Das Finale des Afrika-Cups 2010 in Angola verlief genauso zäh wie viele Spiele des Turniers. Erst ein Geistesblitz der Ägypter – fantastischer Doppelpass zwischen Dortmunds Zidan und dem Torschützen Gedo – entschied die Partie gegen Ghana. Zum dritten Mal in Serie gewannen die Ägypter das Turnier, das natürlich überschattet wurde vom Anschlag auf das Nationalteams Togo. Ein Fazit: Der afrikanische Fußball stagniert bestenfalls, mit Ägypten gewann wie in den Jahren zuvor das Team mit der besten Organisation. nurpferdeundfussball nennt Gewinner und Verlierer der Veranstaltung.
Gewinner
• Ägypten: Die goldene Generation der Pharaonen hat den Hattrick geschafft. Verdient, denn von allen Teilnehmern war das Team von Trainer Hassan Shehata das taktisch beste. Andere Spieler haben vielleicht bessere Einzelspieler, doch Ägypten setzt bei Team-Organisation und taktischer Disziplin Maßstäbe. Kontinuität ist ein weiterer Erfolgsfaktor: Seit 2004 trainiert Shehata das Team, andere Mitbewerber verschlissen in dieser Zeit ein halbes Dutzend Übungsleiter.
Natürlich hatten sie auch das Glück des Tüchtigen – zum Beispiel gegen Kamerun im Viertelfinale. Aber es war schon imponierend, wie sie in der Vorrunde gegen Nigeria nach dem Rückstand aufdrehten oder das Halbfinale gegen Algerien entschieden. Gedo war der Topjoker (sechs Einwechslungen, fünf Tore), Dortmunds Zidan sehr spielfreudig. Nur bei einer WM werden wir viele dieser Spieler nicht mehr sehen, weil das Team jedes Mal in der Qualifikation scheiterte.
• Ghana: Ein Schönheitspreis verdienten sich die „Black Stars“ wahrlich nicht. Mit viel taktischer Disziplin und einer soliden Abwehr arbeitete sich Ghana ins Finale, überstand zudem das Halbfinale gegen Nigeria mit sehr viel Glück. Doch Deutschlands Gruppengegner bei der WM in Südafrika fehlten sieben Stammspieler, unter anderem Chelseas Michael Essien. Doch sie haben Top-Nachwuchs: Die U-20 wurde Weltmeister und einige Spieler aus diesem Team zogen sich bei ihrem ersten Seniorenturnier hervorragend aus der Affäre. Yogis Mannen sollten diesen Gegner bloß nicht unterschätzen, auch wenn Scout Urs Siegenthaler angeblich nicht viel Neues gesehen hat.
• Gabun/Malawi: Zwei Underdogs, die ihren großen Moment hatten: Gabun, trainiert von Alain Giresse (Ältere erinnern sich sofort an die magischen Drei Platini, Tigana und Giresse im französischen Mittelfeld Anfang der achtziger Jahre) schlug dank guter Abwehrarbeit und eines reaktionsschnellen Keepers das mächtige Kamerun mit 2:1. Malawi dämpfte mit einem 3:0 die Hoffnungen des WM-Teilnehmers Algerien. Für beide war zwar nach der Vorrunde Schluss, doch besonders für Gabun war das Ausscheiden (punktgleich mit den qualifizierten Teams aus Kamerun und Sambia) mehr als unglücklich.
Verlierer
• Elfenbeinküste/Kamerun/Nigeria – Die Drei mit den größten Stars wie Drogba, Eto’o oder Obi Mikel – für sie war im Viertelfinale bzw. Halbfinale Schluss. Und da man natürlich einen Schuldigen sucht, werden wahrscheinlich zur WM die Trainer ausgewechselt. Die Elfenbeinküste scheiterte im Viertelfinale gegen Algerien auch an ihrer eigenen Arroganz. Oder warum stellten sie nach dem 1:0 das Fußballspielen ein und bauten damit die Nordafrikaner auf, die verdient weiter kamen?
Kamerun kam gegen Ägypten zwar auf 24:0 Ecken, aber ermöglichte mit dilettantischen Patzern in der Deckung den Ägyptern den Erfolg. Und Nigeria? So richtig schlau werde ich aus der Mannschaft nicht. Spielerisch in der Vorrunde und im Viertelfinale weitgehend ideenlos, drehten sie gegen Ghana im Halbfinale richtig auf und hätten nach dieser Leistung eigentlich das Finale verdient gehabt. Am Ende reichte es zu Rang 3.
• CAF: Der afrikanische Verband sperrte das Nationalteam von Togo für die nächsten beiden Turniere, weil Togos Premierminister sein Team zurückbeorderte. Damit lag man natürlich genau auf der Linie auf der FIFA, die jede politische Einmischung in sportliche Belange sanktioniert. Nur: das Team aus Togo trat nicht an, weil beim Attentat vor Turnierbeginn neben dem angolanischen Busfahrer der Assistenztrainer und der Pressesprechers des Nationalteams starben und mehrere Spieler des Teams verletzt wurden. „Mangelndes Fingerspitzengefühl“ war noch die freundlichste Einschätzung dieser Maßnahme, die Worte „zynisch“ und „menschenverachtend“ beschreiben die CAF-Entscheidung viel treffender.