Billig-TV mit wenig Flair
Sonntag nachmittag im DSF: Es läuft mal wieder „wettstar.de – Pferderennen live“. Immer wenn der Privatsender – bekannt für seine dubiosen Telefonshows – offensichtlich nichts anderes hat, um sein Programm zu füllen, bietet er eben Pferderennen an. So gab es an diesem Sonntag Galopprennen aus Frankfurt und Düsseldorf sowie die Trabrennen aus Gelsenkirchen und Berlin-Mariendorf live im Free-TV.
Neu ist die Sendung nicht, schon 2006 und 2007 liefen die schnellen Pferde im DSF. Am Anfang saß noch Exjockey Olaf Schick als Experte im Studio und tippte im breiten Ruhrgebietsslang die Rennen, was manchmal wirklich unfreiwillig komisch war.
Das Konzept ist einfach: Moderator Jens Garling analysiert gemeinsam mit zwei Experten – einer für Galopp, der andere für Trab – die einzelnen Rennen, die Experten geben dann ihre Tipps und animieren den Zuschauer zum Wetten – am besten über die Wettplattform wettstar.de. Die Sendezeit ist (wahrscheinlich) bezahlt, oben rechts im Bild steht permanent der Schriftzug Werbung.
Mit Journalismus hat die Sendung daher wenig gemeinsam. Es gibt keine Interviews mit Trainern oder Jockeys vor den Rennen, keine Reaktionen von Siegern oder Besiegten danach, es geht um Wetten, Wetten und noch mal Wetten. Erzählt wird dennoch viel, das Phrasenschwein des DSF-Stammtischs am Sonntag morgen wäre nach dieser Sendung gut gefüllt.
Die Qualität der Expertentipps? Beide haben sie ihre Fachzeitschriften gut gelesen, aber originell waren die Voraussagen in der Regel nicht. Meist tippten sie den Favoriten, der gerade bei den Trabern vielfach unter 20 stand. Ich habe nicht mitgezählt, wie viel Wetten getroffen wurde, ein großes Plus dürfte aber niemand gemacht haben.

Wer guckt das?
Dass meine Aufmerksamkeit nachließ, lag auch daran, dass das Konzept dank seiner Monotonie ziemlich ermüdend ist. Zwei Stunden Sendezeit mit zahlreichen Werbepausen, in denen immer die gleiche Werbung läuft, laden geradezu ein, auf andere Kanäle zu zappen.
Unklar ist zudem, wen die Macher mit der Sendung erreichen wollen. Der Hardcore-Fan ist entweder auf der Bahn, beim Buchmacher oder verfolgt per Livestream im Internet die Rennen. Oder wollen sie neue Zielgruppen, etwa die vielgesuchte junge Generation, die sowohl bei den Galoppern als auch den Traber fehlt, ansprechen? Dafür ist „wettstar.de – Pferderennen live“ nicht peppig genug, sind die Bilder zu schlecht, weil es eben die gleichen sind, die auch beim Buchmacher bzw. in den Streams zu sehen sind. Um die Faszination der schnellen Pferde optisch zu vermitteln, müssten die Verantwortlichen ein paar Kameras mehr einsetzen, aber das kostet wiederum Geld.
Die Tipps animieren auch nicht unbedingt zum Wetten, wenn die Experten immer nur die Favoriten ansagen und ich zum Beispiel für 5 Euro Einsatz gerade mal 9 Euro zurückbekomme. Die Zuschauer wollen Sieger, die viel zahlen. Deutschland ist ein Land von Lottospielern, die mit möglichst wenig Einsatz viel Geld verdienen wollen.
Ärgerlich an diesem Sonntag war, dass das Hauptrennen der Düsseldorfer Veranstaltung nicht mehr in der Sendung zu sehen war, weil es fünf Minuten nach Sendeschluss gestartet wurde. Wenn die Rennvereine das Format ernst nehmen würden, dann würden sie ihre Rennzeiten entsprechend koordinieren.
Aber vielleicht spielt in diesem Fall die rheinische Rivalität zwischen Köln und Düsseldorf eine Rolle. Denn hinter der Wettplattform wettstar.de steht die Wettstar GmbH in Ismaning, die laut Pressemitteilung Wetten im Auftrag des Kölner Renn-Vereins 1897 e.V in den Totalisator vermittelt.