Donnerstag, 19. November 2009
Wir müssen zuhause bleiben
Die letzten Entscheidungen sind gefallen, die 32 Teilnehmer für die Fußball-Weltmeisterschaft 2010 stehen fest. Einige prominente Namen aus der Fußballszene müssen allerdings daheim bleiben. 11 Nationen, deren Nationalspieler sich im Sommer über eine längere Pause freuen dürfen.

Russland: Was haben sie für einen Hochgeschwindigkeitsfußball bei der EM zelebriert, was hatten sie gegen Deutschland für Chancen, das Spiel zu gewinnen. Und jetzt scheitern die Russen in den Play-offs am kleinen Slowenien. In entscheidenden Spielen versagen russische Fußballer immer – auch Gus Hiddink konnte das nicht verhindern.

Irland: Eigentlich müsste ja Frankreich hier auftauchen, aber das Tor von Gallas in der 103. Minute, das keines war, weil Henry den Ball vorher mit der Hand spielte (siehe Video), schickte die Franzosen trotz ihres Trainers Raymond Domenech nach Südafrika. Giovanni Trappatoni macht aber als irischer Trainer weiter und hat mit seinen 70 Jahren seinen Vertrag noch mal bis 2012 verlängert. Und wird auch zukünftig keinen Schönheitspreis für offensiven Fußball erhalten.



Türkei: Bei der EM noch im Halbfinale, in der WM-Qualifikation chancenlos gegen Spanien und Bosnien-Herzogewina. Was in der fußball-fanatischen Türkei danach los war, kann man sich vorstellen. Im Blickpunkt der Kritik stand Trainer-Denkmal Fatih Terim, der seinen Rücktritt erklärte, obwohl er erst 2008 seinen Vertrag bis 2012 verlängert hatte.

Bosnien-Herzogewina: Letztlich waren die Portugiesen in den Play-offs dann doch zu clever. Ein ganz Land fieberte mit dem Team um seine erste WM-Teilnahme und mit etwas mehr Glück und etwas weniger Aluminium hätte es die Mannschaft um die Bundesliga-Akteure Dzeko, Ibisevic, Misimovic und Salihovic auch geschafft. Jetzt ist wieder Tristesse angesagt.

Tschechien: Die Brüder aus der Slowakei haben sich qualifiziert, die Tschechen nicht, weil auch Slowenien zu stark war. Spielmacher Rosicky verletzt, die einstigen Helden wie Nedved, Smicer, Galasek und Koller haben aufgehört oder sind über ihren Zenit – den Generationswechsel haben die Tschechen noch nicht bewältigt. Das konnte auch Peter Cech im Tor nicht verhindern.

Kroatien: In der EM-Qualifikation hatten sie noch in England gewonnen und das Mutterland des Fußballs in eine tiefe Krise geschickt. Jetzt nahmen die Three Lions mit Trainer Fabio Capello fürchterlich Rache: 5:1 hieß es in Wembley; 4:1 gewannen die Engländer am zweiten Spieltag in Zagreb. Und weil die Ukraine am letzten Spieltag die schon qualifizierten Inselbewohner besiegte, blieb der Kroaten noch nicht mal der Umweg über die Play-offs. Trainer Slaven Bilic bleibt aber im Amt und verspricht weiter „ehrliche und aufopferungsvolle Arbeit“.

Belgien: Niederlagen gegen die Fußballzwerge Estland und Armenien, dazu ein deftiges 0:5 in Spanien – der einst so stolze belgische Fußball befindet sich in einer tiefen Krise. 10 Punkte und 13:20 Tore lautete die blamable Bilanz in der WM-Qualifikation. Jetzt sollen es Dick Advocaat als Trainer und das ehemalige Schalker „Kampfschwein“ Marc Willmots als Co-Trainer richten. Advocaat muss umdenken: Als Nationaltrainer darf er nicht unbegrenzt neue Spieler kaufen.

Kolumbien: Es war 1990 in Italien, da sprang der vorher so schwer verletzte kolumbianische Spielmacher Carlos Valderrama von der Trage und konnte auf einmal wieder laufen. Die Hoch-Zeit der Drogenkartelle aus Medellin und Cali war zugleich die beste Zeit des kolumbianischen Fußballs. Aktuell ist mit der aktuellen Nationalmannschaft weniger los, in der Südamerika-Qualifikation blieb Kolumbien letztlich chancenlos. Leise Hoffnungen auf bessere Zeiten gibt es allerdings beim Nachwuchs: Die U-17 erreichte bei der WM in Nigeria das Halbfinale.

Costa Rica: Am Ende standen sie mit leeren Händen da, während um sie herum ein blau-weißes Freudenfest ausbrach: Nur 1:1 spielte Costa Rica beim Südamerika-Vertreter Uruguay und nach dem 0:1 im Hinspiel schafften es die tapferen Ticos diesmal nicht. 2002 und 2006 konnten sie sich hingegen qualifizieren. Und auch hier sind die Talente auf der Vormarsch: Die U 20-Auswahl schied erst im WM-Halbfinale nach großem Kampf gegen Brasilien aus.

Ägypten: Der aktuelle Afrikameister von 2008 entwickelt in der WM-Qualifikation kein Fortune. Das Land mit den Traditionsvereinen Al Ahly und Zamalek wird zwar immer hoch eingeschätzt, doch die letzte WM-Qualifikation gelang 1990. Diesmal war es aber reichlich knapp: Erst im Entscheidungsspiel scheiterten die Pharaonen an Algerien.

Senegal: 2002 in Japan/Südkorea, da sorgte der Senegal für Aufsehen, als er unter anderen den Weltmeister Frankreich besiegte und bis ins Viertelfinale marschierte. Dieser Erfolg blieb eine Eintagsfliege, in der Qualifikation für Südafrika scheiterten die Westafrikaner bereits in Runde 2 an Algerien und Gambia.