Cheltenham, Teil 4: In der Arbeit eine Ziege, im Rennen ein Champion
Es ist geschafft. Dritter Tag, fünftes Rennen und endlich der erste Sieger in Cheltenham: Great Endeavour triumphierte mit Danny Cook als 190:10-Schuss in der Byrne Group Plate Handicap Chase. Das Rennen war schwer zu entschlüsseln, die Favoriten wie Song of Songs wollte ich nicht. Zum Glück gibt es Kriterien wie die Trainerform: Im zweiten Rennen war Buena Vista aus dem Stall von David Pipe mit einem anderen Claimer (Haddon Frost) erfolgreich, jetzt ritt Cook, ein weiteren talentierten Nachwuchsreiter aus dem Pipe-Quartier, Great Endeavour. Dessen Formen reichten zwar nicht aus, aber als Novice könnte er noch einiges im Tank haben.
Der junge Mann machte dann auch alles richtig, servierte dem ausgezeichnet springenden Wallach einen perfekten Rennverlauf. Die restlichen Tipps des Tages? Ainama hätte auf einer kürzeren Strecke gewonnen, ansonsten vergessen…...Besonders Barbers Shop in der Ryanair Chase lief ganz schwach, von wegen gutes Ding.
Auch Trainer Paul Nicholls war die Erleichterung nach der World Hurdle anzumerken: Denn sein Banker Big Buck’s siegte als hoher Favorit und eiferte nicht seinem Stallgefährten Master Minded nach, der gestern in der Champion Chase eine bittere Schlappe einstecken musste. Big Buck’s gewann leicht und ziemlich unangefasst. Als der Jockey auf dem tapferen Time for Rupert schon schwer arbeitete, saß Ruby Walsh noch seelenruhig. Walsh bemühte dann kurz seinen Schützling und der löste sich leicht. Dabei hatte Big Buck’s „noch am Samstag wie eine haarige Ziege gearbeitet“, verriet sein Trainer Paul Nicholls nach dem Erfolg. Ich habe allerdings den tapferen Zweiten angefeuert, der als Novice ein fantastisches Rennen lief.
Das Duell der Giganten
Nicholls steht auch am Freitag in Cheltenham im Mittelpunkt: Es ist Gold Cup-Tag und das Aufeinandertreffen der von Nicholls trainierten Titanen: Kauto Star gegen Denman, eine ausführliche Vorschau erschien auf diesen Seiten schon etwas früher. Die Gewichte haben sich noch weiter in Richtung Kauto Star verschoben, der in blendender Verfassung seinen dritten Erfolg im Gold Cup anpeilt. Denman warf beim letzten Rennen hingegen seinen Reiter ab.
Aber vielleicht versaut ja ein anderer die Party: Imperial Commander zum Beispiel läuft in Cheltenham immer gute Rennen. Cooldine gewann 2009 die RSA Chase im Stile eines Kandidaten, der künftig die Toppferde fordern kann. Die diesjährigen Formen zeigen dies jedoch nicht, auch wenn der irische Gast aus dem Quartier von Willie Mullins sich zuletzt verbessert zeigte.
Die Tipps des Tages 14:30: Advisor 15:05: Noble Prince 15:40: Tell Massini 16:20: Denman 17:00: Trust Fund 17:40: Clova Island 18:15: You’re The Top
Manchmal wundere ich mich, dass andere Leute auch so doof sind. Zum Beispiel Pettifour im ersten Rennen zu wetten, weil man glaubt, dass das Pferd nur für dieses Rennen seine bisherige Allergie gegen die schweren Sprünge ablegt. Auf 90:10 wetteten ich und meine Mittäter den Schützling von Trainer Nigel Twiston-Davies in diesem 20-Pferde-Amateur-Marathon herunter (der Favorit stand 75:10). Das Ergebnis: Pettifour trottete immer hinterher, weil er entweder zu flach sprang und das Hindernis touchierte bzw. so hoch sprang, als wäre er beim Springreiten.
Es war St. Patricks Day und am irischen Feiertag wird das Guinness heute noch mehr fließen. Denn die Iren räumten groß ab in Cheltenham und triumphierten in den zwei Grade 1-Prüfungen. Big Zeb, bislang mit einem Auswärtskomplex versehen, überwand diesen und zwang seinen Trainer Colm Murphy zu einem bemerkenswerten Jubelsprint. Damit verhinderte Big Zeb den Hattrick von Master Minded in der Champion Chase, der enttäuschender Vierter wurde. Immerhin gewannen Ruby Walsh und Trainer Paul Nicholls immerhin noch mit dem guten Ding Sanctuaire die Fred Winter Juvenile Novices’ Handicap Hurdle. Rubys Schwester Katie war zudem erfolgreich. Nur im „Bumper“ dominierten die Iren diesmal nicht: Der hochüberlegene Sieg des 410:10-Schusses Cue Card hinterließ einen fast sprachlosen Trainer Colin Tizzard.
Die Vorschau für den dritten Tag fällt diesmal reichlich kurz aus, weil morgen andere Dinge Vorrang haben (es ist eine normale Arbeitswoche und das gilt auch für mich als Freiberufler). Daher gibt es nur die besten Tipps des Tages.
Im Hauptrennen, der World Hurdle (16:20), sehe ich keine Opposition gegen Big Buck’s. Er steht allerdings auch kurz genug. Wer ihn zu diesen Kurs (maximal 18:10) wetten möchte, möge das tun, ich mache es nicht, weil man sich danach umso mehr ärgert, wenn er scheitert.
Auch Leon Blanche von Boylesports tippt Big Buck's
Cheltenham, Teil 2: Minenfelder und ein Champion der Herzen
Wenn uns der erste Tag des Cheltenham Festivals etwas lehrt, dann ist das Demut. Zum Beispiel über den Ausgang der Champion Hurdle: Binocular gewann auf eine Weise, wie man ihm das im letzten Jahr als Top-Favorit zugetraut hatte. Mein Favorit war er definitiv nicht. Dunguib trug in der Supreme Novice die „Hoffnungen einer ganzer Nation“, doch wer außen zusätzliche Meter galoppiert und einige dumme Fehler an den Hürden macht, dem fehlen auf der ansteigenden Zielgerade die Reserven und es reicht nur zu Platz 3. Und der Triumphator in der Cross Country Chase kam diesmal nicht aus dem Stall von Enda Bolger. Die Vorschau für den Mittwoch...
• 140th Year Of The National Hunt Chase Challenge Cup, 4 m
Der Mittwoch startet mit einem weiteren Rätselraten: ein Marathon für Amateurreiter. Bei den meisten Teilnehmern überwiegen die Fragezeichen, spricht mehr gegen sie als dafür. Der Mitfavorit Any Currency (Quote 7:1), Far More Serious und Youngstown sind Pferde mit guter Form, die auch mit der Distanz zurechtkommen könnten. Aber vielleicht haut der Twiston-Davies-Stall wieder einen raus wie im letzten Jahr, als Tricky Trickster (läuft jetzt im Gold Cup für Paul Nicholls) gewann. Pettifour zählte als Hürdler zur erweiterten Spitzengruppe über die langen Distanzen. Die bisherigen Formen in Jagdrennen reichen nicht aus, doch diese dürften nicht das letzte Wort sein. Tipp: Pettifour
• Neptune Investment Management Novices' Hurdle (baring Bingham Novices' Hurdle) (grade 1), 2m 5f
Die Favoriten kommen mit Rite of Passage und Quel Espirit (hat noch eine Nennung für Freitag) aus Irland, doch das englische Lager ist gut gerüstet: Zum Beispiel mit Finians Rainbow, Peddlers Cross und Reve de Sivola. Ich entscheide mich für Reve de Sivola wegen der besseren Quote. Nicht zu unterschätzen ist Manyriverstocross (20:1) aus dem Stall von Alan King, dem die längere Strecke liegen wird. Tipp: Reve de Sivola
• RSA Chase (grade 1), 3 m 110 y
Das zweite große Rennen für den Nachwuchs über die Jagdsprünge. Nicky Henderson dürfte bestens gerüstet sein und schickt die Favoriten Long Run und Punchestowns sowie den chancenreichen Außenseiter Burton Point an den Start. Viel Potenzial hat ebenfalls Diamond Harry - wenn er vernünftig springt. Tipp: Punchestowns
Viking Flagship gegen Deep Sensation und Travado - legendäres Finish in der Champion Chase 1994
• Seasons Holidays Queen Mother Champion Chase (grade 1), 2 m Master Minded gegen den Rest: Den dritten Sieg in Serie peilt das Pferd von Trainer Paul Nicholls an, doch so einfach wird es nicht. Beim Jahresdebüt verletzte sich der Wallach in Cheltenham, lieferte im Februar ein ganz ordentliches Comeback ab, auch wenn er einige Fehler machte und am letzten Hindernis fast gefallen wäre. Natürlich ist Master Minded das zu schlagende Pferd, doch er hat Konkurrenz. Zum Beispiel seinen Stallgefährten Twist Magic, der in dieser Saison offensichtlich seine Neurosen abgestellt hat und ein ganz anderes Pferd geworden ist. Was stört, ist seine schlechte Form in Cheltenham.
Viel Potenzial nach oben hat noch Kalahari King, der in Doncaster ein Handicap mit Höchstgewicht gegen erfahrene Gegner beeindruckend gewann. Im letzten Jahr war er im Arkle knapp geschlagener Zweiter hinter Forpadytheplasterer. Kann er Master Minded und Twist Magic gefährden? Eher noch nicht…
Mit dabei ist auch Forpadytheplasterer, in dieser Saison dreimal deutlich geschlagener Zweiter. Der weiche bis gute Boden kommt ihm allerdings entgegen. Wenn das Rennen in Irland wäre, dann wäre mein Geld auf Big Zeb, der Master Minded in Punchestown beinahe geschlagen hätte. Doch in England enttäuschte der Schützling von Colm Murphy bislang immer.
Und dann ist da noch mein alter Freund Well Chief, einst Sieger im Dortmunder Sparkassenpreis. Er wäre ein wahrer Champion der Herzen, wenn er auf seine alte Tage noch mal gewinnen würde. Tipp: Das Herz schlägt für Well Chief, aber ohne Wette.
• Coral Cup (Handicap Hurdle) (Grade 3), 2m 5f
Wie immer ein absolutes Mysterium. Wishfull Thinking, James De Vassey, City Theatre und Silk Affair sind nur einige von vielen potenziellen Siegkandidaten. Letzterer bekommt meine Stimme, weil er bereits beim Cheltenham Festival erfolgreich und ihm die längere Distanz liegen sollte. Tipp: Silk Affair
• Fred Winter Juveniles Novices Handicap Hurdle (Grade 3), 2 m 110 y
Ein weiteres Minenfeld für Wetter: 24 nicht voll erfasste Youngster gehen an den Start. Sanctuaire (kommt mit guten Formen aus Frankreich), Bothy (gewann dreimal in Folge und zeigte viel Sprungvermögen) sowie die Pipe-Pferde Notus de la Tour und Hunterview sollten gute Chancen haben. Bothy verspricht die beste Quote. Tipp: Bothy
• Weatherbys Champion Bumper (Grade 1), 2m 110y
Das Flachrennen war in den letzten Jahren immer eine irische Domäne. Doch diesmal könnten die Engländer mit Al Ferof so gut wie schon lange nicht mehr gerüstet sein sein. Dennoch kommen die Favoriten aus Irland: Drumbaloo ist nur eine von vielen Möglichkeiten, weitere Kandidaten sind das Weld-Paar Elegant Concorde und Hidden Universe, Day of a Lifetime und Up Ou That von Willie Mullins sowie Tavern Times. Tipp: Drumbaloo
Vier Tage emotionaler Ausnahmezustand: Das Cheltenham Festival, die Mutter aller Meetings im Galopprennsport, steht vor der Tür. Jedes Rennen des Festivals für Hindernispferde ist ein Kracher, hier treffen sich wirklich die Top-Pferde aus England und Irland. Der Stellenwert der Veranstaltung in der englischen und irischen Öffentlichkeit ist enorm, seit Wochen haben Racing Post, Sportinglife oder Attheraces ausführliche Informationen im Netz und dreht sich zum Beispiel im englischen Racingforum die Diskussion fast nur noch um das Festival. Selbst am Bildschirm bekommt man die Begeisterung der Zuschauer mit. Und wir in der Galopp-Diaspora Deutschland schauen neidisch auf die Insel - einer der wenigen Zeitpunkte im Jahr, wo ich das mache. Die Vorschau auf den Dienstag, den 16. März.
• Spinal Research Supreme Novices Hurdle (Grade 1), 2 m 110 y
Es beginnt sofort mit einem Knüller, denn in der ersten Prüfung für Novice-Hurdler läuft die große Hoffnung aus Irland: Dunguib gewann im letzten Jahr den Cheltenham Jumper (das Flachrennen für den Hindernisnachwuchs), ist in diesem Jahr noch ungeschlagen über Hürden und steht nach Form meilenweit über seine irischen Rivalen. Manche vergleichen ihn schon mit dem großen Champion-Hurdler Istabraq (siehe Video), mit 4/5 steht er unter-pari im Wettmarkt. Und das ist mir viel zu wenig in einem Rennen voller Kandidaten mit noch nicht voll erkanntem Potenzial, so gut der Wallach aus dem kleinen Quartier von Philip Fenton auch sein mag. Doch wer sind die Gegner? So richtig überzeugt mich keiner, auch wenn Get me out of here (Quote 6:1) immerhin gegen erfahrene Gegner die Totesport Trophy Hurdle in Newbury gewonnen. Also eher ein Rennen zum Schauen.
• Irish Independent Arkle Trophy Chase (Grade 1), 2 m
Welche Qualitäten muss ein Sieger in einer dieser großen Novice-Jagdprüfungen haben? Er muss natürlich ein sicherer Springer sein, sollte gerade hier über 2 Meilen über einigen Speed verfügen und muss mit großen Feldern zurechtkommen. Und da fängt das Problem an: Denn gerade in England sind die meisten Novices-Chases quantitativ nur sehr dünn besetzt, betreten viele Pferde auf dem Festival neues Terrain. Hinzu kommt, dass die Rennen in Cheltenham in einem knackigen Tempo gelaufen werden. Captain Cee Bee hat immerhin 2008 die Supreme Novices Hurdle gewonnen und kommt mit den besten Formen in den irischen Novice Chases nach Cheltenham, auch wenn er in Leopardstown am letzten Hindernis fiel und so Sizing Europe den Sieg schenkte. Wenn er glatt über den Kurs kommt, dürfte er das zu schlagende Pferd sein. Sizing Europe trifft er wieder, auch Osana, 2008 Zweite in der Champion Hurdle, wird wahrscheinlich laufen. Von den heimischen Pferden sollten Somersby und Riverside Theatre die besten Chancen haben. Beide sind noch ungeschlagen über die großen Sprünge, die Formen wurden aber nicht unbedingt aufgewertet. Mein Tipp lautet Riverside Theatre. Er kommt aus dem Formquartier von Nicky Henderson mit vielen Vergleichsmöglichkeiten, sprang bislang tadellos und ist ein geschontes Pferd, dessen Leistungsgrenzen man noch nicht gesehen haben muss. Tipp: Riverside Theatre
• William Hill Trophy Handicap Chase, 3 m 110 y
Das erste richtige Minenfeld für Wetter: Ein großes Feld, in dem viele Pferde gute Chancen haben. Favoriten bei den Bookies sind The Package aus dem Quartier von David Pipe und Bensalem aus dem Stall von Alan King, bei zu Kursen von 5:1 erhältlich. Ich gehe aber mit Character Building (Kurs 10:1), im letzten Jahr Sieger in der Fulke Walwyn Kim Muir. Es ist erst sein zweite Start in dieser Saison und eigentliches Ziel ist das Grand National in Aintree. Der Quinn-Schützling mag aber Kurs und Boden und könnte als geschontes Pferd noch einiges im Tank haben. Tipp: Character Building
• Smurfit Kappa Champion Hurdle Challenge Trophy (Grade 1), 2m 110y
Eines der offensten Rennen seit Jahren, die große Vorschau gab es auf diesen Seiten schon vor Wochen. Nur dass Binocolar doch laufen wird, steht dort noch nicht. Ich bleibe dennoch bei meinen Tipps Punjabi und Celestial Halo. Tipps: Punjabi, Celestial Halo (beide Sieg)
• Glenfarclas Handicap Chase (Cross Country), 3m 7f
Man könnte es auch das Enda Bolgers-Rennen nennen, denn der irische Trainer und sein Besitzer J P Mac Manus haben quasi ein Gewinn-Abonnement. Den dritten Erfolg in Serie strebt Garde Champetre an, im November und Dezember ebenfalls über den Kurs erfolgreich. Der stärkste Gegner kommt mit L’Ami aus dem Bolger-Stall, Sizing Australia ist ein weiterer starker irischer Gast. Und ich hoffe, dass der ehemalige Grand National-Sieger Silver Birch (auch von der grünen Insel - woher sonst?) noch mal zu großer Form aufläuft und vielleicht zu einem anständigen Kurs die Bolger-Vormacht brechen kann. Tipp: Garde Champetre
• David Nicholson Mares' Hurdle, 2m 4f
Das Rennen für die Stuten, benannt nach einer ehemaligen englischen NH-Trainerlegende. Der „Duke“, so der Spitzname von David Nicholsen, hätte sich aber bestimmt einige chancenreiche Starterinnen aus seiner Heimat gewünscht. Auf dem Papier sieht es nach einem Zweikampf zwischen Vorjahressiegerin Quevega und Voler La Vedette aus. Quevega gewann 2009 mit dem berühmten Finger in der Nase, verletzte sich aber nach ihrem letzten Start im Mai und gibt ihr Jahresdebüt. Voler La Vedette gestaltete sieben ihrer neun Starts erfolgreich, das einzige Fragezeichen ist der Boden, weil sie immer nur auf weichem Boden siegte. Diese beiden stehen schon heraus, Easter Legend, trainiert von Emma Lavelle, könnte die beste einheimische Hoffnung sein. Tipp: Eher was zum genießen, es kommen noch aufregende Tage.
Nicht mehr zwei Wochen Zeit bis zum Cheltenham Festival, dem Höhepunkt der National Hunt-Saison auf der Insel. Sportlicher Höhepunkt des ersten Tages ist die Champion Hurdle über zwei Meilen. Im Gegensatz zum Gold Cup, der Champion Chase und der World Hurdle – den anderen Top-Rennen des Festivals – ist das Meisterschaftsrennen über die Hürden eine völlig offene Angelegenheit. Und es ist die beste Chance für einen irischen Sieg, denn Solwhit und Go Native führen den Wettmarkt an. nurpferdeundfussball stellt die wichtigsten Kandidaten vor.
• Zaynar (Trainer Nicky Henderson/Kurs 80:10): Gewinner 2009 der Triumph Hurdle (siehe Video), mag den Kurs in Cheltenham, kann auch guten Boden. Überzeugende Erfolge im November und Dezember in Ascot und Cheltenham, auch wenn die Distanz etwas länger war. Doch dann kam der Rückschlag am 18. Februar, als er als haushoher Favorit in Kelso geschlagen wurde. Trainer Nicky Henderson machte dafür den schweren Boden verantwortlich. Den wird er wahrscheinlich im März nicht haben, dennoch stieg er bei den Buchmachern. Was mich allerdings mehr stört: Es ist erst sein sechster Start, mit fünf Jahren ist er noch ein richtiger Youngster. Ob das gegen die routinierte Konkurrenz reicht?
• Solwhit (Trainer Charles Byrnes/Kurs 50:10): Die erste Hoffnung von der grünen Insel, gewann die wichtigsten Hürdenrennen in diesem Jahr in Irland. Alle aber auf weichem bei schwerem Boden, auf gut bis weichen Boden enttäuschte er beim Saisondebüt in Newcastle. Gewann zwar auf gutem Boden im April die Aintree Hurdle, doch das war über längere Distanz und gegen nicht so starke Gegnerschaft. Bei schwerem Boden ist Solwhit das gemeinte Pferd, auf gutem Boden jedoch nicht.
• Go Native (Noel Meade/Kurs 50:10): Der zweite irische Mitfavorit jagt das große Geld, denn nach den Siegen in der Fighting Fifth (Newcastle) und der Christmas Hurdle (Kempton) winkt ihm bei einem Triumph in der Champion Hurdle ein Millionenbonus. Imponierte bei seinen Siegen mit viel Speed, ist aber – wie sein ehemalige Stallgefährte Harchibald – ein Pferd, das unter Druck nicht mehr viel macht und so beinahe in Kempton gegen Starlight verloren hätte. In Cheltenham reitet ihn wieder Paul Carberry, nach Aussage von Trainer Noel Meade der optimale Jockey für das Pferd. Mag guten Boden, hat im letzten Jahr hauchdünn die Triumph Hurdle gegen Medermit gewonnen. Ein Kandidat mit allerbesten Chancen.
• Punjabi (Nicky Henderson/Kurs 90:10): Der Überraschungssieger des Vorjahres, 2008 zudem guter Dritter hinter Katchit. Weiß also, um was es geht und ist zudem im Frühjahr auf gutem Boden viel stärker einzuschätzen. Die letzte Pflichtaufgabe löste er ohne große Anstrengung, der zu schlagende Kandidat.
• Celestial Halo (Paul Nicholls/Kurs 160:10): Der Zweite aus dem Vorjahr, als er nach hartem Kampf Punjabi unterlag. Für ihn gilt das Gleiche wie für den Titelverteidiger Punjabi: Auf gutem Boden ist er im Frühjahr ein viel besseres Pferd, von daher kann man die schlechten Boden auf weichem oder schweren Boden ignorieren. Und für diesen Kurs ist er definitiv eine kleine Sieg-Wette wert.
• Khyber Kim (Nigel Twiston-Davies/Quote 90:10): der Aufsteiger des Winters, gewann zwei gute Rennen im Winter in Cheltenham, schlug dabei zuletzt Celestial Halo, Medermit und Punjabi, hatte allerdings gegen den Zweiten und Vierten Gewichtsvorteile. Kyber Kim braucht aber unbedingt mindestens weichen Boden, auf guten Boden ist er deutlich schlechter.
• Starluck (Alan Fleming/Quote 160:10): Sein Trainer meint, dass er noch einiges im Tank hat und sich im Vergleich zum Vorjahr deutlich verbessert hat. Hervorragendes Rennen in der Christmas Hurdle in Kempton, als er nur knapp von Go Native geschlagen wurde. Im letzten Jahr wurden ihm die 3400 Meter auf der Zielgerade in Cheltenham etwas lang.
• Medermit (Alan King/Quote 90:10): Sprintete im letzten Jahr die Cheltenham-Zielgerade in der Supreme Novice Hurdle herunter, danach zweimal hinter Khyber Kim und zuletzt Sieger mit Gewichtsvorteilen gegen Punjabi. Ein weiterer chancenreicher Kandidat.
Tipp: Ich gehe mal davon aus, dass der Boden im März gut sein wird. Punjabi und Celestial Halo sind meine Kandidaten in einem sehr ausgeglichenen Rennen.
Optimistische, fast schon euphorische Töne kommen aus dem Camp von National Hunt-Trainer Paul Nicholls – zweieinhalb Wochen vor dem Cheltenham Festival (16. bis 19. März), dem Höhepunkt der Hindernissaison auf der Insel. Zum Beispiel über Kauto Star, Titelverteidiger und Favorit für den Gold Cup, dem wichtigsten Rennen des Meetings.
„Er war noch nie in einer so guten Verfassung“, sagte Nicholls. „Wenn er in dieser Form in Cheltenham an den Start geht, dann bedarf es einer außergewöhnlichen Leistung, ihn zu schlagen.“
Der Championtrainer hatte die englischen Medienvertreter in sein Quartier eingeladen, um über die Chancen seiner Starter beim Festival zu sprechen. Und die „Hacks“ waren zahlreich erschienen.
Nun muss man solche Aussagen immer etwas kritisch sehen, denn kein Trainer wird zugeben, dass sein Pferd chancenlos ist und eigentlich nur läuft, weil sein Besitzer das nun mal will. Zudem liegt Nicholls mit seinen Statements als Kolumnist in der Samstags-Racing Post manchmal ziemlich daneben. Allerdings gibt er – Gegensatz zu anderen Trainern – oftmals sehr detailliert Auskunft.
25 Siege feierte Paul Nicholls bislang beim Cheltenham Festival, 52 Starter wird er diesmal wahrscheinlich satteln. In drei der vier wichtigsten Rennen stellt er die klaren Favoriten: Kauto Star (Gold Cup), Big Buck’s (World Hurdle) und Master Minded (Champion Chase). Mit Denman und Twist Magic schickt er in Gold Cup und Champions Chase sogar den zweiten Favoriten ins Rennen. Nur Celestial Halo geht als chancenreicher Außenseiter in die Champion Hurdle.
So schätzt Nicholls seine Top-Pferde ein. Die ausführliche Version mit weiteren Startern des Quartiers gibt es hier.
• Kauto Star (Gold Cup): „Sein Erfolg in der King George in Kempton war die beste Leistung seines Lebens. Er sieht fantastisch aus, ich bin hochzufrieden mit ihm.“
• Denman (Gold Cup): „Bis auf die Fehler war ich mit seiner Leistung in Newbury (wo er seinen Reiter abwarf) zufrieden. Er hat hervorragend heute Morgen gearbeitet, wir haben aber noch drei Woche harte Arbeit vor uns. Jeder, der ihn abschreibt, macht das auf seine eigene Gefahr.“
• Big Buck’s (World Hurdle): „Er ist ungeschlagen seit seinem letzten Start in der World Hurdle. Big Buck’s sieht fantastisch aus, er wird sehr, sehr schwer zu schlagen sein.“
• Master Minded (Champion Chase): „Er sieht so gut wie lange nicht mehr aus. Seine Verletzung hat er gut überstanden, in Newbury ging er und sprang bis zur letzten Hürde gut.“
• Twist Magic (Champion Chase): „In den letzten Jahren baute er immer im Frühjahr ab und sah grauenhaft aus. Nun sieht er so gut wie noch nie zu dieser Zeit aus. Er lief immer etwas unglücklich in Cheltenham – mental ist er allerdings ein viel besseres Pferd als früher.“
• Celestial Halo (Champion Hurdle): Zweiter in der Champion Hurdle im letzten Jahr, Sieger in der Triumph Hurdle – Celestial Halo mag die Bahn. Der Schlüssel zu diesem Pferd ist der Boden. Seine beiden Rennen in Cheltenham waren alle auf gutem Frühlingsboden.“
Noch knapp zwei Monate Zeit bis zum großen Cheltenham Festival im März – und da derzeit wenig in Sachen Hindernisrennen passiert, blickt nurpferdefussball in den nächsten Wochen schon einmal auf die wichtigsten Rennen des bedeutendsten Hindernis-Festivals der Welt. Den Auftakt macht heute der Cheltenham Gold Cup, das Champions-Race für die Steher über die Jagdsprünge.
Es ist der Zweikampf, dem alle mit viel Spannung entgegenblicken: Kauto Star gegen Denman. Sie werden trainiert von Paul Nicholls und zählen jetzt schon zu den besten Pferden aller Zeiten über die großen Hindernisse.
Remis steht es nach zwei Duellen im Cheltenham Gold Cup: 2009 hatte Kauto Star überlegen mit 13 Längen die Nase vorn, allerdings war Denman nach einer langen Verletzungspause noch nicht wieder in Top-Form. 2008 schlug dessen große Stunde, als er seinen alten Rivalen von der Spitze aus quasi demoralisierte und mit sieben Längen triumphierte.
Beide kommen in tadelloser Form nach Cheltenham: Kauto Star gewann hochüberlegen am zweiten Weihnachtstag sein viertes King George in Serie, Denman siegte mit Höchstgewicht im Hennessy Gold Cup in Newbury, einem der wichtigsten Handicaps der englischen National Hunt-Saison.
Und die zwei Protagonisten haben Rennbilanzen, wie sie nur Ausnahmepferde besitzen: Kauto Star war 23 mal am Start, gewann 16 mal und war 5 mal Zweiter. Denman lief 18 mal, siegte davon 14 mal und war drei mal Zweiter.
Der Gold Cup ist nicht unbedingt ein Rennen für eine große Wette: Beide trennen nicht viel, sie stehen relaiv kurz bei den Buchmachern auf der Insel. Ich gehöre eher zur Denman-Fraktion, weil sein Sieg 2008 mir noch immer ein Grinsen aufs Gesicht zaubert, so überzeugend war das.
Die Gegner
Kaum vorstellbar, dass sie geschlagen werden. Wenn es einen Kandidaten gibt, der dafür vielleicht in Frage kommt, dann Imperial Commander aus dem Stall von Trainer Nigel Twiston-Davies. Vergessen wir mal die grässliche Form aus dem King George, aber davor in Haydock hatte er Kauto Star bei dessen ersten Jahresstart immerhin am Rand einer Niederlage, auch wenn dieser da noch nicht seine Bestform hatte. Zudem ist Cheltenham die Lieblingsbahn des Wallachs: Fünf seiner sechs Erfolge feierte er dort, zuletzt in der Ryanair Chase während des letzten Festivals. Twiston-Davies bevorzugt aber in diesem Jahr den Gold Cup und hat zudem keine Bedenken wegen der längeren Strecke. Cooldine gewann im letzten Jahr sehr imponierend die RSA Chase, das Rennen über die längere Distanz für die jüngeren Pferde. Doch Junior und Senior-Bereich trennen Welten: Die beiden Formen in dieser Saison in Irland waren ernüchternd. Viel Zeit hat Trainer Willie Mullins nicht mehr, zaubern kann er auch nicht – auch wenn manche das auf der grünen Insel glauben. What a Friend ist die dritte Waffe aus dem Nicholls-Stall, steigerte im Hennessy alle Vorformen und sah kurz gefährlich gegen Denman aus, hatte aber auch entsprechende Gewichtsvorteile. Danach gewann er die Lexus Chase in Leopardstown, soll allerdings nur im Gold Cup laufen, wenn Kauto Star oder Denman ausfallen.
Und sonst? Einige interessante Kandidaten für Wetten ohne die großen Zwei wie Madison Du Berlais, Money Trix oder Carruthers – aber gewinnen? Unvorstellbar…