Mittwoch, 12. Mai 2010
Von Weidenfeller bis Dede - die BVB-Spielerbilanz Teil 1
„Europapokal“ tönte es schon seit Wochen von der Südtribüne. Die Zuschauer im Dortmunder Westfalenstadion dürfen sich in der nächsten Spielzeit wieder auf internationalen Fußball freuen. 57 Punkte reichten diesmal für Borussia Dortmund zu Platz 5 in der Bundesliga und damit qualifizierte sich der BVB für die Europa League.
Es hätte durchaus noch etwas mehr sein können. Ich teile allerdings auch die Meinung, dass die Champions League für das junge Team mit seinen begrenzten personellen Ressourcen noch etwas zu früh kommt.
Nichtsdestotrotz war es eine gute Spielzeit. Auch wenn Borussia zuletzt etwas schwächelte, setzte sich der Aufwärtstrend der Saison 2008/2009 fort. Ich kann mich an kein BVB-Team der letzten 30 Jahre erinnern, das soviel Kredit beim Dortmunder Publikum besitzt.
Daran hat Trainer Jürgen Klopp großen Anteil. Klopp kann sich nicht nur hervorragend in der Öffentlichkeit verkaufen. Er (und sein Trainerteam) sind taktisch voll auf der Höhe, die Mannschaft wirkte topfit und kaufte vielen Gegnern mit ihrer Laufbereitschaft den Schneid ab. Klopp lässt nach vorne spielen, der ängstliche Fußball, den seine Vorgänger vielfach praktizierten, ist Vergangenheit. „Vollgasfußball“ hatte der ehemalige Mainzer bei seinem Amtsantritt 2008 versprochen – und dieses Versprechen hat er gehalten.
Wer waren die Gewinner und Verlierer bei den Spielern? nurpferdeundfussball beginnt mit den Torhütern und Defensivspielern. In Teil 2 bewerten wir dann die Mittelfeldakteure, Teil 3 beschäftigt sich mit den Angreifern.

Roman Weidenfeller (30 Spiele/ kicker-Durchschnittsnote 2,93): In der Rückserie machte Dortmunds Nummer Eins im Tor aus einer befriedigenden eine gute Saison. Herausragend gegen Leverkusen, sehr gut gegen Wolfsburg und Bremen und ansonsten kein schwächeres Spiel – in der Rückserie gewann Weidenfeller Spiele. In der Hinserie spielte er deutlich schwächer. Mit seinen Abschlägen werde ich mich aber nie anfreunden können.

Marc Ziegler (5 Spiele/3,30): Zuverlässiger Weidenfeller-Vertreter. Sehr stark beim Heimsieg gegen den HSV, beim 1:4 gegen seinen alten (und neuen ?) Verein VfB Stuttgart patzte er jedoch.

Patrick Owomoyela (33 Spiele/1 Tor/3,58): An „Uwe“ scheiden sich die Geister im Fanblock. Manchen ist er zu lässig und zu langsam, ich zähle hingegen zur Owomoyela-Fraktion, weil er ein gutes Stellungsspiel hat, sehr ballsicher ist und nach vorne durchaus Akzente setzen kann. In dieser Saison aber mit einigen Aussetzern.

Neven Subotic (34 Spiele/3 Tore/3,46): So gut, wie ihn manche sehen, sehe ich ihn noch nicht. Besonders zum Schluss der Spielzeit schwächelte Subotic etwas – was für einen 21jährigen in seiner zweiten Bundesligasaison völlig in Ordnung ist. Sein Spiel war mir einfach oft zu fehlerhaft. Ich bin gespannt, was er für eine WM für Serbien spielt. Definitiv verbesserungsfähig ist sein Aufbauspiel. Da agiert Subotic viel zu häufig mit langen Bällen.

Mats Hummels (30 Spiele/5 Tore/3,10): Nach seiner Verletzungspause in der letzten Saison der herausragende Dortmunder Abwehrspieler. Sehr konstant, fast ohne schwache Leistungen – Hummels besitzt alle Eigenschaften, die ein moderner Innenverteidiger haben sollte. Zum Glück haben das damals die Bayern-Verantwortlichen nicht erkannt. Und auch Bundestrainer Joachim Löw setzt lieber auf Leute wie Jerome Boateng. Egal – denn Hummels Zeit im DFB-Dress wird kommen. Yogis Ignoranz hat auch Gutes: Er kann sich nicht verletzen und die Barcas, Reals oder Arsenals dieser Welt kaufen ihn nicht weg.

Marcel Schmelzer (28 Spiele/3,46): Nicht nur für Jürgen Klopp die Entdeckung der Saison. Das BVB-Eigengewächs wurde im Laufe der Saison immer selbstbewusster und verdrängte die BVB-Ikone Dede. Schmelzer setzte auch in der Offensive Akzente, stand defensiv gut und harmonierte prächtig mit Kevin Großkreutz.

Felipe Santana (25 Spiele/3,89): Das war nicht die Saison des Brasilianers, der 2008/2009 so überzeugen konnte. Patzte in den ersten Spielen und hatte dann das Pech, das Hummels wiederkam und überragte.

Dede (16 Spiele/3,55): Die letzten zwei Jahre würde Dortmunds Vorzeige-Brasilianer am liebsten vergessen. Nach seinem Kreuzbandriss im August 2008 kam er nur schwer wieder auf die Beine. Zudem überzeugte sein Stellvertreter Marcel Schmelzer und verdrängte sein altes Idol auf die Ersatzbank. Wenn Dede mal zum Einsatz kam, spielte er zwar solide, aber gerade in der Offensive war er von der alten überragenden Klasse noch weit entfernt.