Samstag, 10. Dezember 2011
Denman: "The Tank" wird Rentner
Vor einigen Wochen brachte die englische Racing Post eine nette Geschichte. Das Fachblatt portraitierte die Betreuerin des großen Kauto Star aus dem Stall von Trainer Paul Nicholls. Kauto Star charakterisierte die Frau als einen „netten und freundlichen, immer gutgelaunten Typen.“ Denman hingegen, der alte Rivale, sei ein „grimmiger alter Herr“, der meist „grummelnd“ in seiner Box steht. So ähnlich habe ich es zumindest im Gedächtnis – und wohlgemerkt, es handelt sich um Rennpferde, präziser: um zwei der besten Hindernispferde dieser Epoche auf der Insel. Der gutgelaunte Kauto Star feierte vor kurzem ein grandioses Comeback, der mürrische Denman beendete jetzt wegen einer Sehnenverletzung seine große Karriere. Wer diese Kolumne regelmäßig verfolgt, weiß, dass der in den Ruhestand wechselnde zu meinen absoluten Favoriten gehört.
Es war an einem trüben Tag Ende November 2007, als der schon als Nachwuchssteepler sehr erfolgreiche Wallach quasi zum Erwachsenen wurde. Der Hennessy Gold Cup in Newbury, eines der großen Wettrennen der englischen National Hunt-Saison, stand auf dem Programm. Denman trug Höchstgewicht und die Gegner waren auf dem Papier sehr stark. „Das geht nicht“, dachte ich mir. Es folgte eine Sternstunde des englischen Hindernissports, eine Vorstellung, die all das verkörpert, was die Anhänger so an diesem Sport fasziniert. Der Wallach spielte mit seinen Gegner, glitt fehlerlos über die großen Sprünge und deckte gnadenlos die Schwächen der Gegner auf. Er „lachte“ quasi die Opposition aus. Am Ende siegte Denman hoch überlegen und wer ihn da noch nicht kannte, der kannte ihn spätestens jetzt. Vier Monaten später gewann er den Cheltenham Gold Cup mit einer beeindruckenden Vorstellung gegen den alten Rivalen Kauto Star.

Der Tank
Schwere Herzprobleme stoppten dann die Laufbahn des Spitzensteeplers und eigentlich, sagte sein Trainer Paul Nicholls, sei es ein Wunder, dass Denman überhaupt wieder eine Rennbahn betrat. Noch einmal triumphierte der Wallach mit Höchstgewicht im Hennessy gegen den Stallgefährten What a Friend, aber auch die zweiten Plätze im Cheltenham Gold Cup waren aller Ehren wert. Es gab eben mit Kauto Star noch ein weiteres Ausnahmepferd. Im März belegte Denman nach einer fantastischen Leistung noch einmal den Ehrenplatz im Cheltenham Gold Cup hinter dem deutlich jüngeren Long Run.
„He was a tank of an horse“ , twitterte Tony Mc Coy martialisch – ein Panzer von einem Pferd. „Es war seine schiere Größe, die herausstand“, schrieb Sam Thomas, der im Gold Cup 2008 sein Reiter war, in der Racing Post. Ein herausragender Springer und ein Kraftpaket mit Speed, an guten Tagen sprang er so präzise wie ein Uhrwerk. Thomas: „Kein anderes Pferd gab mir so ein Gefühl von Stärke, so wie er sprang und sich im Rennen bewegte.“ Und auch zur Charakterisierung „mürrischer Typ“ hat Sam Thomas was zu sagen: „Wenn Denman ein Mensch wäre, wäre er der Typ, den du als besten Freund haben möchtest, weil er immer für dich da ist.“



Montag, 5. Dezember 2011
Toto-Kracher Zweigelt
Dinge gibt es, die gibt es eigentlich nicht. Sieger zum Beispiel auf der Galopprennbahn, die für 10 Euro Einsatz 1443 Euro zurückzahlen. Ein dreijähriger Wallach namens Zweigelt schaffte dies am Sonntag auf dem Dortmunder Allwettergeläuf: Er siegte zu diesem Kurs im germantote-Rennen über weite 2500 Meter. Ich kann mich an keinen Sieger mit so einer hohen Eventualquote erinnern.
Dabei war die Ausgangslage in diesem zweiten Rennen klar: Es gab mit Toughness Danon einen Favoriten, der nach Vorleistung deutlich herausstand. 2009 war er immerhin Dritter im Deutschen Derby in Hamburg und triumphierte im Badener Fürstenberg. Beides Gruppeprüfungen – das Derby ist das wichtigste Rennen des Jahres und natürlich eine Prüfung der obersten Kategorie, das Fürstenberg-Rennen hat immerhin Gruppe 3-Status. In diesem Jahr war die Form nicht mehr so stark, der Wallach wechselte dann auch von Trainer Andreas Wöhler zu Christian von der Recke.
Dennoch sollte die Dortmunder Prüfung nur eine Formalität sein: Classic Sun, die vermeintlich stärkste Gegnerin, verkörperte gerade mal Ausgleich 3-Format, der Rest wirkte auf dem Papier noch chancenloser. Für Toto 10 (also als Geldwechsler) ging der Recke-Schützling auf die Reise.

Finger in der Nase
Und eigentlich endete das Rennen auch formgemäß – Toughness Danon war im Ziel vor allen Konkurrenten mit Rennerfahrung. Nur den Debütanten Zweigelt hatte niemand auf der Rechnung. Verständlich: Trainerin Vera Henkenjohann ist nicht gerade für siegfertige Debütanten bekannt, sie trainiert eher Pferde der unteren Leistungskategorie und Zweigelts Abstammung ist auch nicht gerade herausragend. Der Kallisto-Sohn kam sehr schwer auf die Beine, Reiterin Manuela Murke hatte Anfangs durchaus Mühe, versteckte den Wallach am Ende des Feldes. Erst in der Gegengerade verbesserten sie ihre Position, in der Zielgerade zogen Zweigelt und Murke dann ganz leicht an Toughness Danon (dem die 2500 Meter offensichtlich zu lang wurden) und Warstein. Es war ein überlegener Sieg, der offenbar alle Beteiligten überraschte. Nur die Leute, die Zweigelt auf Platz gewettet hatten, machten lange Gesichter: Es gab gerade mal Geld zurück und das bei einer Siegquote von über 1000. So etwas gibt es nur in Turf-Deutschland.
Nachtrag: Ich hatte den Sieger natürlich nicht, aber ich habe auch am Sonntag nichts in Dortmund gewettet. Auf Zweigelt wäre ich aber nie gekommen….



Dienstag, 8. November 2011
Als Hamburg-Horn noch schwarz-weiß war
Stimmungsvolle Bilder nicht nur aus aus Hamburg-Horn, Epsom oder The Curragh: Derbyreportagen aus der Vergangenheit gibt es bei www.britishpathe.com, zum Beispiel hier vom Deutschen Derby oder hier vom englischen Pendant in Epsom. Auch heute haben diese Filme nichts von ihrem Zauber verloren.
Im übrigen sind die Seiten nicht nur für Freunde des Galopprennsports interessant. Wer sich für historische Filmaufnahmen interessiert, ist dort richtig. British Pathe ist nach eigenen Angaben eines der ältesten Medienunternehmen der Welt und produzierte unter anderem die berühmte Wochenschau im Kino.



Dienstag, 4. Oktober 2011
Superstar Danedream


Dem ist zudem nichts mehr hinzuzufügen: “Winner is a bloody superstar” kommentierte User gazovic in der Racing Post. Das übersetze ich mal nicht, weil es jeder versteht. Die deutsche Stute Danedream triumphierte im Prix De Arc de Triomphe in Paris-Longchamp. Und wie: Die Stute des Stalles Burg Eberstein und Neubesitzer Teruya Yoshida distanzierte dieses hochklassige Feld und sorgte damit für eine Sternstunde des deutschen Turfs.
Es waren beeindruckende Bilder, die dem Sieg folgten: Die Besitzer außer sich vor Freude; Trainer Peter Schiergen und seine Söhne auf dem Geläuf; die Freudetränen der Pferdeführerin und natürlich Jockey Andrasch Starke nach dem größten Triumph seiner Karriere. Grandios, wie ihn erst „Konkurrent“ Olivier Peslier umarmt und dann Frankie Dettori mit einer Euphorie um den Hals fällt, als wenn er selbst gewonnen hätte.
Ich habe diese Bilder erst heute gesehen, weil ich zwei Tage weit weg von Rennbahnen, Buchmachern und Internet war. Immerhin hat diese Kolumne einen großen Stuten-Tag im Arc vorausgesagt und zumindest damit recht gehabt. Zweiter wurde die Außenseiterin Shareta, Dritte unser Tipp Snow Fairy. Danedream habe ich diesen Triumph aber nicht zugetraut. Egal: „Deutschland wird verrückt werden“, meinten BBC-Moderatorin Clare Balding und Jockey-Legende Willie Carson nach dem Rennen und prophezeiten, dass der kriselnde deutsche Turf davon profitieren wird. Dann hoffen wir mal, dass die zwei Recht behalten.



Donnerstag, 15. September 2011
Leger-Triumph für Rosello
„Es ist ein fantastisches Rennen, in dem es kaum schlechte Rennverläufe gibt. Nach 2800 Metern hat in der Regel das beste Pferd gewonnen.“ Eine etwas holprige Übersetzung (hard luck stories klingt im Original eben viel spannender als schlechte Rennverläufe) der Worte des englischen Trainers John Gosden, die allerdings den Kern des St. Legers gut treffen. Gosden feierte in der letzten Woche ein bemerkenswertes Double: Mit Masked Marvel(dem Tipp dieser Kolumne) gewann er das englische St. Leger, mit Lugano triumphierte er fast zeitgleich im irischen Pendant auf der Curragh. Dort allerdings gab es nach 2800 Metern ein totes Rennen mit dem auch in Deutschland bestens bekannten Jukebox Jury aus dem Mark Johnston-Stall.
Ich bin ein Freund des St. Legers, dessen deutsche Variante am Sonntag auf der Galopprennbahn in Dortmund ansteht. Das Rennen mag zwar im Prestige weit hinten stehen und schon lange nicht mehr die besten Vertreter des Jahrgangs anziehen, aber Gosden hat recht: Es gewinnt in der Regel das beste Pferd an diesem Tag. Und Steher wie Yeats oder Persian Punch zählten in England zu den populärsten Flachpferden.
In Deutschland ist – im Gegensatz zu England – das Rennen auch für ältere Pferde offen, drei Dreijährige sind dabei. Auf dem Papier sollte der englische Gast Fox Hunt in der Favoritenrolle stehen, doch es gibt einige Opposition. Die Starter in der Einzelanalyse.

Die älteren Pferde
Altano: Sehr formbeständiger Wallach, der sich durch die Handicaps nach oben gekämpft hat, Steherdistanzen mag und auch mit fünf Jahren noch Reserven haben könnte. Die letzte Siegform aus Frankreich kann ich schwer einschätzen; der Zweite Angolaner – einst in Deutschland trainiert – gewann einige gutdotierte Handicaps, war davor hinter Lacateno.

Dawn Twister: Die Stallform im Hirschberger-Stall hat deutlich angezogen, zuletzt gab es unter anderem in Düsseldorf zwei beeindruckende Siege in guten Rennen. Weicher oder schwerer Boden wäre für Dawn Twister nicht schlecht, zuletzt war er im Gruppe 1-Rheinland-Pokal in Köln erstaunlich stark gewettet. In Deauville endete er hinter Lacateno, aber war von diesem nicht so weit entfernt.

Earlsalsa: In Bestform durchaus möglich, in Hamburg aber chancenlos gegen Lacateno. Aber besonders Platz 2 im Badener Oleander Rennen im Mai hinter Tres Rock Danon war stark.

Fox Hunt: Sehr formbeständiger Wallach aus dem Quartier von Mark Johnston, der unter anderem in zwei guten Handicaps über 2400 Meter in Ascot und Epsom erfolgreich war. Seine bislang beste Leistung zeigte der Wallach aber im Goodwood Cup über die Leger-Distanz, als er etwas mehr aus der Reserve geritten wurde und noch gut ins Rennen fand. Es ist schon der zehnte Saisonstart, zuletzt im Ebor Handicap in York war Fox Hunt ohne große Möglichkeiten.

Lacateno: Einer von zwei Startern aus dem Quartier von Waldemar Hickst. In diesem Jahr über die langen Wege weiter gesteigert, zuletzt guter Zweiter in einem französischen Listenrennen. Der Sieger Terre Du Vent bestätigte diese Form danach durchaus, ohne zu gewinnen. Auch die Hamburger Siegform im Jungheinrich-Preis in Hamburg sieht ganz gut aus. Dort war der Hengst unter anderem vor Earlsalsa.


Ein Blick zurück ins Jahr 2000: Moonlady mit Kevin Woodburn heißt die überlegene Siegerin. Und der Dortmunder Rasen sieht aus wie frisch gemäht...

Dreijährige Starter
Aviator: Erst vier Mal am Start, noch nie über 2800 Meter gelaufen. Die beste Form war Platz 3 in einem Kölner Listenrennen, muss sich steigern.

Fair Boss: Gefiel durch einen guten Schlussakkord hinter Rosello in Baden-Baden. Bislang auch wenig geprüft, an eine Formumkehr gegen Rosello glaube ich aber nicht.

Rosello: Frontrenner, der mich bei seinem Sieg in einem Listenrennen in Baden-Baden richtig beeindruckt hat. Weil er dort wie ein Steher lief, der noch einiges im Tank haben dürfte und Fair Boss deutlich beherrschte. Eine Geschichte über Rosello und sein Team lesen Sie hier.

Urteil
Eine offene Angelegenheit: Aber Rosello hat deutliche Gewichtsvorteile, kann vorne einen guten Strich gehen und könnte seinem engagierten Team einen ersten klassischen Treffer bescheren. Danach gefällt mir Dawn Twister - besonders bei weichem Boden - am besten. Hinter dem Favoriten Fox Hunt liegt eine harte Saison, schon in York fand ich ihn nicht besonders frisch.



Dienstag, 30. August 2011
Amaron und ein Kandidat für ein Denkmal
Tag 3 der Großen Woche in Iffezheim und der erste Tag, an dem ich die Rennen live am PC verfolge. Einige Notizen vom Tage.

Das neue Welle Auftaktrennen: Es ist immer das Gleiche in Deutschland. Da schaut man sich zwei Pferde für die Zweierwette aus und ganz Turfdeutschland spielt dann diesen Einlauf. Leopardin kam aus Rennen mit ganz anderen Anforderungen wie dem Preis der Diana, zeigte davor eine sehr gute Form hinter Djumama in Düsseldorf. Dass die Stute nicht bei 60 steht, war klar, zumal Trainer Gröschel seine Pferde gut in Schuss hat. Als zweiter Kandidat fiel mir am Abend vorher Kandersteig ins Auge: wenig geprüft, das Debüt war vielversprechend. Genau das Pferd, das in Iffezheim auftrumpfen kann, zumal Trainer Miroslav Rulec auch noch vor Ort trainiert. Der Festkurs 100 bei Racebets war zwar reichlich großzügig, doch die Ernüchterung folgt am Renntag: Eigentlich werden nur meine zwei Mumm-Starter gewettet, die Quoten sind niedrig – so tief, dass ich dankend verzichte. Leopardin gewinnt dann auch vor Kandersteig, der Einlauf zahlt magere 37.

Preis der Rese Video Group: Caesarion ist das Pferd im Feld, dessen Leistungsvermögen mit neun Starts am besten erfasst ist – im Gegensatz zu vielen anderen Kandidaten. Und wer wettet dieses Pferd? Ich natürlich, aber ich bin nicht der einzige dumme Wetter. 50 steht der Hengst von Trainer Gröschel am Toto. Der Areion-Sohn hat jedoch nicht den Hauch einer Chance. Es gewinnt überlegen Gracia Directa , bislang dreimal gelaufen und zuletzt auf zu weiter Distanz engagiert.

Birco-Trophy, Ausgleich 4: Es ist schon ein Kreuz in diesen unteren Ausgleichen mit der Viererwette. Viele Starter, aber wenig Form – kein Wunder bei einem Handicap mit Plusskala. 400 Euro hatte Moonlight Mile bislang in 13 Versuchen verdient, der Begriff Formpferd passt da nur schwerlich. Aber einer muss ja gewinnen und das war an diesem Tag die Stute von Besitzertrainerin Katja Gernreich. Und sie siegte leicht für Toto 708. Wenn ich gewettet hätte, hätte ich Savary gespielt. Die Stute wird Zweite, ich muss mich also nicht ärgern. Die Viererwette wird nicht getroffen, dafür sind Zweier (11793) und Dreier (238968) lukrativ genug. Die glücklichen Gewinner dürften unbeschwerte Tage haben.

Preis von Belmondo - Ausgleich 1: Von diesen Rennen müsste es in Deutschland mehr geben. Ein schöner Ausgleich I mit vielen Formpferden, der Einlauf hin und zurück mit Sumaro und Shot to nothing steht. Suborics auf Sumaro macht dann auch alles richtig, nur Shot to nothing kommt innen nicht richtig weiter, ist aber nicht weit geschlagen.

Preis der Wilkens Silbermanufaktur, Ausgleich 4: Der nächste Ausgleich IV und das nächste Rätselraten. 17 Kandidaten, ich versuche es mal mit Nokov von Trainerin Nadine Verheyen aus Belgien, immerhin erfolgreich beim letzten Frühjahrsmeeting. Treffer – Nokov gewinnt leicht mit Terry Hellier zum Toto 79; Verheyen und der Stall Molenhof sind eben absolute Baden-Baden-Spezialisten und wirken bei der Siegerehrung schon reichlich routiniert. Leider wurde es nichts mit dem Abschiedsgeschenk für Trainer Dave Richardson. Navaja wird immerhin Dritte, Nantana sah kurz chancenreich aus, endete auf Platz 5 oder 6.

American Express-Rennen, Gruppe 3: Er sei der beste Zweijährige, den er je trainiert habe, sagt sein Trainer Andreas Löwe über seinen Starter Amaron. Und so hat er dann als 19:10-Favorit auch souverän gewonnen gegen die beiden Hofer-Pferde Pacal und Son of Jamaica. Als alle anderen Jockeys schon kräftig arbeiteten, saß Andreas Helfenbein immer noch „wie im Kino“. Ein wirklich interessantes Pferd und ein weiterer Beweis für die These, dass Shamardal ein fantastischer Vererber ist. Nur Letzte wurde mein Tipp Fashion, immerhin für teueres Geld nach genannt und im starken Zweijährigenlot von Trainer Andreas Wöhler ziemlich hoch angesiedelt. Aber schon beim Aufgalopp hat sie mir überhaupt nicht gefallen, wirkte noch richtig nervig. Dieser Eindruck setzte sich leider im Rennen fort.

Ja wo laufen Sie denn Das Loriot-Gedächtnis-Rennen: Die Pferde von Trainer Norbert Sauer aus Dortmund laufen eigentlich immer gut bei den großen Meetings in Baden-Baden und Hamburg. Nur in diesem Jahr war es bislang etwas ruhiger. So war es nicht unbedingt zu erwarten, dass er jetzt mit Lotosprinz zuschlägt. Mein Fehler, zumal die letzte Form eigentlich gar nicht so schlecht war. Aber die Quote von 190 spricht für sich, zumal chancenreiche Sauer-Pferde immer stark gewettet werden. Immerhin hat er mir den Sieg versaut. Es war schon ein komisches Rennen, dieses Loriot-Gedächtnisrennen mit einigen spätreifen Kandidaten aus großen Stellen. Mein Tipp Win for Gold ist zum Beispiel gezogen wie ein Weltmeister, aber es ist erst sein dritter Start – und das mit vier Jahren.

Preis der Südwestdeutschen RV, Ausgleich 3: Es war auch der Tag der Bahnspezialisten aus Belgien und den Niederlanden. Zum Beispiel Mack Summerland, ein achtjähriger Wallach, trainiert von John H. Smith in den Niederlanden. Neun Starts hat er in Baden-Baden absolviert, Durchschnittsplacierung 2,2. Jetzt legt er noch einen drauf und gewinnt überlegen zum lukrativen Kurs von 108 dieses auf dem Papier ziemlich offene Handicap. Es war der achte Erfolg in seiner Karriere, der siebte davon in Baden-Baden und immer in diesen engen Sprinthandicaps. Unglaublich: In England würde man eine Tribüne nach ihm benennen. Oder einer Statur an den Eingang stellen.



Dienstag, 19. Juli 2011
Derby-Reportage mit dem Prädikat sehenswert
Eigentlich war mit dem Schlimmsten zu rechnen. „Das große Rennen - Auf dem Weg zum Deutschen Derby“, Montag Abend in der Reihe Planetopia auf SAT 1 - und befürchtet hatte ich eine Reportage mit den üblichen Zutaten, wenn ein Privatsender eine Geschichte über den Turf ins Programm nimmt. In unserem Falle wären das erst einmal Hüte ohne Ende gewesen, dann ein paar Neureiche, die auf der Rennbahn mit Schampus protzen, und im schlimmsten Falle irgendwelche D-Promis aus der Privatsender-Verwertungskette, die hier noch mal etwas Publicity bekommen. Eben diese Leute, die man aus den Dschungelcamps, Topmodels und DSDS kennt (oder auch nicht). Zum Glück war diesmal alles anders – das Ergebnis war eine solide Reportage mit tollen Bildern und guten Typen.
Dabei hatten sich die Autoren mit den Teams von Gereon und Earl of Tinsdal schon zwei der interessantesten Derby-Protagonisten ausgesucht, die sie über einen längeren Zeitraum begleiteten. Die Geschichte um Gereon und seinen Trainer und Besitzer Christian Zschache ist natürlich eine Story, auf die jeder Journalist anspringt. Leider wurde es ja nichts mit dem Happy-End für Gereon und sein Team.

Gewinner trotz Niederlage
Die muntere Damenriege als Besitzer des Earls punktete einfach durch Authentizität und Enthusiasmus. Selten habe ich so viel Freude über einen undankbaren zweiten Platz gesehen – ich habe fast mit ihnen mitgejubelt. Ist ja auch verständlich: Platz 2 im wichtigsten Rennen des Jahres, wer vergießt da Tränen.
Manchmal wäre in den rund 40 Minuten Sendezeit weniger sogar etwas mehr gewesen. Vielleicht hätten die Autoren noch mehr die Teams von Gereon und Earl of Tinsdal in den Vordergrund stellen sollen, besonders Hannes K. Gutschow, der Züchter von Earl of Tinsdal, scheint ein Typ zu sein, der noch für einige trockene Sprüche gutgewesen wäre. „Das sind alles kleine Proleten“, sagt der Züchter etwa über seine Hengst-Fohlen. Das der Sieger Waldpark nur am Rande vorkam, ist einfach Künstlerpech und nicht zu vermeiden, wenn man vorher plant. Die drei Wetter wirkten übrigens wie gecastet. Das sind allerdings Dinge, die den guten Gesamteindruck nur unwesentlich schmälern. Nur ein paar Zuschauer mehr hätte die Geschichte verdient gehabt.
Wer die Sendung noch nicht gesehen hat, das Video gibt es hier.



Dienstag, 12. Juli 2011
Mehr Rivalen als Partner: Galopp und Trab
Gestern Abend bin ich mal fremdgegangen und habe Traben geschaut beim Partner des deutschen Galopprennsports. Auf dem Programm standen Rennen in Berlin-Mariendorf und im niederbayerischen Straubing. Acht davon habe ich gesehen und sechs Mal versucht den Sieger mit einem Euro zu treffen – erfolglos, bestes Resultat waren zwei zweite Plätze.
Auffällig: Häufig gibt es einen Favoriten, der unter 20 steht und der auch in vielen Fällen gewinnt. Weil relativ wenig Geld im Markt ist und viele kurzfristig wetten, kann es schon mal sein, dass ein Pferd auf einmal kurz vor Rennbeginn von 60 auf 25 fällt.
Das Preisgeld ist beim Pferdesport mit dem Sulky noch bescheidener als beim Galopprennen: 700 Euro gibt es pro Rennen in Straubing, in Berlin waren es im Höchstfall 2500 Euro. Das ist verdammt wenig, für die Beteiligten – Fahrer, Trainer und Besitzer – sind es harte Zeiten.
Nicht verwunderlich, denn auch im Trabrennsport ging es in den letzten Jahren nur noch abwärts. Der Sport ist n der Öffentlichkeit noch weniger präsent als der Galopprennsport – was eigentlich schwer vorstellbar ist. „Die Leute in Deutschland kennen kaum die Pferde, auf die sie wetten“, sagt der Belgier Jos Verbeeck, einer der besten Trabrennfahrer der Welt.

Differenzen
In anderen Ländern ist das anders: In Frankreich gilt der Trab als „Sport der einfachen Leuten“, Galopprennen hingegen als Upperclass-Veranstaltung. In Schweden ist Traben Volkssport und über die V 65-Wette in jedem kleinen Ort bewettbar.
In Deutschland bestimmen Rivalität und Besitzstandswahrung das Verhältnis zwischen beiden Sportarten. Dabei sitzen beide eigentlich im gleichen Boot, vertreten zum Beispiel im Bereich Wetten die gleichen Interessen und könnten als geschlossene Einheit gegenüber der Politik auftreten. In der Praxis sieht das anders aus, beide arbeiten kaum zusammen. Auch bei der Neufassung des Glücksspielvertrages gab es zwischen Trab und Galopp deutliche Differenzen.
Nur wenige Leute interessieren sich zudem für beide Bereiche. Bei meinem Bookie in Dortmund war (und ist, falls sie nicht alle gestorben sind) das Traberpublikum ein ganz anderes als das aus der Galopperfraktion. Und die Traber sind in der Unterzahl, die meisten Bildschirme zeigen Galopprennen aus aller Welt.
Auch ich war noch nie auf einer deutschen Trabrennbahn. Früher wollte ich immer mal freitags nach Recklinghausen (mit dem Auto maximal 25 Minuten), aber das war in den neunziger Jahren und irgendwas kam immer dazwischen. Heute existiert die Bahn in Recklinghausen nicht mehr. Und Gelsenkirchen betritt der gemeine Dortmunder aus anderen Gründen bekanntlich nur unter Protest und nur wenn man unbedingt muss. Zwei mal war ich hingegen beim Traben in Schweden auf der kleinen und heimeligen Bahn in Arvika – und das war ein tolles Erlebnis.



Montag, 4. Juli 2011
Der Tag danach: Gewinner und Verlierer im Derby 2011
Die Anspannung ist vorbei, das Deutsche Galopp-Derby 2011 (das Rennvideo) ist Geschichte. Es ist der Tag danach und es war wie so oft im wichtigsten Ereignis des Turfjahres: Wieder nicht den Derbysieger getroffen, zuletzt war das übrigens Adlerflug im Jahre 2007. Dabei habe ich den Sieger Waldpark schon hoch eingeschätzt, nur gespielt habe ich andere Kandidaten. Entscheidend ist „eben auf’m Platz“: Da war auf weichem Boden in Hamburg-Horn Waldpark das eindeutig beste Pferd.
Es war ein großer Tag für Andreas Wöhler, dem Mann mit der besten Trainer-Homepage im deutschen Turf. Denn er sattelte auch noch den Zweiten Earl of Tinsdal und feierte damit einen legendären Doppelerfolg.
Auch Jockey Jozef Bojko wird seinen Enkeln (wenn er diese mal hat) noch von diesem Tag erzählen: Seit einer gefühlten Ewigkeit ist er in Deutschland, ritt früher unter anderem viel für das Quartier von Hubertus Fanelsa. Der Mann mit der Vorliebe für elegante Hutkreationen hat sich aus dem Rennsport zurückgezogen, seit geraumer Zeit ist Bojko nun zweiter Jockey hinter Eddie Pedroza im Wöhler-Stall. Wie immer hatte Pedroza die erste Wahl und entschied sich für den späteren Zweiten Earl of Tinsdal: Der lief großartig, untermauerte eindrucksvoll seinen Ruf als Pferd mit einem exzellenten „turn of foot“. Nur einer war an diesem Tag besser: der Stallgefährte Waldpark mit eben diesem Bojko im Sattel.
Der gebürtige Slowake hat ein Problem, was er mit anderen Jockeys aus dem ehemaligen Ostblock teilt: In Deutschland gelten sie höchstens als gute Jockeys für die kleinen Rennen, für die großen Prüfungen wird oftmals ein prominenter Reiter aus England, Irland odee Frankreich eingeflogen. Auch im Vorfeld hätten viele lieber einen ausländischen Top-Jockey auf Waldpark gesehen. Doch Trainer und Besitzer blieben stur und wurden belohnt. Bojko arbeitete sich im Horner Bogen nach vorne, ritt das perfekte Rennen, machte einfach alles richtig an diesem Tag. Und schon waren die Kritiker ruhig.
Es war zudem ein großer Tag für das Gestüt Ravensberg, den Besitzer des Derbysiegers. Ein einst großer Name des deutschen Turfs, dessen Erfolge jedoch weit vor meiner Zeit lagen. In den letzten Jahren war es eher ruhig um die Vollblüter in den golden-blauen Farben. Das letzte richtig gute Pferd aus dem Quartier war Wurftaube. Die Stute, einst trainiert von Harro Remmert, wurde mit den Jahren immer besser, gewann unter anderem Gerling-Preis und Deutsches St. Leger und lief besonders bei weichem Boden stark. Damit schließt sich der Kreis: Denn Waldpark ist der Sohn der Wurftaube und ihr bislang bester Nachkomme. Bislang brachte sie einige ganz ordentliche Pferde wie etwa den Steher Waldvogel, aber ein Gruppe 1-Triumphator war noch nicht dabei. Waldpark kommt aus dieser berühmten W-Familie, in der es schon mal mit Waidwerk und Wilderer zwei Derbysieger gab.

Der Panther wurde zur Katze
Wo Sieger sind, sind die Verlierer nicht weit: Brown Panther zum Beispiel, der Gast aus England. Jockey Richard Kingscote ritt ihn sehr offensiv von der Spitze aus, zum Schluss fehlten auf dem anstrengenden Boden die Reserven. Das sei eigentlich gar nicht der Plan gewesen, erklärte Kingscote nach dem Rennen. Hätte das Pferd von Michael Owen bei etwas ökonomischerer Reitweise gewonnen? Kaffeesatzleserei, vielleicht waren die Gegner bei seinem überlegenen Sieg in Royal Ascot doch nicht so gut, es war ja nur ein Handicap. Ich bin jedenfalls sehr gespannt auf seine weitere Karriere. Brown Panther ist weitaus besser als seine Hamburger Form und wird noch für Aufsehen sorgen – jede Wette.
Lange Gesichter ebenfalls beim Gestüt Schlenderhan: Der „FC Bayern des deutschen Turf“ (so ein User des Galopperforums, nicht nur die Farben passen ja durchaus zu den Münchenern) hatte einen Derbyjahrgang wie schon lange nicht mehr und stellte mit Arrigo, Ibicenco und Mawingo drei Top-Chancen. Das Ergebnis war enttäuschend: Von den fünf Startern endete Mawingo auf Platz 4 noch am besten, immerhin lag Stalljockey Adrie de Vries mit seiner Wahl richtig. Was auch kein echter Trost ist.
Nichts wurde es zudem mit der Turfmärchen namens Gereon: Das Pferd von Besitzertrainer Christian Zschache wurde zwar kräftig gewettet, endete aber geschlagen auf Platz 10. Der schlagzeilenträchtige Jockeywechsel von Georg Bocskai auf John Murtagh blieb ohne Erfolg.
Und dann waren da noch meine Wetttipps, letztendlich alle chancenlos: Brown Panther siehe Text oben, der Schlenderhaner Ibicenco lag eigentlich gut im Rennen, war aber einfach nicht gut genug. Dann war da noch meine Langzeitwette Sommernachtstraum: Der war immerhin in Baden-Baden Zweiter hinter Waldpark, wurde sogar vom späteren Derbysieger etwas behindert. Im Derby kam er mit Nasenbluten aus dem Rennen und war letztlich völlig chancenlos. Und nichts wurde aus dem Sommernachtstraum zum Toto 200.



Donnerstag, 30. Juni 2011
Derby-Triumph für einen Shirocco
Schlenderhan gegen den Rest der Welt – so könnte man das Deutsche Derby 2011 am Sonntag in Hamburg-Horn charakterisieren. Da kann der deutsche Rennsport noch so kriseln, die Faszination des Derbies bleibt. Auch in diesem Jahr stellt diese Kolumne wieder die Starter im wichtigsten Rennen der Turfsaison vor. Eine erste Vorschau gab es bekanntlich bereits im Mai, aber da waren die wichtigsten Vorbereitungsrennen noch nicht gelaufen.

1 Arrigo (Jens Hirschberger/Gestüt Schlenderhan): Sieger in der Union, dem wichtigsten Derby-Trial in Deutschland, gewann dort äußerst knapp gegen den Stallgefährten Ametrin, zeigte aber viel Speed. In den Bavarian Classics unterlag er hauchdünn Mawingo, ebenfalls aus Schlenderhan. Stehvermögen ist vorhanden, lief bislang nur auf gutem Boden, bevorzugt aber angeblich durchlässiges Geläuf. ****

2 Ametrin (Jens Hirschberger/Gestüt Schlenderhan): Noch sieglos, zeigte aber seine bislang beste Form als Zweiter in der Union hinter Arrigo, wo er anfangs sogar noch etwas grün lief. Ein Pferd, das noch Reserven haben dürfte, aber ich bin bei Frontrennern im Derby immer etwas skeptisch – außer der Boden ist schwer. Das wird er wahrscheinlich nicht sein. ***

3 Lindenthaler (Peter Schiergen/Gestüt Ebbesloh): In Deutschland noch unbesiegt, Sieger im Krefelder Busch-Memorial. Dort ging es aber über 1700 Meter. Danach war der Schiergen-Schützling chancenlos in einem französischen Gruppe 2-Rennen über 2200 Meter. Die vor ihm Placierten waren danach allesamt geschlagen – liefen aber auch in Top-Rennen. Leichte Fragezeichen zudem, ob die 2400 Meter für Lindenthaler nicht zu lang werden. Der Hengst ist nicht die Wahl des Stalljockeys. **

4 Mawingo (Jens Hirschberger/Gestüt Schlenderhan): Adrie de Vries durfte wählen und hat sich etwas überraschend aus dem großen Schlenderhaner Aufgebot für Mawingo entschieden. Nach den reinen Leistungen ist das aber nachvollziehbar, unter anderem schlug er in einer Kampfpartie den Stallgefährten Arrigo in den Bavarian Classics. Dort ging es jedoch über 2000 Meter, ob er über die Derbydistanz von 2400 Meter kommt, ist als Sohn des Spitzenmeilers Tertullian durchaus fraglich. ***

5 Ibicenco (Jens Hirschberger/Gestüt Schlenderhan): „Ein Rennen für den Richter“ meinten die Kommentatoren nach dem Prix Du Lys, einem Gruppe 3-Rennen über 2400 Meter in Chantilly. Nur hauchdünn unterlag Ibicenco auf der französischen Derbybahn. Die Gegner würde ich mal als gute französiche zweite Wahl einschätzen, aber die Leistung sah schon sehr gut aus. ****

6 Gereon (Christian Zschache/Christian Zschache): Das Pferd mit dem unglücklichen Rennverlauf in der Union, zumindest wäre Gereon noch näher an den zwei Erstplacierten gewesen, wenn er ein glattes Rennen gehabt hätte. Besitzertrainer Christian Zschache wechselte darauf den Jockey, statt Altmeister Georg Bocskai reitet jetzt mit Johnny Murtagh ein Top-Name der Szene. Zumindest lief Gereon wie ein Steher in der Union. Sehr gute Möglichkeiten, den Spieß diesmal umzudrehen. ****

7 Saltas (Peter Schiergen/Gestüt Ittlingen): Der Ritt von Asterblüte-Stalljockey Andrasch Starke. Lief eigentlich nie richtig schlecht, aber immer fehlte der letzte Tick, um den Sieger zu gefährden. ***

8 Brown Panther (Tom Dascombe/Owen Promotions Ltd.): „Das ist der deutsche Derbysieger 2011“ war meine erste spontane Reaktion. Gerade hatte Brown Panther mit der berühmten „Finger in der Nase“ die King George V Stakes während der Rennwoche Royal Ascot gewonnen. Das war zwar nur ein Handicap, aber eines der Top-Kategorie. Die Sieger dieser Prüfung sind meist potenzielle Gruppe-Pferde. Bei Brown Panther können wir das potenziell vergessen, er dürfte noch zu ganz anderen Taten bereit sein. Es war der dritte Erfolg in Serie und bereits die Form aus Haydock, als der Scirocco-Sohn nach schlechtem Rennverlauf beschleunigte und noch leicht gewann, sah nach hohem Leistungsvermögen aus. Das einzige, was mich stört, ist die Tatsache, dass Brown Panther wahrscheinlich als Favorit an den Ablauf kommen wird. *****

9 Theo Danon (Peter Schiergen/Stall D’Angelo): In der Union letztlich chancenlos, davor aber ein überzeugender Sieger im Hannoveraner Derby-Trial, wo er immerhin Ametrin schlug. Nach Abstammung nicht unbedingt ein sicherer Steher, auch fehlt vielleicht das letzte Stück Klasse. **

10 Silvaner (Peter Schiergen/Margot Herbert): Der Winterfavorit 2010, in diesem Jahr aber noch sieglos, zuletzt ohne echte Chance gegen Mawingo und Arrigo im Bavarian Classic. Steher, aber nur Außenseiter. Immerhin reitet ihn Terry Hellier, früher einmal ein Spezialist für die Wartetaktik. Das funktionierte in großen Prüfungen oftmals sehr gut, im Derby aber noch nie. **

11 Earl of Tinsdal (Andreas Wöhler/Sunrace Stables): Ein Pferd mit viel Kampfgeist und die Wahl von Stalljockey Eddie Pedroza. Für die letzte schwächere Form ist er entschuldigt, weil er ein Hufeisen verlor. Davor gewann der Wöhler-Schützling drei Mal in Serie, unter anderen den Frühjahrspreis des Bankhauses Metzler in Frankfurt. Läuft gerne von vorne, nur gewinnt man so nicht oft das Derby. ***

12 Waldpark (Andreas Wöhler/Gestüt Ravensberg): Der Sohn der grandiosen Wurftaube, unter anderem Siegerin im Gerling-Preis und im St. Leger. Ihr Nachkommen hat noch eine weiße Weste, siegte im Mai als Dreijähriger mühelos im Ausgleich 3 und dann ebenfalls leicht im Iffezheimer Derbytrial. Nicht die Wahl des Stalljockeys, aber ein Pferd, das noch nicht alle Karten aufgedeckt haben könnte. Auf so starke Gegner traf er jedoch noch nie. ****

13 Sommernachtstraum (Waldemar Hickst/Lars-Wilhelm Baumgarten, Sebastian J. Weiss): In dieser Kolumne im Mai angesagt und von mir zum Toto 200 gespielt. Normalerweise triumphieren Sieglose nicht im Derby und vielleicht kommt das Rennen noch etwas zu früh. Denn auch im Iffezheimer Derby-Trial lief der Scirocco-Sohn etwas grün. Zudem behinderte ihn der spätere Sieger Waldpark, Doch dann zog der Hengst noch einmal gut an, ohne Waldpark jedoch zu gefährden. Die längere Strecke wird ihm entgegenkommen. Und dann hoffen wir einfach mal auf ein glattes Rennen. ***

14 Ordensritter (Horst Steinmetz/Stall Nizza): Die gleichen Farben gewannen einst mit Nicaron das Derby. Ordensritter dürfte jedoch kaum in dessen Fußstapfen treten – Riesen-Außenseiter. *

15 Tahini (Jens Hirschberger/Gestüt Schlenderhan): Der Schlenderhaner, der am höchsten am Toto stehen wird. Ganz chancenlos ist er nicht, zumal der Medicean-Sohn sein Stehvermögen schon mehrmals bewiesen hat und noch einiges an Reserven haben könnte. **

16 Appleby (Sascha Smrczek/Stall Schloss Benrath): Wer unbedingt einen Starter für eine lukrative Platz-Wette haben möchte, der sollte sich mal Appleby anschauen. Der ist zwar noch sieglos, lief aber bislang gar nicht so verkehrt. Zuletzt in der Bremer Derbyvorprüfung kam der Mamool-Sohn noch mit viel Speed auf Platz 2. Zudem hat Sascha Smrczek seine Pferde derzeit glänzend in Schuss. Allerdings muss sich Appleby schon ziemlich verbessern, um hier eine Platzchance zu haben. **

17 Mi Senor (Andreas Wöhler/Stall Darboven): Lange hielt er vorne stand im Bremer Derby-Trial, doch dann wurden ihm die 2200 Meter zu lang. Kein Wunder, war die Schwester Mi Emma doch eine Meilerin, aber eine von sehr hohem Format. Davon ist Mi Senor noch weit entfernt. *

18 Hoseo (Erika Mäder/Roswitha Sturm): Nach keiner bislang gezeigten Form hier mit dem Hauch einer Chance. *

Fazit: Das überragende deutsche Pferd fehlt in diesem Jahr, dafür hat Schlenderhan einen starken klassischen Jahrgang mit fünf Startern. Und erstaunlicherweise hält die Stallform eigentlich seit April. Ein Scirocco-Sohn wird gewinnen: Brown Panther, der Schlenderhaner Ibicenco oder als ganz verwegener Tipp Sommernachtstraum.

Was bedeuten die Sterne
***** Top-Favorit
**** sehr gute Chancen
*** Chancen, wenn alles passt
** Außenseiter mit geringen Chancen
* Dabei sein ist alles.