Vor geraumer Zeit gab es in Dortmund immer Galopprennen an Neujahr. Das war durchaus dem Neujahres-Skispringen vorzuziehen, weil man eben an der frischen Luft seinen Silvester-Kater viel effektiver abbaut.
Den Neujahrs-Renntag veranstaltet der Dortmunder Rennverein schon lange nicht; nichtsdestotrotz startete in diesem Jahr auch wieder die deutsche Rennsaison 2010 mit acht Rennen auf der Allwetterbahn im Vorort Wambel.
Weil in Deutschland derzeit Schnee und Eis regieren, mussten die Dortmunder ziemlich kämpfen, damit die Starterfelder einigermaßen gefüllt waren. Die Situation hatte sich am Sonntag nicht verändert: Das Winterwetter sorgte nicht nur für einige Nichtstarter, sondern auch dafür, dass viele Zuschauer daheim blieben. „Man konnte beim Umsatz natürlich keine Wunderdinge erwarten“, lautet dann immer der Standardsatz bei GaloppOnline – und so war es auch diesmal. Ganze
27 000 Euro wurden auf der Bahn gewettet – mit meinen mageren 20 Euro Gesamteinsatz lag ich also ziemlich im Trend der Bahnbesucher. Der Gesamtumsatz betrug mässige 123 970 Euro.
Ganz früher war ich häufiger im Winter in Wambel. Seitdem ich aber mein Herz für den englischen Hindernissport entdeckt habe, sind die Besuche dort selten, obwohl die Bahn direkt vor der Haustür liegt. Zumal der sportliche Anreiz fehlt: Immer die gleichen mäßigen Pferde, von denen mal der eine, mal der andere vorne ist; hinzu kommt die Erkenntnis, dass man auf Dauer mit Tipps auf langsame Vollblütern nur Geld verlieren kann. Die besseren deutschen Pferde laufen hingegen in den höher dotierten Rennen im französischen Deauville.
Es ist die vielbeschworene Galoppsportbasis, die die Winterrrennen in Dortmund und Neuss am Leben hält. Viele Teilnehmer kommen aus dem Osten oder aus dem Südwesten und nehmen lange Anfahrtswege bei widrigen Wetterbedingungen in Kauf - für Preisgelder, die schon seit 20 Jahren nicht mehr gestiegen sind.
Buschtrommeln blieben stumm
Dabei wirkt die Dortmunder Bahn schon lange nicht mehr so trostlos wie noch vor einigen Jahren. Das Bemühen, das Umfeld gastlicher zu gestalten, ist deutlich zu erkennen. Die Gastronomie ist viel besser geworden – früher war sie allerdings auch eine Zumutung.
Am Sonntag waren aber auch die beiden beheizten Glastribünen für viele kein Argument für einen Bahnbesuch. Vor dem ersten Rennen um 14 Uhr standen vielleicht geschätzte 30 Leute am Führring und schauten sich die dreijährigen Pferde an. Erstaunlich, dass sogar zwei Starter aus Frankreich sich um die 4 500 Euro Preisgeld bewarben. Sie liefen allerdings ziemlich hinterher – Steffi Hofer gewann für ihren Vater Mario mit
Starcos die erste Prüfung des Jahres, meine Zweierwettenpferde
Cresta Gold und
Lips Devil belegten die Plätze 2 und 3. So ging das wettmäßig weiter: im zweiten Rennen 1. und 3. im Einlauf, im dritten Rennen hatte mein Tipp
Hurry Girl einige gute Szenen, aber keine Durchschlagskraft.
Der Sieger
Vengador aus dem Stall des einstigen Topjockeys Dragan Ilic gewann zur lukrativen Quote von 189:10, was mich etwas erstaunt. Normalerweise sind die Buschtrommeln aus dem Ilic-Stall ziemlich laut, wenn ein Pferd aus dem Quartier gewinnen kann. Das war diesmal offensichtlich nicht so.
Im vierten Rennen war rein rechnerisch nur ein Duell zwischen
Löwenherz und
Libon möglich, beide standen „kilometerweit“ (Sport-Welt) über den restlichen drei Startern. Nun ist das auf der Sandbahn mit den guten Dingen so eine Sache – doch wenn in diesem Rennen eine der drei noch verbliebenen Pferde vor bzw. zwischen die Favoriten gelaufen wäre, ich glaube, ich hätte so schnell keine deutsche Bahn mehr betreten.
Doch am Ende lief alles formgemäß: Löwenherz vor Libon, der Einlauf zahlte 19:10. Und da ich diesen natürlich hin und zurück geschrieben hatte, gab es trotz des Treffers noch 25 Cent Verlust.
Eine ziemliche Farce war der Ausgleich 3, der „sportliche Höhepunkt“ der Karte. Drei Nichtstarter reduzierten das Starterfeld auf vier Teilnehmer – am Ende distanzierte der größte Außenseiter
Rolling Arrogance seine Gegner. Es war Zeit zu gehen…