Mehr Rivalen als Partner: Galopp und Trab
Gestern Abend bin ich mal fremdgegangen und habe Traben geschaut beim Partner des deutschen Galopprennsports. Auf dem Programm standen Rennen in Berlin-Mariendorf und im niederbayerischen Straubing. Acht davon habe ich gesehen und sechs Mal versucht den Sieger mit einem Euro zu treffen – erfolglos, bestes Resultat waren zwei zweite Plätze.
Auffällig: Häufig gibt es einen Favoriten, der unter 20 steht und der auch in vielen Fällen gewinnt. Weil relativ wenig Geld im Markt ist und viele kurzfristig wetten, kann es schon mal sein, dass ein Pferd auf einmal kurz vor Rennbeginn von 60 auf 25 fällt.
Das Preisgeld ist beim Pferdesport mit dem Sulky noch bescheidener als beim Galopprennen: 700 Euro gibt es pro Rennen in Straubing, in Berlin waren es im Höchstfall 2500 Euro. Das ist verdammt wenig, für die Beteiligten – Fahrer, Trainer und Besitzer – sind es harte Zeiten.
Nicht verwunderlich, denn auch im Trabrennsport ging es in den letzten Jahren nur noch abwärts. Der Sport ist n der Öffentlichkeit noch weniger präsent als der Galopprennsport – was eigentlich schwer vorstellbar ist. „Die Leute in Deutschland kennen kaum die Pferde, auf die sie wetten“, sagt der Belgier Jos Verbeeck, einer der besten Trabrennfahrer der Welt.

Differenzen
In anderen Ländern ist das anders: In Frankreich gilt der Trab als „Sport der einfachen Leuten“, Galopprennen hingegen als Upperclass-Veranstaltung. In Schweden ist Traben Volkssport und über die V 65-Wette in jedem kleinen Ort bewettbar.
In Deutschland bestimmen Rivalität und Besitzstandswahrung das Verhältnis zwischen beiden Sportarten. Dabei sitzen beide eigentlich im gleichen Boot, vertreten zum Beispiel im Bereich Wetten die gleichen Interessen und könnten als geschlossene Einheit gegenüber der Politik auftreten. In der Praxis sieht das anders aus, beide arbeiten kaum zusammen. Auch bei der Neufassung des Glücksspielvertrages gab es zwischen Trab und Galopp deutliche Differenzen.
Nur wenige Leute interessieren sich zudem für beide Bereiche. Bei meinem Bookie in Dortmund war (und ist, falls sie nicht alle gestorben sind) das Traberpublikum ein ganz anderes als das aus der Galopperfraktion. Und die Traber sind in der Unterzahl, die meisten Bildschirme zeigen Galopprennen aus aller Welt.
Auch ich war noch nie auf einer deutschen Trabrennbahn. Früher wollte ich immer mal freitags nach Recklinghausen (mit dem Auto maximal 25 Minuten), aber das war in den neunziger Jahren und irgendwas kam immer dazwischen. Heute existiert die Bahn in Recklinghausen nicht mehr. Und Gelsenkirchen betritt der gemeine Dortmunder aus anderen Gründen bekanntlich nur unter Protest und nur wenn man unbedingt muss. Zwei mal war ich hingegen beim Traben in Schweden auf der kleinen und heimeligen Bahn in Arvika – und das war ein tolles Erlebnis.