Maden deluxe für Ailton
Etwas Mitgefühl habe ich immer noch – mit Ailton, dem einstigen Kugelblitz, der seine beste Zeit in der Bundesliga bei Werder Bremen hatte. Dabei ist das Gefühl in diesem Fall völlig fehl am Platz. Die Teilnahme am berüchtigten RTL-Dschungelcamp ist seine eigene Entscheidung und immerhin soll der ehemalige Bundesliga-Torschützenkönig laut Bild am Sonntag 55 000 Euro für seinen Ausflug in den australischen Dschungel erhalten. Nur Ex-Frau Stallone Brigitte Nielsen und Ramona Leiß (wer ist Ramona Leiß) bekommen mehr. Dafür kann man schon mal ein paar Maden vertilgen.
Fast alles lief schief bei Ailton in den letzten Jahren: „Vom Torschützenkönig zur Witzfigur“ schrieb die Zeit und zitiert Ulf Baranowsky von der Spielergewerkschaft Vereinigung deutscher Vertragsspieler. 20 bis 25 Prozent der Spieler seien nach Ende ihrer aktiven Laufbahn überschuldet oder pleite, so Baranowsky. Total verständlich: Leute, die 100000 Euro und mehr pro Woche verdienen, haben eben andere Ansprüche. Der Fuhrpark muss regelmäßíg aktualisiert, Klamotten kauft man oder frau nicht bei KIK, Spielerfrau und Zweitspielerfrau müssen versorgt werden und und und...
Auch Kollege Ailton hat offensichtlich Finanzsorgen. Nach dem Meistertitel 2004 mit Werder ging es schnell abwärts für den einstigen Spieler des Jahres: Das fing schon mit dem Wechsel nach Schalke an, wo er schnell zum Liebling der Bild-Zeitung wurde, seine Leistungen allerdings nicht mehr meisterhaft waren. Es folgte eine wahre Odyssee durch Länder, Vereine und Ligen: Katar, Ukraine, der HSV, MSV Duisburg etc.


Beim Casting musste sich Ailton gegen seinen ehemaligen Bremer Kollegen Paul Stalteri durchsetzen. Fernsehsender RTL möchte aber nicht bestätigen, ob es im nächsten Jahr ein Christmas-Camp gibt.

Hier tauchte er mal auf, als er zum KFC Uerdingen wechselte, zuletzt kickte Ailton beim Bremer FC Oberneuland. Nirgendwo wurde er glücklich – und selbst die Torjägerkanone des kicker-sportmagazins wollte sein damaliger Berater schon zu Geld machen. Karl-Heinz Heimann wird sich im Grabe umdrehen.
Schön zu beobachten ist zudem, wie sich RTL und Bild am Sonntag die Bälle zuspielen. Da schiebt jemand vom Fernsehsender dem Boulevardblatt die geheimen Verträge der Dschungelcamp-Teilnehmer zu – und die BamS hat ihre Exklusiv-Schlagzeile. Das Dschungelcamp verkauft sich offensichtlich besser als der Bundespräsident.