

14:40: Wenn es ein Jockey verdient hat, endlich sein erstes Rennes in Cheltenham zu gewinnen, dann ist das Daryl Jacob. Am Mittwoch noch knapp gescheitert mit Rock on Ruby, hat er es jetzt endlich geschafft: Zarkandar aus dem Nicholls-Stall triumphiert mit Jacob in der Triumph Hurdle und zeigte großen Speed. Zarkandar ist übrigen ein Bruder der großen Zarkava. Auf den Sieger hätte ich eigentlich kommen können.
Jacob bedankt sich im übrigen nach dem Rennen bei fast jedem, den er kennt. Nirgendwo sind eben die Erfolge schöner als in Cheltenham. Das auffälligste Rennen lief im übrigen Sam Winner. Lange Letzter, stürmte er den Berg quasi hoch und wurde noch Dritter.

14:55: Das nächste „Minenfeld“ folgt: Die Vincent O’Brien Country Hurdle. Ungefährt zehn Pferde habe ich beim ersten Blick angestrichen. Dirar aus dem Stall von Gordon Elliott-Stall ist mein Tipp, verständlich bei der Elliott-Form bislang. Sein anderer Starter Grey Soldier ist der Pricewise-Tipp der Racing Post. Zudem habe ich noch Ski Sunday auf meine Liste – auch weil ein ganzer Ort mit dem Wallach mifiebert.
Und ich versuche es noch mal Get me out of here – in diesem Jahr noch völlig außer Form, aber nach Bestform durchaus möglich. Skis Sunday Trainerin Lawney Hill will im übrigen mit Diet-Coke feiern.

15:15: Walsh oder Mc Coy – auf den letzten Metern hat er es geschafft, der Ruby Walsh mit Final Approach gegen meine Wette Get me out of here mit Tony Mc Coy. Und damit zahlte sich das Gamble auf Get me out of here leider nicht aus. Meine anderen Tipps liefen nicht schlecht, aber es war ein echtes Drama. Fantastischer Stoff und das irische Kontingent darf wieder feiern…

15:20: Siegreiter Ruby Walsh gerade im Interview mit Stuart Machin. "Good stuff" ist das einzige, was ich beim Akzent von Walsh verstehe. Trainer Willie Mullins dachte, sein Pferd wäre im Fotofinish geschlagen. "Er ist wirklich ein professionelles Rennpferd", so Mullins.

15:30: Wird es endlich der erste Sieg für Trainer Nicky Henderson beim diesjährigen Festival? Seine Pferde laufen ja nicht schlecht, aber das letzte Glück fehlt. Jetzt sattelt er den Favoriten Bobs Worth in der Albert Bartlett Novices Hurdle über lange drei Meilen. Ich halte mit Kilcrea Kim dagegen. Der Besitzer von Außenseiter Our Island hat übrigens ein „gutes Gefühl“ im Magen.

15:50: Es ist vollbracht. Endlich der erste Sieg bei Cheltenham 2011 für Nicky Henderson. „Er machte es in sehr gutem Stil“, sagt RUK-Experte Neesen über den Favoriten Bobs Worth. Und Nicky Henderson, der alte Routinier, ist richtig erleichtert, es wirkt, als wenn er Tränen in den Augen hätte. Sein Mitgefühl gilt seinem Besitzer Michael Buckley, dessen Pferd Mossley Zweiter wurde. Diesen Platz belegte er schon mit Spirit Star am Dienstag, gestern verlor er seinen guten Handicapper Lush Laces. Meinem Tipp Kilcrea Kim fehlte dann doch das letzte Stehvermögen für die drei Meilen.

16:05: Der Countdown zum Gold Cup läuft, das Rennen habe ich schon im Vorfeld eingehend analysiert. Imperial Commander und Long Run teilen sich die Favoritenrolle am Toto. „Denman sieht gut, aber nicht außergewöhnlich, aus“, sagt RUK-Interviewer Machin über meinen Tipp. Na ja, gut reicht vollkommen. Mein Champion des Herzen wäre Midnight Chase, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass er von der Spitze erfolgreich ist. Zudem fehlt Dougie Costello im Sattel, der sich am Montag vor dem Festival in Stratford verletzte und einige gute Chancen verpasst. Die Iren wetten alle Kempes aus dem Mullins-Stall.
Long Run hat gerade die Favoritenrolle übernommen, Denmans Quote fällt. Kauto Star sieht fantastisch aus.

16:30: Der Nachwuchs hat zugeschlagen: Long Run mit Amateur Sam Waley-Cohen hat den Gold Cup gewonnen. „Unbeatable“ sagt RUK-Analyst Neesen. Es war ein grandioses Rennen, auch wenn ich wieder nur Zweiter war. Denman und Kauto Star, der Zweite und Dritte, werden frenetisch gefeiert. Besonders Denman lief ein großes Rennen, zwischendurch sah es so aus, als wenn die alte Garde es machen würde und Denman triumphierte, bis Long Run erschien. Dennoch ein ganz exzellenter Ritt von Sam Thomas auf Denman. Keine Ahnung, warum Thomas zuletzt so in Ungnade gefallen ist. „Unglaublich“, sagt Siegritter Waley-Cohen. Sein Vater, der Besitzer von Long Run, ist heiser. Er ist „some machine“, sagt RUKs Nick Fox, über den Sieger. Was für ein Rennen, ich hatte hinterher bei den Bildern Tränen in den Augen…

16:45: Paul Nicholls gerade im Interview. Die Plätze 2, 3 und 4 (auch What a Friend lief sehr gut) für den Trainer - und er ist sehr stolz auf seine alte Garde. Und auch Alex Ferguson, Manchester United-Manager und Besitzer von What a Friend, ist stolz. "Es ist eine fantastische Atmosphäre", sagt der Meister. Midnight Chase lief ein gutes Rennen, aber er war einfach nicht gut genug.
Nur im Stall von Trainer Twiston Davies dürfte man enttäuscht sein: Titelverteidiger Imperial Commander hatte keine Chance, kam lahm aus dem Rennen.

17:00: Es geht weiter nach diesem Highlight. Die Foxhunter Chase, der Gold Cup quasi für die Amateure, steht auf dem Programm. 24 Pferde – und ich habe keine Ahnung, wer gewinnt. Ich mache mal eine Wettpause, vier Tage Cheltenham fordern ihren Tribut. Bekannte Namen sind im Feld. Zum Beispiel Amicelli, 2008-Sieger, inzwischen 12 Jahre und früher einmal trainiert von Andreas Wöhler in Deutschland.

17:10: Ein Tag zum Vergessen für den Stall von Nigel Twiston-Davies. Erst floppt Imperial Comander und dann stürzt auch noch der führende Baby Run am vorletzten Hindernis. Wahrscheinlich hätte er gewonnen, so siegte der 340:10-Schuss Zemsky. Im Sattel der überragende Amateur Derek O’Connor, ständiger Reiter von Dunguib und beim diesjährigen Festival schon erfolgreich mit Chicago Grey. Amicelli spielte nie eine Rolle, stand aber auch 670.

17:30: Es wird endlich Zeit für den ersten Mc Manus-Erfolg bei diesem Festival. Qaspal trägt die bekannten grün-orangen Farben, kommt zwar aus einer Pause, hatte vorher aber sehr gute Formen. Natürlich möchte der Pipe-Stall das nach Martin Pipe benannte Rennen für Nachwuchsjockeys gewinnen und Shoegazer sollte eine gute Chance haben. Aber auch hier gilt: Es ist ein verdammt schwieriges Rennen. Mein Lieblings-Azubi David Bass reitet Außenseiter First Point.

17:50: Wieder Irland und wieder Mullins: Sir des Champs kam aus fast aussichtsloser Position angeflogen und verdarb wieder einem Donald Mc Cain-Pferd, Son of Flicka, die Party. Dann gab es noch den „Vater und Mutter eines Sturzes“ (Nick Luck) von Shalone, hoffentlich sind Pferd und Jockey ok. Qaspal kam nie von hinten weg.

18:00: Ein Rennen haben wir noch und dann ist auch dieses Cheltenham-Festival Geschichte. Zeit für eine persönliche Wettbilanz: Die ersten zwei Tage waren ganz hervorragend. Vier Sieger am Dienstag und Mittwoch sorgten für ein Plus. Der Donnerstag war wie immer mies und heute reichte es bislang nur zu maximal zweiten Plätzen. Allerdings war der Gold Cup ein echtes Highlight und mich wundert es immer noch, dass kein Nachbar sich beschwert hat. Denn Denman habe ich richtig laut angefeuert.
Im Johnny Henderson Grand Annual hoffe ich auf Jockey David Bass, der - wenn ich ihn gespielt habe - nie im Stich gelassen hat. Er reitet Anquetta für seinen Chef Nicki Henderson, nach dessen Vater das Rennen benannt ist. Come on, Anquetta. Gute Nachricht aus dem Vorrennen: Shalone und Reiter Charlie Huxley sind in Ordnung.

18:25: Selbst Besitzer Terry Warner war überrascht: 410:10-Schuss Oiseau de Nuit gewann vor Askthemaster (670:10) und Leo's Lucky Star (210:10). "Schön für die Tizzards" sagt Nick Luck. Und hat Recht: Zwei gute Pferde haben sie in diesem Jahr verloren, Cue Card war als hochgehandelter Favorit nur Vierter im Supreme Novices. So ist das im Pferderennen: Glück und Pech liegen nah beieinander.
Und wenn ein Jockey wie Nachswuchsmann Steven Clements sein erstes Rennen des Festivals gewinnt, dann ähneln Interviews fast Ansprachen einer Oscar-Verleihung. Ein freudestrahlender Clements dankte allen, die er kennt. Anquetta lag übrigens lange gut im Rennen.



Montag, 14. März 2011
Last Hurrah für Denman
Irgendwie fehlt mir nach den traurigen Vorkommnisse in Japan etwas die Vorfreude auf den üblichen März-Wahn des morgen beginnenden Cheltenham-Festivals. Nichtsdestotrotz gibt es hier die Vorschau auf den Cheltenham Gold Cup, den Höhepunkt des Festivals am Freitag. Einer fehlt leider: Diamond Harry, Gewinner des Hennessy Gold Cups und lange Zeit einer der führenden Kandidaten im Wettmarkt. Eine Verletzung stoppte den Schützling von Trainer Evan Williams. Eine Analyse der chancenreichsten Starter.

Denman: Eines der Pferde, das in den letzten Jahren die englische Toprennen über die großen Sprünge maßgeblich geprägt hat. Seine größte Stunde hatte Denman zweifellos im März 2008, als er den Gold Cup beeindruckend gewann. Später war der Presenting-Sohn so schwer verletzt , dass es fast schon ein Wunder ist, dass er überhaupt wieder eine Rennbahn betrat. Im letzten Jahr (wie im Jahr zuvor) Zweiter im Gold Cup, der letzte Start war ein guter dritter Rang im Hennessy Gold Cup hinter Diamond Harry, der ihn zwar deutlich besiegte, aber auch deutlich günstiger im Gewicht stand. Danach unterzog sich der Presenting-Sohn einer leichten Gaumenoperation. Diese verlief gut, nach Aussage von Trainer Paul Nicholls ist Denman wieder fit und enthusiastisch. Die entscheidende Frage dürfte sein: Wie gut ist der 11jährige noch?


Der berühmteste Schimmel aller Zeiten: Desert Orchid kämpft sich zum Sieg im Gold Cup 1989.

Imperial Commander: Im letzten Jahr sprachen alle nur vom großen Zweikampf zwischen den Stallgefährten Denman und Kauto Star – sehr zum Leidwesen von Nigel Twiston-Davies, dem Trainer von Imperial Commander. Der Wallach gab die Antwort auf dem grünen Turf und gewann überzeugend zu lukrativen Odds. Imperial Commander mag die Bahn in Cheltenham, läuft dort fast immer gut. Die leichten Zweifel am Stehvermögen sind spätestens seit 2010 Geschichte. Da verwundert es nicht, dass er in diesem Jahr den Wettmarkt anführt. Im November gab es beim einzigen Saisonstart einem standesgemäßer Erfolg in der Betfair Chase in Haydock, auch wenn Tidal Bay noch nah anrauschte. Danach sollte er im nachterminierten King George in Kempton noch einmal starten, doch das klappte aus technischen Gründen nicht. Twiston-Davies ist allerdings zuversichtlich, dass der Wallach seinen Vorjahreserfolg wiederholt.

Kauto Star: Was für eine Bilanz: Vierfacher Gewinner der King George Chase, zweifacher Triumphator im Cheltenham Gold Cup – der Wallach mit der markanten Blesse zählt jetzt schon zu den Größten im englischen National Hunt-Sport. 2010 war er der hohe Favorit im Gold Cup, ein fürchterllicher Sturz am am 15. Hindernis stoppte ihn. Zum Glück überstand der 11jährige den Sturz ohne große Blessuren und gewann sein Jahresdebüt in Down Royal. Zuletzt enttäuschte er aber im King George, war dort chancenlos gegen Long Run. Die Frage ist ähnlich wie beim Stallgefährten Denman: Was hat er noch von seinem altem Leistungsvermögen?

Kempes: Der Wallach, der den Namen des großen Mario Kempes trägt, hat noch eine
Option für die Ryanair Chase
am Festival-Donnerstag. Kempes überzeugte bei seinem Sieg auf allerdings schwerem Boden im irischen Hennessy Gold Cup, davor gewann er unter anderem die Growise Champion Novice Chase während des Punchestown-Festivals. Das Pferd aus dem irischen Championtrainer-Stall von Willie Mullins lief erst einmal außerhalb der grünen Insel. 2009 war das, das Ergebnis war Platz 12 in der Supreme Novices Hurdle.

Long Run: Noch nie hat Nicky Henderson in seiner langen und erfolgreichen Trainer-Karriere den Cheltenham Gold Cup gewonnen. Das soll sich ändern: Long Run, sagt er, sei quasi beste Chance, diesen Makel zu tilgen. Mit sechs Jahren ist der Wallach quasi die jugendliche Alternative zu den „älteren Herren“ Imperial Commander, Kauto Star und Denman. Derzeit liegt er im Wettmarkt gemeinsam mit Kauto Star an Rang 2, verantwortlich ist sein imposanter Erfolg in den King George Chase, als er den Stallgefährten Kings Theatre und eben diesen Kauto Star deutlich hinter sich ließ. Manche Experten zweifeln aber, ob sein Stehvermögen für Cheltenham reicht. Zweimal war er dort Dritter und besonders in der RSA Chase 2010 zeigte er deutlich, dass ihm der Weg vielleicht doch etwas lang war. Man kann allerdings davon ausgehen, dass sich Long Run in diesem Jahr noch einmal deutlich gesteigert hat.

Midnight Chase: Einer der Entdeckungen der Frühsaison, vier Siege in Serie, davon dreimal in Cheltenham. Der Wallach ist ein excellenter Springer, der ein sehr gutes Tempo gehen kann. Mit Dougie Costello reitet ihn ein Jockey, der mit ihm hervorragend harmoniert. Aber so gut die Erfolge auch aussahen: Das waren Handicaps, auf Gegner dieser Klasse traf er noch nie. Zudem haben die von Midnight Chase geschlagenen Pferde die Formen so recht nicht bestätigt.

Pandorama: Fünf Starts über die Jagdsprünge, vier Erfolge. Auf dem Papier der führende irische Kandidat und mit Sicherheit noch nicht am Ende seines Leistungsvermögens. Den einzigen Flop gab es allerdings im Hennessy Gold Cup in Newbury, als er nie ins Rennen fand, ganz schlecht sprang, zudem behindert wurde und frühzeitig angehalten wurde. Alle seine Erfolge waren zudem auf weichem oder schweren Boden, den er in Cheltenham nicht antreffen wird.

Tidal Bay: Je älter er wird, desto länger werden die Distanzen, über die Tidal Bay läuft. 2008 gewann er einst den Arkle über zwei Meilen und nachdem Trainer Howard Johnson es im vergangenen Jahr im Hürdenmarathon versuchte, geht es jetzt in den Gold Cup. Kommt gerne spät, lief unter anderem im November in Haydock als Zweiter ein sehr gutes Rennen hinter Imperial Commander. Ein interessanter Kandidat zumindest für ein Platzgeld.

Urteil
Die alte Garde schlägt noch einmal zu. Viel liegt nicht zwischen Imperial Copmmander, Kauto Star und Denman. Ich entscheide mich für meinen alten Favoriten Denman, weil er die höchste Quote verspricht.

Die Quoten



Mittwoch, 9. März 2011
Schalke wie es singt und lacht
Was für eine Posse mal wieder auf Schalke! Da steht der Ruhrgebietsverein heute Abend in der Champions League vor einem der wichtigsten Spiele der Saison – und just am Morgen des Rückspiels gegen Valencia vermelden die Zeitungen der WAZ-Gruppe (WAZ, NRZ, Westfälische Rundschau, Westfalenpost) das Aus von Trainer Felix Magath zum Saisonende. Guter Stil sieht anders aus, zumal Magath am Vormittag von der Geschichte laut kicker noch gar nichts wusste. Auch von offizieller Schalker Seite gibt es bislang noch kein Statement.
„Spätestens zum Saisonende wird für Magath die Mission Schalke beendet sein“, schrieben die WAZ-Blätter am Morgen und berufen sich auf sichere Quellen. „Die Entscheidungsgremien trauen dem 57-Jährigen nicht mehr zu, seinen Masterplan, der den Gewinn der Meisterschaft bis spätestens zum Ablauf seines Vertrages im Jahr 2013 vorsah, in die Tat umzusetzen.“ Magaths Führungsstil, der auf Allmacht und Autorität basiert, schlug einen tiefen Riss in den Klub, heißt es weiter im Text.
„Fanvertreter sehen Magath als Symptom der Schalker Krise“, lautet die Überschrift eines weiteren Textes auf der westen, dem Internetportal der WAZ-Gruppe. Zitiert wird dort Artur Saager vom Schalker Fanclub-Verband. „Ihre (die Fans) Proteste gegen die kraftlosen Auftritte der Mannschaft, ihre Warnungen, Magath zerstöre mit seiner ausufernden Transferpolitik die Identifikation der Fans mit dem Verein, und ihre Rufe gegen einen Trainer Magath, den viele Fans als allmächtig und autoritär, manchmal sogar als arrogant den eigenen Anhängern gegenüber wahrnahmen – sie wurden kaum gehört. „Irgendwann bist du als Fan hilflos“, sagt Saager.
Interessant sind die Kommentare zu beiden Texten. Geschätzte 90 Prozent der Schreiber plädieren für Magath und distanzieren sich von ihren Fanvertretern. Das verspricht einen explosiven Champions League-Abend. Mal schauen, ob sich der Riss, der durch die Schalker Fangemeinde geht, auf den Rängen widerspiegelt.

Karimi und Charisteas
Abgesehen vom Zeitpunkt der Verkündung ist der Magath-Rausschmiss zum Saisonende durchaus verständlich. Zwar steht Königsblau im Finale des DFB-Pokals und hat gute Chancen, das Viertelfinale der Champions League zu erreichen. In der Bundesliga enttäuschte das Team allerdings und ohne den überragenden Torhüter Manuel Neuer würde Schalke noch tiefer in der Tabelle stehen.
Hinzu kommt Magaths Transferpolitik: Die Verpflichtungen beispielsweise von Charisteas und Karimi, die bislang sportlich keine Rolle spielen, sehen eher nach Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen für alt gediente Profis aus. In Schalke schaut man neidisch zum Erzrivalen Dortmund, der in dieser Saison mit einer jungen Mannschaft die Maßstäbe in der Bundesliga setzt.
Nicht nachvollziehbar ist allerdings die Kritik am Führungsstil von Felix Magath. Besonders von Seiten der Offiziellen: Denn Magath war immer autoritär und allmächtig. Das wussten die Schalker Verantwortlichen um Clemens Tönnies. Und so einen Trainer wollten sie ja auch als Nachfolger des eher weichen Fred Rutten.
Mit seinem Stil hatte Magath großen Erfolg – auch im letzten Jahr auf Schalke, als das Team völlig überraschend Vizemeister wurde. „Vereinsschädigend“ kommentiert die Welt und bezeichnet das Verhalten der Schalker Führungsspitze als lächerlich.

Nachtrag: Noch ein aufschlussreicher Artikel zum Thema Schalke und Magath, diesmal aus der Süddeutschen Zeitung. Rehhagel ante portas, würde der Lateiner sagen.