Kolumbianisches Drama ohne Happy-End
Sie sind nicht verwandt, der Fußballer Andres Escobar und der Drogenbaron Pablo Escobar. Doch sie kannten sich und prägten auf ihre Weise den Fußball im Kolumbien der späten achtziger und früheren neunziger Jahre. Beide stehen im Mittelpunkt der Dokumentation „The Two Escobars“ von Michael und Jeff Zimbalist aus dem Jahr 2010.
Der Film ist ein packendes Zeitdokument über die Macht und Faszination des Fußballs. Vielleicht eine Spur zu melodramatisch durch die manchmal zu dramatische Hintergrundmusik und definitiv ohne glückliches Ende. Sowohl Andres als auch Pablo Escobar wurden bekanntlich erschossen.



Kolumbien gilt bei manchen nach der souveränen Qualifikation als einer der Geheimfavoriten für die kommende Fußball-Weltmeisterschaft in Brasilien. Ältere erinnern sich: Das gab es schon einmal. 1994 ernannte der große Pele das Land aus Südamerika zum Titelanwärter für die Fußball-WM, nachdem das kolumbianische Team um den exzentrischen Spielmacher Carlos Valderrama in der WM-Qualifikation unter anderem 5:0 gegen den großen Rivalen Argentinien triumphiert hatte.
Doch die Tage in den USA wurden für das Team von Trainer Francisco Maturana zum Desaster. Zwei Niederlagen gegen Rumänien und die USA ließen Kolumbien schon in der Vorrunde scheitern. Es gab Morddrohungen gegen einzelne Spieler; Anders Escobar unterlief ein Eigentor gegen die USA und wurde vom Volkshelden zum Versager, der kurz darauf nach einer Auseinandersetzung in einem Nachtclub erschossen wurde. Der Narco-Boom des kolumbianischen Fußballs nahm ein blutiges Ende. Schon vorher hatte eine US-Einheit den Drogenhändler Pablo Escobar getötet.

König der Könige
1987 schaffte Andres Escobar den Sprung in die erste Mannschaft von Atletico National aus Medellin. Seine Mutter starb früh an Krebs, der talentierte Andres steckte früh all seine Energie in den Profifußball. Es ist der Beginn einer neuen Blütezeit des Klubs aus Medellin: 1989 triumphierte National in der Copa Libertadores, dem südamerikanischen Pendant zur damaligen Europapokal der Landesmeister. „Wir hatten ein gutes Team und das Geld, unsere guten Spieler zu behalten“, sagt Francisco Maturana, zu dieser Zeit Trainer der Mannschaft.
Andres Escobar ist als Abwehrspieler wichtiger Teil, wird zum Nationalspieler und nimmt an den Weltmeisterschaften 1990 und 1994 teil.
Das Geld stammte von Pablo Escobar. „Es war eine großartige Zeit. Pablo war der König der Könige“, erinnert sich sein Cousin Jaime Gaiviria.
Bis zu fünf Millionen Dollar an einem Tag verdiente Escobar mit der Droge Kokain – und dieses Geld musste gewaschen werden. Weil der Mann mit dem markanten Schnauzbart ein großer Freund des Fußballs war, steckte er beträchtliche Summen in den Fußballklub Atletico National.
Auch sonst vergaß Pablo Escobar nicht, wo er herkam. Er baute Siedlungen für die Ärmsten der Gesellschaft, schaffte Sportplätze für die Jugend. Der Massenmörder galt bei vielen Menschen in Medellin als guter Mensch.
Die Dokumentation schildert das sehr eindrücklich – und auch die Hoffnungen, die besonders nach dem triumphalen 5:0 bei den großen Argentiniern in der WM-Qualifikation für die WM 1994 entstanden. Kolumbien versinkt im Mord- und Drogenchaos, die sportlich erfolgreiche Nationalmannschaft soll ein anderes Kolumbien symbolisieren.
Doch die Mission scheitert bekanntlich tragisch. Ein atemberaubender Film ohne Längen – sehr empfehlenswert.

„Two Escobars“ auf Englisch bei youtube

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