Dienstag, 19. Juli 2011
Derby-Reportage mit dem Prädikat sehenswert
Eigentlich war mit dem Schlimmsten zu rechnen. „Das große Rennen - Auf dem Weg zum Deutschen Derby“, Montag Abend in der Reihe Planetopia auf SAT 1 - und befürchtet hatte ich eine Reportage mit den üblichen Zutaten, wenn ein Privatsender eine Geschichte über den Turf ins Programm nimmt. In unserem Falle wären das erst einmal Hüte ohne Ende gewesen, dann ein paar Neureiche, die auf der Rennbahn mit Schampus protzen, und im schlimmsten Falle irgendwelche D-Promis aus der Privatsender-Verwertungskette, die hier noch mal etwas Publicity bekommen. Eben diese Leute, die man aus den Dschungelcamps, Topmodels und DSDS kennt (oder auch nicht). Zum Glück war diesmal alles anders – das Ergebnis war eine solide Reportage mit tollen Bildern und guten Typen.
Dabei hatten sich die Autoren mit den Teams von Gereon und Earl of Tinsdal schon zwei der interessantesten Derby-Protagonisten ausgesucht, die sie über einen längeren Zeitraum begleiteten. Die Geschichte um Gereon und seinen Trainer und Besitzer Christian Zschache ist natürlich eine Story, auf die jeder Journalist anspringt. Leider wurde es ja nichts mit dem Happy-End für Gereon und sein Team.

Gewinner trotz Niederlage
Die muntere Damenriege als Besitzer des Earls punktete einfach durch Authentizität und Enthusiasmus. Selten habe ich so viel Freude über einen undankbaren zweiten Platz gesehen – ich habe fast mit ihnen mitgejubelt. Ist ja auch verständlich: Platz 2 im wichtigsten Rennen des Jahres, wer vergießt da Tränen.
Manchmal wäre in den rund 40 Minuten Sendezeit weniger sogar etwas mehr gewesen. Vielleicht hätten die Autoren noch mehr die Teams von Gereon und Earl of Tinsdal in den Vordergrund stellen sollen, besonders Hannes K. Gutschow, der Züchter von Earl of Tinsdal, scheint ein Typ zu sein, der noch für einige trockene Sprüche gutgewesen wäre. „Das sind alles kleine Proleten“, sagt der Züchter etwa über seine Hengst-Fohlen. Das der Sieger Waldpark nur am Rande vorkam, ist einfach Künstlerpech und nicht zu vermeiden, wenn man vorher plant. Die drei Wetter wirkten übrigens wie gecastet. Das sind allerdings Dinge, die den guten Gesamteindruck nur unwesentlich schmälern. Nur ein paar Zuschauer mehr hätte die Geschichte verdient gehabt.
Wer die Sendung noch nicht gesehen hat, das Video gibt es hier.