Last Hurrah für Denman
Irgendwie fehlt mir nach den traurigen Vorkommnisse in Japan etwas die Vorfreude auf den üblichen März-Wahn des morgen beginnenden Cheltenham-Festivals. Nichtsdestotrotz gibt es hier die Vorschau auf den Cheltenham Gold Cup, den Höhepunkt des Festivals am Freitag. Einer fehlt leider: Diamond Harry, Gewinner des Hennessy Gold Cups und lange Zeit einer der führenden Kandidaten im Wettmarkt. Eine Verletzung stoppte den Schützling von Trainer Evan Williams. Eine Analyse der chancenreichsten Starter.

Denman: Eines der Pferde, das in den letzten Jahren die englische Toprennen über die großen Sprünge maßgeblich geprägt hat. Seine größte Stunde hatte Denman zweifellos im März 2008, als er den Gold Cup beeindruckend gewann. Später war der Presenting-Sohn so schwer verletzt , dass es fast schon ein Wunder ist, dass er überhaupt wieder eine Rennbahn betrat. Im letzten Jahr (wie im Jahr zuvor) Zweiter im Gold Cup, der letzte Start war ein guter dritter Rang im Hennessy Gold Cup hinter Diamond Harry, der ihn zwar deutlich besiegte, aber auch deutlich günstiger im Gewicht stand. Danach unterzog sich der Presenting-Sohn einer leichten Gaumenoperation. Diese verlief gut, nach Aussage von Trainer Paul Nicholls ist Denman wieder fit und enthusiastisch. Die entscheidende Frage dürfte sein: Wie gut ist der 11jährige noch?


Der berühmteste Schimmel aller Zeiten: Desert Orchid kämpft sich zum Sieg im Gold Cup 1989.

Imperial Commander: Im letzten Jahr sprachen alle nur vom großen Zweikampf zwischen den Stallgefährten Denman und Kauto Star – sehr zum Leidwesen von Nigel Twiston-Davies, dem Trainer von Imperial Commander. Der Wallach gab die Antwort auf dem grünen Turf und gewann überzeugend zu lukrativen Odds. Imperial Commander mag die Bahn in Cheltenham, läuft dort fast immer gut. Die leichten Zweifel am Stehvermögen sind spätestens seit 2010 Geschichte. Da verwundert es nicht, dass er in diesem Jahr den Wettmarkt anführt. Im November gab es beim einzigen Saisonstart einem standesgemäßer Erfolg in der Betfair Chase in Haydock, auch wenn Tidal Bay noch nah anrauschte. Danach sollte er im nachterminierten King George in Kempton noch einmal starten, doch das klappte aus technischen Gründen nicht. Twiston-Davies ist allerdings zuversichtlich, dass der Wallach seinen Vorjahreserfolg wiederholt.

Kauto Star: Was für eine Bilanz: Vierfacher Gewinner der King George Chase, zweifacher Triumphator im Cheltenham Gold Cup – der Wallach mit der markanten Blesse zählt jetzt schon zu den Größten im englischen National Hunt-Sport. 2010 war er der hohe Favorit im Gold Cup, ein fürchterllicher Sturz am am 15. Hindernis stoppte ihn. Zum Glück überstand der 11jährige den Sturz ohne große Blessuren und gewann sein Jahresdebüt in Down Royal. Zuletzt enttäuschte er aber im King George, war dort chancenlos gegen Long Run. Die Frage ist ähnlich wie beim Stallgefährten Denman: Was hat er noch von seinem altem Leistungsvermögen?

Kempes: Der Wallach, der den Namen des großen Mario Kempes trägt, hat noch eine
Option für die Ryanair Chase
am Festival-Donnerstag. Kempes überzeugte bei seinem Sieg auf allerdings schwerem Boden im irischen Hennessy Gold Cup, davor gewann er unter anderem die Growise Champion Novice Chase während des Punchestown-Festivals. Das Pferd aus dem irischen Championtrainer-Stall von Willie Mullins lief erst einmal außerhalb der grünen Insel. 2009 war das, das Ergebnis war Platz 12 in der Supreme Novices Hurdle.

Long Run: Noch nie hat Nicky Henderson in seiner langen und erfolgreichen Trainer-Karriere den Cheltenham Gold Cup gewonnen. Das soll sich ändern: Long Run, sagt er, sei quasi beste Chance, diesen Makel zu tilgen. Mit sechs Jahren ist der Wallach quasi die jugendliche Alternative zu den „älteren Herren“ Imperial Commander, Kauto Star und Denman. Derzeit liegt er im Wettmarkt gemeinsam mit Kauto Star an Rang 2, verantwortlich ist sein imposanter Erfolg in den King George Chase, als er den Stallgefährten Kings Theatre und eben diesen Kauto Star deutlich hinter sich ließ. Manche Experten zweifeln aber, ob sein Stehvermögen für Cheltenham reicht. Zweimal war er dort Dritter und besonders in der RSA Chase 2010 zeigte er deutlich, dass ihm der Weg vielleicht doch etwas lang war. Man kann allerdings davon ausgehen, dass sich Long Run in diesem Jahr noch einmal deutlich gesteigert hat.

Midnight Chase: Einer der Entdeckungen der Frühsaison, vier Siege in Serie, davon dreimal in Cheltenham. Der Wallach ist ein excellenter Springer, der ein sehr gutes Tempo gehen kann. Mit Dougie Costello reitet ihn ein Jockey, der mit ihm hervorragend harmoniert. Aber so gut die Erfolge auch aussahen: Das waren Handicaps, auf Gegner dieser Klasse traf er noch nie. Zudem haben die von Midnight Chase geschlagenen Pferde die Formen so recht nicht bestätigt.

Pandorama: Fünf Starts über die Jagdsprünge, vier Erfolge. Auf dem Papier der führende irische Kandidat und mit Sicherheit noch nicht am Ende seines Leistungsvermögens. Den einzigen Flop gab es allerdings im Hennessy Gold Cup in Newbury, als er nie ins Rennen fand, ganz schlecht sprang, zudem behindert wurde und frühzeitig angehalten wurde. Alle seine Erfolge waren zudem auf weichem oder schweren Boden, den er in Cheltenham nicht antreffen wird.

Tidal Bay: Je älter er wird, desto länger werden die Distanzen, über die Tidal Bay läuft. 2008 gewann er einst den Arkle über zwei Meilen und nachdem Trainer Howard Johnson es im vergangenen Jahr im Hürdenmarathon versuchte, geht es jetzt in den Gold Cup. Kommt gerne spät, lief unter anderem im November in Haydock als Zweiter ein sehr gutes Rennen hinter Imperial Commander. Ein interessanter Kandidat zumindest für ein Platzgeld.

Urteil
Die alte Garde schlägt noch einmal zu. Viel liegt nicht zwischen Imperial Copmmander, Kauto Star und Denman. Ich entscheide mich für meinen alten Favoriten Denman, weil er die höchste Quote verspricht.

Die Quoten