Nuri Sahin kommt zurück zu Borussia Dortmund. Und manchmal ist das Leben als journalistischer Begleiter des deutschen Meisters doch ein wenig schwierig – auch wenn man für „seriöse“ Blätter wie die
Ruhr Nachrichten, größte Tageszeitung in Dortmund, oder das Fachmagazin
kicker schreibt. Zwei Blätter, die eigentlich einen guten Draht zur Borussia haben, zumal Sascha Fligge, seit Sommer zuständiger Pressechef des BVB, von den Ruhr Nachrichten kommt. Doch in dieser Woche liefen sie der Musik mal hinterher.
Schon die ganze Woche gab es Gerüchte, dass Sahin nach Dortmund wechselt. Der Boulevard wusste Bescheid: „Es kommt zu 99 Prozent, wie es kommen musste. Nuri Sahin (24) kehrt zu seinem alten Verein Borussia Dortmund zurück“, schrieb die
Sport-Bild bereits am Dienstag, den 8. Januar. Den Grund nannte das Springer-Blatt auch: „Weil man ihn beim FC Liverpool hintergangen hat, weil Trainer Brendan Rogers ihn belogen hat, als er sagte: „Du wirst bei mir die Nummer sechs.“
Der Text kommt übrigens nicht von einem der Schreiber, die sich sonst bei der Sport-Bild mit Borussia Dortmund befassen. Er stammt von Raimund Hinko, langjähriger publizistischer Begleiter des FC Bayern München für
Bild und
Sport-Bild und eigentlich im Ruhestand. Der Mann wird bei Bayern München jeden Torpfosten kennen, aber wie diese Geschichte bei ihm landete, wirkt auf mich etwas rätselhaft. Vielleicht kennt er jemanden bei irgendeinem der spanischen Sportblätter oder eine Sekretärin bei Real Madrid oder... – die Anekdote zum Schluss des Textes ist jedenfalls ganz groß. „Sahin hatte an seinem letzten Tag in Madrid Tränen in den Augen, als die Mannschaft auf Geheiß von Iker Casillas in der Kabine aufstand und für ihn zum Abschied die Liverpool-Hymne sang: „You'll never walk alone.“ Sogar die Stimme von Mourinho – der Mann kann sogar singen – war deutlich hörbar“, weiß Hinko. Casillas und Mourinho im Chor – auch nicht schlecht. Vielleicht lag Hinko ja unter der Kabinenbank.
Der verlorene Sohn sorgt für Kopfschütteln
Jedenfalls kamen sich viele der Journalisten, die den BVB ins Trainingslager nach La Manga begleitet hatten, ziemlich veräppelt vor. Denn im Laufe der Woche hatten die Verantwortlichen der Borussia noch kräftig dementiert, wie die
Ruhr-Nachrichten berichteten. Die Zeitung beruft sich auf BVB-Boss Hans-Joachim Watzke. „Das ruft bei mir nur Belustigung und Kopfschütteln hervor“, diktierte Watzke einer Journalistenrunde in die Blöcke. Drei Tage später präsentierten sie freudestrahlend den Spieler. Das rief dann bei den Journalisten Kopfschütteln hervor.“
Der
kicker zitiert BVB-Manager Michael Zorc: „Diese Geschichte kommt von einer englischen Zeitung, die noch Tage zuvor berichtet hatte, dass Sven Bender zu Manchester United wechselt. Ich möchte nicht jedes Gerücht kommentieren, das wird mir einfach zu viel.“
Und dann war er auf einmal da am Freitag, der verlorene Sohn Nuri Sahin. Der BVB war sich mit Real Madrid einig geworden, die Heimkehr wurde mit viel Pathos verkündet. Ob der Transfer allerdings Sinn macht – nicht nur kicker und Ruhr-Nachrichten sind da durchaus skeptisch. Aber bei allen Diskussionen, ob das einstige „Wunderkind“ ins
jetzige Dortmunder Spielsystem passt und ob der Klub auf der Sechser-Position überhaupt Verstärkung benötigt: Entscheidend wird sein, ob Sahin wieder an seine alte Klasse anknüpft. Diese Form, die ihn in der starken Meistermannschaft der Saison 2010/2011 quasi zum „Gehirn des Teams“ machte. Von dieser Verfassung war Sahin auch verletzungsbedingt bei Real Madrid und bei seinem Leihklub FC Liverpool weit entfernt. Ich freu’ mich jedenfalls auf diesen technisch so begabten Mittelfeld-Strategen.