Donnerstag, 21. Oktober 2010
Bayern baggert Sahin an
„FC Bayern denkt über Sahin nach“, titelte der kicker heute und sorgte damit für einige Aufregung. „Aus sicherer Quelle“ hat das (meist gut informierte) Fachblatt erfahren, dass Rekordmeister Dortmunds Mittelfeldspieler Nuri Sahin nach München locken möchte.
Ich befürchte, solche Meldungen wird der BVB-Anhänger zukünftig häufiger lesen. Borussia Dortmund ist Tabellenführer der Bundesliga, spielt höchst attraktiven Fußball und hat viele junge Spieler, die noch nicht am Ende ihres Leistungsvermögens angekommen sind. Sahin, Barrios, Schmelzer, Hummels und co. haben durch ihre guten Leistungen die Begehrlichkeiten anderer finanzkräftigerer Vereine geweckt.
Nuri Sahin absolviert bislang eine überragende Saison, ist Taktgeber im Dortmunder Mittelfeld und führt mit einem sensationellen Notenschnitt von 2,19 die Liste der Top-Feldspieler im kicker an. Ins Team des FC Bayern würde der Edeltechniker auf den ersten Blick gut passen: Der Vertrag von Mark van Bommel endet am 30.06.2011, verlängert wurde er bislang nicht. Zudem ist der selbsternannte „Aggressiv Leader“ mit 33 Jahren nicht unbedingt eine Lösung für die Zukunft. Vom ukrainischen Nationalspieler Anatoly Tymoshchuk (Vertrag bis 2012) hält Bayern-Coach Louis van Gaal offensichtlich nicht viel, setzt ihn meist auf die Reservebank. Da könnte Sahin neben Bastian Schweinsteiger die Doppel-Sechs im Mittelfeld bilden.

Das Beispiel Podolski
Das Interesse des Münchener Rekordmeisters zeigt, dass der FC Bayern die Borussia wieder ernst nimmt. Denn eine Strategie des finanzkräftigen FCB war es immer, sportliche Konkurrenten zu schwächen und ihnen die besten Leute wegzukaufen – siehe Stuttgart (Gomez), Bremen (Klose) als aktuelle Beispiele oder früher Leverkusen (Ze Roberto, Ballack, Lucio).
Finanziell dürfte Sahin in München mehr verdienen, aber würde er sich sportlich verbessern? In Dortmund weiß der türkische Nationalspieler, was er hat. Sahin identifiziert sich mit dem Verein, fühlt sich in Dortmund wohl. Er ist Leistungsträger einer Mannschaft, die gut funktioniert, glänzende Perspektiven hat und schon in dieser Saison sportlich einiges erreichen kann. Die Zukunft spricht also für Schwarz-Gelb.
Nun bin ich nicht so naiv zu glauben, dass Werte wie Identifikation im Profifußball eine große Rolle spielen. Im Endeffekt zählt nur das Geld. Aber vielleicht sollte Nuri Sahin bedenken: Gomes (auch wenn er jetzt einige Mal getroffen sind) oder Klose machen nicht den Eindruck, dass sie in München glücklich sind. Sein „Kumpel“ Lukas Podolski drückte beim FC Bayern meist die Ersatzbank. Oder vielleicht auf Campino und die Toten Hosen hören...