Der Breeders’ Cup 2009 war das erwartet große Kino. Spannung, Action, Leidenschaft, große Gefühle, Enttäuschungen – alles im Programm bei der inoffiziellen Turf-Weltmeisterschaft in Santa Anita. Ein Fazit: Die kalifornische Rennbahn bleibt ein gutes Pflaster für die Pferde aus Europa, die insgesamt sechs Rennen gewannen und damit sogar die gute Vorjahresbilanz (5 Siege) übertrafen.
Doch für die ganz große Show am Samstag sorgte ein amerikanisches Pferd. Breeders’ Cup Classic, das letzte Rennen auf dem Programm, nach Mitternacht deutscher Zeit. Vorher hakte der Internetstream, der Ton hatte seine Aussetzer – beinahe hätte ich diese Sternstunde des Rennsports verpasst. Dann kam Zenyatta, die unbesiegte amerikanische Stute, die erstmals gegen die Hengste antrat und bei der die Zuschauer schon bei der Vorstellung kreischten. Was dann folgte, war eine Vorstellung von unglaublicher Brillianz und auch etwas für die Historie: Zum ersten Mal gewann eine Stute das Classic.
Unglaublich, aber wahr: Zenyatta überrollt sie alle
Dass Zenyatta so fasziniert, hat viel damit zu tun, wie sie ihre Rennen läuft. „Sie legt zu Beginn eines Rennens ein Tempo vor, das die schlechtesten Pferde in England im Schlaf können“, schrieb am Samstag (sehr frei übersetzt) Racing-Post-Chefkorrespondent James Willoughby in der Vorschau. Am Ende beschleunigt sie allerdings auf eine Art, als wenn sie eine Ausgabe von Usain Bolt auf vier Beinen wäre.
Genau so lief das Classic am Samstag: Zenyatta lag zu Beginn ziemlich hinter dem Feld, arbeitet sich langsam nach vorne und gewann am Ende außen mit unglaublichem Schlussakkord – Ohren gespitzt wohlgemerkt, ohne großen Peitscheneinsatz ihres Jockeys Mike Smith. „Einer der sensationellsten Siege im Breeders’ Cup“, sagt der amerikanische Rennkommentator. „Unglaublich“ meinen die Analysten im Studio. 14 Starts, 14 Siege ist schon eine Ansage.
Und danach rockte die ganze Bahn: Ohrenbetäubender Lärm, Zuschauer halten Zenyatta-Plakate hoch, sie klatschen, schreien und winken. Jockey Mike Smith ist überglücklich, Trainer John Shirreffs weint vor Freude – es ist ein wahrer Triumphzug. Bilder, die man nie vergisst. Wer das Video (siehe oben) noch nicht gesehen hat, gucken und staunen.
Leider etwas im Schatten von Zenyatta blieb die grandiose Leistung von Goldikova, die zum zweiten Mal hintereinander die Breeders’ Cup Mile in Folge gewinnt. Die Stute aus dem französischen Quartier von Freddie Head hat ebenfalls diesen außergewöhnlichen Speed, den nur Ausnahmepferde besitzen. Wie sie in der Mile gegen gute Gegner triumphierte, wie sie ganz außen anrauschte (siehe Video) – auch da stockte der Atem, das war ebenfalls ganz großes Kino.
Goldikova kommt spät, aber gewaltig
Auch sonst bot der Samstag Höchstleistungen und Dramen:
• der zweite Sieg in Folge von Conduit im Breeders Cup Turf
• ein glänzender Frankie Dettori im Juvenile Turf auf Pounced
• ein unglaublicher Sprinter namens California Flag im Turf Sprint, der von Beginn an ein Wahnsinnstempo vorlegte.
• einige dicke Überraschungen.
Da vergessen wir doch einfach mal die Enttäuschungen, speziell die aus dem irischen Ballydoyle-Lager, und die Tatsache, dass meine Wetten am Samstag wahrlich nicht gut waren.
Bei diesen Sternstunden hat das alles keine Bedeutung - auch meine Vorbehalte gegen die mit Medikamenten vollgepumpten US-Vollblüter.