„Das beste Zweijährigen-Rennen aller Zeiten“ hatte die
Racing Post noch am Samstag getitelt und das ganz mit einem Fragezeichen versehen. Dieses Prädikat verdienten sich die Dewhurst Stakes in Newmarket nicht. Denn das Duell zwischen
Frankel, Dream Ahead und
Saamidd fand nicht statt, zu indisponiert wirkten die beiden Letztgenannten.
Es war die Soloshow (
siehe Video) eines Pferdes: Frankel gewann die Dewhurst Stakes, das wohl wichtigste Zweijährigen-Rennen in England, ganz leicht und untermauerte seinen Superstar-Status. „Er ist wie ein Formel 1-Auto. Er gewinnt alles so lange ich ihn nicht fahre", meinte nach dem Rennen
Trainer Henry Cecil. Es war schon höchst beeindruckend, wie der Galileo-Sohn beschleunigte und sich ziemlich leicht von seinen Gegnern löste, nachdem er fast die Hälfte der 1400 Meter-Distanz wild gepullt hatte. Jockey Tom Queally hatte alles sicher im Griff. Frankel also ein sicheres Ding für die 2000 Guineas im nächsten Jahr zum Kurs von 5:4 (22)? Selbstverständlich nicht, denn erstmal kann bis Anfang Mai 2011 noch viel passieren. Überragende Zweijährige sind auch nicht immer herausragende Dreijährige. Oft entwickeln sie sich über Winter nicht weiter, andere Pferde – die vielleicht zweijährig noch etwas schwach waren – hingegen schon. Ich erinnere mal an
Rainbow View, die Stute aus dem Stall von John Gosden, die 2008 zweijährig alle wichtigen Rennen des Jahrgangs gewann und meilenweit über ihre Jahrgangsgefährtinnen stand. Sie wurde zu einem ähnlichen Kurs für die 1000 Guineas gehandelt. Das Ergebnis: Rainbow View wurde Fünfte, konnte dreijährig nicht an ihre Leistungen anknüpfen. Und beim Thema Frankel und das Derby zeigt sich Cecil noch ziemlich zugeknöpft.
Dream Ahead und Saamidd landeten hingegen am Ende des Feldes und belegten nur die Plätze 5 und 6. Das Pferd aus dem Stall von John Simcock ließ seinen „Dash“ vermissen, die
schweren Rennen vorher forderten offensichtlich ihren Tribut. Saamidd wirkte schon beim Aufgalopp nervös, fand nie ins Rennen. Laut
Godolphin-Homepage kam er nicht mit dem weichen Boden zurecht.
Die Entdeckung des Rennen war
Roderic O’ Connor und darüber wird man im Quartier von Aidan 0’Brien ziemlich zufrieden sein. Johnny Murtagh hatte den Hengst schön an den Rails platziert und ließ ihn galoppieren. Gegen Frankel war er zwar chancenlos, dennoch gefiel, wie Roderic O’Connor zum Schluss noch einmal anzog.
Hellier mal wieder
Der Preis des Winterfavoriten in Köln war hingegen die erwartete enge Angelegenheit (
siehe Video). Mit
Silvaner, trainiert von Peter Schiergen, gewann ein Pferd, das – im Gegensatz zu den Siegern der letzten Jahre – noch Ambitionen für das deutsche Derby hat.
Denn sein Trainer Peter Schiergen schätzt den
Lomitas-Sohn als Steher ein. Es war ein typischer Terry Hellier-Ritt: Erstmal das Pferd in Ruhe auf die Beine kommen lassen, sich im Hintertreffen aus allen Scharmützeln raus halten und dann in der Gerade beschleunigen. Kein Jockey in Deutschland kann das besser als Hellier, international fallen mir Ryan Moore, Kieren Fallon und Olivier Peslier ein, die diese Taktik ebenfalls meisterhaft beherrschen. Silvaner zeigte sich gegenüber dem erfolgreichen Debüt in Dortmund weiter verbessert und setzte damit die gute Bilanz der Youngster aus dem Schiergen-Quartier fort. Mein Eindruck ist zudem, dass der Hengst dreijährig noch mehr im Tank haben könnte.
Die ersten beiden Zweijährigen-Rennen der Karte hatte Trainer Andreas Wöhler gewonnen und mit
Nice Danon verpasste er im Winterfavoriten einen dritten Erfolg nur knapp. Kurz war der Schimmel auch diesmal vorne, am Ende unterlag er jedoch, zeigte aber erneut famosen Kampfgeist. Ausgezeichnet lief zudem der Außenseiter
Manchester als Dritter.
Viel Pech hatte hingegen mein Tipp
Zantano, der als Vierter ins Ziel kam und zweimal von Nice Danon gestört wurde. Besonders nach der zweiten Störung musste Jockey Daniele Porcu sein Pferd quasi neu aufnehmen. Ob er allerdings ohne die Behinderungen gewonnen hätte? Fraglich…
Die beste Rennsport-Nachricht kommt aber aus dem englischen Cheltenham: Dort feierte Hindernisjockey Dominic Elsworth nach einer Verletzungspause von 14 Monaten ein erfolgreiches Comeback und
triumphierte mit Edgbriar in einem toll besetzten Handicap über die schweren Sprünge. Nicht nur der Jockey war danach richtig glücklich.