Mittwoch, 17. Mai 2017
Peta macht jetzt auch Fernsehen
Rennpferde haben ein schlechtes Leben, leiden unter permanenten Stress und kommen als seelische und gesundheitliche Krüppel aus dem Trainingsbetrieb. Gequälte Geschöpfe, die unter anderem mit Scheuklappen, Zungenbändern und der Peitsche malträtiert wurden. Und natürlich dienen die Rennpferde nur der Profitmaximierung ihrer reichen Besitzer. Das ist kurz zusammengefasst die Kernbotschaft der Reportage „Das kurze Leben der Rennpferde“, die am Montag im NDR-Fernsehen lief.

Eigentlich ist der Freund des Galopprennsports ja froh, wenn sein Lieblingssport mal im TV vorkommt. Aber diese Sendung von den Autoren Antonia Coenen und Wilm Huygen war kein Aushängeschild des öffentlich-rechtlichen Journalismus. Im Gegenteil: Der Film war sehr tendenziös und schilderte nur die negativen Seiten des Galopprennsports.
Immerhin kamen auch Vertreter des Turfs zu Wort: Jan Anthony Vogel vom Direktorium für Vollblutzucht und Rennen (DVR), Philipp Heinz, Geschäftsführer des Kölner Renn-Vereins oder die Trainer Christian von der Recke und Markus Klug. Ist ja eine Grundtugend des Journalismus, ein Problem von beiden Sachen aufzubereiten. Doch Vogel, Heinz, von der Recke und Klug waren nur Staffage, ihre Aussagen wirkten nichtssagend und wurden teilweise hinterher von den Autoren widerlegt. Nicht gerade die feine Art, mit Gesprächspartnern umzugehen.
Dafür durfte Dr. Maximilian Pick, einst Rennbahn-Arzt in München und inzwischen so eine Art Chefkritiker des deutschen Turfs, seine Thesen verbreiten: Rennpferde laufen nur schnell, weil sie Angst haben. Sie haben psychische Schäden, weil sie 23 Stunden in der Box stehen und leiden unter der Boxenhaltung und und…. Diese Ausführungen blieben leider unkommentiert, die Gesprächspartner aus dem Turf kamen dazu nicht zu Wort.

Brutale Bilder
Zudem wurde die traurige Geschichte von Asantau erzählt. Einem Galopper, der einst 136.000 Euro (oder Pfund oder Guineas) auf der Auktion kostete, einmal als Zweijähriger für Trainer Markus Tregoning in England unplatziert am Start war und dann für kleines Geld zu Trainer Christian von der Recke ins Training kam. Dort gewann er zwei kleinere Rennen und kam dann als „völlig kaputtes Pferd“ zu seiner neuen Besitzerin Sabrina H. Wenn man der einmal glauben darf. Dazu gab es teilweise brutale Bilder von verunglückenden Pferden, von nervösen Zweijährigen, von arg schwitzenden Vollblütern vor der Startbox.
Ich gehe seit mehr als 30 Jahren auf Rennbahnen, aber diese Eindrücke sind doch zum Glück nicht die Norm. Aber wenn ich so etwas finden möchte, finde ich das auch. Macht die sogenannte Tierschutzorganisation PETA auch immer.
Angeblich haben die Autoren eine Saison lang recherchiert. Dass die meisten Pferde durchaus Spaß am Laufen haben, ist ihnen offenbar entgangen. Auch, dass Todesfälle zum Glück nicht die Regel sind.
Natürlich gibt es genügend Kritisches im deutschen und internationalen Turf. Gerade um die ausscheidenden Pferde und ihr Schicksal sollte sich die Branche mehr kümmern, das ist immer noch bei vielen ein Tabu-Thema.
Immerhin hat German Racing schnell reagiert und entsprechendes Material auf ihre Seite gestellt. Das ist positiv. Auch in den sozialen Netzwerken – zum Beispiel auf der Facebook-Seite des NDR – bekommt der Beitrag mehrheitlich harte Kritik. Ich empfehle zudem den Beitrag von Andrea Glomba, ehemalige Rennreiterin, auf Facebook. Da wird einiges zurecht gerückt.

Nachtrag
Wie die Autoren gearbeitet haben, zeigen zudem die Erfahrungen von Rebecca Danz. Kommentar überflüssig



Mittwoch, 10. Mai 2017
Keine Zukunft für Tuchel beim BVB
Offenbar kann sich Borussia Dortmund zur nächsten Saison einen neuen Trainer suchen. Das Verhältnis zwischen BVB-Chef Hans-Joachim Watzke und seinem Trainer Thomas Tuchel scheint nicht mehr zu kitten.

Eigentlich hätte die Welt sportlich beim Fußball-Bundesligisten Borussia Dortmund doch in Ordnung sein müssen. Platz 3 und damit die direkte Qualifikation für die Champions League nach dem 2:1 gegen den größten Konkurrenten TSG Hoffenheim in Reichweite, das DFB-Pokalfinale nach dem triumphalen Erfolg bei Bayern München erreicht. Und auch in der Champions League schlug sich der BVB als Viertelfinalist mit dem unglücklichen Ausscheiden gegen den starken AS Monaco durchaus achtbar.
Was also trieb BVB-Boss Hans-Joachim Watzke dazu, seinen Trainer Thomas Tuchel in einem Interview mit der WAZ anzuzählen? Zwar dezent, aber schon bestimmend – und das vor dem wichtigen Spiel gegen die TSG Hoffenheim. War es persönliche Eitelkeit, weil Watzke nach dem Anschlag auf dem BVB-Mannschaftsbus als herzloser Fußball-Kapitalist in der Öffentlichkeit galt? Denn er führte gemeinsam mit der UEFA das Viertelfinal-Hinspiel gegen Monaco planmäßig durch – am Tag nach dem Anschlag. Übungsleiter Tuchel hatte das heftig kritisiert, jedoch nur die UEFA genannt und nicht Watzke. Dafür bekam der oft reichlich verschroben wirkende Tuchel von den Medien große Anerkennung, Watzke war hingegen der Buhmann.
„Teilweise“ habe ihn das schon irritiert, sagte der BVB-Chef im WAZ-Interview. Intern sei alles besprochen worden und Tuchel informiert gewesen.
Der Konflikt liegt tiefer. Spannungen zwischen dem Borussen-Trainer und seinem Boss gibt es – wenn man den meisten Medien glauben darf – schon länger. Besser also zu diesem Zeitpunkt, die Trennung von Tuchel vorzubereiten. Denn wenn die Borussia das DFB-Pokalfinale gegen Eintracht Frankfurt gewinnt und Trainer und Mannschaft im Triumphzug durch Dortmund fahren, wird dieser Schritt in der Öffentlichkeit nur schwer zu verkaufen sein.


Betroffen: Thomas Tuchel auf der PK nach dem Anschlag auf den Bus und dem Heimspiel gegen Monaco

Licht und Schatten
Ich bin etwas zwiespältig in der Beurteilung von Thomas Tuchel. Sportlich war das erste Jahr ganz hervorragend, die fachliche Handschrift des Trainers und seines Teams waren deutlich erkennbar. Die Dortmunder steigerten sich spielerisch, nach den glorreichen Klopp-Jahren gab Tuchel neue Impulse. Wenn der FC Bayern im letzten Jahr nicht so gut gewesen wäre, wäre der BVB ein würdiger Deutscher Meister gewonnen.
Natürlich war der Schatten von Übertrainer Jürgen Klopp groß. Vom Typen sind die beiden eben grundverschieden – der „Menschenfänger“ Klopp, der offensiv auf die Leute zuging und damit schnell die Sympathien in Dortmund gewann, und der introvertierte Tuchel, der sich nie vor der Südtribüne feiern lassen würde.
In dieser Saison sieht die Situation anders aus. Das lag jedoch zum größten Teil nicht am Trainer, denn vor der Saison verlor der BVB mit Mats Hummels, Ilkay Gündogan und Hendrikh Mkhitaryan drei wesentliche Stützen der Mannschaft an noch finanzkräftigere Klubs wie den FC Bayern, Manchester City und Manchester United. Dass diese drei Pfeiler wegbrachen, traf nicht nur Thomas Tuchel hart.
Zumal die teuersten Neuzugänge wie Heimkehrer Mario Götze und Andre Schürrle schon wegen andauernder Verletzungen blass blieben. Auch der von Bayern München geholte Sebastian Rode enttäuschte und war zudem lange verletzt. Emre Mor und Mikel Merino waren eh‘ Investitionen für die Zukunft. So prägten nur der hochtalentierte Ousmane Dembele, der portugiesische Europameister Raphael Guerreiro und der von Barca geholte Marc Bartra (nach verständlichen Anfangsproblemen) das BVB-Spiel.
Die aktuelle Dortmunder Mannschaft hat einfach nicht die Klasse des Vorjahres. Sie ist talentiert, aber eben auch jung und unbeständig. In der Rückrunde liegt sie immerhin im Soll – siehe oben. Das spricht für den Trainer, der wie jeder andere auch Fehler gemacht hat.
Aber offenbar eskalierte das Ganze jetzt. Erstaunlicherweise sind die Zeitungen, die ich regelmäßig lese (Ruhr Nachrichten, kicker und Süddeutsche Zeitung), alle gegen Tuchel und für Watzke. Besonders die sonst so hochgeschätzte Süddeutsche Zeitung fällt mir da besonders auf. Man lese nur einmal diesen Text von Freddie Röckenhaus. Da wird noch mal kräftig nachgetreten. Aber SZ und kicker machten zuletzt auch Stimmung gegen Klopp. Also nichts Neues.



Donnerstag, 27. April 2017
Dragon Lips und ein Engländer in der Pole Position
Das frühe Frühjahr ist eine der interessantesten Zeiten der Turfsaison. Hinweise für die Klassiker im Mai machen diese Renntage so spannend. Erstes klassisches Rennen in Deutschland ist das Mehl Mülhens Rennen (17.5), die deutschen 2000 Guineas, in Köln. nurpferdefussball mit einer ersten Bestandsaufnahme.

So recht ist der Wert des traditionellen Dr. Busch-Memorial in Krefeld in diesem Jahr nicht einzuschätzen. Dafür war das Rennen zu unruhig, war der Rennverlauf für viele Teilnehmer zu schlecht, weil sie entweder festsaßen oder einfach noch zu grün waren. „Alle Drei hatten ein Katastrophen-Rennen und wären normalerweise weiter vorne gelandet“, sagt etwa der Röttgener Trainer Markus Klug über seine Starter.
Der größte Pechvogel trug den Namen Colomano: Denn der Hengst hing lange Zeit der Geraden fest im Pulk, kam erst spät auf Touren und gefiel immerhin durch seinen Schlussakkord. Dia Del Sol und Ming Jung hatten hingegen aus verschiedenen Gründen nur wenige Momente. Aber auch ihnen ist beim nächsten Start Verbesserung zuzutrauen.
Andere Starter scheiterten einfach an ihre Unerfahrenheit. Shinzaro, der zudem noch etwas pummelig aussah, etwa ging in äußerster Spur ganz weite Wege und endete chancenlos alleine weit außen. Schade, denn der Halbbruder des Union-Siegers Shimrano war so etwas wie der Mumm des Kolumnisten.
Das soll aber nicht die große Leistung des Sieges Dragon Lips schmälern. Marc Lerner präsentierte dem 147:10 Außenseiter ein optimales Rennen und am Ende gewann der Sohn des englisches 2000 Guineas-Siegers Footstepsinthesand mit etwas mehr als drei Längen. Schöner Treffer nicht nur für die Besitzer des Stalles Lintec, sondern auch für Ex-Jockey Andreas Suborics, der bekanntlich den Stall von Trainer Andreas Löwe übernahm.

Der erste Start half
Mit dem Drachen hatten die wenigsten gerechnet. „Dragon Lips hat sicherlich auch von seinem ersten Saisonstart in Krefeld profitiert, denn das Rennen hat ihn auch ein gutes Stück weitergebracht“, betonte der erfolgreiche Coach. Anfang April war der Hengst, der zweijährig schon gute Formen gezeigt hatte, als klarer Favorit an der spritzigen Stute Sunny Belle aus dem Schiergen-Quartier gescheitert. Das war allerdings über kurze 1300 Meter, die 400 Meter mehr im Dr. Busch-Memorial kamen Dragon Lips entgegen.
Was lehrt uns also das Memorial für die German 2000 Guineas? Dragon Lips ist jetzt Mitfavorit, gut ins Gespräch gebracht hat sich Savile Row, der alle Zweijährigen-Formen deutlich steigerte und als Dritter ein beherztes Rennen lief. Keine Nennung für 1600 Meter-Klassiker haben der Zweite Langtang und der unglückliche Colomano, beides interessante Kandidaten für längere Wege. Nicht abschreiben werde ich Dia Del Sol, der zweijährig schon vor Dragon Lips war, und auch Shinzaro wird dazu lernen.
Hoch gehandelt werden die beiden Wöhler-Pferde Empire Of The Star und Poetic Dream, die beide zuletzt gute Formen in Frankreich zeigten. Was diese Leistungen wert sind? Noch schwer zu sagen.
Mitfavorit neben Dragon Lips ist aktuell Forest Ranger aus dem englischen Quartier von Richard Fahey. Der hat immerhin in drei Rennen schon über 81000 Euro verdient und siegte zuletzt als 260:10-Schuss in einem hochdotierten Altersgewichtsrennen auf der noch relativ neuen Allwetterbahn in Newcastle. Dabei besiegte das Pferd in Besitz von Frau H. Steel durchaus gute Pferde.
Der Ranger verdient alleine schon Respekt aufgrund der guten Bilanz der ausländischen Gäste. Seit 2006 gab es sechs Siege der englischen und französischen Gäste. Der Beste war Excelebration 2011, der der englische Top-Meiler seiner Zeit gewesen wäre, wenn er nicht häufig auf einen Gegner mit dem Namen Frankel getroffen wäre.



Von Köln nach Ascot: Excelebration siegt in den 2012 Queen Elizabeth Stakes