Gazprom und die Problem-Fans
Am Mittwoch ist wieder Champions League in Dortmund. Der BVB trifft auf Zenit St. Petersburg, den Gazprom-Klub. Das Hinspiel haben viele mitgereiste Dortmunder Fans trotz des 4:2-Erfolges in schlechter Erinnerung. Gewalttätige Zenit-Fans jagten die Besucher. Ein Portrait des russischen Vereins.



Das schöne Bild des Zenit-Fanblocks. Sie können auch anders (Foto Wikimedia Commons/GAndy)

Es war ein blutiger Ausflug in eine der imposantesten Städte Europas: Das Gastspiel von Borussia Dortmund bei Zenit St. Petersburg Ende Februar endete für manche der schwarz-gelben Anhänger mit einer bösen Überraschung. Fans der Gastgeber hatten regelrecht Jagd auf Dortmunder Fans angemacht. „Diese Leute waren nur auf Schlägerei aus“, zitierte die Ruhr-Nachrichten den Dortmunder Fanbeauftragten Jens Voike.
Und nichts war mit den Sympathiepunkten, die die trinkfesten, aber ansonsten friedlichen Dortmunder Anhänger sonst auf ihren Europa-Touren sammeln. Aber bei Zenit zählt offenbar ein hoher Anteil der Fans zur Kategorie gewalttätige Psychopathen.
„Die hässliche Seite von Zenit St. Petersburg“, nennt Autor Yan Matusevich die Anhänger in einem Text auf dem (sehr empfehlenswerten) Osteuropa-Fußballportal
Futbolgrad. „Es gibt keinen Schwarzen bei Zenit“, hieß es bereits 2004 auf einem Fanplakat. Diese Einstellung herrscht heute noch, viele Zenit-Ultras sind offenbar Rassisten.
Landscrona, Zenits wahrscheinlich größte organisierte Fangruppe, sorgte für internationale Schelte, als es dem Management empfahl, auf die Verpflichtung farbiger und homosexueller Spieler zu verzichten. Das Management kommentierte das Geschehen nicht. Matusevich: „Hinter der neuen Glamourfassade von Zenit liegt eine erschreckende Realität von Fan-Rassismus.“
Gazprom stört das nicht: Der russische Energieriese steckt weiterhin viel Geld in das Projekt Zenit. Der deutsche Manager Dietmar Beiersdorfer darf einkaufen und verpflichtete in der Winterpause den Venezolaner José Rondón und den russischen Nationalspieler Aleksandar Ryazantsev vom Liga-Rivalen Rubin Kazan.

Aktuelle Lage
Das Hinspiel in der Champions League war eine eindeutige Angelegenheit: 4:2 siegte Borussia Dortmund in St. Petersburg. Bereits nach 5 Minuten führte der BVB mit 2:0 und immer wenn Zenit noch mal dran war, konterten die Gäste postwendend. Es läuft derzeit nicht bei Zenit: Nach der langen Winterpause ist man noch sieglos, zuletzt musste der seit 2010 amtierende Trainer Luciano Spalletti gehen. In Dortmund wird Assistenztrainer Sergej Semak auf der Bank verantwortlich sein.
Dabei sieht es in der Liga gar nicht so schlecht aus: Der Rückstand auf den Spitzenreiter Lokomotive Moskau beträgt nur drei Punkte. Auf dem Papier haben die Russen eine starke Truppe: Der Brasilianer Hulk, der Portugiese Danny, die Belgier Lombaerts und Witsel, dazu die starken Einheimischen Anyukov, Arshavin, Kerzhakov oder der Ex-Bayer Anatoli Tymoshchuk. Allerdings leide das Team unter Grüppchenbildung. Im Hinspiel wirkte Zenit auch reichlich inhomogen.

Ein wenig Geschichte
In der ehemaligen Sowjetunion spielte das damalige Zenit Leningrad nur eine eher untergeordnete Rolle. Nur einmal schaffte der Klub die Meisterschaft, andere Vereine wie Dynamo Kiew oder Spartak Moskau bestimmten den UdSSR-Fußball deutlich stärker.
Erst mit dem Einstieg von Gazprom im Jahre 2005 kam nach dem Ende der Sowjetunion der Erfolg. „Ohne den Kreml läuft nichts bei Gazprom, ohne Gazprom nichts bei Zenit“, schrieb die Welt. Denn der russische Energiereise ist staatlich kontrolliert; Zenit ist der nicht bestätigte Lieblingsklub von Staatspräsident Wladimir Putin und der bestätigte Lieblingsverein von Ministerpräsident Dimitri Medwedjew.
Jedenfalls investierte Gazprom kräftig und feierte Erfolge: 2007, 2010 und 2012 wurde Zenit Meister, 2008 triumphierten die Russen in der Europa League. In dieser Saison traf man gleich auf drei deutsche Teams: Nürnberg schaffte immerhin ein Unentschieden, Leverkusen und Bayern München flogen hingegen in Viertel- und Halbfinale raus.
Besonders das 4:0 gegen Bayern München bleib in Erinnerung, denn so vorgeführt wurden die stolzen Bayern international selten. Trainer der Russen war Dick Advocaat – den Niederländer, den man in Mönchengladbach in eher schlechter Erinnerung hat. Aber bei Zenit durfte er ausgeben; Gazprom bezahlte.
2008 dachte eh’ die Fußball-Welt, dass dem russischen Fußball die Zukunft gehört. Die Sbornaja spielte eine ganze starke EM mit vielen Zenit-Spielern und verlor nur im Finale gegen Spanien. Doch Spanien und nicht Russland prägte danach die Fußball-Welt. Russland scheiterte schon in der Qualifikation für die WM 2010 an Deutschland und später in den Play-Offs an Slowenien.
Und auch der Champions League-Titel ist für Zenit St. Petersburg derzeit nur ein Traum. Obwohl Gazprom weiter kräftig investiert – etwa in den brasilianischen Stürmer-Riesen Hulk oder den belgischen Jungstar Axel Witsel. Aber Geld schießt hier eher nationale Tore.

Was Sie schon immer über Zenit St. Petersburg wissen wollten

In der Serie "Rivalen des BVB" wird immer der Verein portraitiert, der am nächsten Spieltag in Dortmund gastiert. Das Ganze geschieht gewohnt subjektiv und ist gnadenlos persönlich.