Montag, 10. Dezember 2012
Schiri Stark und der BVB
Verschwörungstheorien machten am Samstag auf der Südtribüne im Dortmunder Signal Iduna Park die Runde. Quintessenz: Der Schiedsrichter aus Niederbayern unterstütze den Fußballverein aus Oberbayern, pfeife bewusst gegen den BVB und bekomme dafür natürlich eine ordentliche Summe vom FC Bayern München.
Diese Theorien sind natürlich hanebüchen, aber Freunde werden Borussia Dortmund und Schiedsrichter Wolfgang Stark in diesem Leben nicht mehr. Stark stand auch am Samstag beim Bundesligaspiel zwischen dem BVB und dem VfL Wolfsburg im Blickpunkt. Seine Fehlentscheidungen vor dem 1:1 der Wolfsburger, die in der roten Karte für Marcel Schmelzer gipfelten, drehten das Spiel zugunsten der Niedersachsen – 3:2 siegte Wolfsburg und die wenigen Gästefans dürften ihren Augen nicht getraut haben. Immerhin gab er nach Spielschluss seine Fehlentscheidungen zu.

Videobeweis
Stark dürfte inzwischen bei den Verantwortlichen des BVB ein rotes Tuch sein. Das Fachblatt kicker listete heute fünf Fälle auf, in denen der Schiedsrichter aus Ergolding die Dortmunder benachteiligte.
Ich bin immer wieder entsetzt, wie hoch bei solchen Entscheidungen das Potenzial an Aggressionen gegen den Unparteischen und sein Team ist. Wenn Stark nicht geschützt worden wäre, hätte er das Stadion nicht unversehrt verlassen. Das ist einer zivilisierten Gesellschaft unwürdig – wer sich also über Gewalt im Amateurfußball gegen die Schiedsrichter wundert, der sollte mal seine eigenen Schimpfkanonaden über den Schiri unter die Lupe nehmen.
Die Verantwortlichen könnten viele Emotionen aus dem Spiel nehmen, wenn sie ähnlich wie im Eishockey endlich den Videobeweis zulassen würden. Auch wenn man dann als Fan nicht mehr über angeblich „verschobene“ Spiele schwadronieren könnte.



Donnerstag, 4. Oktober 2012
BVB scheiterte am „besten Keeper der Welt“
Irgendwie hat Borussia Dortmund in der sonst so erfolgreichen Ära Jürgen Klopp international das Glück nicht gepachtet. Das späte 1:1 beim englischen Meister Manchester City in der Champions League-Gruppenphase war ein gutes Beispiel für diese These.
Da beherrschte der BVB die Millionenauswahl von Manchester City besonders in der zweiten Halbzeit in allen Belangen und lieferte eine ganze starke Leistung ab. Doch die Dortmunder führten nur 1:0 durch Marco Reus, vergaben dabei beste Möglichkeiten. Zudem widerlegte City-Keeper Paul Hart mit einer großartigen Leistung alle negativen Urteile über englische Torhüter. Und es kam wie so häufig bei Borussia international: In der 90. Minute fiel Neven Subotic der Ball an den Arm und der Schiedsrichter aus Tschechien pfiff Elfmeter: Balotelli glich aus – City kassierte einen unverdienten Punkt. Und der BVB und seine Anhänger sind die Frustrierten.
Dabei begann es eigentlich ausgeglichen: In der ersten Halbzeit hatten die Blauen aus Manchester auch gute Chancen, doch Roman Weidenfeller hielt ebenfalls großartig. In der zweiten Halbzeit dominierte aber nur noch Schwarzgelb – nicht nur auf dem Rasen, sondern auch bei den Fans, die deutlich lauter waren als das Heimpublikum.

Lehrstunde im eigenen Hinterhof
Am Ende gab es aber nur Komplimente von allen Seiten für Dortmund, die englischen Medien lobten die Leistung der Gäste. „Die starken Deutschen gaben Manchester City eine Champions-League-Lehrstunde im eigenen Hinterhof“, schrieb etwa die Sun.
„Es war ein Unentschieden, dass City nicht verdient hatte, so wie sie von Dortmund an die Wand gespielt wurden“, urteilten die Tabloid-Kollegen vom Mirror.
„Es war extrem hart für eine dynamische und spielstarke Mannschaft von Borussia Dortmund, die ihren Gegner klar beherrschte. Sie scheiterte nur an einem Torhüter in herausragender Form und einem Schiedsrichter, dem City danken sollte“, meinte der Guardian.
Der Telegraph zitierte einen Tweet von Wayne Rooney. „Joe Hart war unglaublich, für mich der beste Keeper der Welt“, twitterte der Stürmer von Citys Stadtrivalen United. Dann ist Roman Weidenfeller nach diesem Abend der zweitbeste Schlussmann der Welt.
Interessantes lässt sich zudem in den Kommentaren der Telegraph-Leser finden. „Ich sehe Dortmund fast jede Woche, aber diese Vorstellung war erstaunlich“, erklärte Leser Chinghome. „Weil sie etwas haben, was 80 Prozent der anderen Fußball-Klubs nicht haben: einen guten Trainer.“
„Werden sie durch die Champions League marschieren?“, fragte User fivefeetfurrystuff und lobt vorher schon die Strategie des BVB, verstärkt auf junge heimische Spieler zu setzen. Die Antwort gibt er selbst: „Wahrscheinlich nicht, weil sie immer noch etwas grün sind und von den Erfahrungen lernen müssen. Ich wünsche ihnen viel Erfolg. Jedenfalls macht ihr Weg mehr Sinn als der von City und Chelsea, die nur Schecks ausstellen.“



Montag, 14. Mai 2012
Eine Stadt ist Borussia


Anhänger eines blau-weißen Fußballclubs aus der Umgebung von Herne hätten an diesem Nachmittag in Dortmund einen schweren Stand gehabt.

Alle waren da – wegen ein paar Profifußballern, die gerade mal den DFB-Pokal gewonnen hatten. Na gut, davor hatte Borussia Dortmund auch noch die Deutsche Meisterschaft errungen. Rund 250 000 Zuschauer bevölkerten am Sonntag die Innenstadt von Dortmund, um die Triumphfahrt des frischgebackenen Double-Gewinners mitzuerleben.
Es ist schon erstaunlich, wie so ein paar Berufsfußballer die Stimmung in der Stadt beeinflussen können. Der Ballverein Borussia 09 ist in Dortmund eine Religion und wenn dieser dann erfolgreich Fußball spielt, dann brechen emotional alle Dämme. Dann ist eben der Ausnahmezustand in der Stadt, dann freut sich jeder, weil jeder irgendwie Anhänger ist. Der BVB ist wie eine Klammer, die die Leute zusammenhält. Borussia macht sie stolz – zumal es nicht so vieles gibt, worauf der Dortmunder unbedingt stolz sein könnte. Borussia Dortmund ist allerdings weltweit ein Begriff – zumindest dort, wo der Fußball eine Rolle in der Kulur des Landes spielt.
Und so machte auch ich mich – immerhin seit Ewigkeiten Besitzer einer BVB-Dauerkarte – am Sonntag auf den Weg in die Innenstadt, um den Bayern München-Dauerbezwinger zu feiern. Die Stimmung ist friedlich, die Leute freuen sich, singen, hüpfen und warten geduldig, bis der Triumphwagen mit der Mannschaft vorbeikommt. Für die mehr Gehirngesteuerten: Das bedeutet drei oder mehr Stunden Wartezeit, um dann vielleicht zehn Minuten die Mannschaft zu sehen.

Rummenigge findet "Blamache"
Und dann kam der Tross. Manche Aktiven auf dem Wagen wirkten schon reichlich angeschlagen, andere waren noch richtig aufgedreht. Trainer Klopp habe ich nicht entdeckt, Gündogan schwenkte den Pokal und vorne stand Dortmunds Japaner Shinji Kagawa und hatte richtig große Augen aufgrund der Menschenmassen, die ihn und seine Kollegen frenetisch feierten. Vielleicht ist Kagawa ja noch einmal weich geworden bei diesen Bildern, keine Ahnung, was er in Japan erzählt. Er war zumindest mächtig beeindruckt.
Wenn ich die Verehrung so sehe, die die BVB-Profis so erhalten, frage ich manchmal, wie es so in der Psyche manches Profis aussieht. Die Leute sind Anfang bis Mitte 20, verdienen auf einmal ein Schweinegeld, werden von allen hofiert und verehrt – da muss man schon ein starker Typ mit einem entsprechenden Umfeld sein, um normal zu bleiben. Erstaunlicherweise wirken viele aus der aktuellen Mannschaft überhaupt nicht arrogant oder abgehoben – falls man das als Außenstehender beurteilen kann. Das ewige Lob an die Fans scheint kein PR-Lippenbekenntnis zu sein.
Dieses Team hat sich die Zuneigung aber auch redlich verdient. Gegen den alten Rivalen Bayern gab es nach dem 1:1 einige kleinere Probleme, doch dann bestrafte der BVB mit selten gesehener Effizienz die Abwehrprobleme der Münchener. 5:2 war ein triumphales Ergebnis und Erlebnis und nicht umsonst sprach Bayern-Boss Karlheinz Rummenigge nach dem Spiel von einer „Blamage“ – und sprach das g wie ein ch aus. Der FC Bayern geht nun reichlich angeschlagen ins Champions League-Finale. In Dortmund endet die Saison hingegen auf Wolke 7.


Auch die örtliche Bierindustrie, einst der Stolz der Stadt und heute im Besitz von Herrn Dr. Oetker aus Bielefeld, freute sich über zusätzliche Umsätze

Nachtrag
Leider ist Kagawa nicht weich geworden, der BVB kann ihn jetzt verkaufen und kassiert immerhin ein nettes Sümmchen. Was so schlecht auch nicht ist, so ist das Business eben.



Samstag, 31. März 2012
März-Wahnsinn im Signal Iduna-Park
Seit fast 40 Jahren gehe ich in das Westfalenstadion/den Signal/Iduna-Park, aber an so ein Wahnsinnspiel wie zwischen Borussia Dortmund und dem VfB Stuttgart kann ich mich nicht erinnern. 4:4 endete die Begegnung. Dabei sah nach 49 Minuten alles nach einem weiteren Dortmunder Sieg und einem entspannten Wochenende mit der Hoffnung auf einen Bayern-Patzer aus. 2:0 hieß es zu diesem Zeitpunkt, der BVB zauberte gegen gar nicht mal so schlechte Stuttgarter einen Hochgeschwindigkeits-Fußball der Kategorie Wahnsinn auf den Rasen. Nur die Chancenauswertung ließ zu wünschen übrig.
Was dann aber kam, war schlichtweg unbegreiflich. Der Gast aus Schwaben drehte auf einmal das Spiel und schoss von Minute 70 bis 80 drei Tore. Einmal Ibisevic, zweimal Schieber und der VfB führte 3:2. Besonders beim zweiten Tor lieferte die BVB-Abwehr eine wahre Slapstickeinlage. Ausgerechnet Schieber, der so lange verletzt war und erst einmal in dieser Spielzeit traf.
Auf der Tribüne wird es fast fatalistisch. Der Block, indem, ich auf der Südtribüne stehe, könnte früher auch auf der alten Nordtribüne gewesen sein. Will sagen: Die Zahl der Zweifler und Schwarzseher ist relativ hoch, gerade in solchen Situation neigen manche zu Extremmeinungen. Selbst ich denke, dass das ganze Gerede mit dem Termin für die Double-Feier nach Meisterschaft und Pokal doch reichlich übertrieben war. Noch ist nämlich nichts gewonnen.


Herr Gentner hatte das letzte Wort
Doch es kam wieder Leben ins Stadion, die Zuschauer trieben den BVB an. Und zum Glück hat Borussia eine Mannschaft, die sich so schnell nicht geschlagen gibt. Mats Hummel, der smarte Rhetoriker, trifft für seine Stürmerkollegen. Und dann macht der eingewechselte Ivan Perisic nach 87 Minuten das 4:3 und stürzt das Stadion in einen kollektiven Jubeltaumel, wie ich ihn noch nie erlebt habe.
Dann kommt die Nachspielzeit. Auf der Tribüne pfiff inzwischen alles, was Schwarz-Gelb trägt. Schiedsrichter Weiner soll endlich abpfiffen. Das macht er dann auch, doch vorher traf Gentner für den VfB zum 4:4 – wieder nach einer ziemlichen Dortmunder Slapstickeinlage. Wahnsinn! Auf der Tribüne herrscht eine Mischung zwischen Wut und Staunen, aber Kompliment an beide Teams. Das war ganz großer Fußball und wenn ich einem Unbeteiligten die Faszination der Sportart erklären müsste, dann würde ich ihm dieses Spiel zeigen. Deutscher Meister wird dennoch nur der BVB.



Donnerstag, 16. Februar 2012
Lollo und Immi halten die Kutten-Flagge hoch
Es ist stets das gleiche Ritual so gegen Ende des Programms. Ein Mann in den besten Jahren, ordentlicher Bauch, schwarzgelbes Stirnband und Jeansweste, betritt die Bühne und blickt in die Runde. Und dann kommt die bekannte Frage: „Schalker hier?“ Dann meldeten sich irgendwelche Versprengte aus den hinteren Bereichen des Saales und die schaut dann unser BVB-Fan Immi erstmal böse an. Er ist einer der „Zwei vonna Südtribüne“, wichtiger Bestandteil des Ruhrgebiets-Karnevals Geierabend. Etwas später kommt dann Lollo auf die Bühne. „Wo wahrse so lange“, fragt Immi im Slang des Ruhrgebiets. „Abitur machen“, nuschelt Lollo. Und dann wird die erste Bierflasche aufgemacht.
Die zwei BVB-Fans – gespielt von Hans Martin Eickmann und Franziska Mense-Moritz – stehen sonst auf der Südtribüne, der berühmten Tribüne im Dortmunder Signal-Iduna-Park (einst Westfalenstadion), wo der Hardcore-Anhang des amtierenden deutschen Fußballmeisters sich versammelt. Immi und Lollo philosophieren schon seit Ewigkeiten (1992 gab es den ersten Geierabend) über Borussia Dortmund – natürlich im Ruhrgebiets-Dialekt. Die Nummer ist aus dem Geierabend eigentlich nicht mehr wegzudenken, im Sommer 2011 gab es sogar ein eigenes Soloprogramm.

Bier ist unser Gemüse
Meistens hat Immi das große Wort. Von wegen alles friedlich im schwatzgelben Revier: Beim Geierabend 2012 ging es um das Scheitern des BVB in der Champions League; Immi verglich das mit der Angst, die er als Kind vor dem Nikolaus hatte, wenn er ein Gedicht aufsagen sollte. Die etwas tumb wirkende Lollo offenbart erstaunliche Einsichten. „Das Denken wird überschätzt“ philosophiert sie etwa.
Es wird ordentlich gezecht. „Nehma noch einen“, fragt Lollo, „Jaah sicher“ antwortet Immi und dann kommen Sprüche wie „Kein Alkohol ist auch keine Lösung“ oder „Bier ist unser Gemüse“.
Erstaunlicherweise halten die beiden ihr Niveau über die Jahre. Natürlich sind sie reichlich klischeehaft, aber sie treffen schon einen gewissen Typen, der auf der Südtribüne präsent ist. Und vielleicht werden Immi und Lollo mal die letzen Kutten-Fans in Dortmund sein.
Denn die Fans mit der markanten Jeansweste und den vielen Stickern kommen in die Jahre. Diese Anhänger stammen offensichtlich aus einer anderen Zeit. In den 70er und 80er Jahren war der Fußball noch nicht so angesagt, kamen nicht gefühlte 90 Prozent der Stadionbesucher im Trikot. Nur der Hardcore-Fan trug das Dress seines Klubs, dazu gerne mehrere Schals – und eben Kutte.
Auf den „normalen“ Tribünenbesucher wirkten diese Fans immer etwas asozial. Sie waren laut, tranken Alkohol in Unmengen und traten oft in Gruppen auf.
Kuttenfans litten mit ihrem Verein, sie waren die treuesten Fans und kamen auch, wenn es sportlich mal nicht so lief und die Schönwetter-Anhänger sich anderen Dingen widmeten. Sie dominierten eindeutig die Fanszene. Den Kuttenträger traf man auf der Stehtribüne, meist war er männlich – Frauen waren eher die Ausnahme. Auch die Hooligans kamen in den 70er und 80er Jahren aus der Kuttenszene, erst später bestimmten Leute ohne Vereinszeichen die gewalttätige Szene.
Heute sind die Kuttenträger in die Jahre gekommen, manche sind schon über 50 und haben sich auf die besseren Plätze zurückgezogen. Die Ultras mit ihren Ritualen bestimmen die Fankurven. Doch auch auf der Dortmunder Südtribüne gibt es immer noch die Leute mit den markanten Westen – wie Lollo und Immi.



Dienstag, 7. Februar 2012
BVB-Trainer nach Noten (Teil 2): Klopp ist der Beste
Teil 2 unserer kleinen Spielerei, die Trainer von Borussia Dortmund zu bewerten. Diesmal geht es um die Jahre 2000 bis heute, von Matthias Sammer bis Jürgen Klopp – dem Meistertrainer 2002 und dem Meistertrainer 2011. Fazit: Klopp ist der beste Dortmunder Trainer – trotz des großartigen Ottmar Hitzfeld.

Matthias Sammer (2000-2004): Über seine Tätigkeit als BVB-Trainer gehen in Dortmund die Meinung ziemlich auseinander. Ich gehöre zu der Fraktion, die Sammer für einen hervorragenden Fußballer halten, seine Trainerfähigkeiten aber nicht besonders schätze. Natürlich muss man Abstriche machen, weil es sein erster Trainerjob war. Dabei fing alles sehr gut an: Platz 3 im ersten Jahr war völlig in Ordnung, zumal die Truppe das Jahr vorher fast abgestiegen war. Ein Jahr später folgte die Meisterschaft: Niebaum/Meier hatten die Mannschaft noch mal kräftig aufgerüstet, unter anderem kamen Rosicky, Koller und Amoroso. Sammer hatte nun ein starkes Team von Individualisten, das um den Titel spielen musste. Die Mannschaft enttäuschte nicht, dennoch wäre man nie Meister geworden, wenn Leverkusen nicht auf einmal Angst vor dem Erfolg bekommen hätte.
Danach ging der Spaß verloren: Amoroso zickte, Rosicky quälte sich mit ungeliebter Defensivarbeit, die Spiele wurden generell immer unansehnlicher. Auch weil Sammer im Laufe der Zeit zu einem regelrechten Defensiv-Propheten wurde. 2003 verspielte die Mannschaft die direkte Qualifikation zur Champions League und scheiterte später in der Qualifikation am FC Brügge. Die ersten Geschichten über die bedrohliche Finanzlage tauchten auf, die Stimmung im Stadion wurde immer schlechter. In der Spielzeit 2003/2004 landete selbst der kleine Reviernachbar VfL Bochum vor dem BVB – und das war verdient. Zum Glück endete dann die Trainer-Ära Matthias Sammer.
Note: 3,5

Bert van Marwijk (2004 – 19.12.2006): Eines muss man Bert van Marwijk zu gute halten: Er übernahm das Team in einer der schwierigsten Situationen der Vereinsgeschichte und war eigentlich unter ganz anderen Voraussetzungen zum BVB gekommen. Tag für Tag wurde sein Gesichtsausdruck immer finsterer, zumal die Mannschaft eine ganz schlechte Vorrunde spielte, Es gab sogar Fanproteste nach der Heimniederlage gegen den HSV, bei denen die besten Anhänger der Liga Spieler wie Roman Weidenfeller und Sebastian Kehl heftig kritisierten. Doch wie das so häufig im Leben ist: Mit dem Rücken zur Wand lief es auf einmal unerwartet gut. Die Fans solidarisierten sich mit dem gebeutelten Verein und die Mannschaft dankte es mit einer ganz hervorragenden Rückrunde. Ohne die großen Stars funktionierte das Team auf einmal und gewann sogar nach Ewigkeiten mal wieder ein Revierderby.
Doch der Aufwärtstrend hielt nicht an. Platz 7 im Jahr danach hört sich zwar ganz ordentlich an, aber richtige Fortschritte waren nicht zu erkennen. Noch schlimmer wurde es 2006/2007: Platz 7 nach der Hinrunde klingt schlecht nicht, doch die Unzufriedenheit mit van Marwijk wuchs, weil die Spielweise so unattraktiv war. Nach der 1:2-Heimniederlage am letzten Spieltag der Hinrunde protestierten die Fans – van Marwijk wurde entlassen.
Note: 4

Jürgen Röber (19.12.2006 – 12.03.2007): Eigentlich begann es für Jürgen Röber als Nachfolger von Bert van Marwijk optimal: Er startete mit einem 3:2-Sieg gegen den FC Bayern. Allerdings gewann in dieser Saison fast jeder gegen die Münchener und so täuschte dieser Erfolg auch. Danach gab es nur noch einen weiteren Erfolg, ansonsten hagelte es Niederlagen. Was noch schlimmer war: Die Mannschaft spielte völlig desolat. Der Vorstand zog die Notbremse und entließ Röber schon im März nach einem 0:2 beim Nachbarn Bochum.
Note: 6


"Da lach' ich mir doch den A...ab": die berühmte Wutrede des Thomas Doll aus dem Jahre 2008

Thomas Doll (13.03.2007 – 19.05.2008): Immerhin schaffte Doll als Röber-Nachfolger noch den Klassenerhalt, doch überzeugend war seine Periode als BVB-Trainer nicht. Der Dortmund-Fan vergibt zwar viel, wenn am Ende einer ansonsten verkorksten Saison der Erzrivale Schalke geschlagen wird und damit königsblaue Meisterträume weiter Träume bleiben. Doch diese Begegnung stand exemplarisch dafür, wie Dortmund in dieser Zeit agierte: Übervorsichtig und nur auf die Fehler des Gegners wartend. Spielerisch brachte auch das Spieljahr 2007/08 keine Fortschritte. Immerhin erreichte Dortmund dank viel Losglück das Pokalfinale, dennoch war es ein enttäuschendes Jahr mit teilweise grauenhaften Leistungen. Ein Fazit dieser Zeit: Hervorragende Fußballer – wie es Thomas Doll einst war – müssen nicht unbedingt gute Trainer sein.
Note: 4,5

Jürgen Klopp (01.07. 2008 - ….): Das mit den Glücksgriffen ist so eine Sache, aber die Verbindung zwischen Jürgen Klopp und Borussia Dortmund war so eine Kombination, die im Himmel gemacht wurde. Die Stimmung beim BVB war 2008 auf dem Tiefpunkt – doch dann kam Klopp aus Mainz und überzeugte alle mit seiner lockeren Art. Er versprach „Vollgasfußball“ und den gab es nach einer kurzen Eingewöhnungsperiode auch. Schon im ersten Kloppo-Jahr versuchte die Mannschaft, das Spiel wieder zu diktieren und das gelang auch häufig. Der Besuch der Spiele machte jedenfalls wieder richtig Spaß, weil man den Eindruck hatte: Hier passiert etwas. 2008/2009 gab es noch ein paar Unentschieden zu viel, ansonsten war es schon eine Wende nach der bleiernen Zeit vorher.
Im Jahr danach klappte es dann mit der Europa League und was 2010/11 folgte, war der Wahnsinn: Ein junges entwicklungsfähiges Team erspielte sich den Titel mit Leistungen, die süchtig machten. Eigentlich ist das letzte Jahr nicht zu toppen, doch auch in dieser Saison überzeugt der BVB nach anfänglichen Schwierigkeiten weiter auf ganzer Linie.
Bei aller Lockerheit: Klopp und sein Team arbeiten akribisch, bislang hatten sie auf fast alles eine Antwort. Sie haben eine Truppe geformt, die als Mannschaft funktioniert und in die sich auch starke Individualisten einordnen. Bislang hat Klopp einfach alles richtig gemacht. Nur international läuft es noch nicht so - aber auch daraus hat der Trainer seine Erkenntnisse gezogen. Und die wird er erfolgreich umsetzen.
Note: 1



Donnerstag, 2. Februar 2012
BVB-Trainer nach Noten: Von Saftig bis Krauss (Teil 1)
„Es ist Wahnsinn, dass ich das Glück habe, hier arbeiten zu dürfen“, sagt Jürgen Klopp selbst. Borussia Dortmund hat den Vertrag seines Erfolgstrainers bis 2016 verlängert – und den Kontrakt von Manager Michael Zorc gleich mit. „Mein Trainerteam und ich fühlen uns hier pudelwohl“, so Klopp. Der ehemalige Mainzer und sein Team waren ein absoluter Glücksgriff für den BVB.
Nicht immer lag Borussia Dortmund mit seiner Trainerwahl so richtig. nurpferdeundfussball hat mal die Arbeit aller BVB-Trainer der letzten 25 Jahren (besser 26 Jahre) nach Schulnoten bewertet. Kriterium sind dabei nicht nur die Erfolge, sondern auch die Attraktivität des Spiels. Zudem zählt natürlich, welche Spieler zur Verfügung standen und was mit ihnen erreicht wurde. Heute gibt es Teil 1 mit den Trainern Saftig, Köppel, Hitzfeld, Scala, Skibbe und Krauss; Teil 2 erscheint dann mit den Herren Sammer, Van Marwijk, Röber, Doll und natürlich Klopp.

Reinhard Saftig (20.4.86 – 26.6.88): Als Reinhard Saftig den Trainerposten von Pal Csernai (dessen Assistenztrainer er war) übernahm, stand Borussia Dortmund mal wieder vor dem Abgrund – wie so häufig in den 80er Jahren. Der BVB musste in die Relegation gegen Fortuna Köln und schaffte durch einen 8:0-Kantersieg im dritten Spiel in Düsseldorf den Klassenerhalt. Die große Mehrzahl der Tore fiel dabei freundlicherweise in Halbzeit 2, als wir wie viele andere BVB-Fans uns durch den Stau gekämpft hatten und das Rheinstadion endlich erreicht hatten. Was sich hier so locker anhört, hing allerdings aber am berühmten seidenen Faden, denn erst Sekunden vor Schluss gelang Jürgen Wegmann im zweiten Spiel das 3:1, dass erst das Entscheidungsspiel ermöglichte.
Jedenfalls hatte Borussia noch mal den Kopf aus der Schlinge gezogen; Dr. Gerd Niebaum wurde Präsident und während ich bei der Bundeswehr in Flensburg herumhing, ereignete sich in Dortmund Erstaunliches. Auf einmal spielte der vorherige Abstiegskandidat vorne mit und landete am Ende auf Rang 4. „Dortmund sorgte in einer eher langweiligen Saison für den einzig positiven Gesprächsstoff“, schrieb BVB-Chronist Dietrich Schulze-Marmeling. Saftig brachte Ruhe in den Verein, dazu trafen die neuen Stürmer Norbert Dickel (20 mal) und Frank Mill (17 mal) insgesamt 37 mal und avancierte der vorherige Ersatzkeeper „Teddy de Beer“ zum großen Rückhalt.
Die zweite Saison unter Saftig verlief dann nicht mehr so erfolgreich, der BVB mit den Neuen Mc Leod und Kleppinger spielte gegen den Abstieg. Immerhin überstand die Mannschaft die ersten zwei Runden im UEFA-Cup und scheiterte erst in der 3. Runde am FC Brügge. Ein Gegner, der Borussia später noch viel mehr Schmach bringen wird. Schon in dieser Spielzeit gab es einige Querelen zwischen Trainer und Routinier Mill. Saftig war ein Mann mit Prinzipien. Als Frank Mill vor der Saison 1988/89 dann BVB-Kapitän werden sollte, packte er seine Sachen.
Note: 3

Horst Köppel (27.6.1988 – 1991): Unter dem Schwaben Horst Köppel ging es für den BVB weiter nach oben, zudem fällt in seine Zeit der Pokalsieg 1989. Ein Erfolg, der eine ganze Region – sofern sie denn schwarz-gelb war – elektrisierte und den BVB aus dem Dornröschenschlaf erweckte. Platz 7, Platz 4 und Platz 10 lautete die Bilanz unter Köppel und auch der Fußball war durchaus ansehnlich. Allerdings investierte der BVB kräftig in sein Team: Andy Möller, Michael Rummenigge kamen Anfang 88 bzw. Mitte 88, 1989 kehrte der legendäre Jürgen Wegmann zurück, 1990 stießen Flemming Povlsen und Gerhard Poschner dazu. Platz 10 im dritten Köppel-Jahr war aber schon ein leichter Rückschritt. Im Westfalenstadion zeigte das Team eine rätselhafte Schwäche.
Note: 2,5

Ottmar Hitzfeld (1991- 1997): „Was wollen die denn mit dem“. Unverständnis herrschte in weiten Teilen Dortmunds, als der BVB den zu diesem Zeitpunkt noch weitgehend unbekannten Ottmar Hitzfeld verpflichtete. Kein Wunder, denn Hitzfeld hatte bislang den größten Teil seiner Karriere erfolgreich in der Schweiz verbracht. Doch die Entscheidung für den Mathematiker, ein ruhiger und analytischer Typ, erwies sich als eine der besten Entscheidungen der Ära Niebaum. Bereits in seinem ersten Jahr spielten die Dortmunder um den Titel, lieferten sich bis zum Schluss einen spannenden Dreikampf mit Frankfurt und Stuttgart um den Titel. Dortmund machte sich schon bereit zur großen Party, da traf Guido Buchwald in Leverkusen für den VfB Stuttgart.
Doch Hitzfeld begeisterte alle in Dortmund. „Er ist der beste Trainer, den ich je hatte“, erklärte etwa Michael Rummenigge und meinte dies sowohl fachlich als auch menschlich. Im zweiten Jahr erreichte das Team immerhin das UEFA-Cup-Finale gegen Juventus Turin und dank einer etwas komischen Klausel verdiente der Verein damit richtig viel Fernsehgeld. Niebaum und Manager Michael Maier verstärkten weiter das Team und Hitzfeld war der genau der richtige Mann, die Stars bei Laune zu halten. Der Erfolg gab ihm recht: 1995 und 1996 wurde der BVB endlich wieder Deutscher Meister, 1997 holte Borussia sogar die Champions League. Und auch wenn Hitzfeld taktisch ein eher vorsichtiger Mensch war, spielte die Mannschaft teilweise sogar durchaus attraktiv.
Note: 1

Nevio Scala (1997- 1998): Hitzfeld wollte den Umbruch, weil seine Mannschaft schon in der Saison des Champions League-Triumphes ihre beste Zeit hinter sich hatte. Doch nach dem Erfolg von München wollte Präsident Niebaum die Helden von München nicht verjagen. Der Erfolgstrainer wurde Sportdirektor, die Mannschaft blieb fast unverändert und das Amt des Trainers übernahm der Italiener Nevio Scala. Der hatte vorher erfolgreich den AC Parma trainiert, galt schon damals als Konzepttrainer und überhaupt Italien: Die Serie A hatte in den 90er Jahren den Ruf, das taktische Nonplusultra zu sein. Das Ergebnis war ernüchternd: Nur Platz 10 in der Liga, die Mannschaft überaltert, ihr Fußball wirklich grauenhaft. In dieser Spielzeit war es, dass ich zum ersten Mal nach 15 Minuten das Westfalenstadion verlassen habe, weil ich nicht mehr daran geglaubt hatte, dass Dortmund einen Rückstand aufholt. Immerhin schaffte der BVB den Einzug ins Halbfinale der Champions League und gewann gegen die Brasilianer von Belo Horizonte den Weltcup.
Note: 4,5

Michael Skibbe (1998 – 07.02.2000): Nach dem Welttrainer Scala versuchten es die Dortmunder Verantwortlichen mal mit einer anderen Lösung. Michael Skibbe hatte erfolgreich den Dortmunder Nachwuchs trainiert und sollte das nun bei den Profis fortsetzen. Die Mannschaft war im Umbruch, die Helden von München waren zum größten Teil nicht mehr da. Doch Pech für Skibbe: Viele der neuverpflichteten Spieler wie Salou, Barbarez, Nerlinger, Hengen oder Häßler enttäuschten. Warum allerdings Skibbe einem Spieler wie Thomas Häßler regelrecht ignorierte, wird sein Geheimnis bleiben.
Jedenfalls wirkte der bei Amtsantritt gerade einmal 33jährige oft überfordert, ein System war nicht unbedingt zu erkennen. Immerhin reichte es im ersten Jahr noch zu Platz 4. In der nächsten Saison begann der BVB stark und führte sogar die Tabelle an. Doch die Leistungen wurden immer schwächer, die Zuschauer pfiffen regelmäßig und nachdem der Rückrundenauftakt gegen Lautern verloren ging, entließen die Verantwortlichen Michael Skibbe – zu einem völlig unpassenden Zeitpunkt.
Note: 4


Niemals geht man so ganz: Nach seiner Zeit in Dortmund erlebte Michael Skibbe einige Stationen als Trainer, unter anderem war er Assistent von Rudi Völler bei der Fußball-Nationalmannschaft. Bis Dezember 2011 trainierte er den türkischen Erstligisten Eskisehirspor (mit Dede), bevor es ihn jetzt zu Hertha BSC Berlin zog. In der Türkei hinterließ er aber einige Freunde.

Bernd Krauss (8.2.2000 – 13.04.2000): Der gebürtige Dortmunder Bernd Krauss, groß geworden beim Vorortverein SV Schüren 10 (heute BSV Schüren), hatte eigentlich in Mönchengladbach schöne Erfolge gefeiert. Doch seine zweimonatige Zeit als BVB-Trainer wurde zu einem einzigen Fiasko. International gab es zwei Demütigungen im UEFA-Cup gegen die starken Türken von Galatasaray Istanbul; in der Bundesliga lautete die Bilanz 0 Siege, 4 Remis und sieben Niederlagen. Drei Jahre nach dem Erfolg in der Champions League trudelte der stolze BVB in Richtung 2. Liga. Nach einem deprimierenden 1:3 gegen die SpVg. Unterhaching musste Krauss dann gehen – und mit Altmeister Udo Lattek und Ex-Spieler Matthias Sammer rettete sich Dortmund. Der arme Bernd Krauss hat danach keinen einzigen Trainerjob in Deutschland gehabt.
Note: 6



Donnerstag, 8. Dezember 2011
Wenn der Traum zum Alptraum wird
Das letzte Spiel in der Champions League gegen Olympique Marseille war noch einmal typisch für das Auftreten von Borussia Dortmund in der europäischen Königsklasse: 2:0 führte die Borussia gegen die Franzosen und beherrschte den Gegner eindeutig. Und wenn Arsenal vielleicht mitgespielt hätte und mit seiner B-Elf in Piräus gewonnen hätte, hätte es vielleicht das berühmte Fußballwunder gegeben. So aber verkürzten die Franzosen mit ihrer ersten Chance noch vor der Pause auf 1:2 und drehten sogar mit zwei Treffern kurz vor Schluss die Begegnung noch. Dadurch erreicht OM das CL-Achtelfinale, Piräus geht nur in die Europa League (die Griechen werden stocksauer auf den BVB sein) und dem BVB bleibt mit gerade mal vier Punkten und einem Torverhältnis von 6:12 der letzte Platz.
Die Komplimente, die Dortmund auch nach der letzten Partie erhielt, kann ich bald nicht mehr hören. „Wohl kaum jemals ist eine Mannschaft in der Champions League auf so sympathische Weise derart grandios gescheitert“, schreibt etwa der Kollege von schwatzgelb.de.
Das ist alles richtig, aber Fakt ist auch: Der BVB war noch zu doof für die Champions League. Die Mannschaft machte Fehler, die sie in der Bundesliga nicht macht und die gnadenlos von den Arsenals, Olympiques und Olympiakosses bestraft wurde. Und zumindest Piräus und Marseille waren Gegner, die schlagbar waren.
Nun besteht kein Grund zur Panik, weil Dortmunds Spielern die Zukunft gehört. Hummels, Subotic, Schmelzer und co. werden aus ihren Erfahrungen lernen und dies erfolgreich umsetzen. Auch der Trainer-Stab um Jürgen Klopp wird es aus den schlechten Erfahrungen die richtigen Schlüsse ziehen. Diese Lernfähigkeiit war bislang eine große Stärke des Übungsleiters Klopp. Wie gesagt: Kein Grund zur Panik, aber ärgern darf man sich als Fan dennoch….



Mittwoch, 23. November 2011
Bayern, Arsenal und Schalke: Gipfel-Tage für den BVB
Teil 1 der sogenannten „Woche der Wahrheit“ hat Borussia Dortmund mit Auszeichnung absolviert. 1:0 beim FC Bayern München – es geht doch. Vor vier Wochen hätte ich vor diesem Spiel noch durchaus Bedenken gehabt, weil Bayern ganz stark war, Dortmund noch nach seiner Form suchte und die Münchener so und so den besten und teuersten Kader der Liga haben. Diese Bedenken verflogen schnell nach den Leistungen der letzten Wochen. Es war ein Sieg der Kategorie „schmutziges 1:0“, aber nicht ganz unverdient. Wer eine detaillierte taktische Analyse benötigt, dem empfehle ich diese vorzügliche Seite – allerdings mit dem Hinweis: Zeit mitbringen.
Natürlich sind Triumphe beim FC Bayern München, dem erfolgreichsten deutschen Fußballverein, immer noch etwas Besonderes, aber sie haben nicht mehr die Bedeutung wie noch vor Jahren. Zudem dämpften die Ereignisse von Köln die Euphorie.
Es gab jedoch Zeiten, da war ich ein regelrechter Hasser des FC Bayern und tanzte zum Beispiel beim legendären Champions League-Finale 1999 vor Freude durchs Wohnzimmer, als Manchester United in der Nachspielzeit das Match noch drehte. Die Zeiten sind vorbei. Einerseits ist Bayern nicht mehr der Rivale, an dem sich Borussia trotz Meisterschaft messen kann. Zum anderen fehlen der aktuellen Bayern-Mannschaft die Spieler, die polarisieren. Die aktuelle Spielergeneration der Lahm, Schweinsteiger, Müller oder Gomez benimmt sich auf dem Platz so freundlich, dass man ihnen kaum böse sein kann. Ribery will so und so nur spielen und der ehemaligen Buerer Ultra im Tor und Kollege Rafinha – na ja. Die letzten Bayer-Spieler, die nervten, waren Van Bommel und Luca Toni. Dennoch kein Vergleich zu früher, als provokante Typen wie Kahn, Effenberg, Matthäus oder Salilhamidzic das Blut in Wallung brachten.
Am Mittwoch wartet dann der FC Arsenal in der Champions League auf die Dortmunder Mannschaft. Vor zehn Jahren hätte man mich nachts wecken können und fragen, in welcher englischer Profiliga beispielsweise Bradford City spielt. Die richtige Antwort hätte ich definitiv gewusst, aber heute müsste ich nachschauen.



Kein Eintritt für einen „Zwanni“
Die Premiere League interessiert mich nur noch am Rande. Weil immer nur die gleichen Mannschaften oben stehen, und wenn die Phalanx der großen Vier Manchester United, Chelsea, Arsenal oder Liverpool durchbrochen wird, dann von einem Verein wie Manchester City, der dank seiner Investoren mal eben schnell einen Rekordverlust hinlegt. Der passende Lesetipp dazu ist The People’s Game und der Autor ist auch noch Fan des FC Arsenal. Die Karten dort kosten 60 Pfund oder mehr, dennoch ist das Emirates-Stadion fast immer ausverkauft. Immerhin stehen Mannschaften von Arsene Wenger für attraktives Offensivspiel, die Zeiten von „Boring Arsenal“ sind schon lange vorbei.
Kein Wiedersehen wird es mit Tomas Rosicky geben. Der technisch so versierte Tscheche ist wie im Hinspiel mal wieder verletzt. Dafür läuft Per Mertesacker auf, der aber noch Anpassungsprobleme hat. Im Hinspiel rettete ein spätes Perisic-Tor das Remis für den BVB. Es war ein glücklicher Punktgewinn für die Engländer, die zu diesem Zeitpunkt aber auch eine leichte Krise durchliefen. Fakt ist, dass es bei Arsenal wieder besser läuft, unter anderem siegten die Gunners spektakulär 5:3 gegen den Londoner Stadtrivalen Chelsea. Aber warum soll Borussia nicht überraschen?
Und dann kommen noch am Samstag unsere Freunde aus der „verbotenen Stadt“ in der Nähe von Herne. Für den wahren Anhänger unserer schwarz-gelben Götter ist selbstverständlich das Revierderby das wichtigste der drei Spiele, aber ich bin da etwas gelassener. Über Schalke mache ich gerne Witze und wünsche ihnen selbstverständlich vieles Schlechte – nur absteigen müssen sie nicht unbedingt, weil es dann eben kein Derby mehr in der Bundesliga gibt.
Absteigen wird Schalke in diesem Jahr definitiv nicht, auch die Königsblauen mischen oben mit. An den letzten Derbysieg im heimischen Stadion, bei dem ich anwesend war, kann ich mich gar nicht mehr erinnern. 2007 – beim berühmten 2:0 und dem Ende der Schalker Titelträume – war ich zu diesem Zeitpunkt in den Kölner Messehallen unterwegs. Aber irgendwann endet ja jede Serie…



Montag, 14. November 2011
Fahr’ mit im schwarz-gelben Borussenbus
Noch ist Länderspielpause und da ist es mal an der Zeit, sich mit den wesentlichen Dingen des Fußball-Lebens zu beschäftigen. Zum Beispiel mit der Frage „Wer sitzt wo“ im Mannschaftsbus von Borussia Dortmund. Die Dortmunder Tageszeitung Ruhr-Nachrichten brachte vor kurzem eine Übersicht – und da Erfolge nicht nur auf dem grünen Rasen erspielt werden, sondern auch im Umfeld, haben diese Aspekte durchaus eine gewisse Wertigkeit. Herrscht zum Beispiel im Bus Missstimmung, weil Leute nebeneinander sitzen, die sich überhaupt nicht abkönnen, schmälert dies selbstverständlich die Leistung. Nun aber genug der Vorrede – wer bis hierhin diesem Text gefolgt ist, den interessiert natürlich, welche Spieler und Betreuer nun nebeneinander sitzen und was denn nun bedeutet.
Da wo früher im Schulbus immer die Streber gesessen haben, sitzen beim BVB Trainer und Offizielle. Vorne hockt Trainer Jürgen Klopp neben Manager Michael Zorc, dahinter Assistenztrainer, medizinisches Personal – alles nicht überraschend.

Sitzordnung
Kommen wir zu den Spielerpärchen, die den hinteren Teil des Busses bevölkern.
• Jakub Blaszczykowski und Lukasz Piszczek
• Ivan Perisic und Ilkay Gündogan
• Kevin Großkreutz und Shinji Kagawa
• Felipe Santana und Robert Lewandowski
• Mohamed Zidan und Sebastian Kehl
• Roman Weidenfeller und Mitch Langerak
• Lucas Barrios und Antonio da Silva
• Sven Bender und Mats Hummels
• Mario Götze und Patrick Owomoyela
• Moritz Leitner und Marcel Schmelzer
• Chris Löwe und Neven Subotic
Es gab ein paar Kombinationen, die man so erwartet hätte: Die beiden Polen Kuba und Piszczek zum Beispiel, die Neuen Perisic und Gündogan etwa oder Sven Bender und Mats Hummels. Dann gibt es ein paar leichte Überraschungen: Etwa, dass Roman Weidenfeller neben seinem Konkurrenten Mitch Langerak Platz nimmt. Eine Kombination, die mit Jens Lehmann unvorstellbar gewesen wäre, zeigt aber die klare Hierarchie der BVB-Torhüter.
Meine Lieblingskombination ist allerdings die von Kevin Großkreutz und Shinji Kagawa. Keine Ahnung, wie die sich verständigen, aber der Japaner Kagawa bekommt Eving live, Ruhrgebiet und Liebe zum BVB quasi eingeflüstert vom Ur-Dortmunder. Und wenn Shinji irgendwann nach einer erfolgreichen Karriere nach Fernost zurückkehrt, kennt er diesen Song bestimmt. Und ist Ehrenmitglied bei Phönix Eving.
Interessant ist auch, wer die letzte Reihe und die Sitze da vor belegt. Leider ist nur das in der Printausgabe der RN gut zu erkennen. Fakt ist aber: Da saßen früher immer die „Rowdys“, die das große Wort führen, heimlich rauchten und Alkohol tranken. Nun bestehen diese Gefahren natürlich bei Leistungssportlern nicht, aber in der letzten Reihe sitzen Schmelzer, Subotic und erstaunlicherweise die Nachwuchskräfte Löwe und Leitner. Die Reihen davor bilden Hummels und Bender sowie Owomoyela und Götze. Hoffentlich beschallt „Owo“ Götze nicht mit Helen Fischer…