Schalke wie es singt und lacht
Was für eine Posse mal wieder auf Schalke! Da steht der Ruhrgebietsverein heute Abend in der Champions League vor einem der wichtigsten Spiele der Saison – und just am Morgen des Rückspiels gegen Valencia vermelden die Zeitungen der WAZ-Gruppe (WAZ, NRZ, Westfälische Rundschau, Westfalenpost) das Aus von Trainer Felix Magath zum Saisonende. Guter Stil sieht anders aus, zumal Magath am Vormittag von der Geschichte laut kicker noch gar nichts wusste. Auch von offizieller Schalker Seite gibt es bislang noch kein Statement.
„Spätestens zum Saisonende wird für Magath die Mission Schalke beendet sein“, schrieben die WAZ-Blätter am Morgen und berufen sich auf sichere Quellen. „Die Entscheidungsgremien trauen dem 57-Jährigen nicht mehr zu, seinen Masterplan, der den Gewinn der Meisterschaft bis spätestens zum Ablauf seines Vertrages im Jahr 2013 vorsah, in die Tat umzusetzen.“ Magaths Führungsstil, der auf Allmacht und Autorität basiert, schlug einen tiefen Riss in den Klub, heißt es weiter im Text.
„Fanvertreter sehen Magath als Symptom der Schalker Krise“, lautet die Überschrift eines weiteren Textes auf der westen, dem Internetportal der WAZ-Gruppe. Zitiert wird dort Artur Saager vom Schalker Fanclub-Verband. „Ihre (die Fans) Proteste gegen die kraftlosen Auftritte der Mannschaft, ihre Warnungen, Magath zerstöre mit seiner ausufernden Transferpolitik die Identifikation der Fans mit dem Verein, und ihre Rufe gegen einen Trainer Magath, den viele Fans als allmächtig und autoritär, manchmal sogar als arrogant den eigenen Anhängern gegenüber wahrnahmen – sie wurden kaum gehört. „Irgendwann bist du als Fan hilflos“, sagt Saager.
Interessant sind die Kommentare zu beiden Texten. Geschätzte 90 Prozent der Schreiber plädieren für Magath und distanzieren sich von ihren Fanvertretern. Das verspricht einen explosiven Champions League-Abend. Mal schauen, ob sich der Riss, der durch die Schalker Fangemeinde geht, auf den Rängen widerspiegelt.

Karimi und Charisteas
Abgesehen vom Zeitpunkt der Verkündung ist der Magath-Rausschmiss zum Saisonende durchaus verständlich. Zwar steht Königsblau im Finale des DFB-Pokals und hat gute Chancen, das Viertelfinale der Champions League zu erreichen. In der Bundesliga enttäuschte das Team allerdings und ohne den überragenden Torhüter Manuel Neuer würde Schalke noch tiefer in der Tabelle stehen.
Hinzu kommt Magaths Transferpolitik: Die Verpflichtungen beispielsweise von Charisteas und Karimi, die bislang sportlich keine Rolle spielen, sehen eher nach Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen für alt gediente Profis aus. In Schalke schaut man neidisch zum Erzrivalen Dortmund, der in dieser Saison mit einer jungen Mannschaft die Maßstäbe in der Bundesliga setzt.
Nicht nachvollziehbar ist allerdings die Kritik am Führungsstil von Felix Magath. Besonders von Seiten der Offiziellen: Denn Magath war immer autoritär und allmächtig. Das wussten die Schalker Verantwortlichen um Clemens Tönnies. Und so einen Trainer wollten sie ja auch als Nachfolger des eher weichen Fred Rutten.
Mit seinem Stil hatte Magath großen Erfolg – auch im letzten Jahr auf Schalke, als das Team völlig überraschend Vizemeister wurde. „Vereinsschädigend“ kommentiert die Welt und bezeichnet das Verhalten der Schalker Führungsspitze als lächerlich.

Nachtrag: Noch ein aufschlussreicher Artikel zum Thema Schalke und Magath, diesmal aus der Süddeutschen Zeitung. Rehhagel ante portas, würde der Lateiner sagen.