Montag, 31. Oktober 2011
A grandios Schunkel-Saison
Es sind aufregende Wochen für Roman Weidenfeller. Nicht nur auf dem grünen Rasen, auf dem der Schlussmann von Borussia Dortmund weiterhin tadellos das Tor des amtierenden Deutschen Meisters hütet. Nein, auch außerhalb des Stadions macht der Schützling der berühmten Gerry Ehrmann-Torwartschule Furore: Erst ging es mit dem Kollegen Patrick Owomoyela zu irgendeinem Musikantenstadl, um Schlagersängerin Helene Fischer auszuzeichnen.
Und jetzt erhielt Weidenfeller auch noch den Preis der Deutschen Akademie für Fußballkultur in der Kategorie „Bester Fußballspruch des Jahres“. Das Publikum zeigte sicheren Geschmack und honorierte Romans perfektes Englisch im Gespräch mit Dubai Sports.
Es war im letzten Jahr beim vorletzten Heimspiel gegen den Nürnberger Club. Dortmund konnte - auch dank Schützenhilfe des 1.FC Köln - vorzeitig die Meisterschaft feiern. Und der Mann von Dubai Sports schritt zur Tat - und eigentlich hätte er auch einen Preis verdient gehabt. Eine Sternstunde des Farbfernsehens....




Donnerstag, 20. Oktober 2011
Dortmunder Frust in der Königsklasse
Drei Spiele, zwei Niederlagen, ein Remis, 2:7 Tore, ein magerer Punkt – es sind derzeit bittere Abende für Borussia Dortmund und seine Anhänger in der Champions League. Nach dem bitteren 1:3 bei Olympiakos Piräus ist das Achtelfinale fast schon verspielt, selbst Platz 3 und ein Überwintern in der Euro League scheint fraglich. Der BVB und der europäische Vereinsfußball – das passt derzeit einfach nicht. Zwischen Aufwand und Ertrag liegen Welten.
Denn zumindest in den ersten zwei Spielen agierte das Team durchaus gefällig, hatte beispielsweise in beiden Begegnungen ein Chancenplus. Allerdings bestraften die Gegner – anders als in der Bundesliga – die Dortmunder Fehler gnadenlos.
Im ersten Spiel gegen den FC Arsenal rettete erst ein spätes Tor von Ivan Perisic die Borussia. Dabei hatte das Klopp-Team den englischen Gast über weite Strecken dominiert. Wenn da nicht dieser dummer Fehlpass von Sebastian Kehl gewesen wäre, der Robin van Persie das 1:0 für die Gunners ermöglichte.
Noch frustrierender war das nachfolgende 0:3 bei Olympique Marseille. Der BVB vergab die besten Chancen, die Tore machten aber die Franzosen nach wahren Dortmunder Slapstick-Einlagen (Subotic rutscht weg, der missglückte Kopfball von Hummels). Das Elend ergänzte ein Elfmeter, den man auch nicht unbedingt pfeifen muss.
Nach dem 1:3 im Europa geplagten Griechenland fehlten auch dem ansonsten so wortgewaltigen BVB-Coach Jürgen Klopp die Erklärungen. Dortmund begann in Piräus gut, vergab die ersten Chancen durch Perisic und Kagawa, doch was dann kam, erinnert an den Film „Und täglich grüßt das Murmeltier“.

Nadelstiche
Der erste gefährliche Angriff des 48fachen griechischen Meisters, bei dem nur ein Grieche in der Startformation stand, führte zum 1:0. Und wieder patzte die Borussia, ließ die Flanke zu und den ehemaligen Münchener Löwen Holebas zum Kopfball kommen. Nach dem 1:1 durch Lewandowski keimte kurz Hoffnung auf, doch Olympiakos war an diesem Abend mit seiner Taktik der Nadelstiche erfolgreich. Erneut kam die Flanke, Hummels rutschte weg und Subotic verlor das Duell gegen Djebbour.
Die zweite Halbzeit war von Dortmunder Seite schwach, die Mannschaft wirkte richtig verunsichert. Viel musste Olympiakos nicht mehr machen, hatte aber dennoch noch die besseren Möglichkeiten. Das 3:1 war die logische Folge und sogar verdient.
International zahlt der BVB das berühmte „Lehrgeld“ (auch wenn ich das nicht mehr hören kann). Aber Fehler werden auf internationaler Ebene noch schneller bestraft als in der Bundesliga. Nach Champions League-Kriterien sind Teams wie Marseille und Piräus gehobenes Mittelmaß – und das reichte gegen den BVB.
Natürlich habe ich nicht erwartet, dass Borussia Dortmund nach dem überraschenden Meistertitel die europäische Königsklasse im Sturm und Drang erobert. Dafür ist die Mannschaft noch zu jung, dafür haben Vereine wie Barca, Manchester United, Real oder Chelsea ein ganz anderes sportliches und finanzielles Niveau. Selbst der FC Bayern – wenn er sich nicht gerade wie in der letzten Saison intern selbst zerlegt – befindet sich auf einem anderen Level. Ist ja auch logisch, wenn man einen dreimal so hohen Personaletat wie Dortmund hat. Aber so ernüchternd hätte das Ergebnis nicht ausfallen sollen. Eigentlich waren diese Tage doch als Festtage eingeplant.



Montag, 9. Mai 2011
Willkommen im Haifischbecken Real
Der Wechsel von BVB-Mittelfeldspieler Nuri Sahin zu Real Madrid hat eine gute und eine schlechte Seite. Die Schlechte ist natürlich, dass Sahin Borussia Dortmund verlässt und zu Real Madrid geht. Gut ist immerhin, dass der türkische Nationalspieler keinen direkten Konkurrenten aus der Bundesliga wie etwa den FC Bayerrn München verstärkt. Das wäre noch schwerer zu ertragen.
Die Meisterschale ist noch nicht überreicht und schon bricht Dortmunds Meistermannschaft auseinander. Es wäre allerdings naiv zu glauben, dass dieses kurz oder lang nicht passieren wird – auch wenn BVB-Manager Michael Zorc sicher ist, „dass diese Mannschaft nicht auseinander fällt.“ Weil die Reals, ManUs oder Chelseas dieser Welt eben doch ganz andere finanzielle Möglichkeiten als die Borussia haben. Das wird auch das zukünftige Financial Fair Play der UEFA nicht ändern. Die Zeiten, als der BVB mit diesen Klubs auch geldmäßig mitspielen wollte, sind längst Vergangenheit und führten bekanntlich fast zum Exitus des Klubs. Von daher wird sich der BVB-Fan daran gewöhnen müssen, dass andere Vereine Dortmunds junge Wilde abwerben. Ich kann mir zum Beispiel nicht vorstellen, dass Mario Götze lange in Dortmund spielen wird.
Dennoch tut der Abschied von Nuri Sahin zu Real Madrid nicht nur sportlich weh. „Es kamen nicht viele Vereine in Frage, dafür ist der BVB einfach zu wertvoll,“ sagte der türkische Nationalspieler. Es gehe ihm absolut nicht ums Geld. „Ich werde unter normalen Umständen in meiner Karriere genug Geld verdienen. Ich habe mich ausschließlich für das Sportliche entschieden.“
Natürlich nehme ich dem BVB-Eigengewächs ab, dass ihm der Abschied fällt - besonders nach dieser grandiosen Saison. Nur die Sache mit dem Geld glaube ich nicht: Zumal auch Nuri Sahin Berater hat, die an einem Wechsel mitverdienen. Vereinsromantik war im Profifußball schon immer nur etwas für den Hardcore-Fan.

Von wegen Mythos
Gegen was tauscht Sahin also die Gelbe Wand im Signal-Iduna-Park ein? Der königliche Klub aus Madrid mag zwar ein Mythos sein mit den vielen Erfolgen der Vergangenheit. In den letzten Jahren präsentierte sich Real Madrid aber eher als proliger Neureicher, der mit seinem Geld alle zuschei…… .
Sportlich hat der FC Barcelona nicht nur in Spanien Real so ziemlich den Rang abgelaufen. Den letzten Titelgewinn gab es 2007, in der Champions-League triumphierten die Königlichen das letzte Mal 2002. In diesem Jahr scheiterte Real in Meisterschaft und Champions League (immerhin Halbfinale) am Zauberfußball von Barca, in den Jahren zuvor schieden die Madrilenen immer schmachvoll schon im Achtelfinale der Champions League aus.
Das wurmt natürlich die Verantwortlichen und dafür holten sie mit José Mourinho den erfolgreichsten Vereinstrainer der Welt. Auch ein Grund für Sahin: Er könne es kaum erwarten, sagte dieser, unter Mourinho, einem der besten Trainer der Welt, zu arbeiten. Nun hat der Portugiese in Spielerkreisen einen legendären Ruf, nach außen hingegen wirkt er manchmal reichlich skurril, wenn er mal wieder irgendwelche Verschwörungstheorien wie zuletzt in die Welt setzt.
Zudem gilt Mourinho als Defensiv-Experte, der schon mal den „berühmten Bus im Strafraum parkt“. In Madrid ist er mit dieser Taktik inzwischen nicht mehr unumstritten, zumal die Zuschauer dort eleganten Offensivfußball wollen und nicht diesen Defensivfußball, den Mourinho zuletzt gegen Barca spielen ließ.
Und ob der offensivstarke Nuri Sahin in dieses System passt? Bei Real Madrid sind die beiden „Sechser“ (unter anderem Sami Khedira) eher defensivorientiert – im Gegensatz zum BVB, wo Sahin auf dieser Position das Spiel lenkt und Sven Bender eher den defensiven Pakt gibt.
Aber vielleicht ändert ja Mourinho sein System für Sahin. Immerhin trifft dieser dort seinen Freund und deutschen Nationalspieler Mesut Özil, der zudem den gleichen Berater hat. Özil begann übrigens ganz stark, doch zuletzt saß der technische so versierte offensive Mittelfeldspieler bei Real öfter auf der Reservebank. Real ist eben auch ein Haifischbecken, in dem der Starke den Schwachen frisst.
Quellen: Ruhr-Nachrichten; kicker; Reviersport



Mittwoch, 4. Mai 2011
Der schönste Titel aller Zeiten
Vier Tage ist das jetzt her – und so langsam wird die Farbe Schwarz-Geld im Dortmunder Stadtbild wieder etwas weniger. Seit Samstag steht fest, dass Borussia Dortmund Deutscher Fußballmeister ist und nur jemand, der auf einer fernen Insel lebt, hat das noch nicht mitbekommen. Hier in Dortmund gab es so und so keine Chance, dem BVB-Wahn zu entkommen.
Es war allerdings ein wunderschöner Wahn. Weil es eine Meisterschaft war, von der wir später noch einmal unseren Nachkommen erzählen werden. Zum einen war es – zumindest vor der Saison – völlig unerwartet, zum anderen hat das wirklich beste Team in diesem Jahr gewonnen. Fußballromantiker kommen auf ihre Kosten: Denn der BVB schickte eine junge Truppe ins Rennen, einige Spieler wie etwa Sahin, Schmelzer oder Großkreutz kommen aus dem eigenen Nachwuchs oder aus Dortmund selbst. Und offensichtlich passt die Mannschaft auch charakterlich zusammen, obwohl ich das mit den 11 Freunden nicht ganz glauben möchte.
Die Mannschaft von Jürgen Klopp hat Maßstäbe gesetzt und in (fast) jeder Partie ihren Gegner eindrucksvoll dominiert. „Mit einem mitreißenden Fußball, von dem man zuvor kaum ahnte, dass er existieren könne, rockte Dortmund die Republik“, formulierte das Fachblatt kicker.
Es gab viele Highlights in dieser Saison und ein ganz besonderer war der 3:1-Triumph beim Rekordmeister FC Bayern München. Hier gibt es noch einmal die Tore – natürlich gewohnt sachlich kommentiert von Norbert Dickel und Boris Rupert im BVB-Netradio. Hier kann man gut erkennen, wie Borussia in dieser Saison spielte: Schnelle Balleroberung, schnelle Kombinationen, möglichst direkt. Einfach phänomenal!




Montag, 21. Februar 2011
Dortmunder Zauberfußball
Wo Torhüter zu Helden werden: Der Signal-Iduna-Park, das ehemalige Westfalenstadion, ist bislang in der Rückrunde ein guter Ort für Torhüter der Dortmunder Gegner. Thomas Kessler machte da am Samstag keine Ausnahme: Der Keeper des FC St. Pauli reagierte mehrfach prächtig bei Dortmunder Torchancen, ohne ihn hätte der Aufsteiger vier oder fünf Tore kassiert. Der kicker gab ihm die Note 1,5 und wählte den ehemaligen Kölner zum „Spieler des Spiels“: „Beschützte sein Team mit herausragenden Rettungstaten. Ohne ihn wäre die Partie für St. Pauli zum Fiasko geworden“, urteilte das Fachblatt.
„Spieler des Spiels“ waren vorher auch schon Manuel Neuer (Note 1, er war sogar „Mann des Tages“) und Sven Ulreich (Note 2), die Schlussleute der ersten beiden BVB-Heimgegner Schalke und Stuttgart. Im Gegensatz zu Kessler sicherten sie allerdings ihren Teams das Remis – was besonders für den Revierrivalen Schalke 04 höchst schmeichelhaft war, weil die Borussia in diesem Derby haushoch überlegen war und den Gegner teilweise regelrecht vorführte.
Kesslers Team ging hingegen leer aus. Bis zur 39 Minute hielt der FC St. Pauli das 0:0, dann brachen alle Dämme: Barrios machte das 1:0 und selten wirkte ein Jubel befreiender als nach diesem Tor. Ganze Gesteinsbrocken fielen den Besuchern vom Herzen, wenn sie denn mit Schwarz-Gelb sympathisierten. Denn vorher hatte der BVB wieder famos kombiniert, nur der verdiente Treffer wollte nicht fallen.
„Meine Mannschaft hat eine indiskutable Vorstellung abgeliefert. Das war katastrophal, einfach desolat, ein echter Tiefschlag“, meinte Holger Stanislawski, Trainer des Kiezclubs, frustriert nach dem Spiel.
Da kann man nur sagen: Einspruch, Herr Stanislawski! Nicht St. Pauli war so schwach, der BVB war so stark. Nur die Chancenverwertung ist ein Problem, ansonsten gilt: Es ist derzeit einfach ein Genuss, Borussia Dortmund spielen zu sehen. Ich gehe lang genug ins Stadion, aber so phänomenal wie diese Mannschaft kombiniert, das habe ich noch von keinem Dortmunder Team der Vergangenheit gesehen. „Purer Lustfußball“ nannte das der kicker treffend in seiner Match-Analyse. Das Gerede von der Krise nach drei Unentschieden in der Rückrunde ist einfach nur dummes Zeug.

Breite Brust
Am letzten Mittwoch war ich fasziniert von der Partie Arsenal gegen Barca in der Champions League. Beide Mannschaften waren unglaublich passsicher, kombinierten in höchstem Tempo. Natürlich hat die Champions League ein höheres Niveau als die Bundesliga und es wäre vermessen, den BVB auf eine Stufe mit Barca zu stellen. Dennoch nähert sich die Borussia der Saison 2010/2011 diesem Level. Auch das Team von Jürgen Klopp kombiniert ungemein passsicher, verfügt durch die Bank über spielstarke Leute. Ein Mats Hummel spielt beispielsweise als Innenverteidiger Pässe, da hätten sich deutsche Abwehrspieler früherer Generationen die Beine gebrochen.
Nächste Woche geht es zum Gipfel nach München. Selten fuhr ein Dortmunder Team mit so breiter Brust zu den Bayern, auch wenn der BVB dort schon ewig nichts mehr geholt hat. Es gibt eine ganze Menge Leute, die sagen, wenn Dortmund dort siegt, ist das Meisterschaftsrennen gelaufen. Falls Bayern allerdings gewinnt, wird es noch einmal eng.
Ich bin da anderer Meinung: Auch wenn der BVB mit einer Niederlage zurückfährt, hat er noch zehn Punkte Vorsprung auf die Bayern. Auf Leverkusen wären es sieben, wenn Bayer in Bremen gewinnen würde. Und das reicht allemal bis zum Saisonende: Weil sowohl Bayern auch Bayer noch Spiele verlieren werden, zumal sie auch noch in Champions League bzw. Europa League spielen müssen. Und auf internationaler Ebene ist ja Dortmund - wenn auch reichlich unglücklich - bereits gescheitert.



Donnerstag, 13. Januar 2011
Deutscher Meister wird nur der BVB
Falls irgendein Spieler oder Trainer von Borussia Dortmund diese Kolumne liest, bitte nicht weiterlesen oder einfach hier drauf klicken. Für alle anderen: Borussia Dortmund wird Deutscher Fußballmeister der Saison 2010/11.
Das ist kein besonders origineller oder wagemutiger Tipp. Wer reich werden möchte, dem empfehle ich andere Wetten. Aber 10 Punkte Vorsprung auf Leverkusen und Mainz, der FC Bayern München hinkt sogar 14 Punkten hinterher – das reicht aus für Schwarz-Gelb.
Das Team von Jürgen Klopp hat eine famose Herbstserie hingelegt. Spielerisch und taktisch setzte der BVB die Maßstäbe, präsentierte sich als ein homogenes Ensemble ohne Schwachstelle und stellte zudem mit Mats Hummels, Nuri Sahin und Shinji Kagawa die herausragenden Einzelspieler der Serie. Dortmund schoss die meisten Tore und kassierte mit Abstand die wenigsten Gegentreffer. Rückschläge wird es in der Rückserie geben, aber davon werden sich Mannschaft, Trainer und Management nicht schrecken lassen. Da können der FC Bayern und seine publizistischen Hilfsbataillone bei BILD, SPORT-BILD und SPORT 1 noch so sehr zündeln.
Das bedeutet: Für Bayer Leverkusen bleibt wieder mal nur Platz 2. 2:0 gewann die Werkself zum Auftakt in Dortmund, imponierte dabei taktisch und spielerisch. Eine Woche später verlor Bayer 3:6 gegen das spätere Schlusslicht Gladbach – Konstanz sieht anders aus. Dennoch ist Leverkusen so gut besetzt, dass es sich direkt für die Champions League qualifiziert.

Van Gaal zeigt Mut
Für Platz 3 fängt der FC Bayern München so eben noch das Überraschungsteam aus Mainz ab. Die Bayern träumen ja davon, dass sie in der Rückserie quasi den „Dortmund“ machen, also eine ähnlich herausragende Serie wie der BVB spielen. Robben und Ribery sind zwar wieder komplett dabei, doch mir lassen die Münchener zu viele Torchancen der Gegner zu. Ob der Torwartwechsel von Routinier Butt, der eine ordentliche Serie gespielt hat, zu Youngster Kraft - so talentiert dieser auch sein mag - zur Stabilität beiträgt, scheint ebenfalls fraglich. Allerdings lag Bayern-Trainer Louis van Gaal im letzten Jahr mit seinen Entscheidungen für die damaligen Nobodies Badstuber und Müller goldrichtig. Schauen wir mal, würde ein anderer Münchener Bayer sagen.
Mit Platz 4 belohnen sich Mainz 05 und Trainer Thomas Tuchel für eine großartige Saison. Die Mainzer sind eigentlich eine noch größere Sensation als der BVB und zeigen, was man mit taktischer Akribie und Teamgeist alles erreichen kann.
Platz 5 sichert sich noch Schalke auf den letzten Drücker. Normalerweise gönnt man als Dortmunder dem Erzrivalen nicht das Schwarze unter den Fingernägeln, aber als Meister ist das egal. Schön spielt das Team meist nicht, aber sie haben mit Neuer, Raul oder Huntelaar einige Leute der gehobenen Klasse. Nur muss mir Felix Magath mal erklären, warum dieses Team billiger sein soll als seine Vorgänger.
Wer steigt ab? Gladbach und Köln müssen den Weg direkt in Liga 2 antreten. Wolfsburg spielte in der Hinrunde so blutleer und konzeptlos, dass sie eigentlich in der Relegation zittern müssten – wenn es Gerechtigkeit im Fußball gebe.



Donnerstag, 9. Dezember 2010
Der Held von Berlin
15 Spiele, 13 Siege, 1 Remis, eine Niederlage – Borussia Dortmund spielt eine Saison, von der jeder, der dabei war, noch nachfolgenden Generationen erzählen wird. Der BVB thront an der Tabellenspitze und spielt einfach geilen Fußball. Am Samstag kommt Werder Bremen, Zweitlieblingsclub vieler Menschen, nach Dortmund. Ihre Krise haben die Gäste erst einmal beendet, dennoch ist Rang 10 ziemlich enttäuschend. In der Champions League gab es zuletzt einen Erfolg gegen ein allerdings ziemliches desolates Inter Mailand. Das ändert aber nichts an der Tatsache, dass Werder letztendlich chancenlos ausschied. Dortmund gegen Bremen waren oft packende Spiele, nurpferdeundfussballerinnert an drei denkwürdige Duelle.

Borussia Dortmund – Werder Bremen 4:1 (1:1), 24.06.1989, Olympiastadion Berlin, DFB-Pokal, Finale
Es ist das gleiche Ritual bei jedem Heimspiel von Borussia Dortmund. „Norbert, Norbert Dickel – jeder kennt ihn, den Held von Berlin“, skandiert die Südtribüne. Stadionsprecher Norbert Dickel verneigt sich dann immer höflich und danach gibt es die Mannschaftsaufstellung des BVB. Viele, die mitsingen, waren damals noch gar nicht geboren oder gerade im Kindergarten-Alter. Denn die große Stunde des heute beim BVB als Eventmanager beschäftigten Siegerländers liegt mehr als 20 Jahre zurück. 1989 traf der Mittelstürmer, dessen Spielweise manchmal reichlich unbeholfen wirkte, zwei Mal beim 4:1-Sieg der Dortmunder im DFB-Pokal-Finale gegen Werder Bremen – und erwarb damit dauerhaften schwarz-gelben Heldenstatus.
Dabei war Dickels Einsatz vor dem Spiel mehr als fraglich, eine Knieverletzung behinderte ihn. Doch Trainer Horst Köppel stellte ihn auf und hatte sich für den richtigen Schachzug entschieden. Riedle, der später auch für den BVB Geschichte schrieb, brachte Werder zwar nach 15 Minuten in Front, doch bereits sechs Minuten egalisierte Schwarz-Gelb durch den ersten Streich des Norbert Dickel. Es war ein ziemlich ausgeglichenes Spiel, in dem die Borussia ihre Chancen besser nutzte. Mill erhöhte auf 2:1, wieder Dickel auf 3:1 und der eingewechselte Michael Lusch setzte mit dem 4:1 den Schlusspunkt.
Der Pokalsieg war der erste Erfolg nach langen Zeiten der Erfolglosigkeit und Dortmund feierte diesen Erfolg enthusiastisch. Nur für Norbert Dickel endete dieses Spiel mit einer tragischen Note: Denn von seiner Knieverletzung erholte er sich nicht mehr, es war das Ende seiner aktiven Laufbahn. Und blieb trotzdem dem BVB und seinen Fans erhalten.


Knie kaputt, aber ein glücklicher Mensch. Norbert Dickel wurde nach dem Pokalsieg 1989 zum Kult im BVB-Fanlager. Was auch daran liegt, dass er für jeden Sch…zu haben ist. Siehe diese mäßige, längst vergessene Comedy des WDR

Borussia Dortmund – Werder Bremen 2:1 (1:19, 04.05.2002, Westfalenstadion Dortmund, Bundesliga Saison 2001/2002, 34. Spieltag
An Ewerthon Henrique de Souza, Künstlername Ewerthon, scheiden sich die Geister in BVB-Fankreisen – auch heute noch. Seine Gegner verweisen auf seine Zweikampfschwäche, seine Befürworter argumentieren, dass er an einem guten Tag dank seiner Schnelligkeit und Technik nicht zu stoppen war. Beide Meinungen enthalten einen Teil Wahrheit, unstrittig ist allerdings die Tatsache, dass der brasilianische Stürmer, der 2001 von Corinthians Sao Paulo nach Dortmund kam, immer getroffen hat. 47 Tore in 119 Spielen in vier Jahren sind keine so schlechte Bilanz. Und ein ganz wichtiger Treffer war dabei.
Am 34. Spieltag der Saison 2001/02 empfing der BVB Werder Bremen und musste gewinnen, um Deutscher Meister zu werden. Das Spiel war nichts für Menschen mit chwachen Nerven: Werder machte Dortmund das Leben schwer und führte nach 14 Minute durch Stalteri. Dortmund war zwar überlegen, hatte auch Chancen, doch die Gäste wehrten sich. Erst in der 41. Minute erlöste Koller den BVB-Anhang mit dem 1:1.
In der zweiten Halbzeit ein ähnliches Bild: Dortmund war zwar überlegen, doch die Bremer Konterangriffe blieben gefährlich. In der 73. Minute aber zog Borussen-Coach Matthias Sammer den Joker und wechselte Ewerthon ein. Eine Minute später brachte eine brasilianische Kooperation den Erfolg: Flanke Dede und Ewerthon bugsierte den Ball artistisch über die Linie. 2:1 für Dortmund, so blieb es auch. Borussia war Deutscher Meister und der schmächtige Angreifer einer der Helden des Tages. Nur die Prognose von Roberto Carlos bewahrheitete sich nicht ganz: „Ewerthon ist für mich einer der besten Brasilianer überhaupt. Für mich wird Ewerthon schon bald einer der besten Spieler der Welt sein", adelte ihn der Verteidiger, einst eine große Nummer bei Real Madrid und in der brasilianischen Nationalmannschaft.

Werder Bremen – Borussia Dortmund 2:0 (0:0), 28.02.2004, Weserstadion Bremen, Bundesliga, 22. Spieltag
Eigentlich war es kein besonderes Spiel. Doch es war der einzige BVB-Auftritt, den ich jemals live im Weserstadion erlebt habe. Was auch daran liegt, dass einer meiner Brüder seit geraumer Zeit in Bremen lebt und das Spiel auch noch auf den Geburtstag meiner Nichte fiel. So ließ sich das Angenehme mit dem Nützlichen verbinden und ich erlebte eines meiner wenigen Auswärtsspiele. Am Eingang gab es ein Riesengedränge, weil es offensichtlich für die Gäste-Fans nur einen Zugang gab und diese auch noch im Zeitlupentempo kontrolliert wurde. Die Show vor dem Spiel war etwas peinlich, was auch daran lag, dass man „Football is coming home“ nicht auf Deutsch mit „Das W... auf der Brust“ covern kann. Das ging gar nicht, aber ansonsten saßen in unserem Block Dortmunder und Bremer Fans friedlich nebeneinander. Nur einmal gab es spöttische Kommentare, als ein vielleicht zehnjähriger Junge bei einem Tor des FC Bayern jubelte. Hier muss wohl etwas in der Erziehung fehlgelaufen sein, auch die Eltern schauten etwas pikiert.
Unten auf dem Rasen stand der BVB eine Halbzeit in der Abwehr ganz gut, doch spätestens nach dem 1:0 durch Ismael war das Spiel gelaufen. Dortmund fehlte die Kreativität nach vorne. Der unvergleichliche Ailton entschied dann spät das Spiel endgültig. Werder hatte in dieser Spielzeit aber auch eine ganz starke Mannschaft und wurde hochüberlegen Deutscher Meister.



Donnerstag, 11. November 2010
Was Kostedde mit Amoroso verbindet
Das Pippi-Langstrumpf-Lied hat derzeit Hochkonjunktur bei den BVB-Fans. „Wer wird deutscher Meister, BVB-Borussia“, tönt es von den Rängen. Verständlich: Borussia Dortmund hat einen überragenden Start hingelegt mit neun Siegen, einem Unentschieden und nur einer Niederlage. Und zudem meist grandiosen Fußball gespielt. Trainer, Mannschaft und Management halten allerdings den Ball flach, das Thema Titel ist tabu. Das ist vernünftig.
Am Freitag kommt mit dem Hamburger SV ein Gegner, der individuell sehr gut besetzt ist, aber als Mannschaft bislang wenig überzeugen konnte. Gegen den „Bundesliga-Dino“ gab es oft spektakuläre Spiele mit Hochspannung. Das zeigt auch unser Rückblick auf drei denkwürdige Duelle mit dem HSV.

Hamburger SV - Borussia Dortmund 3:4 (0:3), 14.08.1976, Bundesliga, 1. Spieltag, Saison 1976/77
Es war ein glanzvolles Comeback von Borussia Dortmund im deutschen Fußball-Oberhaus: 4:3 gewann der Aufsteiger völlig überraschend beim amtierenden Pokalsieger Hamburger SV und sorgte damit für den ersten Paukenschlag der noch jungen Saison. Vier Jahre hatte der BVB in den Niederungen der Regionalliga und 2. Liga verbracht, stand in dieser Zeit fast vor dem finanziellen Ruin, bevor das zur WM 1974 gebaute Westfalenstadion dem Verein neuen Schwung gab. Und jetzt führte Schwarz-Gelb auf einmal 3:0 zur Pause beim ambitionierten HSV: Hartl hatte den BVB bereits nach 4 Minuten in Front gebracht, der unvergessene „Pit“ Geyer (Markenzeichen: sein permanenter Blick auf den Boden, kicker-Note 1 an diesem Tag) erhöhte auf 2:0 (29.) und Kostedde gelang sogar das 3:0 nach 38 Minuten. Die 50 000 Zuschauer, so fern sie HSV-Fans waren, trauten ihren Augen nicht. Der freche Neuling hatte das Starensemble der Hanseaten quasi überrollt.
Nach dem Wechsel wurde es doch noch spannend: Steffenhagen (53.) und Reimann (58.) brachten die Gastgeber , doch dieser Nachmittag war auch der Tag des Erwin Kostedde: Der Mittelstürmer, der später im Leben viel Pech hatte, markierte das 4:2. Die Gastgeber kamen zwar durch einen Handelfmeter von Volkert (74.) noch einmal heran, doch mit Glück und Geschick verteidigte Borussia den knappen Vorsprung. Auch das Rückspiel war im übrigen hochspannend: 4:4 trennten sich die Konkurrenten.
In der Schlusstabelle belegte der Aufsteiger einen guten achten Rang. Die Strategie von Trainer Otto Rehhagel, auf Routiniers wie „Ente“ Willi Lippens und Erwin Kostedde zu setzen, zahlte sich aus – auch wenn die Nörgler-Fraktion im Westfalenstadion oft über den etwas bewegungsarmen Kostedde motzte. Die Hamburger enttäuschten damals in der Liga, holten aber den Europapokal der Pokalsieger in die Hansestadt. Und sie hatten mit Dr. Peter Krohn einen Präsidenten, der in Sachen Vermarktung und Show seiner Zeit weit voraus war. Unter anderem steckte er die HSV-Kicker in rosa Trikots.



Gruppenbild mit Löwe: Der Kader des BVB in der Saison 1976/77

Borussia Dortmund – Hamburger SV 2:0 (2:09, 17.06.1995, Bundesliga, 34. Spieltag, Saison 1994/1995
Die Saison 1994/1995 endete mit einem echten Herzschlagfinale: Vor dem 34. Spieltag lag Werder Bremen mit 48-18 Punkten auf Platz 1, auf Rang 2 folgte Borussia Dortmund mit 47-19 Punkten (die 3-Punkte-Regel gab es noch nicht) und schlechterem Torverhältnis. Der BVB war also auf Schützenhilfe des FC Bayern München angewiesen, der am letzten Spieltag zuhause gegen Werder spielten. Zum ersten Mal in meinem Leben drückte ich den (ansonsten verhassten) Bayern die Daumen.
Dortmund hatte die wesentlich leichtere Aufgabe, empfing den Hamburger SV, der in dieser Spielzeit höchstens Mittelmaß verkörperte. Im ausverkauften Westfalenstadion war das Spiel schnell entschieden: Möller brachte den BVB früh nach 8 Minuten in Front, (natürlich) Lars Ricken beruhigte mit seinem 2:0 nach 28 Minuten endgültig die schwarz-gelbe Anhängerschaft. Das Spiel war gelaufen, zu souverän wirkte der BVB, zu schwach der HSV.
Viel spannender war es hingegen in München: Dort hatte Christian Ziege mit seinem frühen 1:0 für die Bayern schnell für einen weiteren Adrenalinstoß in Dortmund gesorgt. Doch Werder glich durch Mario Basler nach 39 Minuten aus, doch Alexander Zickler sorgte mit dem 2:1 zwei Minuten später für den alten Abstand.
In Halbzeit 2 schaute alles noch gebannter auf das Geschehen ins Olympiastadion, in Dortmund passierte auf dem Feld nicht mehr viel. Leute mit Radio waren gefragt an diesem Nachmittag, Bayern musste einige bange Minuten überstehen. Ausgerechnet Alexander Zickler, der später so viel verletzt war, erwarb an diesem Nachmittag dauerhafte BVB-Sympathie. Sein 3:1 entschied die Partie in München, Borussia Dortmund war nach 32 Jahren wieder Deutscher Meister.

Hamburger SV – Borussia Dortmund 3:4 (1:2), 27.04.2002, Bundesliga, 33. Spieltag, Saison 2002/03
Marcio Amoroso war eine der größten Diven, die jemals das Dortmunder Trikot getragen haben. Für die Wahnsinnssumme von 50 Millionen DM war der Brasilianer 2001 gekommen, sein Abgang zwei Jahre später war absolut filmreif. Doch zumindest in seiner ersten Spielzeit überzeugte Amoroso mit 18 Toren in 31 Spielen. Eine seiner besten Leistungen zeigte er am vorletzten Spieltag beim 4:3-Erfolg in Hamburg, als er zwei Tore selbst erzielte und den Treffer von Rosicky vorbereitete. Von Minute 36 bis zur Pause wurde es richtig aufregend: HSV-Abwehrspieler Hertzsch foult Amoroso und sieht Rot wegen einer Notbremse, Amoroso trifft zur BVB-Führung. Zwei Minuten erhöht der an diesem Tag ebenfalls bärenstarke Tomas Rosicky auf 2:0, doch in der 41. Minute kommt der HSV zurück ins Spiel: BVB-Abwehrrecke Christian Wörns erhält nach einem elfmeterreifen Foul am Ex-Dortmunder Barbarez die gelb-rote Karte, den Strafstoß verwandelt Wicky zum 1:2. Nach der Pause setzt sich bei 10 gegen 10 der offene Schlagabtausch fort: 1:3 (63.) Amoroso; 2:3 (80.) Hoogma; 2:4 (87.) Koller; 3:4 (90.) Meijer. Es war ein packendes Spiel zweier starker Teams. „Die BVB-Individualisten triumphieren über das HSV-Kollektiv“, analysierte der kicker. Für Dortmund war es ein Erfolg mit erfreulichen Folgen: Weil Leverkusen erneut verlor, übernahm der BVB am vorletzten Spieltag die Tabellenspitze. Mit einem 2:0-Erfolg gegen Werder Bremen sicherte sich Borussia die Meisterschaft.
Quellen: fussballdaten.de, kicker sportmagazin



Donnerstag, 21. Oktober 2010
Bayern baggert Sahin an
„FC Bayern denkt über Sahin nach“, titelte der kicker heute und sorgte damit für einige Aufregung. „Aus sicherer Quelle“ hat das (meist gut informierte) Fachblatt erfahren, dass Rekordmeister Dortmunds Mittelfeldspieler Nuri Sahin nach München locken möchte.
Ich befürchte, solche Meldungen wird der BVB-Anhänger zukünftig häufiger lesen. Borussia Dortmund ist Tabellenführer der Bundesliga, spielt höchst attraktiven Fußball und hat viele junge Spieler, die noch nicht am Ende ihres Leistungsvermögens angekommen sind. Sahin, Barrios, Schmelzer, Hummels und co. haben durch ihre guten Leistungen die Begehrlichkeiten anderer finanzkräftigerer Vereine geweckt.
Nuri Sahin absolviert bislang eine überragende Saison, ist Taktgeber im Dortmunder Mittelfeld und führt mit einem sensationellen Notenschnitt von 2,19 die Liste der Top-Feldspieler im kicker an. Ins Team des FC Bayern würde der Edeltechniker auf den ersten Blick gut passen: Der Vertrag von Mark van Bommel endet am 30.06.2011, verlängert wurde er bislang nicht. Zudem ist der selbsternannte „Aggressiv Leader“ mit 33 Jahren nicht unbedingt eine Lösung für die Zukunft. Vom ukrainischen Nationalspieler Anatoly Tymoshchuk (Vertrag bis 2012) hält Bayern-Coach Louis van Gaal offensichtlich nicht viel, setzt ihn meist auf die Reservebank. Da könnte Sahin neben Bastian Schweinsteiger die Doppel-Sechs im Mittelfeld bilden.

Das Beispiel Podolski
Das Interesse des Münchener Rekordmeisters zeigt, dass der FC Bayern die Borussia wieder ernst nimmt. Denn eine Strategie des finanzkräftigen FCB war es immer, sportliche Konkurrenten zu schwächen und ihnen die besten Leute wegzukaufen – siehe Stuttgart (Gomez), Bremen (Klose) als aktuelle Beispiele oder früher Leverkusen (Ze Roberto, Ballack, Lucio).
Finanziell dürfte Sahin in München mehr verdienen, aber würde er sich sportlich verbessern? In Dortmund weiß der türkische Nationalspieler, was er hat. Sahin identifiziert sich mit dem Verein, fühlt sich in Dortmund wohl. Er ist Leistungsträger einer Mannschaft, die gut funktioniert, glänzende Perspektiven hat und schon in dieser Saison sportlich einiges erreichen kann. Die Zukunft spricht also für Schwarz-Gelb.
Nun bin ich nicht so naiv zu glauben, dass Werte wie Identifikation im Profifußball eine große Rolle spielen. Im Endeffekt zählt nur das Geld. Aber vielleicht sollte Nuri Sahin bedenken: Gomes (auch wenn er jetzt einige Mal getroffen sind) oder Klose machen nicht den Eindruck, dass sie in München glücklich sind. Sein „Kumpel“ Lukas Podolski drückte beim FC Bayern meist die Ersatzbank. Oder vielleicht auf Campino und die Toten Hosen hören...




Freitag, 1. Oktober 2010
Sevilla hatte einen Schutzheiligen
Nicht immer gewinnt beim Fußball die bessere Mannschaft. Borussia Dortmund war gestern Abend im Spiel der Europa League gegen den FC Sevilla das eindeutig stärkere Team, spielte besonders in der ersten Halbzeit das „Monster“ (BVB-Coach Jürgen Klopp) dieser Gruppe an die Wand. Doch am Ende hieß es 1:0 für den Gast aus Andalusien, der gnadenlos eine Schwäche der Dortmunder Abwehr vor der Pause nutzte.
Es gibt so Tage, da hat man das Gefühl, heute hat sich alles gegen einen verbunden. So ging es gestern Abend den Dortmundern. Sie vergaben beste Chancen,
• weil zum Beispiel Barrios bei einer Möglichkeit ziemlich unglücklich zum Ball stand.
• weil Sevilla-Keeper Palop bei zwei weiteren Barrios-Chancen sensationell reagierte.
• weil Kagamas Schuss vom Pfosten zurückprallte und nicht vom Innenpfosten ins Tor ging.
• weil ein Sevilla-Abwehrspieler Hummels Kopfball von der Linie kratzte.
Dazu kam Schiedsrichter Michael Dean aus England, der einige zweifelhafte Entscheidungen traf. Die Gelb-Rote-Karte für Schmelzer wegen einer Schwalbe war ein Witz, zudem übersah er ein eindeutiges Handspiel von Kanoute.

Sitzen ist doof
Wobei es schon imponierend war, wie Borussia in der ersten Halbzeit diesen international renommierten Gegner spielerisch eindeutig dominierte und sich durch sichere Kombinationen immer wieder Chancen erarbeitete. Und auch mit 10 Spielern war der BVB das bessere Team. Doch am Ende zahlte das Klopp-Team internationales Lehrgeld in Sachen Cleverness.
Internationale Spiele haben eine eigene Atmosphäre im Westfalenstadion. Die größte Veränderung zu einem normalen Bundesligaspiel sind die Sitzreihen auf der Südtribüne. Vor geraumer Zeit meinte die UEFA einmal, dass Zuschauer auf Sitzplätzen nicht randalieren und verbot die Stehplätze für internationale Spiele. Was für ein Schwachsinn! Keiner saß (wie auch in anderen Stadion) auf der Südtribüne, die Zuschauer standen entweder vor ihren Plätzen oder auf den Treppenstufen. Das zeigt, was man von dieser FIFA-Direktive hält.