Mittwoch, 22. Mai 2019
„Hey Manni Manni – Manni Manni Burgsmüller“
Manfred Burgsmüller ist tot. Ich wollte es erst gar nicht glauben, als ich die Meldung las. Aber der erfolgreichste Torschütze der BVB-Bundesligageschichte starb im Alter von 69 Jahren.

Er war der Held meiner Jugend. Und da der jugendliche Kolumnist damals zumindest in Frisur und Haarfarbe Burgsmüller ein wenig ähnelte, war ich immer mächtig stolz, wenn mich jemand auf die Ähnlichkeit ansprach. Allerdings war der Verstorbene der viel, viel bessere Fußballer.
1975 besuchte ich mein erstes Heimspiel von Borussia Dortmund, da spielte Burgsmüller noch bei RW Essen. Im Herbst 1976 – die Borussia kickte inzwischen wieder in der Bundesliga – kam er aus Uerdingen, ausgerechnet gegen seinen alten Verein RW Essen gab er am 29.10 sein Debüt im schwarzgelben Dress. Beim 4:2 traf „Manni“ noch nicht, am nächsten Spieltag in Frankfurt beim 4:1 gelangen ihm gleich zwei Tore. Die anderen Dortmunder Torschützen hießen Erwin Kostedde und Lothar Huber.
Es war der Anfang einer großen Karriere: Für Borussia Dortmund erzielte er 135 Tore in 224 Einsätzen. Damit ist er immer noch der erfolgreichste Torschütze in der Bundesliga für den BVB.

Straßenkicker
Burgsmüller wurde schnell zum prägenden Spieler einer Zeit, in der die Borussia oft in den unteren Tabellenregionen hing. Die Fans auf der Südtribüne erkannten früh sein Potenzial: „Hey Manni Manni, Manni Manni Burgsmüller“ skandierten sie. Noch lange nach seiner Zeit: Immer wenn es beim BVB nicht lief, tauchten diese Sprechchöre auf.
Burgsmüller war noch ein richtiger Straßenkicker, schlitzohrig, „mit allen Wassern gewaschen“, wie man so schön sagt – Eigenschaften, die man nicht in Jugendleistungszentren erwirbt. Er spielte hinten den Spitzen bzw. damals dem Mittelstürmer im vorderen Mittelfeld, war so eine Art zweite Welle und immer da, wo es gefährlich wurde. Der Strafraum war sein Metier: Burgsmüller hatte den berühmten Torriecher, den man nicht lernen kann. Dabei half ihm seine starke Technik.
In Dortmund wurde er Kapitän, galt aber nie als pflegeleicht. Auch ein Grund, warum er nicht mehr als drei Länderspiele für Deutschland machte. Mit manchen Trainern hatte er so seine Probleme. „Die Trainer, mit denen ich gut ausgekommen bin, sind auch heute noch im Geschäft. Die anderen sind verschwunden", erklärte er einst.
Einer, mit dem er gut auskam, war Otto Rehhagel. Der trainierte ihn in Dortmund und holte Burgsmüller nach Stationen in Nürnberg und Oberhausen im Alter von 36 Jahren zu Werder Bremen. Gemäß dem Rehhagel-Motto, dass es keine „junge und alte Spieler, sondern nur gute und schlechte Spieler gibt.“
In Bremen drehte Burgsmüller noch mal richtig auf, wurde 1988 mit Werder Meister und traf auch gerne gegen den BVB. 1990, mit 41 Jahren, beendete er seine Karriere. Später war er dann noch im American Football als Kicker sehr erfolgreich. Und dann waren noch die Helden der Kreisklasse: In dieser Doku des Senders Kabel 1 begleitete Manni Burgsmüller die Kicker des Dortmunder Vereins SSV Hacheney in der Dortmunder Kreisliga. Könnte Kabel 1 eigentlich mal wiederholen.

Lesetipp
Ein interessantes Interview führte das Fanzine Jawattdenn von RW Essen



Donnerstag, 10. September 2015
Erinnerungen an die Zeit mit Evanilson
Dede feierte seinen glanzvollen Abschied und natürlich durfte sein alter Kollege Evanilson nicht fehlen. Doch während Dede nicht nur dank seiner konstanten Leistungen geliebt wurde, blieb sein brasilianischer Kollege doch ein wenig unter den Erwartungen. Denn „Eva“ war offensiv ganz ordentlich, doch in der Defensive wirkte er eher wie ein unbedarfter Kreisliga-Kicker. Erinnerungen an einen Brasilianer, der von 1999 bis 2005 bei Borussia Dortmund kickte.

Rund 81 000 Zuschauer bereuten ihr Kommen zum Abschied des großartigen Dede nicht. Dortmunds Vorzeige-Brasilianer bekam seine verdienten Ovationen, die Tränen flossen nicht nur bei der Hauptfigur. Das Schöne an solchen Abschieden zudem: Es gibt ein Wiedersehen mit anderen Dortmunder Größen der Vergangenheit. Jan Koller etwa oder andere Brasilianer wie Ewerthon oder die einstige Sturmdiva Marcio Amoroso. Noch einer lief am Samstag im Westfalenstadion auf: Evanilson Aparecido Ferreira, besser bekannt unter dem ersten Namen und vom 1999 bis 2005 im schwarz-gelben Dress unterwegs.
Erinnerungen werden wach: An einen offensivstarken Verteidiger, der allerdings im Defensivverhalten viele Schwächen offenbarte. „Der schwächste Rechtsverteidiger der Liga“, meinte ein Nachbar auf der Südtribüne, wenn Evanilson mal wieder ein Klops unterlief. Ich fand das Urteil ein wenig zu hart, doch etwas Wahres hatte dieses Statement schon.
Die Trainer des BVB hatten indes eine andere Meinung. Evanilson spielte fast immer, hatte auf der rechten Seite hinten seinen Stammplatz.

Klassischer Fehlstart
Rückblick in das Jahr 1999. Borussia Dortmund erlebte mal wieder eine Phase des Übergangs, die großen Erfolge der neunziger Jahre wie Meisterschaften und Champions League waren Vergangenheit. Es waren die Zeiten von Präsident Gerd Niebaum und Manager Michael Meier. Der finanzielle Kollaps war noch weit entfernt. Dortmunds Führungsduo galt als eines der besten der Liga.
Niebaum hatte ein Jahr zuvor Mut bewiesen und die Position des Trainers nicht mit einem großen Namen besetzt, sondern den erfolgreichen Jugendtrainer Michael Skibbe zum Cheftrainer befördert.
Im ersten Skibbe-Jahr landete der BVB auf Platz 4, 20 Punkte hinter dem überlegenen Meister FC Bayern München. Prickelnd war der Dortmunder Fußball nicht, das Pfeifkonzert zur Pause wurde zum ständigen Ritual. Bekannte Neuzugänge wie Sergej Barbarez, Christian Nerlinger oder Bachirou Salou enttäuschten bzw. waren häufig verletzt. Überhaupt keine Chance bei Skibbe hatte der ehemalige Weltmeister Thomas Häßler, der sich zwar auf den Zielgeraden seiner Karriere befand, dessen spielerisches Vermögen der Mannschaft aber gut getan hätte. Aber Skibbe sah das anders und ließ Häßler meistens draußen. Nur ein kleiner Brasilianer namens Dede eroberte sich die Sympathien mit seiner forschen Spielweise.
1999/2000 sollte alles besser werden. Neu waren unter anderem Fredi Bobic, Otto Addo, Viktor Ikpeba, Giuseppe Reina und Christian Wörns. Außerdem kam ein weiterer Brasilianer vom Klub Cruzeiro EC aus Belo Horizonte: Evanilson. 13 Millionen DM zahlte der BVB für den Rechtsverteidiger.
Die Vorschußlorbeeren waren hoch. „Er hat alles, ist wahnsinnig schnell, dribbelstark“, meinte Landsmann Robson Ponto, damals in Diensten von Bayer Leverkusen. Dazu überzeugte Evanilson beim Confederations-Cup in der brasilianischen Nationalelf.
Borussia Dortmund startete gut in die Saison 1999/2000, doch spätestens ab November schwächelte die Mannschaft. Nach einer Heim-Niederlage zum Rückrunden-Auftakt gegen Kaiserslautern musste Trainer Skibbe gehen, sein Nachfolger hieß Bernd Krauss. Der war gebürtiger Dortmunder, lernte das Kicken beim damaligen SV (heute BSV) Schüren und feierte bei Borussia Mönchengladbach als Spieler und Trainer schöne Erfolge.
Doch sein Gastspiel in Dortmund entwickelte sich zum Desaster: Der BVB verlor Spiel um Spiel, die Heimspiele waren eine einzige Qual. Die Mannschaft taumelte dem Abstieg entgegen und mittendrin im Chaos stand Evanilson, der einstige Hoffnungsträger. Der Neue aus Brasilien zeigte große Schwächen in der Defensive und wirkte wie ein Fremdkörper.

Brasilianer oder nicht
Es gab Spiele, da konnte man nicht mehr hinschauen, weil der BVB so schlecht war. Etwa die zwei Partien gegen Galatasaray Istanbul im UEFA-Cup. Dortmund hatte gegen den türkischen Traditionsverein (der 2000 allerdings eine sehr starke Mannschaft hatte) nicht den Hauch einer Chance und irgendein Galatasaray-Verantwortlicher meinte nach den Spielen, dass er „noch nie einen so schlechten Brasilianer wie Evanilson“ gesehen habe.
„Kauft Dortmund seine Brasilianer etwa in einem anderen Brasilien als Leverkusen“, fragten sich manche BVB-Fans. Besonders Evanilson stand in der Kritik. „Seine Schwächen wurden ganz offensichtlich, während die Stärken so sehr im Verborgenen blieben, dass eben manch Einer seine (wahre) Nationalität in Frage stellte“, erklärte das Fanzine schwatzgelb.de.
Natürlich ist der Sprung aus dem sonnigen Brasilien ins kalte Deutschland gewaltig: eine fremde Sprache, eine andere Kultur, das kalte Wetter. Wenn es dann in der Mannschaft nicht läuft, dann wird es doppelt schwer.
Mit diesen Widrigkeiten musste Evanilson kämpfen – und er schien diesen Kampf zu verlieren. In seiner ersten Spielzeit kam er im Fachmagazin kicker auf den katastrophalen Notenschnitt von 4,13. Immerhin hielten die Dortmunder die Klasse.
In den nächsten Jahren wurde es etwas besser. Die Notenschnitte im kicker stiegen und manchmal zeigte Evanilson, warum Borussia Dortmund viel Geld für ihn bezahlt hatte. Da wirbelte der flinke Spieler offensiv auf der rechte Seite und belebte das BVB-Spiel. Doch die defensiven Schwächen blieben, manchmal konnte der Zuschauer nur den Kopf schütteln über unglaubliche Fehler.
Evanilson blieb höchstens Durchschnitt, die richtig guten Spiele waren an einer Hand abzuzählen. Bei der Meisterschaft 2002 war er eher Mitläufer. Schlagzeilen machte höchstens noch sein angeblicher Transfer nach Parma, aber das entpuppte sich als finanzielle Luftbuchung beim Amoroso-Transfer.
2005 endete Evanilsons Zeit in Dortmund – auch weil er schwer verletzt war. Später wechselte er noch mal zum 1.FC Köln, doch dieses Gastspiel war nur von kurzer Dauer. Zum Einsatz kam er nur drei Mal, der FC stieg am Ende der Saison ab.



Dienstag, 22. Oktober 2013
Ein Wiedersehen mit „Schnitzel” Rosicky
Diese Woche ist bekanntlich Champions League. Borussia Dortmund gastiert bei Arsenal London, von manchen inzwischen Arsenal Deutschland genannt. Aber ich freue mich nicht so sehr auf Pierre Mertesacker, Lukas Podolski, Mesut Özil oder den Ex-Dortmunder Junior Thomas Eisfeld. Mein Interesse gilt vielmehr Tomas Rosicky, in den Jahren 2001 bis 2006 einer der entscheidenden Spieler im Dress des BVB. Vor zwei Jahren beim Duell BVB-Arsenal fehlte er verletzt, diesmal sitzt er zumindest auf der Bank.
33 Jahre ist der Tscheche inzwischen. 20 war er, als er im Winter 2000/2001 von Sparta Prag zu Borussia Dortmund wechselte. Rosicky galt als großartiges Talent, ein Spielmacher-Typ mit hervorragenden technischen Qualitäten. In Tschechien sah man den Mittelfelspieler als Nachfolger des großen Pavel Nedved, „Fußball-Mozart“ nannte man ihn.
Der Westfale an sich ist jedoch für solche Vergleiche wenig empfangsbereit. „Schnitzel“ tauften ihn die Dortmunder nach seinen ersten Auftritten beim Hallenturnier in den Dortmunder Westfalenhallen – weil er so schmächtig daher kam und unbedingt ein paar zusätzliche Kilos benötigte.
Eigentlich hätte sich Borussia den Tschechen, für den es viele Interessenten gab, gar nicht mehr finanziell leisten können. Im Jahre 2001 war der Klub unter Präsident Gerd Niebaum und Manager Michael Meier schon finanziell ziemlich klamm, der Gang an die Börse war ein Indiz dafür, dass der BVB dringend Geld benötigte. Nur ahnten das damals nur Insider; Borussia Dortmund galt in der Öffentlichkeit als erste Adresse und finanziell potent.
Zudem wiederholten Niebaum und Meier nur die Strategie „Investition in Steine und Beine“, mit denen sie in den neunziger Jahre den Klub zu zwei Meisterschaften und einem Champions League-Titel geführt hatten.



Wie beim Eishockey: Rosicky trifft gegen den HSV ins leere Tor

Im Winter 2001 kam Rosicky (Ablöse 14,5 Mio); im Sommer 2001 folgten der tschechische Sturmtank Jan Koller (12,75 Mio. Euro) und der brasilianische Top-Torjäger Marcio Amoroso (Ablöse 21,5 Mio. Euro.). Außerdem wechselten in diesem Jahr noch Stürmer Ewerthon (Ablöse 7,1 Mio.) und ein junger talentierter Mittelfeldspieler mit dem Namen Sebastian Kehl für 3,2 Mio. Euro zur Borussia.
Besonders der Vertrag mit dem exzentrischen Amoroso galt später als einer der „Sargnägel“ für den klammen BVB. Doch im ersten Jahr zauberte Dortmunds neue Truppe. Rosicky führte gekonnt Regie, brillierte mit tollen Pässen und harmonierte prächtig mit Amoroso. Mit seinem Landsmann Jan Koller verstand er sich so und so prima. 2002 feierte die Mannschaft die Meisterschaft unter Trainer Matthias Sammer, profitierte natürlich auch vom Unvermögen/Pech der in dieser Spielzeit so starken Leverkusener.

Der Unsichtbare
Doch je länger Rosicky in Dortmund spielte, desto schwächer wurden seine Leistungen. Von einem potenziellen Weltklassespieler war er besonders in den Spielzeiten 2003/2004 und 2004/2005 meilenweit entfernt. „Rosicky auch dabei?“ lautete eine beliebte Frage auf der Südtribüne, denn der Edeltechniker versteckte sich gerne, wenn es mal nicht so gut lief. Man nannte ihn auch den Unsichtbaren.
Später, als er schon bei Arsenal spielte, habe ich ein Interview in einer englischen Zeitung/Zeitschrift mit ihm gelesen. Dort kritisierte der Tscheche Trainer Sammer: Er habe ihm den Spaß am Spiel genommen, weil er so viele Defensivaufgaben erfüllen musste. Das mag richtig sein, denn unter der Regie des heutigen Bayern-Sportdirektors spielte der BVB zum Schluss einen fürchterlich unattraktiven Fußball, der oft den Stadionbesuch zur Qual werden ließ.
Trotzdem hätte mehr von ihm kommen müssen. Unter Trainer Bert van Marwijk wurden Rosickys Leistungen dann auch wieder besser, dennoch waren seine Tage in Dortmund gezählt.
2006 wechselte er zu Arsenal London, um die eigene Karriere wieder international ins Rollen zu bringen. Die Jagd nach Titeln blieb aber erfolglos. Bei den Gunners kam der Tscheche nie über die Mitläufer-Rolle hinaus, den Sprung in die absolute Spitzenklasse schaffte er nicht. Nur zeitweise blitzte sein Können auf. Zudem verhinderten oft Verletzungen den Einsatz, seine Krankenakte liest sich eindrucksvoll.
Auch vor dem erneuten Duell mit dem BVB in der Champions League musste Rosicky kurz passen. Immerhin darf er sich über die öffentliche Zuneigung seines Trainers führen. „Wir alle lieben Rosicky. Darum ist es gut, dass er wieder dabei ist“, sagt Arsene Wenger. Der Mann hat eben Ahnung vom Fußball.

Seine Bilanz beim BVB

Die Bilanz bei Arsenal

Fokus-Fußball



Mittwoch, 13. Februar 2013
Ein Wiedersehen mit Daniel Simmes
Manchmal liefert die Lektüre des Fachblattes kicker doch neue Erkenntnisse: Daniel Simmes ist seit kurzem Trainer des belgischen Erstligisten Lierse SK. Daniel wer werden jetzt jüngere Leser fragen, doch Ältere werden sich erinnern: Ein pfeilschneller Flügelstürmer, der am Anfang seiner Karriere ziemlich abräumte, aber auch schon relativ früh aus dem Blickpunkt verschwand.
Als Dortmunder und jemand, der ebenfalls in der Mitte der sechziger Jahre geboren wurde und selbst Fußball spielte, fällt mir zum Ur-Dortmunder Simmes einiges ein. Erstmals tauchte sein Name Ende der siebziger Jahre auf: Da meldete die Lokalzeitung, ein D-Jugendspieler (Alter 10-12) habe über 100 Tore für seinen Klub erzielt. Das war eben dieser Daniel Simmes für den Vorortverein DJK Karlsglück Dorstfeld (heute fusioniert mit dem einstigen Lokalrivalen Fortuna zu Eintracht Dorstfeld).
So ganz sicher bin ich mir den 100 Toren übrigens nicht mehr, aber jedenfalls leistete der junge Stürmer Außergewöhnliches und so einen verpflichtete natürlich der BVB als erster Verein am Platz. Simmes durchlief die Jugendmannschaften des Klubs, verdiente als A-Jugendlicher ohne Bundesliga-Einsatz angeblich bereits 5000 DM im Monat (die Betonung liegt auf angeblich), gewann 1984 die U16-Europameisterschaft (Mitspieler unter anderem Bodo Illgner und Stefan Reuter) und schaffte ziemlich schnell den Sprung ins Profiteam. Höhepunkt war sein Sololauf 1984 gegen Bayer Leverkusen, der zum Tor des Jahres gewählt wurde.

Herzfehler
Doch dann stockte die Karriere, die Gründe dafür kann man hier nachlesen. Erst 2003 stellte sich heraus, dass Simmes einen angeborenen Herzfehler hatte, der zu Herzrhythmusstörungen führte und damit seine Leistung beeinträchtigte. Der Traum vom großen Fußballruhm fand ein Ende.
Belgische Ärzte fanden das heraus. Dort lebte Simmes nach Ende der aktiven Zeit, trainierte Jugendmannschaften und taucht jetzt laut kicker (Artikel leider nicht online) wieder als ein Trainer des abstiegsbedrohten Erstligisten Lierse SK auf. Für diesen Klub, der übrigens die gleichen Vereinsfarben wie der BVB hat, spielte der ehemalige Dortmunder auch.
Sein Chef dort ist ein alten Bekannten: Hany Ramzy, der erste Ägypter in der Bundesliga und einst in Diensten von Werder Bremen und dem 1.FC Kaiserslautern, arbeitet als Manager von Lierse SK. Besitzer des Klubs ist Maged Samy, laut kicker „schwerreich und höchst umstritten“ und zudem Inhaber des ägyptischen Klubs Wadi Degla. Belgische Medien nennen Lierse inzwischen SK Ägypten, in dieser Saison ist Abstiegskampf angesagt. Aber das kennt Daniel Simmes noch aus seiner BVB-Zeit: Zwischen 1984 und 1988 ging es für Schwarzgelb auch meist um den Klassenerhalt.




Montag, 30. Januar 2012
Der elegante Schleicher aus der Schweiz

Schöner Tribut der Herzblutborussen an Stephane Chapuisat

„Legendäre Legionäre“ heißt es seit einiger Zeit im Fachmagazin kicker. Diese Woche interviewte das Zentralorgan des Deutschen Fußballs Stephane Chapuisat. Für die jüngeren: Der Schweizer Stürmer spielte von 1991 bis 1999 bei Borussia Dortmund und erzielte in 228 Bundesligaspielen 106 Toren. Damit liegt er – gemeinsam mit Ailton – auf Rang 3 der erfolgreichsten ausländischen Torschützen in der Bundesliga. Nur Claudio Pizarro (150 Tore) und Giovane Elber (133 Tore) waren noch besser.
Leider gibt es das Interview nur in der gedruckten Version des kickers, online findet sich nur dieser Ausschnitt. Aber ich finde es auch etwas enttäuschend, jedenfalls waren manche Folgen der Vorwochen – zum Beispiel das Gespräch der Vorwoche mit dem ehemaligen Kölner Roger van Gool – deutlich ergiebiger.
Das mag aber auch daran liegen, dass Chapuisat eigentlich nie der große Interviewpartner war und in seiner aktiven Zeit um die meisten Journalisten einen großen Bogen machte. „Der Mann für die dicken Schlagzeilen war ich nie“, sagt er selbst im Gespräch.
Chapuisat spricht unter anderem über die damalige Rivalität mit dem FC Bayern. Da gab es nicht nur den legendären Kung-Fu-Tritt von Oliver Kahn, auch Mehmet Scholl klebte „Chappi“ 1996 eine und regte sich darüber auf, dass Chapuisat wie ein „Lämmchen aussehe“, aber seine Kontrahenten dauernd kneife, anspucke und in den Rücken trete.

Fressen oder gefressen werden
Ja, der gute Mehmet, er firmierte bei allen technischen Qualitäten auch immer in der Kategorie Heulsuse. „Wer als Stürmer provoziert wird, muss sich wehren. Ein Stürmer muss sich wehren. Sonst wird er gefressen“, sagt der Schweizer im kicker-Gespräch.
Fakt ist jedenfalls, dass Chapuisat einer der besten Stürmer war, den ich je im schwarz-gelben Dress gesehen habe. Vielleicht war Manfred Burgsmüller ähnlich schlitzohrig, aber „Chappi“ war schon eine Hausnummer. Technisch unheimlich versiert, wirkte sein Spiel von der Tribüne aus immer etwas behäbig. Dabei war er richtig antrittsschnell, nur kam das nie so rüber. Und Chappis Tore sahen immer nach Stil aus, manche Erfolge wirkten sogar richtig elegant.
Zudem stand er häufig einfach nur richtig, verfügte über den berühmten Torinstinkt – etwas, was ein Spieler nicht lernen kann. In dieser Form habe ich das erst wieder bei Lucas Barrios gesehen, der einen ähnlichen Torriecher hat.
„Wir hatten mehr Spieler, die den Unterschied ausmachen konnten. Das Team ist heute vor allen als Mannschaft stärker“, antwortet Chapuisat auf die Frage, ob das „Dortmunder Starensemble von damals gegen die Dauerrenner von heute eine Chance hätte.“ Aber er räumt auch ein, dass solche Vergleiche hinken.
Und ich rege mich wieder über den Begriff „Dauerrenner“ auf. Weil die aktuelle BVB-Mannschaft zwar viel läuft, aber auch hervorragend spielt – zu sehen am Samstag gegen Hoffenheim. Die ersten 60 Minuten waren brilliant – läuferisch und spielerisch. Nur mit blinder Athletik werden keine Spiele gewonnen, der Begriff Dauerrenner suggeriert das aber.



Dienstag, 13. April 2010
Erinnerungen an eine klassische Nummer 10

Zoltan Varga ist tot. Der ungarische Mittelfeldspieler, unter anderem von 1974 bis 1976 in Diensten von Borussia Dortmund, verstarb im Alter von 65 Jahren während eines Prominentenspiels in Budapest.
Zoltan wer? werden jetzt viele fragen. Wer in den 80er oder 90er Jahren aufgewachsen ist, wird ihn schwerlich kennen. Wer allerdings wie der Autor dieser Zeilen in den 70er Jahren groß wurde und in dieser Zeit seine ersten BVB-Spiele sah, erinnert sich an den Mittelfeldregisseur aus Ungarn.
„Einer der genialsten Spieler, die jemals das BVB-Trikot getragen haben. Im benachbarten Kamen wurde sogar ein Hund nach ihm benannt“, schreibt zum Beispiel BVB-Chronist Dietrich Schulze-Marmeling in seinem Standardwerk „Borussia Dortmund – Der Ruhm, der Traum und das Geld.“
Varga war eine klassische Nummer 10 – ein technisch brillanter Spieler, dessen Stärken eindeutig in der Offensive lagen. In der Defensive machte er gar nichts, auch von Konditionstraining hielt er wenig.

Kein Freund von Otto Rehhagel
1974 wechselte der Ungar von Ajax Amsterdam zu Borussia Dortmund, das damals in der 2. Liga Nord kickte. Unter dem strengen Trainer Otto Knefler ging es nach Jahren der Finsternis endlich wieder aufwärts und die Zuschauer strömten in ungeahnten Mengen ins Westfalenstadion. Varga sollte der Kampftruppe BVB etwas Spielkultur verleihen, zu seinem Debüt gegen die DJK Gütersloh (heute FC Gütersloh) kamen über 42 000 Zuschauer.
Der große Zampano war er in Dortmund nicht mehr, gelegentlich blitzten aber seine genialen spielerischen Möglichkeiten auf. Insgesamt lief er in der 2. Liga Nord 53mal auf und schoss 10 Tore.
1976 stieg der BVB mit Varga wieder in die Bundesliga auf. Im Oberhaus war der Ungar jedoch nicht mehr am Ball für Schwarz-Gelb – der damalige BVB-Trainer Otto Rehhagel „rasierte“ ihn wegen seiner Defensivschwäche und stellte ihn nicht mehr auf. Zudem stempelte er ihn als Intriganten ab, der das Mannschaftsklima vergiftete.
Seine beste sportliche Zeit verbrachte Varga wohl bei Hertha BSC Berlin in der Bundesliga. Dort war er allerdings auch maßgeblich am damaligen Bestechungsskandal beteiligt.
Zoltan Varga bei Wikipedia – der dortige Text ist aber etwas mit Vorsicht zu genießen. Zoltan Varga war zum Beispiel definitiv kein Mittelstürmer.



Montag, 1. März 2010
Viel Prügel für die einstige „Hand Gottes“


Zuletzt war er – glaube ich zumindest – bei der WM 2006 in Deutschland. Dort saß Diego Maradona fröhlich grinsend mit einer seiner Töchter auf der Tribüne, bis ihm die Gesichtszüge entgleisten, als Argentinien im Viertelfinale an Deutschland scheiterte. Jetzt kommt der „Pibe de oro“ (Goldjunge) als Trainer der argentinischen Nationalmannschaft wieder zum Freundschaftsspiel gegen das deutsche Team nach München.
Diego Armando Maradona war der genialste Fußballer aller Zeiten. Kein anderer Spieler beherrschte den Ball so perfekt, kein anderer Spieler verkörperte diese Mischung aus Genie und Wahnsinn so wie er. Die Menschen vergötterten ihn, in Neapel ist er immer noch der Stadtheilige. Er war „Die Hand Gottes“ und im gleichen Spiel gegen England der Schütze eines der sensationellen Tore der Fußballgeschichte, als er von der Mittellinie mehrere Engländer wie Slalomstangen umkurvte. Die FIFA kürte diesen Treffer zum Tor des Jahrhunderts.
Und irgendwie stellte Maradona auch die Fußball-Weisheit in Frage, dass zu einem Erfolg 11 Spieler gehören. Beim WM-Triumph der Argentinier 1986 in Mexiko schoss er quasi allein die Gegner ab.
Doch wo Maradona war, da war auch der Absturz nie fern: positive Dopingproben, Kokain, falsche Freunde aus dem organisierten Verbrechen, gesundheitliche Probleme – eigentlich ließ Diego nichts in seinem Leben aus. Es grenzt schon fast an ein Wunder, dass er noch lebt.

„wie mein A…gespielt“
Doch 2005 verbesserte sich Maradonas Gesundheitszustand wieder. Im Oktober 2008 übernahm er den Posten des Cheftrainers der argentinischen Nationalmannschaft – und hier weht ihm nach verheißungsvollem Beginn mit Siegen in Schottland und Frankreich der Wind ziemlich heftig ins Gesicht. Argentinien qualifizierte sich mit Ach und Krach für die WM 2010 in Südafrika, trauriger Höhepunkt war ein 1:6 in der Höhenluft von Bolivien. 102 Spieler berief Maradona bislang zu 16 Spielen – Fußball ohne jegliches System, werfen ihm seine zahlreichen Kritiker unter anderem vor. „Er macht nichts richtig“, urteilte die Zeitung La Nation. Oft habe Argentinien „wie mein A..gespielt“, meinte Ex-Coach Cesar Luis Menotti. Und auch Maradona Aufforderung zum Oralsex an seine Kritiker nach geschaffter WM-Qualifikation entspannte nicht gerade die Lage.



Freitag, 19. Februar 2010
Alte Helden: „Feiersinger, Feiersinger“


In Dortmund war es ihm nicht vergönnt, ein Tor zu schießen. Dafür trifft Wolfgang Feiersinger hier im Dress von Austria Salzburg beim FC Linz.

„Eigentlich kann ich besser Ski fahren als Fußball spielen“, flachste Wolfgang Feiersinger locker auf einer Pressekonferenz im Spätsommer 1996. Verständlich – der Mann ist eben Österreicher und war vor kurzem von Austria Salzburg zu Borussia Dortmund gewechselt. Den Schmäh verstanden die humorresistenten Dortmunder Journalisten allerdings nicht: Der BVB ging kurz darauf 1:5 am Mönchengladbacher Bökelberg unter und Dortmunds österreichischer Neuzugang wurde permanent überlaufen. Nach 46 Minuten war für ihn Schluss – und die Dortmunder Journaille rieb dem Nationalspieler obigen Spruch hämisch unter die Nase.
Doch die Pressevertreter erkannten schnell, dass der gelernte Gendarm auch ordentlich Fußball spielen kann. Allerdings nicht auf der Außenposition, sondern als Libero und damit als Vertreter für den schon damals häufig verletzten Matthias Sammer.
Besonders in der Champions League offenbarte er seine Qualitäten. Feiersinger war nicht besonders antrittsschnell, antizipierte aber gut und bestach durch sein ausgezeichnetes Stellungsspiel. Im Gegensatz zu Sammer, der das Spiel unermüdlich antrieb, beschränkte sich sein Stellvertreter auf die Defensive
Von der Tribüne wirkt das häufig etwas lässig. Lässig kann aber nur der spielen, der das nötige Handwerkszeug hat – und der Österreicher hatte es. Die Südtribüne feierte ihn mit „Feiersinger, Feiersinger“-Chören, wenn er mal wieder elegant und scheinbar ohne großen Aufwand die Situation klärte und Dortmund ins Spiel brachte.

Schlag auf den Schädel
Doch Borussias Dortmunds Triumph in der Champions League 1997 war einer der bittersten Momente in der Karriere des Wolfgang Feiersinger. Im Finale gegen Juventus Turin saß er noch nicht einmal auf der Bank. „Es war die schwerste Entscheidung meiner Karriere“, erklärte sein damaliger Trainer Ottmar Hitzfeld später. „Feiersinger hatte super gespielt, doch Matthias Sammer war wieder fit. Und auf der Bank brauchte ich Rene Tretschok als Joker.“
„Es war wie ein Schlag auf den Schädel, ich hatte ja vorher jedes Spiel gemacht“, erinnert er sich jetzt in der kicker-Rubrik „Hallo,…, was machen sie jetzt“ (Seite 47). Erst im Laufe der Zeit fühlte er sich auch als Champions League-Sieger. Die Wunden sind verheilt: „Mit Ottmar Hitzfeld habe ich mich längst ausgesprochen“, betont Feiersinger.
1996 kam der österreichischer Nationalspieler und UEFA-Cup-Finalist von Austria Salzburg nach Dortmund. 2000 wechselte er zurück nach Österreich.
Heute bewirtschaftet er mit seiner Lebensgefährtin eine Hütte in den Kitzbühler Alpen. Im Westfalenstadion war er seit seiner aktiven Zeit nicht mehr, demnächst sei aber „wirklich mal wieder ein Besuch fällig“.
Die aktuelle Entwicklung beim BVB gefällt ihm gut. „Nach all den Turbulenzen spielt da wieder ein junges Team, mit dem sich die Leute identifizieren können. Das ist wichtig, wenn man in diesem Stadion spielt, dem schönsten der Welt“, sagt Feiersinger.



Mittwoch, 15. Juli 2009
Jürgen Kohler: Comeback auf Asche?
Weltmeister, Europameister, Champions League-Gewinner, UEFA-Cup-Sieger, Italienischer Meister, Deutscher Meister und jetzt vielleicht der Aufstieg in die Kreisliga B – Jürgen Kohler, 105facher Nationalmannschaft und lange Zeit der Inbegriff des deutschen Abwehrspielers, spielt zukünftig für den SV Alemannia Adendorf in der Kreisliga C Bonn.
Ob er noch mal die Schuhe anzieht für den Club auf dem heimischen Tennenplatz, dahinter stehen aber noch einige Fragezeichen. „Wir wollen abwarten, wie sich das entwickelt. Es ist für ihn keine Verpflichtung", sagte der Vereinsvorsitzende Hubert Neukirchen dem Bonner Generalanzeiger, „er macht so mit, wie er will und Zeit hat.“ Den Spielerpass hat Kohler allerdings schon für seinen neuen Klub beantragt.
Der SV Alemannia stieg 2008 aus der Kreisliga D (so etwas gibt es in Bonn) in die Kreisliga C auf und belegte in der letzten Saison mit 38:50 Toren und 32 Punkten den 12. Platz in der Kreisliga C, Staffel 3, Bonn. Experten sehen sofort, dass die Mannschaft bei nur 38 geschossenen Toren eher einen Stürmer braucht als einen gestandenen Abwehrspieler wie Jürgen Kohler, der in seiner ganzen Karriere doch eher für das Tore verhindern zuständig war.


In der Stunde des größten Triumphes: Kohler mit Trainer Ottmar Hitzfeld nach dem Gewinn der Champions League
Foto: DFL

Von 1995 bis 2002 spielte Kohler bei Borussia Dortmund und bildete dort zusammen mit dem Brasilianer Julio Cesar die vielleicht beste Innenverteidigung, die der BVB je hatte. Unvergessen bleibt die artistische Rettungstat des „Koksers“ im Champions League-Halbfinale bei Manchester United.
Kohler kam damals von Juventus Turin und dort lernte der frühere reine Zerstörer auch das Fußball spielen. In Dortmund war er nicht mehr nur der reine Grätscher aus der berüchtigten Waldhof-Schule, die für kompromisslose Abwehrspieler bekannt war. Namen wie Karlheinz und Bernd Förster, Schlindwein, Dickgießer, Tsionanis oder zuletzt Christian Wörns verkörperten das nackte Grauen für viele Angreifer.



Mittwoch, 3. Juni 2009
David Odonkor: Die Seuche nach dem Sommermärchen
David Odonkor (geboren am 21. Februar 1984) ist gerade mal 25 Jahre jung und damit im besten Fußballalter. Doch der pfeilschnelle Stürmer hat in seiner sportlichen Karriere schon einige Höhen und Tiefen erlebt – wie jetzt den Abstieg seines Klubs Betis Sevilla aus der spanischen Primera Division.
Überhaupt stand das Spanien-Gastspiel des gebürtigen Ostwestfalen unter keinem guten Stern. Nach der WM 2006 wechselte Odonkor für 6,5 Millionen Euro von Borussia Dortmund zu Real Betis Sevilla nach Andalusien, für den damals finanziell ziemlich klammen BVB war das eine willkommene Geldspritze.
Betis war aber keine gute Adresse. In Sevilla lief der Lokalrivale FC den Grün-Weißen so ziemlich den Rang ab. Während Betis gegen den Abstieg spielte, kickte der Lokalrivale um die Champions League-Plätze. Persönlich verhinderten zwei schwere Knieverletzungen den sportlichen Durchbruch. Insgesamt kam Odonkor nur auf 40 Spiele in drei Jahren, die meisten davon als Einwechselspieler.
Bereits im ersten Jahr verletzte sich der Stürmer so schwer, dass er über die Hälfte der Saison ausfiel. „Heimweh auf Rechtsaußen“, titelte die Süddeutsche Zeitung im Juni 2007.
Ein Jahr vorher sah die Welt noch ganz anders aus: Nach einer ordentlichen Saison für Borussia Dortmund nominierte ihn der damalige DFB-Teamchef Jürgen Klinsmann für die WM. Klinsmanns Instinkt erwies sich spätestens am 14. Juni als richtig: Nachspielzeit im Spiel Deutschland gegen Polen im Dortmunder Westfalenstadion, Bernd Schneider schickte Odonkor steil, der flitzte in unglaublichem Tempo los, passte mit den Innenrist nach innen und Oliver Neuville erzielte das hochverdiente 1:0. Was folgte, waren unbeschreibliche Jubelszenen. Die Party hatte begonnen und Odonkor war mittendrin im Sommermärchen 2006.
Die WM war auch seine WM. Immer wenn Klinsmann den kleinen Stürmer brachte, sorgten dieser für viel Schwung. Unvergessen, wie er im Viertelfinale den argentinischen Routinier Sorin verdrehte. Denn Odonkor war zwar einer der schnellsten Spieler, die das BVB und DFB-Dress je getragen haben, allerdings ist er technisch und auch vom taktischen Verständnis etwas limitiert. Eigentlich kann er nur schnell laufen – das aber richtig gut.
1998 kam Odonkor vom Bünder SV zum BVB; zum ersten Mal fiel er mir 2002 auf, als er in der Regionalliga den routinierten Verteidigern aus Aue, Chemnitz und co. wegsprintete. Im letzten Sammer-Jahr (Saison 2003/04) hatte er Anschluss ans Profiteam gefunden, kam aber meist als Einwechselspieler zum Einsatz. Zum Stammspieler wurde er erst 2005/2006 unter Bert van Marwijk – auch weil dessen Assistent Dick „Cookie“ Voorn permanent Flanken mit Odonkor trainierte.
Der Stürmer will jetzt zurück in die Bundesliga, zuletzt war Hannover 96 im Gespräch. Die Niedersachsen dementierten aber.