Freitag, 17. Juli 2009
Ich hoffe, sie wissen, was sie tun…
Vor ein paar Tagen wollte ich an dieser Stelle etwas über die bisherige Saisonvorbereitung von Borussia Dortmund schreiben. Zeitliche Gründe verhinderten dies, passiert war allerdings auch wenig. Die Mannschaft trainierte fleißig, es gab keine schwerwiegenden Verletzungen, alles verlief weitgehend harmonisch – im Gegensatz zu früheren Jahren, da jagte manchmal eine Schreckensmeldung die nächste.
Seit gestern ist diese Harmonie beendet: Donnerstag tauchten erste Meldungen auf, dass Stürmer Alex Frei in seiner Schweizer Heimat beim FC Basel im Gespräch ist. Heute (Freitag) melden unter anderem Ruhr-Nachrichten und kicker, dass der Wechsel des charismatischen Stürmers so gut wie fest stehe. Niemand zweifle, so kicker und RN, dass Frei für 4,5 Mio. Euro (RN) bzw. 4,5 bis 5 Mio. Euro (kicker) in die Schweiz wechsele und dort einen Vierjahresvertrag unterzeichne.


Bald Sammlerwert: Autogrammkarte von Alex Frei im Dortmunder Trikot
Foto: BVB

„Wir haben alles versucht, ihn umzustimmen“, zitieren beide Blätter BVB-Boss Hans-Joachim Watzke. Ich bin mir allerdings nicht so sicher, ob die Verantwortlichen so hart um den 30jährigen gekämpft haben. Frei gilt als „unbequemer Charakter“, der zudem einen sehr gut dotierten Vertrag (2,5 Millionen Euro im Jahr, schätzt der meist gut informierte kicker) hat.

Ein Knipser geht
Watzke und Manager Michael Zorc setzen sich selber unter Zugzwang und wollen das Geld für einen neuen Stürmer investieren. Nur wer ist auf dem Markt? Einen Spieler wie Klaas-Jan Huntelaar, der noch bei Real Madrid unter Vertrag steht, bekommt Borussia für vier Millionen definitiv nicht.
Sportlich verliert Dortmund seinen besten Stürmer, denn die gleichen Knipserqualitäten (34 Tore in 74 Spielen) besitzt kein anderer Angreifer im BVB-Kader. Im letzten Halbjahr trumpfte der Schweizer nach anfänglichen Schwierigkeiten mit Trainer Jürgen Klopp groß auf, ergänzte sich hervorragend mit Nelson Valdez und integrierte sich gut ins Pressing-System des Trainers.
Aber vielleicht musste der 30jährige nach seinem Geschmack etwas zu viel laufen im Klopp-System und möchte es nun etwas ruhiger haben. Menschlich ist der Wechsel in die Heimat ja nachzuvollziehen, aber sportlich? Die Schweizer Liga ist um einiges schwächer als die Bundesliga, auch in der Alpenrepublik kritisieren Experten wie der ehemalige Gladbacher Torhüter Jörg Stiel den Transfer. Und dass der FC Basel die Gruppenphase der Euro League erreicht, ist fraglich. Gerade gab es ein 3:0 im Hinspiel gegen den FC Santa Coloma aus Andorra, noch sind zwei weitere Qualifikationsrunden zu überstehen.
P.S: Gerade melden verschiedene Quellen (hier der Westen), dass der Transfer perfekt sei.



Deutschland braucht mehr Egons
Gut, das mit dem Derby hat nicht ganz hingehauen. Egon, das Pferd mit den vier weißen Beinen aus dem Stall Domstadt, zeigte zwar nach Aussage seines Jockey Richard Hughes großes Stehvermögen („he can stay forever“), im Deutschen Galoppderby reichte es aber „nur“ für einen Platz im gesicherten Mittelfeld. Zum Trost: Der 1.FC Köln könnte mit dieser Platzierung in der Fußball-Bundesliga gut leben.
Selten hat eine Geschichte im Vorfeld des Derbys für so viel Aufsehen in den Medien gesorgt. Mal abgesehen von den Fachmedien Galopp Intern und Turf-TimesGeschichten in Welt am Sonntag, BILD, Rheinische Post und Hamburger Abendblatt erhält nicht jedes Rennpferd. Selbst die taz erwähnte den Galopper in einem Artikel, der sich vorrangig mit der Heimkehr von Lukas Podolski zum 1.FC Köln beschäftigte. Zudem berichtete WDR 4, die Schlagerwelle für die Generation 50+ im WDR-Hörfunk, über den Groom Dancer-Sohn.
Dabei ist die Geschichte des Galoppers Egon noch nicht einmal das typische Märchen vom Tellerwäscher zum Millionär. Nicht so wie Overdose, den keiner auf der Auktion haben wollte, der dann für ein Taschengeld nach Ungarn kam und zum ungeschlagenen „Wunderpferd“ über Sprintdistanzen avancierte. Egon ist eher das Kind aus der Mittelklasse, der seinen Besitzern den Traum vom Derbysieg erfüllen sollte.
Natürlich verstehen Till Grewe und seine Mitstreiter aus dem Stall Domstadt etwas von PR und Marketing: der einprägsame Name Egon, die witzig gemachte Homepage, der Pixelkauf für FC-Heimkehrer Lukas Podolski – damit schafft man Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit.
Allerdings schreibt der Rennsport auch andere schöne Geschichten, die erzählenswert sind. Nur kann das eben nicht jeder so gut kommunizieren wie Grewe und seine Mitstreiter. Und das wäre mal ein guter PR-Ansatz für DVR oder Besitzervereinigung. Dafür braucht man nur jemanden, der etwas von PR versteht und diese Stories in die Öffentlichkeit transportiert...