Dienstag, 6. November 2012
Voetbal experience: Nur die Pokale fehlen
Der erste Eindruck ist orange, der zweite ebenfalls. Der Farbton dominiert den großen Raum, an dessen Wand sie alle hängen, die die Fußballgeschichte der Niederlande geschrieben haben – als Portraitfoto. Die Hall of Fame der Nationalspieler. Ich befinde mich im Nationalen Fußballmuseum der Niederlande in Middelburg, im „Voetbal experience“.


Wo sind sie denn? Jan Wouters? Rene van de Kerkhof? Willy van de Kerkhof?

Und damit sind die Niederländer den Deutschen mal einen Schritt voraus. Das Deutsche Fußballmuseum erlebte ja erst vor kurzem seinen ersten Spatenstich an seinem Standort am Dortmunder Hauptbahnhof – immerhin in der Stadt des aktuellen Deutschen Meisters und in einer Region, die als fußballverrückt gilt. Middelburg hingegen ist ein nettes und ruhiges Städtchen auf Zeeland, fußballerisch allerdings tiefste Provinz. Doch genau hier befindet sich Voetbal experience, etwa versteckt in einem Einkaufszentrum.
Was aber auch ganz folgerichtig ist. Denn die treuesten Anhänger der „Elftal“ kamen vorwiegend aus der Provinz und sorgten bei Fußball-Großereignissen wie Welt- und Europameisterschaften für den richtigen Farbton.
Denn es ist schon erstaunlich: Die geographisch so kleinen Niederlande waren in den letzten 40 Jahren eine richtige Fußballmacht. Das Land hatte immer große Spieler: Cruyff, Neeskens, Haan oder Rep etwa in den 70ern; Gullit, van Basten, Rijkaard oder Ronald Koeman in den 80ern, später dann etwa Seedorf, Davids, van der Sar oder die de Boer-Brüder – um nur einige zu nennen. Und auch heute zählt das Land zur fußballerischen Elite.

Die Schwalbe des Bernd Hölzenbein
Nur mit den Titeln klappte es nicht so gut. Der Trophäenschrank ist etwas karg gefüllt, nur 1988 gewann das Team die Europameisterschaft. Ausgerechnet in Deutschland – beim Erzrivalen. Da ist es nicht verwunderlich, dass die Deutsch-Niederländische Fußballgeschichte einen Extra-Raum im Museum einnimmt.
„Wir sind mal wieder alle drauf reingefallen“, sagte nach dem Abpfiff Herman Kuiphof, der 1974 das WM-Finale zwischen Deutschland und den Niederlanden für das holländische Fernsehen kommentiert hatte. Die Mutter aller Niederlagen, ein 1:2, das die Fußballpsyche unseres Nachbarn noch auf Jahre verletzte. Der Besucher kann die Highlights noch einmal miterleben; das angebliche Foul an Bernd Hölzenbein war eine der größten Schwalben der Fußballgeschichte.
Jedenfalls fühlte sich das Oranje-Team betrogen, zumal man das beste Team bei dieser WM 1974 war. Vier Jahre später verloren die Niederlande dann unter reichlich dubiosen Umständen das Finale gegen Gastgeber Argentinien, doch diese Niederlage sorgte für weit weniger Aufsehen.
Die Revanche gegen Deutschland kam 1988: Halbfinale gegen den Gastgeber und Marco van Basten wurde mit seinen Toren nicht nur zum Schreck von Jürgen Kohler, sondern schockte ganz Deutschland. Nach der Begegnung gab es viele unschönen Szenen und wenn man im Fußballmuseum die Höhepunkte des Spiels noch einmal anschaut, sieht man selbst an kleinen Ausschnitten, wie heftig die Rivalität zwischen beiden Teams war.
Nur das Trikot von Olaf Thon, das Hans van Breukelen nach dem Spiel zur Körperreinigung benutzt haben soll, habe ich nicht entdeckt. Danach folgte ein 2:0-Finalerfolg über die damalige Sowjetunion mit diesem Wahnsinns-Tor von Ruud Gullit. Zweifellos ist dieser Teil des Museums aus deutscher Sicht der eindeutige Höhepunkt.


Hingucker: Die goldene Handschuhe für Edwin van der Sar

Schießen wie die Profis
Ansonsten kann man unter anderem wie die Profis kommentieren, an der Playstation große Matches der Fußballgeschichte nachspielen, diverse Kostbarkeiten aus der Fußballschatzkiste begutachten oder Fußball-Songs singen. In einer nachgestellten Kabine befinden sich einzelne Spinde mit den Trikots der einzelnen Profivereine der Niederlande – also nicht nur Ajax, Feyenoord oder der PSV.
Und natürlich kann man selbst aktiv werden, zum Beispiel in der Skillzone sehen, wie hart der eigene Schuss ist. Nur leider waren bei unserem Besuch mindestens zwei Drittel der Bälle nicht gescheit aufgepumpt.
Und noch ein Kritikpunkt: 17,50 Euro Eintritt sind für einen Erwachsenen fast schon die Schmerzgrenze, aber für Kinder geht das gar nicht. Es gibt keine Ermäßigungen. Eine vierköpfige Familie wird so mal eben 70 Euro nur für Eintritt los.

voetbalexperience



Donnerstag, 25. Oktober 2012
Borussia kann es doch international
Ach wie ist das schön! 2:1 siegte Borussia Dortmund gestern gegen Real Madrid in der Champions League. Da vergessen wir doch einfach mal das blöde Revierderby, die verdiente Niederlage gegen den FC Schalke 04 und den Rückfall in den Rumpelfußball. So ist das eben im kurzlebigen Ergebnissport Fußball.
Wer diese Kolumne regelmäßig verfolgt, kennt meine Abneigung gegenüber den Königlichen aus Madrid. Folgerichtig werden Siege gegen Real entsprechend gewürdigt, auch wenn die Auswärtsbilanz der stolzen Spanier in Deutschland nicht gerade Furcht erregend ist.
Jedenfalls war das an diesem Mittwoch Abend wieder die Borussia aus den vergangenen Jahren: Läuferisch stark, permanent pressend, versuchte der BVB von Beginn an, Real unter Druck zu setzen. Als dann bei Real Madrid Sami Khedira verletzt raus musste, kam mit Modric ein eher offensiver Spieler. Die Unordnung, die so entstand, nutzte Lewandowski zum 1:0. Das ganze hatte allerdings nur ein paar Minuten Bestand: Als der BVB zu stark aufgerückt war, spielte Mesut Özil einen grandiosen Pass auf Cristiano Ronaldo und der netzte souverän ein.
Auch in Halbzeit 2 ging es munter weiter, beide Teams auf Augenhöhe. Das Dortmunder 2:1 durch Marcel Schmelzer fiel eigentlich viel zu früh (64.) Doch diesmal war der Fußballgott ein Schwarz-Gelber, der BVB überstand die restlichen Minuten.

Keine Schwachstelle
„Das war eine exzellente Leistung des Dortmunder Teams“, zitiere ich jetzt einfach einmal die internationale Taktikseite zonalmarking. „Zurück in ihrer bevorzugten Formation, spielten sie ihr bekanntes hochintensives Spiel, fanden aber auch Reals Schwachstelle – die hintere linke Seite“. Dort agierte mit Essien ein Spieler, der eigentlich im Mittelfeld zuhause ist. Was will er auch machen, der gute Jose Mourinho, wenn er keine anderen Spieler hat für diese Position.
Drei Spieler ragten aus einer geschlossen guten BVB-Mannschaft noch heraus: Lukas Piszczek kurbelte auf rechts unermüdlich an und hatte „CR 7“ weitgehend im Griff. Marcel Schmelzer, sein Pendant auf links, schoss nicht nur das 2:1, sondern war auch sonst völlig auf der Höhe. Von wegen keine internationale Klasse. Und dann war da noch Kevin Großkreutz. Bislang war es noch nicht sein Jahr, aber gegen Real stellte er eindrucksvoll unter Beweis, dass er ungemein wichtig für die Mannschaft ist. Dazu hatte er auch spielerisch einige gute Elemente. Und Schmelzer spielt mit ihm zusammen auf links einfach besser.



Dienstag, 23. Oktober 2012
Teuer Fußball gucken
Mal was für lange Abende: Die BBC hat eine Übersicht über die billigsten und teuersten Eintrittskarten im englischen Profifußball zusammengestellt – angefangen mit den Dauerkarten. Das ist manchmal schon ziemlich heftig – nicht nur bei den Londoner Vereinen. Zwar toppt Arsenal, wo die billigste Dauerkarte stolze 985 Pfund (über 1200 Euro) kostet, die Liste, aber auch Provinzclubs wie Southampton, Norwich oder Sunderland verlangen ihren Fans einiges ab.
Allerdings haben die Engländer mit hohen Eintrittspreisen ihre Erfahrung: Auch zu den großen Galoppmeetings in Ascot, York oder Cheltenham wird der Besucher für einen gescheiten Platz oft 50 Pfund oder mehr los.
Lobenswerter Weise hat der Übersteiger, das Fanzine des St. Pauli, einen Überblick über die Preise in Deutschland zusammengestellt, Erläuterungen dazu hier.
Da kann man schön vergleichen, ein Fazit: Deutschlands schönstes Stadion ist auch eines der teuersten. Und die Preise haben in Deutschland angezogen, obwohl ein Stadionbesuch dank der Stehplätze immer noch preiswert ist.


Darum beneiden uns viele englische Fußball-Fans: Stehplätze. Die gibt es in England offiziell nicht mehr, aber wenn ich manche Übertragung sehe, dann stehen viele Fans dennoch, obwohl sie eigentlich sitzen sollten. Ist in Dortmund auf der Südtribüne bei internationalen Spielen ebenso.



Mittwoch, 26. September 2012
Paul Scholes: Köpfchen und Killerpässe


“Who scores goals – Paul Scholes” (Wer schießt Tore – Paul Scholes)”, sangen einst die Fans von Manchester United – und singen es heute noch, wenn sie denn noch singen.
Paul Scholes, englischer Mittelfeldspieler in Diensten von Manchester United, absolvierte vor kurzem seinen 700. Einsatz für United, inzwischen sind es 702 Spiele (Stand 26.9.2012, 19:30). Das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen: Über 700 Begegnungen für einen Verein. Allerdings wird Scholes noch getoppt von seinem Kollegen Ryan Giggs, der über 800 Mal für den Club von Manager Alex Ferguson im Einsatz war.
Aber Scholes war immer einer meiner persönlichen Favoriten: klein, rothaarig, giftig, zweikampfstark, allerdings auch technisch versiert und sehr torgefährlich. „Das wahre Herz von Old Trafford“, schreib einst die FAZ und zitierte damit United-Legende Bobby Charlton, der zudem „sein Köpfchen und seine Killerpässe“ lobt.
Scholes zählt zu der berühmten United-Generation mit David Beckham, den Neville-Brüdern Gary und Phil sowie Nicky Butt, die einst gemeinsam aus der United-Jugend kamen. Doch im Gegensatz zu David Beckham war und ist das Privatleben von Paul Scholes ziemlich unbekannt. Interviews sind ihm offenbar ein Gräuel – was dieses Dokument eindrucksvoll beweist.
Seinem Manager Alex Ferguson ist das durchaus recht. Der überredete den heute 37jährigen zum Comeback nach seinem bereits erfolgten Rücktritt – mit Erfolg.



Dienstag, 11. September 2012
Die königlich Unsympathischen aus Madrid
Losglück sieht anders aus: Borussia Dortmund trifft in der Gruppenphase der Champions League auf Real Madrid, Manchester City und Ajax Amsterdam und hat damit im Vergleich zum letzten Jahr eine sogenannte „Hammergruppe“ erwischt. Eine – zugegeben etwas subjektive – Vorstellung der drei Gruppengegner.

Real Madrid
Was einst der FC Bayern München war, das ist heute Real Madrid. Der Verein, dem ich alles, nur nichts Gutes wünsche. Wenn ich schon immer höre: Mythos Real. Dieses Mythos besteht schon seit Jahrzehnten darin, mit fremdem Geld sich eine Mannschaft mit großen Namen zu kaufen. Das war schon zu Zeiten des Club-Granden Santiago Bernabeu so: Puskas, di Stefano, später dann Netzer, Breitner etc. Die Banken gaben immer gerne und wenn diese nicht wollten, hatte man auch beim Diktator Franco immer ein offenes Ohr für die Wünsche des Vereins.
Nun mag dies zu Zeiten eines Bernabeu noch eine gewisse Klasse gehabt haben, unter seinem Erben Florentino Perez wurde es hingegen nur noch neureich-peinlich. Ronaldo, Figo, Zidane oder Beckham – Perez kaufte in seiner ersten Amtsperiode alles, was gut und teuer war und ordentlich Trikots bei den Fans verkaufte. Nur dachte er nicht daran, die Defensive ähnlich gut auszustatten. Das sportliche Ergebnis war bescheiden, diverse Auswärtspleiten in der Champions League sorgten für Häme beim neutralen Zuschauer.
Jetzt ist alles etwas anders: Real hat mit Jose Mourinho einen Top-Trainer, natürlich kickt mit Cristiano Ronaldo der teuerste Spieler im weißen Dress. In der Liga distanzierte man den Erzrivalen Barca, nur in der Champions League scheiterte Real am FC Bayern. Und Nuri Sahin konnte sich aus diversen Gründen nicht bei Real durchsetzen. „Wo kommt der denn her“, höhnte das verwöhnte Real-Umfeld. Und wer ist schon Borussia Dortmund?
Allein diese Arroganz muss bestraft werden. Immerhin hat der BVB im letzten Jahr Bayern mehrmals geschlagen, also wer ist Real Madrid?

Manchester City
Natürlich ist Manchester City dank des Geldes aus 1001 Nacht ein Verein, dessen zusammenkaufte Truppe eigentlich nur Verachtung verdient. „Ich scheiß euch zu mit meinem Geld“, sagte einst ein Klebstoffproduzent aus dem Bergischen Land (gespielt von Mario Adorf) in der wunderbaren Serie „Kir Royal“ und ähnlich gilt das auf größerer Ebene auch für City. Teves, Aguero, Balotelli oder Dzeko – schon die Namen in der Offensive zeigen die hohen Ambitionen.
Den meisten City-Fans wird das Gerede der anderen jedoch egal sein. Sie haben wieder ein Team, das Trophäen gewinnt. Verständlich, wenn der Stadtrivale United heißt. Während die Roten in den letzten Jahren alles abräumten, war City eher das Gespött der Stadt und erlebte eine aufregende Berg- und Talfahrt - nur das die Anhänger darauf gerne verzichtet hätten. Bis in die dritte Liga ging der Abstieg und wenn dies schon schwierig genug war, war es noch schwerer zu ertragen, wenn der Erzrivale Titel hamstert. Aber Fahrten nach Gillingham sind jetzt Vergangenheit und City kommt wieder an United ran. Da fragt man nicht nach der Herkunft des Geldes.

Ajax Amsterdam
Der Außenseiter: Im letzten Jahr scheiterte Ajax nur knapp in der Gruppenphase. Auch wenn der holländische Renommierclub ein durchaus gutes Team hat, wird es immer schwieriger gegen die großen Klubs. Das war in den siebziger Jahren mit Johan Cruyff nicht so und auch nicht in den 90er Jahren. 1995 gewann Ajax die Champions League und es war der 5. März 1996, als die Niederländer im Dortmunder Westfalenstadion gastierten. Der BVB war Außenseiter und hatte beim 0:2 nicht den Hauch einer Chance. Ajax dominierte nach Belieben, war technisch und taktisch eine Klasse stärker. Für mich war es die stärkste Leistung eines Gastvereins, die ich je im Westfalenstadion gesehen habe.
Louis van Gaal trainierte damals Ajax, mit dabei unter anderem Akteure wie Van der Sar, Davids, Kluivert, Kanu und ein gewisser Ronald de Boer, derzeit Trainer der Amsterdamer. Es war Fußball 2000 damals, das Ajax-System mit den drei Spitzen kannte man in Deutschland gar nicht mehr. Auch die Viererkette war Neuland, bei uns waren Libero und zwei „Manndecker“ noch angesagt.
Im Finale unterlag Ajax dann Juventus Turin, danach wechselten die meisten Spieler zu finanzkräftigeren Vereinen.



Sonntag, 8. Juli 2012
Der tiefe Fall der Glasgow Rangers


Das ist nicht Bezirksliga Staffel 8 in Nordrhein-Westfalen, sondern vierte schottische Liga: Hier erwarten die Annan Athletics vielleicht die Glasgow Rangers.
(Bild: Verein)
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Anhänger der Glasgow Rangers machen derzeit ganz harte Zeiten durch. Der schottische Traditionsklub, stolze 55 mal schottischer Meister (angeblich Weltrekord), wird in der neuen Saison nicht mehr erstklassig sein. Das beschlossen die übrigen 11 Ligaclubs und bestraften damit die Rangers für ihre desolaten Finanzzahlen.
Im Februar hatte der Klub Insolvenz angemeldet. Die Verbindlichkeiten betrugen rund 167 Millionen Euro, näheres dazu gibt es hier und hier.
Jedenfalls haben die Verantwortlichen der anderen schottischen Erstligisten eine sportliche Entscheidung getroffen – trotz massiver finanzieller Einbußen, die auf sie zukommen, falls der Glasgower Club die schottische Premier League verlässt. Denn bekanntlich sind die Rangers und Lokalrivalen Celtic die Top-Mannschaften der Liga, teilten quasi gemeinsam die Ligatitel unter sich auf. Beide Glasgower Vereine füllen ihren Gegnern Stadien und Kassen, zudem sah der Fernsehvertrag vier „Old Firm-Derbies“ zwischen den Glasgower Stadtrivalen vor.
Noch steht nicht fest, in welcher Liga die neuen Rangers in der kommenden Saison spielen – entweder Liga 2 (Division One) oder Liga 4 (Division Three), ganz unten in der schottischen Profi-Hierarchie. Diese Klasse ist aber kaum eine Profi-Liga, zumindest ist das schwer vorstellbar bei durchschnittlichen Zuschauerzahlen von 400 oder 500.

Kunstrasen
Manager Ally Mc Coist, einst legendärer Rangers-Torjäger, würde sogar die unterste Klasse bevorzugen. Die BBC hat mal die potenziellen Gegner unter die Lupe gewonnen. Eines steht fest: In der Regel dürfte fast alle ein Kapazitätsproblem bekommen, wenn die Rangers-Fans anrücken. Diese würden zudem Spiele auf Kunstrasen sehen, denn viele Vereine verfügen über so einen Belag.
Immerhin könnten die „Gers“-Anhänger Stadionpunkte sammeln. Es warten unter anderem der Shielfield Park (Kapazität 4 150, Naturrasen) von Berwick Rangers, der Ochilview Park (Kapazität 3 750, Kunstrasen) von East Stirlingshire oder Borough Briggs (Kapazität 4 900, Naturrasen) von Elgin City.
Dazu gibt es auch hier ein Lokalderby: Stadtrivale Queen’s Park spielt im Hampden Park – wo sonst die Nationalmannschaft zuhause ist. Immerhin bietet das Stadion Platz für viele, viele Blaue.
Mich erinnerte das Schicksal der Glasgow Rangers etwas an Borussia Dortmund in den Jahren 2004 und 2005. Auch der BVB hatte sich mit einem Schuss Größenwahn in den finanziellen Abgrund manövriert, der Verbleib in der Bundesliga war fraglich. Damals schauten sich manche Fans in der Oberliga West, zu diesem Zeitpunkt die vierte Liga in Deutschland, um. Dort hätte Dortmund den Neuanfang starten können. Zum Glück kam es anders und auch die Rangers haben noch eine Option: Am 12. Juli soll sich entscheiden, ob der Klub zumindest in der 2. Liga an den Start gehen kann.



Dienstag, 22. Mai 2012
Lieber FC Bayern München,
nie hätte ich gedacht, dass ich das mal schreiben werde: Aber ich habe Mitleid mit Euch. Gut, die beiden „Vizetitel“ hinter Borussia Dortmund waren verdient, weil der BVB auf nationaler Ebene einfach das bessere Team ist.
Aber jetzt diese Nieder1age nach Elfmeterschiessen gegen den FC Chelsea in Eurem Finale in München. Das war schon reichlich blöd im „Finale dahoam“, Da führt Ihr nach 83. Minuten endlich 1:0 und dann markiert Chelsea mit seinem ersten ernsten Angriffsversuch das 1:1. Dann verschießt Robben einen Foulelfmeter in der Verlängerung und wie das so ist im Fußball: Es kommt zum Elfmeterschießen und da gewinnt nicht automatisch die deutsche gegen die englische Mannschaft. Zumal beim FC Chelsea ja auch kaum Engländer spielen. Und als Schweinsteiger dann seinen Strafstoß an den Pfosten haut, jubelt nur Abramowitsch-Blau. „Fiasko dahoam“ titelte das Fachblatt kicker und damit ordentlich Online-Klicks zustande kommen, gibt es sofort die passende Bilder-Galerie. Dafür, dass ihr die bessere Mannschaft ward und Chelseas Betonfußball nicht finalwürdig war, dafür könnt Ihr Euch nichts kaufen.
Aber was ist finalwürdig? Am Ende zählt das Ergebnis – diese Phrase zählt immer noch. Das mit dem Mitleid ist aber so eine Sache. Das bekommt man nämlich geschenkt, Neid muss man sich hingegen erarbeiten.

Teddy Sheringham
So vor 10 bis 15 Jahren war ich nicht so milde gestimmt. Als solche Leute wie Kahn, Matthäus, Effenberg, Salilhamidzic oder Jeremies das Trikot des FC Bayern noch trugen. Da wäre die Bilanz von dreimal Vize ein Grund für wochenlange Freude gewesen – eben weil die Bayern eben immer alles gewinnen müssen. Was bin ich 1999 am berühmten Abend von Barcelona durchs Wohnzimmer getanzt, als Manchester United das Champions League-Finale in der Nachspielzeit noch drehte. Sheringham und Solksjaer zählten zu meinen absoluten Helden.
Zu diesem Zeitpunkt hatte die Münchener aber auch ein Team, das nur ganz schwer zu besiegen war. Effenberg, Kahn oder Jeremies bissen und kratzten zur Not, um ein Spiel zu gewinnen. Das waren Leute, die sich die Abneigung der gegnerischen Fans redlich erarbeitet hatten. Kahn hat sich die jahrelangen Bananen zur Begrüßung in Dortmund ehrlich verdient.
Und heute, lieber FC Bayern: Lahm, „Schweini“, Gomez oder Müller – alles liebe Jungs, die nicht polarisieren. Selbst der Torwart, der Ultra aus Gelsenkirchen- Buer, ist harmlos, könnte aber mal einen Unhaltbaren halten. Und Ribery und Robben – sie wollen nur spielen.
Die letzten Spieler mit „Arschloch-Potenzial“ waren Mark van Bommel und mit Abstrichen Luca Toni. Also, lieber Herr Hoeneß, lieber Herr Rummenigge: Eine Mischung aus Kahn, Effenberg und Jeremies muss her. Oder besser zwei. Denn dann hört das auch mit dem Mitleid auf. Denn darauf könnt Ihr wirklich verzichten. Ich nämlich auch….



Donnerstag, 19. April 2012
Schlappes Real Madrid
Das war also das große Real Madrid, das am Dienstag im Halbfinale der Champions League dem FC Bayern mit 1:2 unterlag. Die Königlichen, später die selbsternannten Galaktischen – ich fand ihre Leistung äußerst irdisch. Die internationale Presse bescheinigte der Begegnung zwar große Klasse, aber überzeugten konnten nur die Münchener. Die Lobeshymnen von SAT 1-Kommentator Wolf-Dieter Fuß auf die Bayern wirkten zwar etwas übertrieben, die Spitzen auf den alten und neuen deutschen Meister Borussia Dortmund kann er sich zudem sparen.
Real Madrid spielte hingegen nur seinen Stiefel herunter. Der Ausgleich fiel glücklich, ansonsten wirkte das Starensemble reichlich uninspiriert. Allen voran Cristiano Ronaldo. Wahnwitzige 94 Millionen Euro Ablöse zahlten Real Madrid und sein neureicher Präsident Florentino Perez einst für den Portugiesen. 139 Tore in bisher 137 Spielen sind schon eine ordentliche Bilanz und unzählige verkaufte Trikots machen sich auch nicht schlecht. In München fiel CR 7 nur durch seine schlecht getretenen Freistösse auf, versteckte sich wie so häufig in wichtigen Spielen. Vielleicht lag es ja daran, dass Unbekannte ihm vor dem Spiel seine Schuhe aus der Kabine klauten.
Eigentlich spielt ja Real ja eine starke Saison in der heimischen Primera Division. Das beeindruckende Torverhältnis von 107:29, nur zwei Niederlagen und vier Punkte vor dem Erzrivalen Barca – das Team von Jose Mourinho ist also deutlich auf Kurs. In der Champions League konnte das Team bislang ebenfalls überzeugen. In München gelang das viel weniger, weil Bayern gerade im Defensivbereich sehr aufmerksam agierte. Nur Özil und Benzema sorgten für gelegentliche Lichtblicke.

Der gütige Mourinho
Noch nicht einmal im Kader von Real stand der ehemalige Dortmunder Nuri Sahin, im letzten Jahr in einer sehr starken BVB-Mannschaft einer der Besten. Bei den Königlichen ist der so spielstarke Sahin aber weit von einem Stammplatz entfernt. Das mag daran liegen, dass er verletzt nach Spanien kam und lange pausierte. Dennoch fällt er derzeit in Madrid in die Rubrik Fehleinkäufe (ebenso wie der ehemalige Münchener und gebürtige Gelsenkirchener Hamit Altintop). Ich bezweifele zudem, ob Sahin überhaupt in das Team von Jose Mourinho passt.
Der laut Eigeneinschätzung „beste Trainer der Welt“ wirkte an diesem Abend ziemlich schlecht gelaunt. Dass der Portugiese mal wieder die spanische Presse boykottierte, ist nicht neu, weil Journalisten in der Wertschätzung des Meisters nun mal ganz unten stehen. Wer mal unter seiner Regie gespielt hat, lernt aber einen ganz anderen Menschen kennen. „Sie müssen sich Mourinho wie einen Vater vorstellen. Er schützt jeden seinen Spieler“, erklärte etwa der heutige Stuttgarter Khalid Boulahrouz der Nachrichtenagentur dpa. Boulahrouz arbeitete bei Chelsea London mit dem Portugiesen zusammen.
Das knappe 1:2 bei den Bayern lässt Real aber für das Rückspiel im legendären Estadio Santiago Bernabeu alle Chancen. Es ist so und so ein ungleiches Duell: Während Bayern München (und alle anderen deutschen Mannschaften) auf schwarze Zahlen achten müssen, ist das bei Real Madrid scheinbar egal, haben kaufmännische Werte wenig Aussagekraft. Die Königlichen haben gigantische Schulden, aber für spanische Banken ist es offenbar eine Ehre, Real Madrid mit Kredite zu versorgen.



Freitag, 9. März 2012
Wenn Barca zur Bestie wird
Das war zu erwarten nach dem 1:7-Debakel von Bayer Leverkusen beim FC Barcelona in der Champions League: Hohn und Spott verteilten nicht nur die Vertreter des Boulevards, sondern auch seriöse Vertreter wie Herr Skulski vom ZDF-Morgenmagazin machten den Eindruck, als wäre dies der Untergang des deutschen Fußballs. Auch kicker-Herausgeber Rainer Holzschuh wird das bestimmt am Montag im Scheinwerfer des Blatts thematisieren und den Bayer-Akteuren mangelnde Einstellung vorwerfen.
Wie konnten sie denn auch nur, die Werkskicker. Fahren zum FC Barcelona – und lassen sich einfach so ohne große Gegenwehr die Hütte voll hauen. War das die Götterdämmerung für den deutschen Fußball, der Rückfall in die Zeit des Rumpelfußballs?
Natürlich war es das nicht. Ich muss jetzt mal die Bayer-Spieler in Schutz nehmen. Der FC Barcelona ist das vielleicht beste Fußball-Team der Welt, auch wenn die Katalanen in dieser Saison in der heimischen Liga ziemlich deutlich hinter Real Madrid rangieren. Aber Messi, Xavi, Iniesta und co. ergänzen sich schon zu einem fußballerischen Gesamtkunstwerk, das nur schwer zu stoppen ist.

Klinsmanns Ende
Vielleicht hilft ja auch ein Rückblick auf das letztjährige Champions League Finale: Gegen den Spielwirbel des Teams von Pep Guardiola wirkte das große Manchester United wie eine Ansammlung von fußballerischen Dilettanten – so überlegen war Barca technisch und taktisch. Es war eine fußballerische Lehrstunde – und vielleicht die größte Demütigung in der Karriere von Sir Alex Ferguson. Oder noch ein Blick zurück: Kurz vor Ostern 2009 gastierte der FC Bayern München im Stadion Camp Nou – und selten wurde der FC Bayern so vorgeführt wie an diesem Abend. Das 4:0 war noch schmeichelhaft und zudem das Ende der Ära Jürgen Klinsmann. Bayern-Manager Uli Hoeneß sehnte sich auf einmal nach einem Fußball-Lehrer. Schon damals tauchten die Schlagzeilen von der „Bestie Messie“ auf.
Leverkusen befindet sich also in guter Gesellschaft. Warum Barca an diesem Abend allerdings zur Bestie wurde – der Versuch einer Analyse auf spielverlagerung.de. An der Einstellung lag es da weniger. Und die Tore von Lionel Messi sind allemal sehenswert.



Mittwoch, 18. Januar 2012
Wenig Interesse am Afrika Cup 2012
Nicht nur die deutschen Profiligen starten am Wochenende. Auch der African Cup of Nations 2012, die Kontinentalmeisterschaft Afrikas, beginnt am 21. Januar mit den Spielen Aquatorialguinea gegen Libyen und Senegal gegen Sudan. Zwei Nationen spielen diesmal den Gastgeber: Gabun und Äquatorial-Guinea.
In Deutschland war das Interesse an der afrikanischen Meisterschaft auch mal größer. Selbst das Fachblatt kicker sportmagazin verzichtete am Montag auf eine Vorschau, irgendwann vor einigen Wochen hatten sie mal ein Interview mit Gernot Rohr, dem deutschen Trainer von Gabun, im Heft. Auch bei dem international sehr gut aufgestellten Portal Spox habe ich bis heute noch nichts darüber gelesen.
Kein Vergleich zu früheren Jahren: Die WM in Südafrika ist längst Geschichte, der afrikanische Fußball stagniert bestenfalls und die Probleme sind geblieben. Zudem hält sich der Anteil der in Deutschland spielenden Profis in Grenzen. Immerhin sind wir dank unserer Freunde von Eurosport, die schon seit Ewigkeiten übertragen, mit am Ball.

Wer fehlt
Das europäische Desinteresse mag auch daran liegen, dass bekannte Länder diesmal bereits in der Qualifikation scheiterten: Nigeria zum Beispiel, einst von manchen Experten nach ihrem starken WM Debüt in den USA und dem Olympiasieg 1996 in Atlanta als zukünftiger Weltmeister gehandelt, blieb hinter Guinea.
Oder Kamerun, das Land, das bei der Weltmeisterschaft 1990 in Italien den afrikanischen Fußball quasi auf die Landkarte brachte. In der Qualifikation erwies sich der Senegal als zu stark für die einstigen unzähmbaren Löwen. Kamerun und Nigeria enttäuschten jedoch schon bei der WM in Südafrika, so überraschend ist ihre Nicht-Teilnahme nach den letzten Ergebnissen nicht.
Und dann war da noch die Gruppe G unter anderem mit Ägypten und Südafrika. Die Pharaonen waren zuletzt dreimal in Folge Gewinner des Afrika Cups, komischerweise konnten sie diese Erfolge außerhalb Afrikas nie wiederholen, weil sie in der WM-Qualifikation regelmäßig scheiterten. Jetzt ist die Mannschaft im Umbruch und war mit 5 Punkten in der Qualifikation chancenlos. Der WM-Gastgeber schaffte wie der Niger und Sierra Leone 9 Punkte, der Niger setzte sich aufgrund der besseren Tordifferenz in den direkten Duellen durch.

Favoriten
Erst einmal ist es hier aus Europa wahnsinnig schwer, das Niveau vieler afrikanischer Teams einzuschätzen. Mannschaften wie die Gastgeber-Nationen Gabun und Äqauatorial-Guinea, aber auch der Sudan, Burkina Faso, Niger oder Guinea sind quasi fußballerische Wundertüten. Oder Botswana, die holten in der Qualifikation immerhin 17 Punkte mit der minimalistischen Tordifferenz von 7:3 – lebt der Catenaccio noch? Die klangvollsten Namen spielen immer noch bei der Elfenbeinküste und Ghana (auch wenn dort Kevin- Prince Boateng fehlt). Erstere haben allerdings trotz ihrer großen Namen eigentlich noch nichts richtig gewonnen. Mir gefällt am besten der Senegal, das Team mit dem Neu-Newcastler und Alt-Freiburger Papiss Demba Cisse und dem schon länger im St. James-Park aktiven Demba Ba. „Die Löwen von Teranga“ absolvierten eine souveräne Qualifikation und blieben dort ungeschlagen. Vielleicht erfolgt jetzt die Krönung.

Niveau
Es wird wahrscheinlich wieder so sein: In den meisten Spielen werden sich die Akteure belauern, keine möchte einen Fehler machen. Das Ergebnis sind dann Spiele, die sich quasi 25 Meter vor und 25 Meter nach der Mittellinie abspielen und in denen Tore Mangelware sind. Aber dann kommt einer dieser wunderbaren afrikanischen Torhüter, macht einen unglaublichen Fehler – und dann wird Fußball gespielt, weil sich eine Mannschaft öffnen muss. Und technisch sind die meisten afrikanischen Spieler – Klischee hin und her – immer noch eine Augenweide.

Zwei Linktipps
Ein umfangreiches deutschsprachiges Angebot gibt es hier.

Die potenziellen Stars des Cups.

Nachtrag 20.1
Da habe ich die Bibel des deutschen Fußballs aber zu Unrecht getadelt: Das kicker sportmagazin hat natürlich einen Vorbericht zum Afrika Cup im Heft, nur eben erst am Donnerstag. "Attacke der Black Stars" titelt das Fachmagazin, der Text ist aber deutlich besser als die Überschrift. Zudem enthält er einige sehr interessante Infos. Im Teilnehmerland Niger wurde beispielsweise aufgrund der Versorgungskrise gar zu Spendenaktionen aufgerufen, um die Fußballer halbwegs genährt und professionell zur Endrunde schicken zu können. Probleme, die hier im reichen Westeuropa unvorstellbar sind. Und wenn schon diese Grundbedürfnisse nicht gedeckt sind, wie kann der Beobachter da eine funktionierende Infrastruktur erwarten?