Dienstag, 25. Februar 2014
Wenn der neue Trainer Flügel verleiht
Die großen Mysterien des Fußballs: Zum Beispiel, warum Mannschaften nach einem Trainerwechsel auf einmal Spiele gegen offenbar übermächtige Gegner gewinnen.
Jüngstes Beispiel ist der Hamburger SV. Der abstiegsbedrohte Bundesliga-Dino triumphierte am Samstag mit 3:0 gegen Borussia Dortmund. Gegen diese Borussia, die zuletzt vier Mal in Serie siegte, dabei spielerisch durchaus überzeugte und die deutlich stärkere Mannschaft stellt. Abstiegsangst traf Champions League-Ambition.
Ausgerechnet der HSV: Mirko Slomka ist der dritte Trainer des Traditionsvereines in dieser Saison. Unter seinem Vorgänger Bert van Marwijk hatte die Mannschaft acht mal in Serie verloren und dabei den Eindruck erweckt, dass diese Spieler die größte Ansammlung von Trotteln sind, die jemals das HSV-Trikot getragen haben. Eine Mannschaft, die zuletzt in der Bundsliga mehrfach regelrecht gedemütigt wurde. Eine Truppe, die zum Gespött der Liga wurde.
„Manchmal gibt es Dinge, die man nicht erklären kann“, sagte Bruno Labbadia, als ich zufällig am Sonntag beim unsäglichen Doppelpass bei Sport 1 landete. Wir versuchen es dennoch.

Hörner
„Wir haben gewisse Dinge klar analysiert und vor allem bei den schlechten Laufwerten angesetzt“, sagte Torhüter Rene Adler im kicker-Interview. „Wir hatten in jedem Training Vollgas, waren danach richtig kaputt, aber wir hatten auch Spaß an der Arbeit, am Laufen.“ Und man habe sich der Angst gestellt nach der Niederlagenserie, habe sie „bei den Hörnern“ gepackt.
Na ja, an der Laufleistung kann es nicht gelegen haben. Da war Borussia Dortmund mit gesamt 116,2 km Teamlaufleistung vorne gegenüber den Hamburgern mit 114,6 km Teamlaufleistung (Quelle kicker opta).
Natürlich hatte Slomka die Mannschaft umgebaut. Auf einmal standen Leute auf dem Platz, die unter van Marwijk keine Chance mehr hatten und eigentlich schon als ausgemustert galten. Doch Slomka vertraute den Innenverteidigern Johan Djourou und Slobodan Rajkovic sowie den Mittelfeldspielern Tomas Rincon und Petr Jiracek. Mit Erfolg: Die Mannschaft wirkte stabiler, der tschechische Nationalspieler Jiracek zählte zu den Torschützen.
„Der HSV wollte den Sieg mehr als der Gegner, fightete beseelt und gewann trotz eines Dortmunder Chancenplus verdient“, analysierte das Fachblatt kicker.
Selten habe ich BVB-Trainer Jürgen Klopp so sauer gesehen wie bei dieser Begegnung. „Es gibt diesen alten Spruch: Ein gutes Pferd springt nur so hoch, wie es muss“, erklärte der Erfolgstrainer. „Den hasse ich wie nichts anderes. Ich finde, ein Pferd hat so hoch zu springen, wie es kann. Wir haben heute geguckt, wie hoch wir springen müssen. Und als wir festgestellt haben, dass es nicht so hoch ist, waren wir im Hintertreffen.“
Borussia fand überhaupt keine Einstellung zu Spiel und Gegner. Das wurde an diesem Tag bestraft.
Und nicht immer kehren neue Besen gut. Zweitligist Energie Cottbus hat am Montag Trainer Stephan Schmidt entlassen. Schmidt hatte Anfang November Rudi Bommer abgelöst. Seine Bilanz ist niederschmetternd: Neun Spiele, acht Niederlagen, ein Unentschieden, null Siege. Der ehemalige Bundesligist Cottbus liegt abgeschlagen auf dem letzten Platz.