Viel Prügel für die einstige „Hand Gottes“


Zuletzt war er – glaube ich zumindest – bei der WM 2006 in Deutschland. Dort saß Diego Maradona fröhlich grinsend mit einer seiner Töchter auf der Tribüne, bis ihm die Gesichtszüge entgleisten, als Argentinien im Viertelfinale an Deutschland scheiterte. Jetzt kommt der „Pibe de oro“ (Goldjunge) als Trainer der argentinischen Nationalmannschaft wieder zum Freundschaftsspiel gegen das deutsche Team nach München.
Diego Armando Maradona war der genialste Fußballer aller Zeiten. Kein anderer Spieler beherrschte den Ball so perfekt, kein anderer Spieler verkörperte diese Mischung aus Genie und Wahnsinn so wie er. Die Menschen vergötterten ihn, in Neapel ist er immer noch der Stadtheilige. Er war „Die Hand Gottes“ und im gleichen Spiel gegen England der Schütze eines der sensationellen Tore der Fußballgeschichte, als er von der Mittellinie mehrere Engländer wie Slalomstangen umkurvte. Die FIFA kürte diesen Treffer zum Tor des Jahrhunderts.
Und irgendwie stellte Maradona auch die Fußball-Weisheit in Frage, dass zu einem Erfolg 11 Spieler gehören. Beim WM-Triumph der Argentinier 1986 in Mexiko schoss er quasi allein die Gegner ab.
Doch wo Maradona war, da war auch der Absturz nie fern: positive Dopingproben, Kokain, falsche Freunde aus dem organisierten Verbrechen, gesundheitliche Probleme – eigentlich ließ Diego nichts in seinem Leben aus. Es grenzt schon fast an ein Wunder, dass er noch lebt.

„wie mein A…gespielt“
Doch 2005 verbesserte sich Maradonas Gesundheitszustand wieder. Im Oktober 2008 übernahm er den Posten des Cheftrainers der argentinischen Nationalmannschaft – und hier weht ihm nach verheißungsvollem Beginn mit Siegen in Schottland und Frankreich der Wind ziemlich heftig ins Gesicht. Argentinien qualifizierte sich mit Ach und Krach für die WM 2010 in Südafrika, trauriger Höhepunkt war ein 1:6 in der Höhenluft von Bolivien. 102 Spieler berief Maradona bislang zu 16 Spielen – Fußball ohne jegliches System, werfen ihm seine zahlreichen Kritiker unter anderem vor. „Er macht nichts richtig“, urteilte die Zeitung La Nation. Oft habe Argentinien „wie mein A..gespielt“, meinte Ex-Coach Cesar Luis Menotti. Und auch Maradona Aufforderung zum Oralsex an seine Kritiker nach geschaffter WM-Qualifikation entspannte nicht gerade die Lage.