Selten schien die Sonne so intensiv wie derzeit über Dortmund und seine Borussia. Der triumphale Sieg gegen den Ersatzrivalen Schalke (Chancenverhältnis laut kicker 13:2), davor das packende Europa League-Spiel gegen Karpaty Lwiw und die überzeugende Vorstellung gegen Wolfsburg – Dortmunds Truppe macht derzeit richtig Spaß. Am Mittwoch kommt der gut gestartete Aufsteiger 1.FC Kaiserslautern nach Dortmund. nurpferdeundfussball erinnert an drei denkwürdige Duelle gegen das einstige Urgestein der Liga.
1.FC Kaiserslautern – Borussia Dortmund 2:3 (0:0), Bundesliga, Saison 1986/87, 30. Spieltag, 22.5.1987, Fritz-Walter-Stadion Kaiserslautern
Der Kaiserslauterer Betzenberg war in den vergangenen Jahrzehnten bei Gastmannschaften gefürchtet: Die Enge, das fanatische Publikum, eine nicht zimperliche Heimmannschaft und Schiedsrichter, die sich oft von der hitzigen Atmosphäre beeinflussen ließen und manchmal dauerten die Spiele so lange, bis der FCK mindestens den Ausgleich geschossen hatte. Real Madrid war hier mal 1982 mit 0:5 im damaligen UEFA-Cup untergegangen, Bayern verlor früher regelmäßig in der Pfalz und auch für den BVB hieß es meist: Außer Spesen nichts gewesen. Besonders unter Flutlicht liefen die Roten Teufel oft zu großer Form auf.
An diesem Freitag im Mai 1987 war allerdings alles anders: In der torlosen ersten Halbzeit stand der BVB sicher in der Abwehr und nach der Pause drehten die Gäste auf: Norbert Dickel machte in der 51. Minute das 1:0, sein Sturmkollege Frank Mill erhöhte vier Minuten später auf 2:0 und der heutige BVB-Manager Michael Zorc sorgte mit seinem 3:0 nach der 78. Minute für eine sichere Führung.
Doch wer sich jetzt auf eine ruhige Schlussphase eingestellt hatte, der lag falsch: Lautern kam durch Wuttke und Wolf noch auf 2:3 heran, doch am Ende reichte es nicht: Dortmund gewann 3:2 und marschierte weiter Richtung UEFA-Cup, den er am Ende dann auch erreichte.
Es war nach langen Jahren des Niedergangs endlich wieder eine Spielzeit, die Hoffnung machte. 1986 hatte sich Borussia erst nach nervenzerrender Relegation gegen Fortuna Köln gerettet. Vor der Saison 1986/87 übernahm Reinhard Saftig die Trainerposition, zudem verpflichtete der BVB unter anderem Thomas Helmer, Norbert Dickel und Frank Mill. Und besonders das neue Sturmduo Mill/Dickel schlug gut ein und sorgte dafür, dass Dortmund nichts mit dem Abstieg zu tun hatte.
1.FC Kaiserslautern – Borussia Dortmund n.V 6:3 n.V (2:2, 0:1), DFB-Pokal 1994/1995, 2. Runde, 20.09.1994, Fritz-Walter-Stadion Kaiserslautern
Wieder Betzenberg, wieder Flutlicht: Die ARD (oder das ZDF) übertrug live und es wurde eine dieser Pokalschlachten, die man so schnell nicht vergisst. Der BVB war hervorragend in der Bundesliga gestartet und selbstbewusst trumpfte das Team auch in der Pfalz auf. Das 1:0 zur Pause durch Chapuisat ging durchaus in Ordnung. Anders glich zwar für den FCK aus, doch der herausragende Flemming Povlsen brachte Dortmund wieder in Front. Es wurde hektisch, ein richtiger Pokalfight und der manchmal etwas überforderte Schiedsrichter Albrecht verteilte zehn gelbe Karte und einmal gelb-rot für den eingewechselten Dortmunder Thomas Franck. Lautern machte richtig Druck, doch erst ein Handelfmeter von Andy Brehme führte zum Ausgleich in der 89. Minute. Verlängerung – und zehn Dortmunder wehrten sich tapfer, Sammer gelang sogar das 3:2. Doch am Ende war der BVB dem Lauterer Druck nicht mehr gewachsen: Lautern schoss noch vier Tore und gewann noch 6:3. Hinterher beklagte sich FCK-Trainer Friedel Rausch bitter über die angebliche Dortmunder Härte – ausgerechnet Rausch, dieser damalige Dauerprovokateur am Spielfeldrand.
Borussia Dortmund – 1.FC Kaiserslautern 0:1 (0:0), Bundesliga, Saison 1999/2000, 18. Spieltag, 4.2.2001, Westfalenstadion Dortmund
Das Spiel konnte man schlichtweg vergessen, allerdings hatte die BVB-Niederlage Konsequenzen und war der Auftakt einer turbulenten Rückrunde, in der Borussia lange Zeit Richtung zweite Liga marschierte. 1:0 siegte der FCK zum Rückrundenauftakt durch ein Tor des unvergessenen Harry Koch, ansonsten reichte solide Defensivarbeit gegen fantasielos anrennenden Dortmunder. Das Publikum tobte – und der Zorn entlud sich auf den armen BVB-Trainer Michael Skibbe. Auch Präsident Niebaum und Manager Meier meinten, eine Entscheidung treffen zu müssen: Sie schmissen Skibbe raus und verpflichteten den gebürtigen Dortmunder Bernd Krauss (der seine ersten Fußballschritte beim Vorortklub SV Schüren 10 gemacht hatte) als Nachfolger.
Nun wirkte der junge Skibbe manchmal wirklich etwas überfordert in seiner zweiten Saison als Cheftrainer. Er trainierte allerdings auch eine zerstrittene Mannschaft, in der viele Spieler ihren Zenit überschritten hatten. Zudem kam die Entlassung Skibbes zu einem völlig unpassenden Zeitpunkt am erster Spieltag nach der Winterpause. Unzufrieden waren die Verantwortlichen auch vorher schon und da hätte man nach der Hinserie reagieren müssen, damit der neue Trainer die Vorbereitung durchführt.
So wurde die Verpflichtung von Krauss zum Vollflop, die Miene des Trainers wurde immer finsterer. Borussia verlor Spiel für Spiel und bot dabei erbärmliche Leistungen. Das Millionenteam befand sich auf dem direkten Weg Richtung Zweite Liga. Erst als Niebaum und Meier noch einmal die Notbremse zogen und das Duo Udo Lattek/Matthias Sammer installierten, rettete sich der BVB mit Ach und Krach. Als Heiko Herrlich das 2:1 in Stuttgart markierte, das die Rettung bedeutete, fielen einer ganzen Region ganze Steinbrocken vom Herzen.
Den Start in die aktuelle Bundesliga-Saison hatte sich der VfL Wolfsburg anders vorgestellt: Erst ein 1:2 beim FC Bayern durch ein Lastminute-Gegentor und dann verdaddelte das Team von Neutrainer Steve Mc Claren gegen Mainz einen 3:0-Vorsprung. Mit null Punkten geht es nach Dortmund, wo sich der BVB auf den Wolfsburger Neuzugang Diego freut. Nur schade, dass Tinga zurück in Brasilien ist. Der Rückblick auf drei denkwürdige Spiele zwischen Borussia und der VW-Werkself.
Borussia Dortmund - VfL Wolfsburg 4:0 (3:0), Saison 2001/2002, 11.08.2001, Westfalenstadion Dortmund
Der damalige VfL-Coach Wolfgang Wolf griff vor dem Gastspiel in Dortmund in die taktische Mottenkiste. Manndeckung war angesagt: Biliskov folgte Amoroso, Petkovic kümmerte sich um Koller, Kryger wich Rosicky nicht von der Seite. 29 Minuten hielt das Wolfsburger Bollwerk gegen den spielfreudigen BVB, dann sorgten Amoroso (29.), Ricken (33.) und Koller (41.) innerhalb von elf Minuten für die sichere 3:0-Führung. Borussia war in allen Belangen überlegen, neben Rosicky und Amoroso wirbelte vorne auch Lars Ricken und verdiente sich die kicker-Note 1,5. Dortmund war nach drei Spielen noch ungeschlagen und strahlte richtig Spielfreude aus. Es war die Zeit, in der BVB-Trainer Matthias Sammer seinen hochkarätigen Offensivleuten noch nicht den Spaß am Fußball genommen hatte.
Borussia Dortmund - VfL Wolfsburg 1:2 (1:1), Saison 2004/2005, 07.08.2004, Westfalenstadion Dortmund
Spieltag Saison 2004/2005, Bert van Marwijk hatte den Posten des Dortmunder Trainers übernommen und Assistent „Cookie“ Voorn („Der Mann, der Odonkor das Flanken beibrachte“) mitgebracht. Odonkor blieb an diesem Tag allerdings auf der Bank und der BVB vermasselte den Start. Aber wie – es war einer der überflüssigsten Niederlagen, die ich je im Dortmunder Fußballtempel gesehen habe. Der BVB hatte gefühlte 20 Torchancen, vergab den Großteil davon und nutzt nur eine durch Ewerthon. Die defensiven Wolfsburger kamen dreimal vor das Dortmunder Tor und trafen zweimal durch Brdaric.
So ungerecht kann Fußball sein. Aber in dieser Saison ging es bei Borussia nicht nur ums Sportliche. Die finanziellen Sünden des Duos Niebaum/Meier kamen Stück für Stück an die Oberfläche, beim Studium der Zeitungen gab es einen Gratis Crash-Kurs Betriebswirtschaftslehre dazu. Erst eine legendäre Sitzung auf dem Düsseldorfer Flughafen rettete den Verein.
VfL Wolfsburg – Borussia Dortmund 3:0 (1:0), Saison 2009/2010, Volkswagen-Arena Wolfsburg
Immer diese Sch…Rampe hoch mit Medizinball – die Wolfsburger Spieler werden ihren Trainer während der Saisonvorbereitung nicht nur einmal verflucht haben. Felix Magath hat nicht umsonst den Spitznamen „Quälix“. Doch die ganze Schinderei machte sich bezahlt. In der Rückrunde rollte der VfL und sein gestrenger Trainer Magath das Feld von hinten auf. Spätestens nach dem beeindruckenden 4:0 gegen den FC Bayern, bei dem VfL den Rekordmeister regelrecht demütigte, war die Meisterschaft das Ziel. Und nach dem 3:0 am 32. Spieltag gegen den BVB hatten die Wolfsburger eine Hand an der Schale.
Dabei war Dortmund im ersten Jahr unter Jürgen Klopp mit breiter Brust angereist, hatte vorher sieben Spiele in Folge gewonnen. Und es wurde ein packendes Spiel, weil die Borussia zumindest in der ersten Hälfte gut dagegen hielt und nach der Führung durch den herausragenden Dzeko gute Möglichkeiten zum Ausgleich hatte. Zwei Minuten nach der Pause patzte dann Dortmunds Owomoyela und das nutzte Grafite zum 2:0. Und damit war das Spiel gelaufen. Dzeko traf noch ein zweites Mal; beim BVB flog der eingewechselte Kevin Prince Boateng nach einer Kung Fu-Aktion gegen Hasebe vom Platz. Wolfsburg wurde am Ende Meister; der BVB verpasste äußerst unglücklich die Europa League. Dennoch waren die Dortmunder nach der Saison zufrieden: Klopp hatte erfolgreich die Lethargie der bleiernen Jahre zuvor vertrieben, Borussia machte wieder Spaß.
Und wieder trifft Lars Ricken im Europapokal, hier sein legendäres 3:1 gegen La Coruna in der Verlängerung. Manche Zuschauer bekamen das Tor gar nicht mehr mit, weil sie schon auf dem Heimweg waren. Man beachte zudem die Vorarbeit von Abwehrspieler Bodo Schmidt.
Touristisch höchst attraktiv, sportlich hätte es schlimmer kommen können: Borussia Dortmund trifft in der Gruppenphase der Euro League auf den FC Sevilla aus Spanien, Paris St-Germain aus Frankreich und Karpaty Lwiw (Lemberg). Damit dürften einige stimmungsvolle Europapokalabende in Dortmunds guter Stube garantiert sein.
Es waren legendäre Zeiten – in den neunziger Jahren, als der BVB Stammgast im UEFA-Pokal und Champions League war. Die dramatischen Spiele gegen den AS Rom, Lazio Rom oder Deportivo La Coruna waren die Höhepunkte zu Beginn der neunziger Jahre, unvergessen ist das Finale gegen Juventus Turin im UEFA-Cup 1993/1994. Juve hatte damals eine bärenstarke Mannschaft, Dortmunds ersatz- geschwächtes Team blieb chancenlos.
Dann kam die Champions League: Der Höhepunkt war der Finalsieg 1997 in München wiederum gegen Juventus Turin, die größte Stunde der BVB-Vereinsgeschichte. Aber auch andere Dinge blieben im Gedächtnis: Das überragende Team von Ajax Amsterdam etwa, das den BVB im Viertelfinale der Champions League 1995/1996 ziemlich vorführte. Bei Ajax spielten damals unter anderem Spieler wie Van der Sar, Davids, Kluivert, Kanu oder Finidi George, die fast alle noch am Anfang ihrer Karriere standen. Die Niederländer waren der beste Gegner, den ich je im Westfalenstadion gesehen habe.
Doch irgendwann wurde die europäische Königsklasse Alltag. Die Umrüstung der Südtribüne zu Sitzplätzen während der internationalen Spiele tat ihr Übriges und dämpfte so ziemlich die Stimmung. Zudem spielte man damals noch eine zweite völlig überflüssige Gruppenphase, spätestens da war die Spannung raus.
Und irgendwann war beim BVB auch die Luft in der Champions League raus. 2003 scheiterte Schwarz-Gelb am FC Brügge in der Qualifikation – übrigens ein Angstgegner des BVB: 1987/88 siegte Dortmund im Hinspiel 3:0, im Rückspiel in Belgien folgte eine 0:5-Niederlage, die van der Elst-Brüder auf Seiten des FC Brügge werde ich nie vergessen.
Es folgte der finanzielle Kollaps des BVB und an Champions League war so schnell nicht mehr zu denken.
Vorfreude
Doch wie das so ist, wenn es man etwas nicht hat: Es wächst die Sehnsucht danach. So auch nach europäischem Fußball – und nach dem Kurzauftritt vor zwei Jahren gegen Udinese ist es endlich wieder so weit. Zwar spielt Borussia nicht in der Champions League, sondern in der deutlich wenig wertvollere Europa League, dem ehemalige UEFA-Pokal. Aber Champions League wäre für das junge BVB-Team noch eine Nummer zu groß.
Sportlich ist der FC Sevilla ein ziemlich harter Brocken. UEFA-Cup Sieger 2006 und 2007, in der letzten Saison war das Achtelfinale der Champions League Endstation. Und eigentlich hatte der Klub auch in diesem Jahr die Königsklasse im Visier, nur leider hatten die portugiesischen Nobodies von Sporting Braga etwas dagegen und beförderten den FC Sevilla mit zwei Siegen aus dem Wettbewerb.
Paris St-Germain, kurz PSG genannt, qualifizierte sich als französischer Pokalsieger für die Europa League, in der Liga wurden die Hauptstädter nur 13. Sportlich dilettiert PSG schon seit Jahren herum, nur ein Teil ihrer Anhängerschaft, der äußerst gewalttätig ist, sorgt für Aufsehen. Immerhin gibt es ein Wiedersehen mit Altstars wie Gregory Coupet, Claude Makelele oder Mateja Kezman.
Das große Fragezeichen trägt den Namen Karpaty Lwiw. Das Team aus der Ukraine schaltete in den Play-Offs überraschend Galatasaray Istanbul aufgrund der mehr geschossenen Auswärtstore aus. Also kein Grund zur Nachlässigkeit, zumal viele ukrainische Teams deutlich aufgerüstet haben. Das gilt nicht nur für Schachtjor Donezk oder Dynamo Kiew. Allerdings besteht Karpaty immer noch mehrheitlich aus ukrainischen Akteuren. (Quellen: kicker, weltfussball.de)
Vor dem Bundesliga-Auftakt gegen Bayer Leverkusen ist den Verantwortlichen von Borussia Dortmund der erste Stein vom Herzen gefallen. Denn durch einen ungefährdeten 4:0-Erfolg im Hinspiel gegen Qarabag Agdam aus Aserbeidschan ist die Qualifikation für die Europa League quasi in trockenen Tüchern. Am Sonntag kommt zum Bundesliga-Auftakt ein anderes Kaliber: Leverkusen zählte in den letzten Jahren immer zu den spielstärksten Teams der Liga.
In dieser Saison wird nurpferdefussball zukünftig vor jedem BVB-Heimspiel auf drei denkwürdige Spiele gegen den jeweiligen Gegner zurückblicken. Und gegen die Werkself gab es oft dramatische Spiele.
Borussia Dortmund – Bayer 04 Leverkusen 7:0 (1:0) 21. Dezember 1975, 2. Liga Nord, Westfalenstadion, 19 000 Zuschauer
Es muss mein viertes oder fünftes BVB-Spiel im Stadion gewesen sein. Damals traute ich mich noch nicht auf die Südtribüne und stand bei den Nörgelrentnern auf der Nordtribüne. So richtig kann ich mich an den Spielverlauf auch gar nicht mehr erinnern. Das Einzige, was mir einfällt, war, dass die Südtribüne damals über ein großes Repertoire an Weihnachtliedern und Wunderkerzen verfügte. Nur 1:0 führte der BVB zur Pause gegen die Werkself, die 1975 erst die Niederungen des Amateurfußballs verlassen hatte. Nach der Pause aber ging es Schlag auf Schlag: Die Tore fielen quasi im Minutentakt, am Ende stand es 7:0 für Borussia und die BVB-Fans feierten vorgezogene Weihnachten mit einer wahren Wunderkerzenorgie. Zum ersten Mal habe ich an diesem Tag im übrigen diese rote Mützen außerhalb des Nikolauses gesehen.
Hans-Werner Hartl hieß Dortmunds Held, der dreimal traf. Zweimal erfolgreich war der unvergessene Pit Geyer – ein klassischer Wühlertyp, immer mit dem Kopf nach unten haltend mit Blick auf den Ball. Für Leverkusen spielten an diesem Nachmittag Spieler wie Fred Bockholt, Gerd Kentschke, Norbert Ziegler oder Hans-Werner Marx.
Borussia Dortmund stieg am Ende der Saison dank erfolgreicher Relegation in die Bundesliga auf, Leverkusen rettete sich erst am letzen Spieltag. Und blamierte sich unter anderem durch ein 0:1 beim abgeschlagenen Schlusslicht Spandauer SV. 1979 war das aber alles vergessen: Da schaffte Bayer den Sprung ins fußballerische Oberhaus.
Man beachte die Koteletten: Hans-Werner Hartl kam vom VfL Bochum und stieg mit dem BVB in die Bundesliga auf.
Bayer 04 Leverkusen – Borussia Dortmund 4:0 (1:0), 24. Februar 2002, Bundesliga, Bayarena Leverkusen, 22 500 Zuschauer
Lucio, Nowottny, Ballack, Ze Roberto, Kirsten oder Schneider – was hatte Bayer Leverkusen eine starke Mannschaft in der Spielzeit 2001/2002. Trainer Klaus Toppmöller setzte auf Offensive und Bayer spileten den mit Abstand schönsten Fußball der Liga. Das 4:0 gegen den BVB zeigte dies eindrucksvoll. Dabei hatten die Dortmunder vor der Saison auch noch einmal richtig aufgerüstet mit Amoroso und Koller; Rosicky war bereits ein halbes Jahr vorher gekommen. Und die Borussia fuhr als Spitzenreiter nach Leverkusen, Rosicky fehlte allerdings gesperrt.
Die Werkself führte nach durchaus ausgeglichener ersten Hälfte durch Ballack mit 1:0 und drehte dann nach der Pause auf. Spätestens nach Kollers gelb-roter Karte war die Partie gelaufen: Ramelow, Neuville und Berbatov sorgten für einen lockeren 4:0-Erfolg, Jens Lehmann im BVB-Gehäuse verhinderte ein noch größeres Debakel.
Doch am Ende war Bayer „Vizekusen“: In der Meisterschaft schwächelte das Team kurz vor Schluss und beförderte somit den BVB zum Meister, der dies aus eigener Kraft nie geschafft hätte. Das Pokalfinale verlor man gegen Schalke und dann gab es auch noch eine äußerst unglückliche Niederlage im Endspiel der Champions League. Wie das eben so ist, wenn man erstmal in der Sch…sitzt.
Borussia Dortmund – Bayer 04 Leverkusen 1:1 (1:0), 31. Januar 2009, Bundesliga, Signal Iduna Park, 73 700 Zuschauer
Ich glaube aus dem katholischen Sauerland stammt die Redewendung „Den Papst in der Tasche“. Diese etwas ungelenke Formulierung besagt, dass jemand besonders viel Glück hatte. Und das hatten die Kicker von Borussia Dortmund an diesem kalten Januartag – das 1:1-Unentscheiden gegen Bayer 04 Leverkusen, war einer der glücklichsten Punktgewinne des BVB, an die ich mich in über 30 Jahren erinnern konnte.
Dabei lief die erste Halbzeit aus Dortmunder Sicht noch ansprechend: Die 1:0-Führung durch Alex Frei war nicht unverdient, nachdem Patrick Owomoyela gegen zwei Leverkusener nachsetzte und einen Fehler von Bayer-Abwehrspieler Sinkewicz zur Vorarbeit ausnutzte. Bayer hatte nur durch Helmes und Barnetta Chancen.
Doch nach der Pause dominierten nur noch die Gäste: Im Dortmunder Strafraum spielten sich spektakuläre Szenen ab, zum Glück vergab die Werkself die besten Möglichkeiten und traf nur durch Helmes.
Und das Ergebnis war irgendwie typisch für den Saisonverlauf beider Teams: Leverkusen stürzte nach guter Hinrunde ab, holte zwischen Januar und Mai gerade einmal 17 Punkte und endete auf einem enttäuschenden neunten Platz. Trainer Bruno Labbadia – im Herbst noch gefeiert – musste am Ende der Saison gehen. Dortmund steigerte sich im ersten Jahr unter Jürgen Klopp und verpasste nach jahrelangen dürren Zeiten nur äußerst unglücklich die Qualifikation für das internationale Geschäft.
Pralle 172 Seiten dick ist der Fankatalog von Borussia Dortmund für die Saison 2010/2011 und eigentlich gibt es
nichts mehr, was der BVB-Anhänger nicht in Schwarz-Gelb erwerben kann. Meine Hitliste der skurrilsten Produkte:
• Toaster „Emblem“ und Waffeleisen „Emblem“:
Nachdem schon der Toaster laut BVB ein Verkaufsschlager war, gibt es jetzt auch das passende Waffeleisen. Und was kann schöner sein? Die buckelige Verwandtschaft aus der kleinen Stadt nahe Herne kommt zu Besuch und es gibt zum Kaffee Waffeln mit dem Emblem des einzig zählenden Fußballvereins dieser Welt. Die Verwandten werden ewig dankbar sein.
• Magic Mug „Südtribüne“: Passend zur Kaffeetafel empfiehlt sich der Einsatz der Magic Mug „Südtribüne“. Im kalten Zustand schwarz mit gelbem Emblem, erscheint beim Einfüllen von Tee, Kaffee oder Kakao ein Foto der Südtribüne. Da lässt sich verkraften, dass das gute Stück nur mit der Hand gespült werden kann.
• Anglerhut „Karo“ schwarzgelb: Alles außer Mütze, Basecap und Hut ist eigentlich als Kopfbedeckung inakzeptabel. Aber der Anglerhut „Karo“ hat durchaus seinen eigenen Charme: Leuchtendes Gelb, sattes Schwarz und dieses Gesamtkunstwerk krönt dann ein Deckel in schwarz-gelben Rauten.
• Sparschwein „Olé, hier kommt der BVB“: Der Mensch spart wieder zuhause. Und der BVB hält für seine Fans eine Belohnung bereit: Immer wenn man oder Frau Münzen in das Sparschwein wirft, ertönt die Melodie „Olé, hier kommt der BVB“.
• Gartenzwerg „Torjubel“:
Ob parkähnliches Anwesen oder Schrebergarten – so ein possierlicher Gartenzwerg krönt doch alle gärtnerischen Anstrengungen. Besonders wenn unser Freund in Jubelpose die Gäste grüßt.
• Eiskratzer „Emblem“ mit Handschuh: In Sachen Nutzwert gibt es für dieses formschöne Produkt nur die Note 1. Ein Handschuh mit integriertem Eiskratzer – was will der BVB-Fan mehr, wenn er morgens bei bitterer Kälte sein Auto freikratzen muss. Kratzen in seiner schönsten Vollendung.
• Damen-Schal „Borussia“ brombeer: Warum Frauen nicht einfach zum schwarz-gelben Schal greifen, darüber haben die Marketing-Verantwortlichen Tag und Nacht gegrübelt. Und setzen fortan auf das Modell in zartem Brombeer. Live gesehen, muss ich sagen, dass der Schal in Pink noch schlimmer aussehen würde. Nur dass die Frauen bei Borussia mehrheitlich Schwarz-Gelb bevorzugen.
Von Barrios bis Zidan - die Bilanz der Dortmunder Angreifer
Dritter und letzter Teil unserer Saisonbilanz: Diesmal beschäftigt sich nurpferdeundfussball mit den Leistungen der BVB-Angreifer.
Lucas Barrios (33 Spiele, 19 Tore, kicker-Durchschnittsnote 3,27): Was soll man zu ihm noch sagen? Auch diese Kolumne war am Anfang skeptisch, als Barrios den Schweizer Publikumsliebling Alex Frei ersetzen sollte. Der Anfang war (verständlicherweise, wenn man aus der ersten chilenischen Liga kommt, die Sprache nicht kennt etc.) holprig, doch was dann kam, ähnelte einer Explosion. Barrios lernte schnell und schoss Tore: 19 waren es am Ende der Saison. Der Argentinier mit der Mutter aus Paraguay ist technisch passabel, schirmt den Ball geschickt ab und setzt seinen Körper gut ein. Und er ist ein echter Knipser, der weiß, wo das Tor steht. Ich habe beim BVB schon exzellente Strafraumspieler erlebt: Stephane Chapuisat zum Beispiel oder die brasilianische Diva Marcio Amoroso. Barrios übertrifft sie alle in Sachen Torinstinkt…
Kevin Großkreutz (32 Spiele, 5 Tore, Note 3,52): Es war eine fast märchenhafte Saison für den gebürtigen Dortmunder, der vom Zweitligisten RW Ahlen zu Saisonbeginn kam und vor zwei Jahren noch selbst auf der Südtribüne stand. Großkreutz schaffte den Sprung scheinbar mühelos, absolvierte 32 von 34 Spielen und war ab dem 14. Spieltag Stammspieler auf der linken Seite. Dort lief er und lief, harmonierte prächtig mit Marcel Schmelzer. Die beide spielten so, als wenn sie schon 400 Spiele zusammen absolviert hätten. Am Ende schnupperte Großkreutz sogar bei Joachim Löw rein, auch wenn es nur gegen Malta war und die Hälfte der Nationalmannschaft andere Verpflichtungen hatte. Wenn er auf dem Boden bleibt und weiß, wie er mit den ganzen Schulterklopfern, die ihn derzeit umschwirren, umgehen muss, dann dürfte Großkreutz noch viele Jahre erfolgreich Fußball spielen. Als Juniorentrainer bei Phönix Eving ist die Erdung mit der Basis noch vorhanden.
Dimitar Rangelov (10 Spiele, 1 Tor, Note 5,00): Schoss immerhin in der Vorsaison neun Tore für Absteiger Cottbus. In Dortmund konnte der Bulgare noch nicht auftrumpfen. Zumal er wegen eines Mittelfußbruches von November bis März pausieren musste.
Nelson Valdez (28 Spiele, 5 Tore, Note 4,00): Es war ein enttäuschendes Jahr für den Dauerläufer mit der bekannten Abschlussschwäche. Dabei war Valdez im Vorjahr, als Klopp vorwiegend mit zwei Spitzen spielte, noch eine der Schlüsselfiguren im Dortmunder Spiel, weil er durch seine unermüdliche Laufarbeit immer wieder Lücken in die gegnerische Abwehr riss. Die Systemumstellung auf ein 4-2-3-1 war gar nicht nach seinem Geschmack, der Paraguayo sieht sich selbst als „Mann für ein Zwei-Spitzen-System“.
Mohammed Zidan (27 Spiele, 6 Tore, Note: 3,57): Der sensible Ägypter fühlt sich wohl in Dortmund. Das merkte man spätestens ab Oktober/November, als der Techniker immer besser wurde. Weil ihm die Position hinter Barrios gefiel und er dort seine Stärken ausspielen konnte. Zidan spielte auf einmal mannschaftsdienlich, setzte seine Dribblings endlich richtig und sammelte fleißig Sympathiepunkte beim Dortmunder Publikum. Es schien sein Jahr zu werden: Gewinn der Afrikameisterschaft mit der Nationalmannschaft, Tor in Wembley, Formanstieg in Dortmund – und dann kam der 18. April: Zidan verdrehte sich das Knie, die Diagnose lautete Kreuzbandriss, ein halbes Jahr Pause.
Diesmal beschäftigen wir uns mit den Mittelfeldspielern von Borussia Dortmund.
Sven Bender (19/3,00): Einer der Entdeckungen der Saison. Der Neuzugang aus der 2. Liga vom 1860 München sollte im ersten Jahr eigentlich nur lernen, entwickelte sich aber im defensiven Mittelfeld zum absoluten Leistungsträger und vertrat BVB-Kapitän Sebastian Kehl tadellos. Harmonierte prächtig mit Nuri Sahin und zeigte für einen 21jährigen überraschendes strategisches Verständnis. Leider scheint er etwas verletzungsanfällig zu sein.
Jakub Blaszczykowski (32 Spiele/1 Tor/kicker-Durchschnittsnote 3,56): Antrittsschnell, dribbelstark – irgendwie denkt man, von „Kuba“ müsste eigentlich viel mehr kommen. Doch dann ist da wieder der zaudernde Spieler, der sich nicht traut, an seinem Gegner vorbeizuziehen. Und so war es meist in dieser Saison beim Polen mit dem Turboantritt.
Markus Feulner (9/3,50): Nur ein Spiel von Anfang an und dazu eine langwierige Verletzung im Winter: So richtig angekommen ist der Neuzugang von Mainz 05 in Dortmund noch nicht. Auch bei Trainer Jürgen Klopp scheint der im letzten Jahr in der 2. Liga herausragende Feulner keine gute Karten zu haben. Da liegt die Frage „warum Borussia ihn verpflichtet hat“ nahe...
Tamas Hajnal (21/3,96): 2008/2009 noch eine der Leistungsträger im BVB-Mittelfeld, wird Hajnal diese Spielzeit schnellstens vergessen wollen. Der offensive Mittelfeldspieler begann ganz schwach und fiel dann wegen einer Verletzung aus. Klopp stellte das Spielsystem auf 4-2-3-1 und Hajnal saß draußen als er wieder da war. Zuletzt mit einigen guten Ansätzen, aber auch schlimmen Aussetzern wie beim bitteren 1:1 gegen Hoffenheim.
Sebastian Kehl (6 Spiele/1Tor/2,50): Wenn man alle Verletzungen aufzählen würde, die den BVB-Kapitän in den letzten Jahren plagten, wäre diese Seite voll. Diesmal war eine Sehnenverletzung am Schambein Schuld, dass Kehl nur sechs Spiele bestreiten konnte. Das Erstaunliche: Als er gegen Ende der Saison zurückkam, spielte er, als wenn er nie gefehlt hätte. Kehl ordnete das Spiel der Mannschaft, ein echter Leader. Ihm ist nur zu gönnen, dass er einfach einmal eine völlig „normale“ Saison absolvieren kann.
Nuri Sahin (33 Spiele/4 Tore/3,20): Starke Saison des einstigen Ausnahmetalents, der endgültig zum Taktgeber der Mannschaft wurde. Trotz seiner erst 21 Jahren ein absoluter Führungsspieler, nicht nur technisch überragend, sondern auch ein hervorragender Mannschaftsspieler. Sahin hat sich auch athletisch sehr gut weiterentwickelt. Ich nehme einmal an, dass er schon längst im Visier der Top-Vereine Europas steht.
Tinga (7 Spiele/3,75): Es war ein Abschied voller Emotionen: Das brasilianische „Kampfschwein“ verlässt den Verein. Tinga war eine der wenigen positiven Verpflichtungen der unsäglichen Doll-Ära und entwickelte sich dank seines nimmermüden Einsatzes schnell zu einem Publikumsliebling. Nur diese Saison wird Paul César Fonseca di Nascimento schnell abhaken: Nur sieben und nicht besonders gute Spiele, danach stoppten ihn Adduktoren-Beschwerden. Zudem hat Jürgen Klopp jüngere Alternativen für das defensive Mittelfeld. Tinga kehrt zurück nach Brasilien zu Internacional Porto Alegre – und dort bereitete man ihm einen heldenhaften Empfang, zu sehen auf dem Video unten.
Von Weidenfeller bis Dede - die BVB-Spielerbilanz Teil 1
„Europapokal“ tönte es schon seit Wochen von der Südtribüne. Die Zuschauer im Dortmunder Westfalenstadion dürfen sich in der nächsten Spielzeit wieder auf internationalen Fußball freuen. 57 Punkte reichten diesmal für Borussia Dortmund zu Platz 5 in der Bundesliga und damit qualifizierte sich der BVB für die Europa League.
Es hätte durchaus noch etwas mehr sein können. Ich teile allerdings auch die Meinung, dass die Champions League für das junge Team mit seinen begrenzten personellen Ressourcen noch etwas zu früh kommt.
Nichtsdestotrotz war es eine gute Spielzeit. Auch wenn Borussia zuletzt etwas schwächelte, setzte sich der Aufwärtstrend der Saison 2008/2009 fort. Ich kann mich an kein BVB-Team der letzten 30 Jahre erinnern, das soviel Kredit beim Dortmunder Publikum besitzt.
Daran hat Trainer Jürgen Klopp großen Anteil. Klopp kann sich nicht nur hervorragend in der Öffentlichkeit verkaufen. Er (und sein Trainerteam) sind taktisch voll auf der Höhe, die Mannschaft wirkte topfit und kaufte vielen Gegnern mit ihrer Laufbereitschaft den Schneid ab. Klopp lässt nach vorne spielen, der ängstliche Fußball, den seine Vorgänger vielfach praktizierten, ist Vergangenheit. „Vollgasfußball“ hatte der ehemalige Mainzer bei seinem Amtsantritt 2008 versprochen – und dieses Versprechen hat er gehalten.
Wer waren die Gewinner und Verlierer bei den Spielern? nurpferdeundfussball beginnt mit den Torhütern und Defensivspielern. In Teil 2 bewerten wir dann die Mittelfeldakteure, Teil 3 beschäftigt sich mit den Angreifern.
Roman Weidenfeller (30 Spiele/ kicker-Durchschnittsnote 2,93): In der Rückserie machte Dortmunds Nummer Eins im Tor aus einer befriedigenden eine gute Saison. Herausragend gegen Leverkusen, sehr gut gegen Wolfsburg und Bremen und ansonsten kein schwächeres Spiel – in der Rückserie gewann Weidenfeller Spiele. In der Hinserie spielte er deutlich schwächer. Mit seinen Abschlägen werde ich mich aber nie anfreunden können.
Marc Ziegler (5 Spiele/3,30): Zuverlässiger Weidenfeller-Vertreter. Sehr stark beim Heimsieg gegen den HSV, beim 1:4 gegen seinen alten (und neuen ?) Verein VfB Stuttgart patzte er jedoch.
Patrick Owomoyela (33 Spiele/1 Tor/3,58): An „Uwe“ scheiden sich die Geister im Fanblock. Manchen ist er zu lässig und zu langsam, ich zähle hingegen zur Owomoyela-Fraktion, weil er ein gutes Stellungsspiel hat, sehr ballsicher ist und nach vorne durchaus Akzente setzen kann. In dieser Saison aber mit einigen Aussetzern.
Neven Subotic (34 Spiele/3 Tore/3,46): So gut, wie ihn manche sehen, sehe ich ihn noch nicht. Besonders zum Schluss der Spielzeit schwächelte Subotic etwas – was für einen 21jährigen in seiner zweiten Bundesligasaison völlig in Ordnung ist. Sein Spiel war mir einfach oft zu fehlerhaft. Ich bin gespannt, was er für eine WM für Serbien spielt. Definitiv verbesserungsfähig ist sein Aufbauspiel. Da agiert Subotic viel zu häufig mit langen Bällen.
Mats Hummels (30 Spiele/5 Tore/3,10): Nach seiner Verletzungspause in der letzten Saison der herausragende Dortmunder Abwehrspieler. Sehr konstant, fast ohne schwache Leistungen – Hummels besitzt alle Eigenschaften, die ein moderner Innenverteidiger haben sollte. Zum Glück haben das damals die Bayern-Verantwortlichen nicht erkannt. Und auch Bundestrainer Joachim Löw setzt lieber auf Leute wie Jerome Boateng. Egal – denn Hummels Zeit im DFB-Dress wird kommen. Yogis Ignoranz hat auch Gutes: Er kann sich nicht verletzen und die Barcas, Reals oder Arsenals dieser Welt kaufen ihn nicht weg.
Marcel Schmelzer (28 Spiele/3,46): Nicht nur für Jürgen Klopp die Entdeckung der Saison. Das BVB-Eigengewächs wurde im Laufe der Saison immer selbstbewusster und verdrängte die BVB-Ikone Dede. Schmelzer setzte auch in der Offensive Akzente, stand defensiv gut und harmonierte prächtig mit Kevin Großkreutz.
Felipe Santana (25 Spiele/3,89): Das war nicht die Saison des Brasilianers, der 2008/2009 so überzeugen konnte. Patzte in den ersten Spielen und hatte dann das Pech, das Hummels wiederkam und überragte.
Dede (16 Spiele/3,55): Die letzten zwei Jahre würde Dortmunds Vorzeige-Brasilianer am liebsten vergessen. Nach seinem Kreuzbandriss im August 2008 kam er nur schwer wieder auf die Beine. Zudem überzeugte sein Stellvertreter Marcel Schmelzer und verdrängte sein altes Idol auf die Ersatzbank. Wenn Dede mal zum Einsatz kam, spielte er zwar solide, aber gerade in der Offensive war er von der alten überragenden Klasse noch weit entfernt.
Man beachte den euphorischen Kommentator: Der ägyptische Töpperwien?
Diesmal gab es Standing Ovations: In der 77. Minute verließ Mohamed Zidan das Feld und frenetischer Applaus begleitete ihn. Verständlich, denn der Ägypter war der Matchwinner beim 3:0-Erfolg von Borussia Dortmund gegen den Namensvetter aus Mönchengladbach. Zweimal hatte Zidan selbst getroffen, das 1:0 hatte er glänzend für Kevin Großkreutz aufgelegt.
Kein Vergleich zum September 2008, ausgerechnet gegen den Revierrivalen Schalke: Zur Pause nahm ihn Trainer Jürgen Klopp vom Platz. Dortmund lag 0:2 hinten und das Debüt von Mohamed Zidan war gründlich misslungen. Im Kicker bekam er die Note 6: zu verspielt, zu zweikampfschwach. Und viele BVB-Fans schüttelten den Kopf, weil der Verein Mladen Petric nach Hamburg verkauft hatte und dafür - neben einigen Millionen Euro - der HSV-Dauerreservist Zidan kam.
Doch Jürgen Klopp kannte den sensiblen Stürmer aus gemeinsamen Mainzer Zeiten. Und dort hatte Zidan überzeugt, 2007 in 15 Spielen immerhin 13 Tore markiert. In Hamburg fiel er hingegen nur als schmollende Diva auf der Bank auf.
In Dortmund hatte der Stürmer einen mehr als schwierigen Start, steigerte sich aber im Laufe der Saison. 29 Spiele absolvierte der ägyptische Nationalspieler in seiner ersten Spielzeit, 13 mal stand er in der Startelf. 7 Tore waren in Ordnung, aber durchaus noch steigerungsfähig. Immerhin erzielte er wichtige Treffer, traf unter anderem in Schalke und in Frankfurt.
Schwerer Anfang
Dennoch tat sich das Dortmunder Publikum schwer mit der Spielweise des Ägypters. „Fummler“ haben im Ruhrgebiet einen schweren Stand, das Fanherz gewinnen in der Regel rustikale Typen. Eine saubere Grätsche begeistert immer noch die Massen in Deutschlands schönstem Park.
Und dann kommt da ein Mohamed Zidan, ein ballverliebter Dauerdribbler, der sich am liebsten noch selbst umspielen möchte, sich festrennt und den besser postierten Mitspieler übersieht. Dass das keine Liebesbeziehung werden würde, stand fest. Man sah aber schon, welches Potenzial er an guten Tagen besaß.
Doch Klopps „Lieblingsschüler“ steigerte sich gewaltig und in diesem Jahr ist er endgültig beim BVB angekommen. Was auch daran liegt, dass ihm die Position hinter der einzigen Spitze offenbar auf den Leib geschrieben ist. Dort hat er viel kreativen Spielraum und nutzt diesen, zudem spielt er bei aller technischen Brillianz viel mannschaftsdienlicher.
Der blendende Techniker strotzt vor Selbstvertrauen: Im Januar war er maßgeblich am ägyptischen Erfolg in der Afrikameisterschaft beteiligt, am Mittwoch traf er für Ägyptens Nationalmannschaft in Wembley gegen England und jetzt folgte die Galavorstellung gegen die falsche Borussia.
Nur auf Platz 10 setzte die 11 Freunde-Redaktion das Revierderby zwischen dem FC Schalke 04 und Borussia Dortmund in ihrer Rangliste „Derby – die 50 härtesten Duelle der Welt“. Davor landeten unter anderem das Glasgower Stadtduell Celtic gegen Rangers, Fenerbahce gegen Galatasaray aus der Türkei und das Londoner Hauerduell West Ham gegen Millwall. Gespräche und der Blick in die Fanforen beider Mannschaften sagen allerdings anderes aus: Der Revierklassiker ist das Spiel der Spiele. Heute abend findet in der Gelsenkirchener Turnhalle die nächste Auflage statt.
Dabei trennte nicht immer Häme und Hass die Anhänger beider Lager: 1934 gewannen die Schalker Knappen in Berlin mit 2:1 gegen den Nürnberger Club ihre erste Deutsche Meisterschaft, mit dabei waren unter anderem die Mythen Ernst Kuzorra und Fritz Szepan. Auf dem Rückweg stoppte der Zug in Dortmund. „Schon dort ein begeisterter Empfang“, schreibt Georg Röwekamp in seinem(durchaus empfehlenswerten) Werk „FC Schalke 04 – Der Mythos lebt“. „Noch gibt es keine Rivalität zwischen Schalke und Dortmund; die Spieler tragen sich ins Goldene Buch der Stadt ein. Das ganze Revier feiert die Meisterschaft als Erfolg der Region.“
Mai 2005, letzter Dortmunder Sieg in der Turnhalle: Lars Ricken untermauerte mal wieder seinen Ruf als der Mann für die entscheidenden Tore
Zu dieser Zeit begann der kometenhafte Aufstieg der Schalker, die in der Zeit des Nationalsozialismus die führende Mannschaft in Deutschland waren. Der BVB spielte hingegen nur eine untergeordnete Rolle; erst in den fünfziger Jahre überflügelten die Schwarz-Gelben erstmals Königsblau. Und seitdem ist die erbitterte Rivalität zwischen beiden Fanlagern da, kochen die Emotionen hoch und retten Siege gegen den Erzrivalen manchmal sogar eine verkorkste Saison wie zum Beispiel 2007, als Borussia die Schalker Meisterschaftsträume zerstörte.
Vor der heutigen Partei appellierten die Verantwortlichen mal wieder an die Vernunft in beiden Fanlagern. Die Hardcore-Fraktionen der zwei Klubs hatten sich zuletzt bei einem A-Junioren-Spiel in Gelsenkirchen eine wüste Schlägerei geliefert. Sportlich ist es ein Spitzenspiel: der 3. (Schalke) trifft auch den 5. (Dortmund).
„Quälix" schmeißt den Laden
Zum Verdruss der BVB-Anhänger spielt Schalke unter Neutrainer Felix Magath bislang eine ganz starke Saison. Irgendwie sehnt man die Chaos-Tage unter Trainer Fred Rutten und Manager Andreas Müller wieder herbei, als sich eine völlig lethargisch wirkende Schalker Mannschaft, die sich im Stile einer Altherrentruppe bewegte, regelmäßig blamierte. Die Zuschauer in der Turnhalle pfiffen, Herr Schnusenberg und sein Chef Tönnies gaben dubiose Interviews und auch Alt-Manager Rudi Assauer machte, flankiert von der Bild-Zeitung, kräftig Stimmung. Es war eben Schalke, wie es lacht und singt.
Unter Felix Magath ist das alles anders: Die Herzen vieler Fans gewann er schon allein dadurch, dass er in alter „Quälix-Manier" die verhätschelten Profis in der Vorbereitung bis zum Kotzreiz malochen ließ. Finanziell ging es zwar im Herbst drunter und drüber, doch sportlich zahlte sich die harte Vorbereitung aus.
Schalke spielt zwar nicht schön, aber gewinnt eben meist. Nur 17 Gegentore sind der beste Wert der Liga, vorne trifft der im letzten Jahr von den eigenen Fans noch ausgelachte Kevin Kuranyi regelmäßig und wird dabei assistiert von Jefferson Farfan, der vorher als kostspieliger Fehleinkauf galt.
Magath veränderte das Team: Mit Moritz, Schmitz und Matip baute er unter anderem drei vorher völlig unbekannte junge Spieler ein, dafür trennte sich der Verein von Routiniers wie Levan Kobiashvili oder Halil Altintop. In der Winterpause kamen noch einmal acht Neue - zum großen Teil absolute No-Names.
Der Trainer spricht zwar nicht von der Meisterschaft, doch wenn einer den Schalker Meisterfluch beenden kann, dann er. Nur der Zeitpunkt ist noch offen.