Mittwoch, 22. Mai 2019
„Hey Manni Manni – Manni Manni Burgsmüller“
Manfred Burgsmüller ist tot. Ich wollte es erst gar nicht glauben, als ich die Meldung las. Aber der erfolgreichste Torschütze der BVB-Bundesligageschichte starb im Alter von 69 Jahren.

Er war der Held meiner Jugend. Und da der jugendliche Kolumnist damals zumindest in Frisur und Haarfarbe Burgsmüller ein wenig ähnelte, war ich immer mächtig stolz, wenn mich jemand auf die Ähnlichkeit ansprach. Allerdings war der Verstorbene der viel, viel bessere Fußballer.
1975 besuchte ich mein erstes Heimspiel von Borussia Dortmund, da spielte Burgsmüller noch bei RW Essen. Im Herbst 1976 – die Borussia kickte inzwischen wieder in der Bundesliga – kam er aus Uerdingen, ausgerechnet gegen seinen alten Verein RW Essen gab er am 29.10 sein Debüt im schwarzgelben Dress. Beim 4:2 traf „Manni“ noch nicht, am nächsten Spieltag in Frankfurt beim 4:1 gelangen ihm gleich zwei Tore. Die anderen Dortmunder Torschützen hießen Erwin Kostedde und Lothar Huber.
Es war der Anfang einer großen Karriere: Für Borussia Dortmund erzielte er 135 Tore in 224 Einsätzen. Damit ist er immer noch der erfolgreichste Torschütze in der Bundesliga für den BVB.

Straßenkicker
Burgsmüller wurde schnell zum prägenden Spieler einer Zeit, in der die Borussia oft in den unteren Tabellenregionen hing. Die Fans auf der Südtribüne erkannten früh sein Potenzial: „Hey Manni Manni, Manni Manni Burgsmüller“ skandierten sie. Noch lange nach seiner Zeit: Immer wenn es beim BVB nicht lief, tauchten diese Sprechchöre auf.
Burgsmüller war noch ein richtiger Straßenkicker, schlitzohrig, „mit allen Wassern gewaschen“, wie man so schön sagt – Eigenschaften, die man nicht in Jugendleistungszentren erwirbt. Er spielte hinten den Spitzen bzw. damals dem Mittelstürmer im vorderen Mittelfeld, war so eine Art zweite Welle und immer da, wo es gefährlich wurde. Der Strafraum war sein Metier: Burgsmüller hatte den berühmten Torriecher, den man nicht lernen kann. Dabei half ihm seine starke Technik.
In Dortmund wurde er Kapitän, galt aber nie als pflegeleicht. Auch ein Grund, warum er nicht mehr als drei Länderspiele für Deutschland machte. Mit manchen Trainern hatte er so seine Probleme. „Die Trainer, mit denen ich gut ausgekommen bin, sind auch heute noch im Geschäft. Die anderen sind verschwunden", erklärte er einst.
Einer, mit dem er gut auskam, war Otto Rehhagel. Der trainierte ihn in Dortmund und holte Burgsmüller nach Stationen in Nürnberg und Oberhausen im Alter von 36 Jahren zu Werder Bremen. Gemäß dem Rehhagel-Motto, dass es keine „junge und alte Spieler, sondern nur gute und schlechte Spieler gibt.“
In Bremen drehte Burgsmüller noch mal richtig auf, wurde 1988 mit Werder Meister und traf auch gerne gegen den BVB. 1990, mit 41 Jahren, beendete er seine Karriere. Später war er dann noch im American Football als Kicker sehr erfolgreich. Und dann waren noch die Helden der Kreisklasse: In dieser Doku des Senders Kabel 1 begleitete Manni Burgsmüller die Kicker des Dortmunder Vereins SSV Hacheney in der Dortmunder Kreisliga. Könnte Kabel 1 eigentlich mal wiederholen.

Lesetipp
Ein interessantes Interview führte das Fanzine Jawattdenn von RW Essen



Samstag, 18. Mai 2019
Noble Moon ein mutiger Tipp
Ganz neue Konstellation im Mehl-Mülhens-Rennen, den Deutschen 2000 Guineas: Nur drei deutsche Pferde rücken am Sonntag in Köln in die Boxen, hinzukommen sechs Starter aus England und je einer aus Frankreich und Irland. Das zeigt einerseits die Krise im deutschen Turf, andererseits reiten auch nicht jeden Tag Leute wie Oisin Murphy, Joe Fanning oder Gérald Mossé in unserem Land. Der Klassiker ist zudem 2019 eine ziemlich kniffelige Anlegenheit. Starter und Chancen.

1. Arctic Sound (Trainer Mark Johnston/Jockey Joe Fanning): Wie viele Pferde von Mark Johnston zweijährig fleißig und erfolgreich: Vier Siege bei sechs Starts. Gruppe-3-Sieger aus Newmarket über 1400 Meter, als er mit Speed und Ausdauer gefiel. Beim Saisondebüt im European Free Handicap aber nur anfänglich gut dabei. Diese Form sollte er steigern können, Joe Fanning im Sattel ist ein weiteres Plus.

2. Fox Champion (Trainer Richard Hannon/Jockey Oisin Murphy): Von Rennen zu Rennen verbesserter Kodiac-Sohn, drei Siege bei vier Starts, zuletzt erfolgreich in einem Conditions-Stakes in Newmarket. Jetzt wird ein weiterer Sprung verlangt, das Potenzial könnte er haben. Erster Versuch über 1600 Meter, die Distanz sollte er können. Frontrenner.

3. Global Spectrum (Trainer Gay Kelleway/Jockey Gérald Mossé): Drei Erfolge bei vier Starts, Höhepunkt war der Sieg in der Al Biddah Mile (Gruppe 2). Die Form ist schwer einzuschätzen, chancenlos in starker Konkurrenz in den Craven Stakes in Newmarket.

4. Great Scot (Trainer Tom Dascombe/Jockey Richard Kingscote): Nach Vorformen der stärkste Gast. Zwar „nur“ Platz 9 in den englischen 2000 Guineas, aber gar nicht so weit geschlagen auf der „falschen“ Seite. Zum Saisonauftakt guter Zweiter in den Greenham Stakes und auch zweijährig mit starken Leistungen in sehr starker Gesellschaft. Kann manchmal laut Racing Post ein wenig nervig sein, pullte etwa Anfangs ziemlich hart in den Greenham Stakes.



Die Greenham Stakes 2019 in Newbury: Great Scot wird Zweiter.

5. Marie’s Diamond (Trainer Mark Johnston/Jockey P.J. McDonald): Zweiter Starter aus dem Quartier von Mark Johnston. Bereits elf Lebensstarts, neun davon als Youngster. Zweijährig mit guten Formen, unter anderem Gruppesieger in The Curragh und Zweiter in den Richmond Stakes in Goodwood (Gr.2). Alles über kürzere Distanzen, beim ersten Versuch über 1600 Meile Vierter in einem Listenrennen in Newcastle. Andere Kandidaten überzeugen mehr.

6. Noble Moon (Trainer Peter Schiergen/Jockey Andrasch Starke): Der Winterfavorit, zweijährig in zwei Starts unbesiegt. Platz 5 im Krefelder Busch-Memorial war ein wenig enttäuschend, allerdings hatte er auch ein schlechtes Rennen und kam erst spät richtig in Schwung. Nach der Winterfavorit-Form aber ein echter Prüfstein für die Gäste. Viele Pferde aus dem Peter Schiergen-Stall zeigen sich zudem beim zweiten Saisonstart deutlich verbessert.

7. Pogo (Trainer Charles Hills/Jockey Franck Blondel): Auch schon der elfte Start im Leben. Zuletzt Überraschungssieger in einem Class 2-Handicap, lief vorher oft in guter Gesellschaft und schlug sich manchmal ganz achtbar. Solider Kandidat, aber ohne große Empfehlungen.

8. Revelstoke (Trainer Andreas Wöhler/Jockey Bauyrzhan Murzabayev): Talentiertes Pferd aus dem Wöhler-Quartier, das zweijährig Gruppeplatziert in Italien war. Ordentlicher erster Saisonsieg in Mülheim, jetzt heißt es Farbe bekennen. Mit Sicherheit noch weiteres Potenzial nach oben, sehr interessant.

9. Sibelius (Trainer Markus Klug/Jockey Adrie de Vries): Von den heimischen Startern das Pferd mit der größten Erfahrung. Ganz ordentliche Formen in guter Gesellschaft und auch Platz 4 im Busch-Memorial war passabel. Dennoch fehlt das letzte Stück Klasse – Außenseiter.

10. Wargrave (Trainer J.A Stack/Jockey Jamie Spencer): Irischer Gast, der im sechsten Versuch in Naas im März erstmals siegte. Aber immerhin oft platziert, unter anderem in einem Listenrennen. Platz 4 im Guineas-Trial in Leopardstown war ok. Wäre dennoch eine Überraschung.

11. Lady Te (Trainer Carin Fey/Jockey Alexis Badel): Tertulian-Tochter aus dem Quartier von Carina Fey in Chantilly. Platz 3 in einem Gruppe 3-Rennen in Longchamp ist eine Empfehlung, vorher oft über längere Strecken in Altersgewichtsrennen und Handicaps unterwegs. Außenseiterin, aber nicht hoffnungslos.

Urteil
Great Scot, Arctic Sound und Fox Champion sind starke ausländische Gäste, die alle gute Chancen anmelden. Doch der Winterfavorit Noble Moon ist besser als die Krefelder Form, sein Erfolg gegen den aktuellen Derby-Favoriten Django Freeman war große Klasse. Revelstoke ist ein Pferd mit offenbar viel Talent. Er wird sich weiter verbessern.



Mittwoch, 15. Mai 2019
Deutsche Starter ohne Chance
So richtig rund läuft es bislang nicht für die deutschen Pferde in den Top-Rennen des Wochenendes. Wenn ausländische Gäste da sind, siegen sie auch meist. Auch wenn deren Form nicht besonders aufregend erscheint – siehe am Wochenende Raa Atoll im Oleander-Rennen in Hoppegarten. Oder am Sonntag davor French King im Carl Jaspers-Preis (Gruppe 2) in Köln. Ergebnisse, die doch ein wenig ernüchtern – bezogen auf die Qualität der einheimischen Armada.

Am Sonntag in Hoppegarten gab es sogar einen irischen Doppelerfolg. Aber nicht der hohe Favorit Thomas Hobson aus dem irischen Hindernis-Champion-Quartier von Willie Mullins machte das Rennen, sondern der Außenseiter Raa Atoll aus dem Stall von Luke Comer. Es war der erste Start für den irischen Trainer, der in den letzten Jahren mit seinen wenigen Startern wenig erfolgreich war und einigen Ärger hatte. Aber der Mann ist ja eigentlich Immobilienentwickler und gemeinsam mit seinem Bruder Brian Inhaber der Comer Group. In Irland sponsert die Gruppe einige große Steherprüfungen wie das St. Leger. Jetzt unterstützen sie auch das Oleander Rennen und da macht es sich natürlich gut, wenn der Sieger aus dem eigenen Stall kommt.
Im Sattel saß nicht ein eingeflogener Mann von der Insel, sondern Jozef Bojko, Jockey am Start von Andreas Wöhler. Der servierte Raa Atoll ein taktisch gutes Rennen aus dem Vordertreffen und hatte auch den Angriff des Favoriten immer unter Kontrolle. Der Sieger war im letzten Jahr bei John Gosden im Training, beste Form war Rang 4 in den King Edward Stakes während Royal Ascot. Beim letzten Start für Gosden war er allerdings abgeschlagener Letzter in einem Gruppe 2-Rennen in Newmarket.
Eigentlich war Thomas Hobson nach Formen das zu schlagende Pferd: Sieger im September im Doncaster Cup, zum Saisonschluss Zweiter hinter dem besten englischer Steher Stradivarius in Ascot – das waren schon handfeste Referenzen aus den Top-Marathonprüfungen in England.
Von den deutschen Startern lieferte der unverwüstliche Moonshiner noch die beste Leistung als Dritter, hochgehandelte Pferde wie Nikkei oder Ernesto erfüllten nicht die Erwartungen. Aber die deutsche Steher-Spitze ist quantitativ relativ klein, da überraschte ein ausländischer Erfolg nicht völlig.

Mal wieder Pantall
Wie French King allerdings die deutsche 2400-Meter-Elite vor gut einer Woche im Kölner Carl Jaspers-Rennen (dem ehemaligen Gerling-Preis) beherrschte, gab schon eher zu bedenken. Zugegeben, im Sattel saß der großartige Olivier Peslier und Trainer Henri-Alex Pantall ist ein Meister darin, für seine Pferde das passende Rennen in Deutschland zu finden. Der Gewinner hatte zwar zuletzt eine gutdotierte Prüfung in Doha gewonnen und dabei unter anderem Hunting Horn (nicht gerade ein Top-Pferd aus dem Aidan 0’Brien-Stall) besiegt. Vorher war er in französischen Listenrennen in der Provinz höchstens platziert.
Es war zum Schluss zwar nur eine dreiviertel Länge Vorsprung, aber es waren viele deutsche Pferde unterwegs, die in dieser Saison ihr Glück in den besten deutschen Prüfungen über längere Strecken versuchen werden. Leider macht sich hier bemerkbar, dass gute Pferde verkauft wurden und nun ihr Glück in Australien oder Hongkong versuchen.
Am nächsten Sonntag könnte es die nächste Schlappe für die heimischen Galopper geben. Das Mehl- Mülhens-Rennen in Köln über 1600 Meter, die deutschen 2000 Guineas, steht an und da werden starke Gäste aus England, Irland und Frankreich in die Startboxen rücken. Zwar nicht die Elite, aber die gute zweite Wahl. Und das reicht leider häufig über die Meile gegen die deutschen Pferde, zumal in diesem Jahr nur drei einheimische Starter laufen werden. Seit 2010 gab es fünf englische Erfolge, immerhin behielten in den letzten zwei Jahren dank Ancient Spirit und Poetic Dream hier trainierte Pferde die Oberhand. Und Henri-Alex Pantall hat immerhin kein Pferd am Start.