Ende der Krise? Borussia Dortmund kann in der Bundesliga wieder siegen, schlug Gladbach 1:0 und erinnerte besonders in Halbzeit 1 an große Tage. Nur das goldene Tor war ungewöhnlich.
Es war ein wunderschönes Tor, der Treffer von Christoph Kramer am Sonntag in Dortmund. Der Ball flog hoch durch die Luft und senkte sich über den weit vor dem Gehäuse stehenden Torwart ins Netz – nur dass der Nationalspieler in Diensten von Borussia Mönchengladbach ins eigene Tor traf und damit die 0:1-Niederlage der Gladbacher bei Borussia Dortmund besiegelte. Oder um es etwas abgewandelt mit den Worten des großen Edi Finger zu sagen: Jetzt hat er uns geholfen, der brave Kramer.
Es war ein verrücktes Spiel am Sonntag im Dortmunder Signal-Iduna-Park. Der BVB dominierte das Borussen-Duell gegen Mönchengladbach nach Belieben, spielte besonders in der ersten Hälfte herausragend. Nur das Tor trafen die Schwarz-Gelben nicht: der Pfosten, der starke Gladbacher Torhüter Sommer und oder einfach schlecht gezielt. 13:0-Torschüsse waren es zur Pause (am Ende zählten die Statistiker 22:1) – nur das Runde wollte einfach nicht ins Eckige.
Es passte zur Tabellensituation: Wer in der Tabelle unten steht, dem fehlt das Glück. Dann geht der Ball an den Pfosten, dann hat der Keeper noch einmal die Hand dran. Der BVB war an diesem Sonntag vor dem Spiel Tabellenletzter. Bis dann Christoph Kramer in der 58. Minute kam.
Hinterher waren alle erleichtert, die Schwarz-Gelb im Herz tragen. Borussia Dortmund holte drei wichtige Punkte gegen die starken und lange unbesiegten Gladbacher und präsentierte sich quasi als „stärkster Tabellenletzter aller Zeiten“. Ein Fremder hätte nicht erkannt, wer am Sonntag der Tabellenletzte und wer der Drittplatzierte war.
Eine Serie muss her
Dennoch fällt die Bundesliga-Bilanz von Borussia Dortmund nach fast einem Drittel der Saison niederschmetternd aus. Platz 15 mit nur drei Siegen, einem Unentschieden und bereits sieben Niederlagen ist für eine Mannschaft, die in der Champions League noch ungeschlagen ist, blamabel.
Gerade im September/Oktober brillierte der BVB in der europäischen Königsklasse, bot aber in der heimischen Liga absolute Magerkost. Das Dortmunder Stadion wurde für krisengeschüttelte Klubs zur Wende: Stuttgart holte einen Punkt, der Hamburger SV gewann 1:0, Hannover siegte mit dem gleichen Ergebnis. Dabei waren die Leistungen gegen VfB und HSV katastrophal, gegen die Niedersachsen erarbeiteten sich die Borussen viele Chancen, nur das Tor fehlte.
Woran lag es? Viele Leistungsträger wie Hummels, Subotic, Gündogan oder Reus kommen aus Verletzungspausen, die Neuen wie Immobile, Ramos oder Ginter müssen sich noch an das Klopp-System gewöhnen. Dazu fehlt ein Könner wie Angreifer Robert Lewandowski, der jetzt Bayern München glücklich macht. Zudem haben sich viele Mannschaften besser auf das Dortmunder Spiel eingestellt.
Selbst Trainer Jürgen Klopp wirkte zeitweise ein wenig angeschlagen. Eine Trainerdiskussion gibt es zum Glück in Dortmund nicht. Seit 2008 ist Klopp Übungsleiter des BVB und führte Schwarz-Gelb zu sportlicher Glorie, seine Position ist felsenfest. Mir und vielen anderen hat er die schönsten Jahre ihres Fandaseins geschenkt, an so jemanden kann man nicht zweifeln. Und dass der Trainer die Mannschaft nicht erreicht, diesen Eindruck habe ich überhaupt nicht. Dennoch muss nach der Länderspielpause eine Serie her.
Hoffnung macht die Vergangenheit: In der Ära Klopp waren sehr häufig die Rückserien stärker, weil sich da die Neuen gefunden hatten – zum Beispiel in der Saison 2011/2012, als die Mannschaft grandios auftrumpfte und am Ende Meister und Pokalsieger wurde. Also nachmachen, auch wenn das mit der Meisterschaft in dieser Spielzeit unmöglich erscheint.
Meister wird sowieso der FC Bayern München, für den die Bundesliga nur noch Training ist. Zu leicht fallen den Bayern inzwischen die heimischen Siege. Sie sind einfach zu stark für diese Liga. Das macht die Bundesliga nicht unbedingt attraktiver.
Diesmal hatte der einstige Reservist die Nase vorn: Zwei Tore markierte Stürmer Julian Schieber zum Saisonauftakt für Hertha BSC, sein einstiger Sturmkollege Robert Lewandowski ging hingegen leer aus bei seinem Debüt für den FC Bayern, bot aber eine ordentliche Leistung. Keine schlechte Bilanz zum Auftakt für die Top-Abgänge 2014 von Borussia Dortmund.
Doch die meisten Spieler, die den BVB in den Jahren 2012 und 2013 verlassen haben, wurden auswärts nicht glücklich. Zum, Beispiel Shinji Kagawa: Jener Spieler, der bei Borussia Dortmund aufgrund seiner grandiosen Leistungen immer noch Heldenstatus genießt. Doch auch Louis van Gaal, seit Saisonbeginn Manager von Manchester United, kann mit dem Japaner nicht viel anfangen. Es läuft nicht bei Kagawa – weder bei Manchester United noch in der japanischen Nationalmannschaft. Seine Dortmunder Form fand er nicht mehr. Und damit steht der Japaner nicht allein – auch andere Ex-Borussen taten sich in der Fremde schwer.. nurpferdeundfussball blickt auf die wichtigsten Abgänge der letzten Jahre. Fazit: Besser geworden ist nur der junge Bittencourt. Also Robert Lewandowski aufgepasst.
Die Bilanz Mario Götze (22) (seit 2013 bei Bayern München): Machte sich mit seinem entscheidenden Tor zur Weltmeisterschaft zwar unsterblich, aber vorher war es eine WM zum Vergessen für Mario Götze. Das ist zwar jetzt Jammern auf hohem Niveau, aber die Dortmunder Leistungen konnte Mario Götze in seinem ersten Jahr bei Bayern München nicht erbringen. Der Start war holprig, auch weil das Ausnahmetalent verletzt war. Dennoch lief er so in der Guardiola-Truppe mit, enttäuschte zwar nicht, aber es ist noch ziemlich Luft nach oben im Münchener Starensemble. kicker-Schnitt Bundesliga 2013/2014 3,23; beim BVB: 2012/ 13 2,46; 2011/2012 2,43; 2010/2011 2,70 schwächer
Felipe Santana (28) (seit 2013 bei Schalke 04): Immer wenn ich „Tele“ im Schalker Dress sehe, reibe ich mir die Augen. So unsicher wie beim Revierrivalen wirkte er in Dortmunder Zeit nie. Kein Wunder, dass ihn Schalke am liebsten schon wieder abgeben würde. Santana agierte in vielen Spielen unsicher, machte zudem viele Flüchtigkeitsfehler. Das mag teilweise auch an mangelnder Abstimmung liegen, dennoch war es ein enttäuschendes Jahr für den Brasilianer. In Dortmund war er immer eine gute Alternative zu Neven Subotic, ohne diesen zu überflügeln. Wenn er aber spielte, war er meist souverän. kicker-Notenschnitt Bundesliga 2013/2014 3,96; beim BVB 2012/2013 3,79; 2011/2012 3,14; 2010/2011 3,96 schwächer
Moritz Leitner (21) (seit 2013 beim VfB Stuttgart): Es war ein schwieriges erstes Jahr für Moritz Leitner in Stuttgart. Der Wechsel war jedoch verständlich, weil die Konkurrenz im Dortmunder Mittelfeld zu groß war. Doch die richtige Position fand er auch beim VfB nicht, dazu kam die Talfahrt der Schwaben. Ein richtig gutes Spiel machte Leitner gegen Hannover, ansonsten blieb er weit unter seinen Möglichkeiten. Feuerwehrmann Huub Stevens setzte den Hochbegabten im Abstiegskampf meist auf die Bank. Auch unter Armin Veh in dieser Saison änderte sich dies nicht: Zum 1:1-Auftakt in Gladbach kam Leitner in der 90. Minute. kicker-Notenschnitt Bundesliga 2013/2014 3,97; beim BVB 2012/2013 3,79; 2011/2012 3,00 schwächer
Leonardo Bittencourt (20) (seit 2013 bei Hannover 96): Hochtalentiert, aber als Youngster mit wenig Einsatzchancen beim BVB. Darum war der Wechsel für den technisch versierten Mittelfeldspieler sinnvoll: In Hannover steigerte sich Bittencourt zum Stammspieler und überzeugte auch im ersten Spiel der Saison 2014/2015. kicker-Notenschnitt Bundesliga 2013/2014 3,61 (bei 31 Einsätzen); beim BVB 2012/2013 3,38 bei jedoch nur fünf Einsätzen stärker
Da kickten sie noch zusammen im BVB-Trikot: Mario Götze und Shinji Kagawa in der Spielzeit 2010/2011
Ivan Perisic (25) (seit Januar 2013 beim VfL Wolfsburg): Der kroatische Internationale kam 2011 aus Belgien und hatte eine ordentliche erste Saison im schwatzgelben Dress. Im zweiten Jahr wurden die Leistungen jedoch schlechter, vom Stammplatz entfernte er sich zunehmend. Daher wechselte Perisic nach Wolfsburg, doch im damaligen VfL-Chaos mit Felix Magath überzeugte er nicht. Erst im letzten Jahr gab es einen Aufwärtstrend, derzeit jedoch verletzt. kicker-Notenschnitt Bundesliga 2013/2014 3,63; seit 6.1. 2013 in Wolfsburg 4,00; beim BVB bis 6.1. 3,82; 2011/2012 3,15 höchstens stagnierend
Shinji Kagawa (25) (seit 2012 bei Manchester United): Kaum ein anderer Spieler gewann so schnell die Herzen der Dortmunder Fans, der quirlige und technisch brillante Japaner war einer der besten Einkäufe der Vereinsgeschichte. Doch all’ das Unbeschwerte, diese pure Lust am Spiel – bei Manchester United ist sie verschwunden (siehe oben). Dort gilt Kagawa als Auslaufmodell und Verkaufskandidat. Einfach nur traurig… kicker-Notenschnitt beim BVB 2011/2012 2,88; 2010/2011 2,62 schwächer
Lucas Barrios (29): Ich habe ihn gemocht, den einstigen Welttorjäger. Ein exzellenter Strafraumspieler, der sich aber schnell Jürgen Klopps Credo anpasste und vorne viel für die Mannschaft arbeitete. Allerdings vergaß er nie das Südamerikanische in seinem Spiel, ein Hackentrick war immer drin. Und 39 Tore in 83 Spielen für den BVB sind eine gute Bilanz. Doch dann verletzte sich Barrios bei der Südamerika-Meisterschaft und sein Konkurrenz Robert Lewandowski spielte sich eindrucksvoll ins Dortmunder Team. So lockte ein gutdotierter Vertrag in China, doch weder bei Guangzhou Evergrande als auch bei Spartak Moskau in Russland konnte der Stürmer an Glanzzeiten in Schwarz-Gelb anknüpfen. 2014/2015 spielt Lucas Barrios beim französischen Erstligisten Montpellier HSC – diese Kolumne wünscht ihm viel Erfolg. kicker-Notenschnitt beim BVB 2011/2012 2,83; 2010/2011 3,14 schwächer
Auch Nuri Sahin, der den BVB nach der Meisterschaft 2011 in Richtung Real Madrid verließ, wurde im Ausland sportlich nicht glücklich. Zu den Königlichen wechselte er schon mit einer Verletzung und fand so nie den sportlichen Anschluss. Real lieh ihn dann zum FC Liverpool aus, doch auch an der Anfield Road enttäuschte Sahin. Seit Januar 2013 spielt er wieder für den BVB, agiert dort solide im zentralen Mittelfeld. Allerdings kommt er nicht mehr an die Leistungen der Saison 2010/2011 heran: In dieser Spielzeit war er herausragend (kicker-Schnitt 2,64).
Was für eine Zitterpartie gestern zwischen Olympique Marseille und Borussia Dortmund. Je länger die Partie am letzten Spieltag der Champions League-Vorrunde dauerte, desto größer wurden meine Befürchtungen. Weil Borussia zwar hoch überlegen gegen zehn Franzosen war, sich beste Chancen erarbeitete, aber Pfosten, französische Abwehrbeine und Torhüter Mandanda verhinderten gemeinsam den Erfolg.
Als dann noch Robert Lewandowski in allerbester Lage das leere Tor nicht traf, Napoli im anderen Spiel gegen Arsenal in Führung ging, dachte ich, jetzt geht sie hin, die Qualifikation für das Achtelfinale der europäischen Königsklasse. Jetzt bleibt nur noch das Trostpflaster Euro League – und die ist sportlich deutlich geringer einzustufen. Besonders, weil in der Champions League gescheiterte Mannschaften in die entscheidenden Phase dieses Wettbewerbs einsteigen und damit die anderen Mannschaften abqualifizieren. „Cup der Verlierer“, höhnte schon früher Franz Beckenbauer – und zu dieser Zeit war der damalige UEFA-Cup noch ein anerkannter Wettbewerb.
Das Gefühl wurde nicht besser, als der Schiri Dortmund einen klaren Elfmeter verweigerte, nachdem OM-Keeper Mandanda einen BVB-Spieler fällte. Alles Elend eines Fanlebens schien an diesem Abend geballt aufzutreten. Doch dann kam die 87. Minute: Der wie in den Spielen zuvor etwas unglücklich agierende Mkhitaryan spielte auf den eingewechselten Julian Schieber, der passte präzise zurück auf Kevin Großkreutz. Der traf den Ball nicht richtig, doch dieser trudelte ins Tor. 2:1 für den BVB – und nicht nur ich hatte das Gefühl, dass an diesem Abend Murphys Gesetz außer Kraft trat.
Erleichterung
Borussia hatte an diesem Abend eine tadellose Leistung geboten. Besonders die zweite Halbzeit gegen nur zehn Franzosen war richtig stark. 11:2 zugunsten von Schwatzgelb lautete am Ende die Chancenbilanz nach meiner Zählung – und das ist noch schmeichelhaft, weil ich in den turbulenten Schlussminuten nicht jede Möglichkeit notiert habe. Garantiert!
Es war ein Erfolg, der den personell arg gebeutelten Dortmundern gut bekommen wird. Denn in der Bundesliga lief es zuletzt wahrlich nicht gut: Es gab bittere Niederlagen. Besonders das 0:1 gegen – zugegeben gute – Leverkusener frustrierte, weil der BVB überhaupt keine Antworten gegen einen taktisch blendend aufgestellten Gegner fand. Beim 0:3 gegen die Bayern stimmte nur das Ergebnis nicht; Dortmund war auf Augenhöhe gegen die beste Mannschaft der Liga.
Aber nur ein Fußballwunder hilft im Kampf gegen die Meisterschaft. Zehn Punkte Rückstand auf die überragenden Bayern scheinen nur schwer zu kompensieren, Leverkusen ist mit fünf Punkten Vorsprung auch schon relativ weit weg; die starken Gladbacher sitzen punktgleich im Nacken. Aber vielleicht strahlt der Erfolg in der Königsklasse ja auf die heimische Liga. Wer sich gegen Arsenal, Napoli und Marseille in dieser schweren Gruppe durchsetzt, der sollte seine sportliche Qualität kennen.
Schöner 2:1-Erfolg von Borussia Dortmund beim FC Arsenal in der Champions League. Gut, diesmal war etwas Glück dabei, aber andere nennen das Effektivität. Kein Zweifel – Arsenal ist stark angezählt. Das meinen auch die englischen Kollegen des Fiver, dem Blog des englischen Guardian. Den ersten Absatz habe ich mal frei übersetzt.
„Gut euch wieder zu haben, Arsenal. Ihr habt uns für kurze Zeit verwirrt mit all den ganzen Siegen. Aber kein Grund zur Panik: Das normale Leben ist wieder da und es kann mit keiner geringen Sicherheit gesagt werden, dass sich Arsenal nach dieser unglücklichen, chaotischen und unverzeihlichen 1:2-Niederlage gegen Borussia Dortmund in einer Krise befindet. Auch steigen die Zweifel, ob Arsene Wenger in seinem 65. Lebensjahr seinen Job noch beherrscht.
Diese Ein-Spiel-Negativserie ist nicht das, wofür die Fans viel Geld bezahlen. Und die Frage ist jetzt nicht so sehr, ob Arsenal sich erholen kann vor dem furchterregenden Auswärtsspiel bei Crystal Palace. Die Frage ist, ob der Klub Mitte November noch besteht, so wie es jetzt nach unten geht. Erwartet, dass das Emirates Stadium im Januar von einem großen schwarzen Loch geschluckt wird. Und dann gibt es eine neue Möglichkeit für jeden klugen Immobilien-Entwickler.“
Und so geht es dann weiter, den Rest gibt es hier in englischer Sprache. Tomas Rosicky hat übrigens mitgespielt. Und sogar sehr ordentlich, vom kicker gab es die Note 2. „Rosicky erinnerte an seine besten Dortmunder Tage", schrieb das Fachblatt.
Entschuldigung, lieber BVB, für meine Ungläubigkeit. Denn ich habe an Dir gezweifelt und an eine Wende nicht mehr geglaubt. Viertelfinale der Champions League: Der FC Malaga hatte in der 82. Minute das 2:1 erzielt und jetzt fehlten Borussia Dortmund zwei Tore, um in das Halbfinale einzuziehen. Zwei Tore in maximal zehn Minuten – im Fußball nicht unmöglich, aber richtig schwer.
Darum habe ich schon mal bei youtube nach einem Video von Wilfredo „Willy“ Caballero geschaut. Der argentinischen Keeper des FC Malaga hatte den BVB und speziell Mario Götze beim 0:0 im Hinspiel mit seinen Rettungsaktionen zur Weißglut gebracht. Und auch diesmal zeigte er einige gute Paraden; aber auch Roman Weidenfeller rettete auf der anderen Seite einige Male in großer Manier.
Jedenfalls stand der BVB vor dem Abgrund einer bis dato grandiosen Champions League-Saison. Nur ein Wunder konnte das Ausscheiden verhindern. Und es wurde Realität: 2:2 Marco Reus 90+1; 3:2 Felipe Santana 90+3. Irrsinn, Wahnsinn: Ein Spiel, von dem man noch seinen Enkeln erzählen wird. Vielleicht war das Match gegen Malaga eines der legendärsten Spiele der ruhmreichen BVB-Vereinsgeschichte. So wie die Partie im UEFA-Cup gegen Deportivo La Coruna.Und ich ärgere mich, dass ich das Spiel zuhause vor dem Radio und nicht in irgendeiner Kneipe verfolgt habe. Aber man kann nicht alles haben.
Und die besten Paraden des Herrn Caballero gibt es dennoch. Und vielleicht kann mir jemand sagen, welche Version von „Bittersweet Symphony“ das ist.
Nachtrag
Toller Text auf Zeit online. Und bitte unbedingt das Interview mit Jürgen Klopp auf Youtube anklicken.
Nachtrag 2
Der BVB ist derzeit das "most sexy team" der Welt, selbst die Engländer lieben Schwarz-Gelb.
Ausgerechnet Santana! Ausgerechnet der Brasilianer in BVB-Diensten machte das 1:0 gegen Schachtar Donezk und legte den Dortmunder Grundstein für das Erreichen des Viertelfinales in der Champions League. Felipe Santana, Spitzname „Tele“ und nicht „Carlos“, ersetzte den eigentlich unersetzbaren Mats Hummels in der Innenverteidigung des BVB.
Was für eine Kehrtwende: Zuletzt wirkte Santana ziemlich verunsichert und auch gegen Hannover am Samstag unterliefen ihm nach gutem Beginn einige ungewohnte Fehler. Manche auf der Tribüne wollten ihn schon in die 2. Liga schicken, obwohl er vorher doch eindrucksvoll bewiesen hatte, dass er nicht schlechter als Neven Subotic ist. Alles vergessen! Solche Geschichten schreibt nur der Fußball.
Es war ein denkwürdiger Abend: 3:0 schlug die Borussia Schachtar Donezk und zog triumphal in das Viertelfinale der Champions League ein. Und ich sitze zuhause, weil ich keine Dauerkarte mit internationaler Option besitze und verfolge das Spiel beim Social Radio der Sportschau. Das ist zwar ganz nett, aber eine Alternative für das Live-Erlebnis ist es nicht.
Kein Wiedersehen mit Kagawa
Es war eine großartige Leistung der Borussia, schrieb beispielsweise Spiegelonline. Bis auf ein paar Minuten direkt nach der Pause hatte der BVB den gefährlichen Gegner aus der Ukraine gut im Griff hatte. Und Roman Weidenfeller hielt auch diesmal wieder in der "Form seines Lebens", wenn ich den beiden WDR-Reportern Glauben schenken darf.
Das Dortmunder 2:0 war Fußball-Poesie pur: mustergültiger Pass von Reus auf Lewandowski, der Pole wartete so lange bis Götze in Position gelaufen war und dann folgte eine mustergültige Flanke, die Mario Götze in grandioser Leichtigkeit einnetzte.
Mein Wunschgegner für das Viertelfinale verabschiedete sich im anderen Spiel des Abends aus dem Wettbewerb: Manchester United verlor gegen Real Madrid mit 1:2 und ist nach dem 1:1 im Hinspiel draußen. Es wird also kein Wiedersehen mit Shinji Kagawa geben. Den Spielern ist es übrigens auch egal, so wie sich BVB-Kapitän Sebastian Kehl bei WDR 2 äußerte.
Jetzt steht erst mal das Revierderby gegen Schalke an. „Am Tag, als der FC Sch..starb“, stimmte die Hardcore-Fraktion auf der Südtribüne am Samstag an. Ob das am Dienstag auch gesungen wurde? Ich finde den Song übrigens bescheuert.
Ein Lied zu Ehren von Felipe Santana von seinem Namensvetter Carlos Santana. Das ist bestimmt nicht der Musikgeschmack von Dortmunds Brasilianer, aber ich mag den Song.
Noch ein Lesetipp: Simon Johnson ist Chefreporter des Londoner Evening Standard und berichtet seit 13 Jahren unter anderem über den FC Chelsea. Johnson war jetzt in Dortmund und hat Borussia Dortmund mit dem FC Chelsea verglichen. Das Ergebnis ist eine sehr interessante Serie in den Dortmunder Ruhr-Nachrichten, Teil 1 beschäftigt sich mit den Fans beider Klubs, Teil 2 nimmt die Medienarbeit der Klubs unter die Lupe.
Weitere Teile sollen folgen, dennoch kann man schon ein Fazit ziehen: Die Bundesliga ist quasi eine Insel der Glückseligkeit – besonders für Fans und Journalisten. Das ist natürlich etwas übertrieben, aber die Premier League und der Abramowitsch-Klub kommen eindeutig schlechter weg. Dazu gibt es noch einen anderen Text, den Johnson für den Evening Standard verfasst hat: Die Bundesliga bedroht zunehmend die Spitzenposition der Premier League.
Günstige Tickets, tolle Stimmung: Die Bundesliga hat klare Vorteile gegenüber der Premier League, meint zumindest Simon Johnson
Wenn das stimmt, was unter anderem Spiegel und Spox vermelden, könnte ich schlichtweg kotzen: Robert Lewandowski, Stürmer von Borussia Dortmund, wechselt in der nächsten Saison zum FC Bayern München. Noch gibt es keine offizielle Bestätigung von Seiten des BVB, noch hat auch der FC Bayern keinen Vollzug gemeldet, aber wenn es so kommt, dann hat der polnische Nationalstürmer bei mir verspielt.
Das ist nicht München, das ist Dortmund an einem Sonntag im Mai. So sah es in der ganzen Innenstadt aus bei der letzten Meisterfeier des BVB. So was muss München erstmal schaffen
Denn ein Wechsel zu Bayern München geht überhaupt nicht, ist völlig inakzeptabel. Der derzeitige Erzrivale des BVB war schon immer groß darin, die besten Spieler anderer Vereine zu ködern, um damit die Konkurrenz zu schwächen. Bayer Leverkusen kann davon ein Lied singen zu Beginn des Jahrtausend – Ze Roberto, Lucio oder Ballack stärkten einst den Rekordmeister. Gut, Dortmund schwächt auch Mitbewerber wie Gladbach, wenn sie Marco Reus kaufen, aber der verbesserte sich wenigstens sportlich bei der schwarz-gelben Borussia.
Wenn Lewandowski schon Dortmund verlassen möchte, empfehle ich einen Blick ins Ausland: Manchester United zum Beispiel, charismatischer Trainer, finanziell solide, zudem spielt da der ehemalige Kollege Kagawa. Oder Barca etwa, die können auch nicht immer ohne Stürmer spielen. Wenn seine Berater unbedingt Geld mit einem Transfer verdienen möchten, einfach mal über die Grenzen blicken.
Und was hat der FC Bayern derzeit dem BVB voraus? In München wird es mehr Geld geben, der Berater kassiert eine ordentliche Provision. Aber dafür ist die bayerische Landeshauptstadt auch doppelt so teuer. Und sportlich? In den letzten zwei Jahren war Dortmund Meister und nicht der FC Bayern. Das mag in dieser Spielzeit anders sein, aber wer rockt bislang die Champions League und wer verwaltet sie? Der BVB steht vor einer großartigen Zukunft.
Zentralfriedhof
Lewandowski sei ein Geschenk an den neuen Bayern-Trainer Pep Guardiola, heißt es. Guardiola spielte bevorzugt ohne Spitze bei Barca, mit Stürmern wie Ibrahimovic oder Eto’o kam er nicht klar. Zudem gibt es bei Bayern mit Mandzukic und Gomes zwei gute Angreifer, die um den Stammplatz konkurrieren. Da sitzt man schnell auf der Bank und guckt sich das Spektakel von außen an. Drei Mittelstürmer wird Guardiola definitiv nicht aufstellen.
Dann die Atmosphäre? Über 80 000 Zuschauer mit der gigantischen gelbe Wand im Signal-Iduna Park, dagegen gleicht die Allianz-Arena doch eher dem Münchener Zentralfriedhof. In Dortmund werden Meisterschaften noch frenetisch gefeiert, ist die ganze Region auf den Beinen. Wie viele Menschen kommen in München? 10 000? 20 000? „In diesem Sch..Verein kann man noch nicht mal richtig feiern“, sagte einst Paul Breitner. Da hat er ausnahmsweise mal Recht.
Dann wäre dann noch der FC Hollywood. Bayern-Stories verkaufen sich immer gut, besonders in Krisenzeiten. Da machen Reporter auch schon mal Klingelmännchen, wird jede Kleinigkeit ziemlich aufgebauscht.
Es gibt also genug Gründe, die für Borussia Dortmund sprechen. Die beiden polnischen Kollegen Piszczek und Blaszczykowski habe ich noch gar nicht erwähnt. Allerdings: Jürgen Klopp hat bislang jeden ersetzt. Das gibt Hoffnung. Und manche kommen wieder.
Zugabe
Die Geschichte des Lewandowski-Gerüchts, titeln die Ruhr-Nachrichten. Dann hoffe ich mal, dass Dirk Krampe Recht behält.
Noch ein Lesetipp mit weiteren Links zum angeblichen Lewandowski-Transfer: Fokus.Fußball fasst zusammen
Nuri Sahin kommt zurück zu Borussia Dortmund. Und manchmal ist das Leben als journalistischer Begleiter des deutschen Meisters doch ein wenig schwierig – auch wenn man für „seriöse“ Blätter wie die Ruhr Nachrichten, größte Tageszeitung in Dortmund, oder das Fachmagazin kicker schreibt. Zwei Blätter, die eigentlich einen guten Draht zur Borussia haben, zumal Sascha Fligge, seit Sommer zuständiger Pressechef des BVB, von den Ruhr Nachrichten kommt. Doch in dieser Woche liefen sie der Musik mal hinterher.
Schon die ganze Woche gab es Gerüchte, dass Sahin nach Dortmund wechselt. Der Boulevard wusste Bescheid: „Es kommt zu 99 Prozent, wie es kommen musste. Nuri Sahin (24) kehrt zu seinem alten Verein Borussia Dortmund zurück“, schrieb die Sport-Bild bereits am Dienstag, den 8. Januar. Den Grund nannte das Springer-Blatt auch: „Weil man ihn beim FC Liverpool hintergangen hat, weil Trainer Brendan Rogers ihn belogen hat, als er sagte: „Du wirst bei mir die Nummer sechs.“
Der Text kommt übrigens nicht von einem der Schreiber, die sich sonst bei der Sport-Bild mit Borussia Dortmund befassen. Er stammt von Raimund Hinko, langjähriger publizistischer Begleiter des FC Bayern München für Bild und Sport-Bild und eigentlich im Ruhestand. Der Mann wird bei Bayern München jeden Torpfosten kennen, aber wie diese Geschichte bei ihm landete, wirkt auf mich etwas rätselhaft. Vielleicht kennt er jemanden bei irgendeinem der spanischen Sportblätter oder eine Sekretärin bei Real Madrid oder... – die Anekdote zum Schluss des Textes ist jedenfalls ganz groß. „Sahin hatte an seinem letzten Tag in Madrid Tränen in den Augen, als die Mannschaft auf Geheiß von Iker Casillas in der Kabine aufstand und für ihn zum Abschied die Liverpool-Hymne sang: „You'll never walk alone.“ Sogar die Stimme von Mourinho – der Mann kann sogar singen – war deutlich hörbar“, weiß Hinko. Casillas und Mourinho im Chor – auch nicht schlecht. Vielleicht lag Hinko ja unter der Kabinenbank.
Der verlorene Sohn sorgt für Kopfschütteln
Jedenfalls kamen sich viele der Journalisten, die den BVB ins Trainingslager nach La Manga begleitet hatten, ziemlich veräppelt vor. Denn im Laufe der Woche hatten die Verantwortlichen der Borussia noch kräftig dementiert, wie die Ruhr-Nachrichten berichteten. Die Zeitung beruft sich auf BVB-Boss Hans-Joachim Watzke. „Das ruft bei mir nur Belustigung und Kopfschütteln hervor“, diktierte Watzke einer Journalistenrunde in die Blöcke. Drei Tage später präsentierten sie freudestrahlend den Spieler. Das rief dann bei den Journalisten Kopfschütteln hervor.“
Der kicker zitiert BVB-Manager Michael Zorc: „Diese Geschichte kommt von einer englischen Zeitung, die noch Tage zuvor berichtet hatte, dass Sven Bender zu Manchester United wechselt. Ich möchte nicht jedes Gerücht kommentieren, das wird mir einfach zu viel.“
Und dann war er auf einmal da am Freitag, der verlorene Sohn Nuri Sahin. Der BVB war sich mit Real Madrid einig geworden, die Heimkehr wurde mit viel Pathos verkündet. Ob der Transfer allerdings Sinn macht – nicht nur kicker und Ruhr-Nachrichten sind da durchaus skeptisch. Aber bei allen Diskussionen, ob das einstige „Wunderkind“ ins jetzige Dortmunder Spielsystem passt und ob der Klub auf der Sechser-Position überhaupt Verstärkung benötigt: Entscheidend wird sein, ob Sahin wieder an seine alte Klasse anknüpft. Diese Form, die ihn in der starken Meistermannschaft der Saison 2010/2011 quasi zum „Gehirn des Teams“ machte. Von dieser Verfassung war Sahin auch verletzungsbedingt bei Real Madrid und bei seinem Leihklub FC Liverpool weit entfernt. Ich freu’ mich jedenfalls auf diesen technisch so begabten Mittelfeld-Strategen.
Das in der letzten Woche beschlossene Sicherheitspaket der DFL mit dem Namen „Sicheres Stadionerlebnis“ spaltet die Fußball-Fans. Es stehen sich gegenüber: Fraktion 1 mit den Ultra-Gruppen, sie wollen weitere Proteste bis zum völligen Boykott. Auf der anderen Seite die eher gemäßigten Gruppen, die ihr Team zukünftig wieder unterstützen wollen – unter anderem, weil das neue Konzept den Dialog zwischen Anhängern und Verein ausdrücklich fordert.
Bei Borussia Dortmund ist das gut zu beobachten: Am Wochenende blieb der größte Teil der Dortmunder Anhänger beim Gastspiel in Sinsheim/Hoffenheim stumm. Für das Pokalspiel gegen Hannover 96 am Mittwoch befürchten die Verantwortlichen Ähnliches.
Schweigen oder nicht schweigen: Das Sicherheitskonzept der DFL trennt die Fanszene.
Vorstand, Trainer und Mannschaft haben deshalb einen offenen Brief an die BVB-Fans geschrieben, unterzeichnet von Hans-Joachim Watzke, Michael Zorc, Trainer Jürgen Klopp und Spielführer Sebastian Kehl. „Zwischen unsere junge Mannschaft und Euch Fans passte im Jahr 2012 kein Blatt Papier“, heißt es dort. „Eure Ängste und Sorgen sowie den daraus entstandenen Protest der vergangenen Wochen haben wir akzeptiert und respektiert. Es ist uns nicht leicht gefallen, unter diesen ungewohnten Bedingungen Fußball zu spielen. Wir wissen, dass auch für das Pokalspiel gegen Hannover Teile der Fanszene einen Protest planen. Wir wissen aber auch, dass uns viele Fans schon von Beginn an unterstützen möchten und werden. Wir bitten Euch alle, keine Gräben innerhalb der Fan-Gemeinschaft und zwischen uns und Euch entstehen zu lassen.“ Und es folgt die Bitte, die Mannschaft wieder zu unterstützen. „Lautstark. Bedingungslos…“
Schlag ins Gesicht
Die Fronten sind verhärtet, das Konzept trifft auf den Widerstand vieler Anhänger. „Die große Hoffnung, die DFL würde ihr Sicherheitspaket nach den medienwirksamen Protesten von Fußballfans aus ganz Deutschland weiter entschärfen, hat sich am Mittwoch jäh zerschlagen. Statt einen Schritt Richtung Anhänger zu gehen, beugten sich die Verantwortlichen der Wortgewalt der Innenminister. Fans, Vereine und Ordnungshüter bekommen im Sommer ein neues Sicherheitspapier zur Hand – und niemand weiß, wie es das Fandasein verändern wird,“ schreibt etwa Autor Malte S. im BVB-Fanzine schwatzgelb.de. „Für alle, die in den vergangenen Wochen 36 Minuten und 36 Sekunden geschwiegen haben, die für den Erhalt der Fankultur friedlich auf die Straße gegangen sind, sind die Entscheidungen der Ligaversammlung deshalb ein Schlag ins Gesicht“, bilanziert er.
Unter der Überschrift „Schuster bleib bei Deinen Leisten“ kritisiert BVB-Anhänger Jakob die Dortmunder Verantwortlichen. „Hallo! Hier spricht Ihre Folklore! Hier spricht ein Fan, der gegen ihr seltsames Verständnis von Fußballfans, nämlich einer dummdoofen Masse plumper Hardliner, anzustinken versucht. Jemand, der kein Gewalttäter und kein Pyrotechniker ist und dieses Papier der DFL trotzdem Sch….findet (uups, Herr Watzke)! Hier spricht ein Fan, dem das kalte Kotzen kommt, wenn ein nichts wissender Jüngling wie Herr Reus sich herausnimmt, über uns zu urteilen.“
Jakob will auch weiter schweigen. „Wir wollen mitreden. Von Anfang an. Wir wollen nicht, dass die DFL daherkommt und sagt: ‚Ich beschränke dich jetzt in deinen Rechten, aber du darfst mit entscheiden, wie ich dich beschränke.’ Wir wollen ernst genommen werden. Dauerhaft“, heißt es in dem (sehr polemischen) Text.
Und wie erwartet, wird dieser Artikel sehr kontrovers im schwatzgelb-Forum diskutiert. Viel Theater um ein Konzept, das letztendlich völlig überflüssig ist. Denn nie war ein Stadionbesuch sicherer als in den letzten Jahren. Kein Vergleich zu den siebziger oder achtziger Jahren, Randale geschehen heute weitab des Stadions. Das schreibt jemand, der seit über 30 Jahren zu Borussia Dortmund geht.
Das soll künftig unterbleiben: Fans, die nach einem Triumph den Rasen stürmen. Und natürlich diese verdammte Pyro-Technik