Mittwoch, 11. November 2015
steepler.de: Alles über Hindernisrennen
Eine Menge an Informationen zum Thema Hindernissport in Deutschland bietet die neue Internetseite steepler.de. Die Macherinnen Stefanie Ihlenburg und Juana Rabenseifner wollen mit ihrem Angebot auch dafür sorgen, dass der Sport in Deutschland wieder neuen Schwung gewinnt.

Kaum zu glauben: Es gibt gute Nachrichten in Sachen Deutscher Hindernissport. Zum einen sportlich: Kazzio, trainiert von Pavel Vovchenko, siegte Ende September mit Cevin Chan im 76. Gran Premio Meran. Vorher hatte der Königstiger-Sohn bereits einen starken zweiten Platz in der mit rund 100 000 Euro dotierten Grand Steeple Chase des Flandres im belgischen Waregem belegt.
Zum anderen starteten in letzter Zeit einige bemerkenswerte Initiativen, die sich für Hürden- und Jagdrennen in Deutschland einsetzen. Da wäre auf Facebook etwa die Gruppe German National Hurdle. Dort haben sich einige Enthusiasten versammelt, die den Hindernissport in Deutschland wieder nach vorne bringen wollen.
Eine, die auf dieser Seite regelmäßig postet, ist Stefanie Ihlenburg. Und damit schließt sich der Kreis: Denn gemeinsam mit Juana Rabenseifner füllt sie nicht nur eine andere Facebook-Seite namens Zwischen den Flaggen mit Informationen, sondern betreibt auch mit ihrer Kollegin das Internetangebot www.steepler.de.
„Ich hatte immer den Eindruck, dass der Hindernissport auch medial nur eine Randerscheinung in der deutschen Galoppsportwelt ist“, sagt Ihlenburg. Mit steepler.de bieten die zwei Frauen Neues, denn eine ähnliche Seite gab es bislang nicht im Netz. „Wir sind große Hindernisfans und sehr traurig darüber, dass der Sport in Deutschland meist aus dem Programm genommen wurde“, erklärt Rabenseifner.



Geplant ist unter anderem ein Kalender zum Hindernissport. Weitere Infos gibt es hier.

Herzblut
Dabei seien die Voraussetzungen, so Stefanie Ihlenburg, so schlecht nicht: „Es gibt tolle Rennen und Aktive, die wirklich mit Herzblut dabei sind. Der Sport wird auch vom Publikum sehr gut angenommen, aber Informationsquellen zu finden, ist nicht immer leicht.“ Ihlenburg ist Fotografin, arbeitet auch für die Internetseite Anglo German Racing und vermittelt englische und irische Hindernisjockeys nach Deutschland. Durch diese Aktivitäten habe sie einigermaßen den Überblick, „aber vorher habe ich viele Hindernisrennen verpasst, weil ich halt nicht immer brav die Sport Welt gelesen habe und somit einfach nicht wusste, dass sie stattfanden.“
Steepler.de soll gebündelt diese Informationen anbieten. Die Seite enthält schon einen gut gefüllten Nachrichtenteil, Portraits von Hindernispferden, Jockeys und Trainern, dazu kommt ein großer Bereich mit Erklärungen, Rennterminen, Rennbahnen etc.
„Wir hoffen, dass wir so mit unserer Website einen kleinen Beitrag dazu leisten können, dass der Hindernissport in Deutschland wieder in Schwung kommt“, betont Stefanie Ihlenburg. Steepler.de möchte sowohl über aktuelle Ereignisse informieren als auch „Lesestoff wie etwas Interviews oder Reportagen über den Sport“ bieten. Zudem soll es einen Blog von einem Jockey geben, aber das sei, so Ihlenburg, „noch nicht ganz in trockenen Tüchern".
Noch ist es eine schwierige Aufgabe, den Hindernissport in Deutschland wieder populärer zu machen. Man muss nur mal schauen, wie viele Bahnen überhaupt noch Hürden- und Jagdrennen anbieten.
Stefanie Ihlenburg ist da optimistischer: Ein gesundes Fundament sei vorhanden, nur fehle es oft noch etwas an „Selbstvertrauen, Popularität und Präsenz“. Der Kolumnist drückt jedenfalls ihr und ihrer Kollegin die Daumen.



Noch mal zum Genießen: Kazzios Triumph in Meran



Mittwoch, 4. November 2015
Australischer Glamour und Dortmunder Sand
Am Dienstag trafen zwei Turf-Welten aufeinander: Frühmorgens der Melbourne Cup in Flemington/Australien, abends der PMU-Renntag in Dortmund-Wambel. Einerseits das Rennen, bei dem ein ganzer Kontinent stillstehen soll – andererseits neun Prüfungen auf der Sandbahn mit überwiegend Pferden der unteren Leistungsklasse. Aber was sind Millionen mitfiebernde Zuschauer Down under gegen vielleicht 600, 700 Unentwegte in Wambel? Deshalb fängt dieser Text auch erst einmal mit den Lehren des Renntages in Dortmund-Wambel an.

Erstaunliche Quote im ersten Rennen: Da waren offensichtlich die berühmten „Langmacher“ am Werk. Was ist damit auf sich hat, wird hier gut erklärt. Jedenfalls dürfte einige Wetter sich gefreut haben: Los Cerritos, Vega und South Carolina waren die drei meistgewetteten Kandidaten im Preis der Besitzervereinigung und liefen genau in dieser Reihenfolge ein. Am deutschen Toto gab es dafür Platzquoten von 21, 22 und 17, der Drilling (bei dem man nur diese drei Pferde auf dem Schein haben musste) zahlt erstaunliche 420:10. Zum Vergleich: die viel schwierigere Dreierwette Quote 74:10, die PMU-Platzquoten waren 12, 14 und noch mal 14, für den Drilling gab es dort gerade mal 59:10.

Erstaunliche Abstände: Am meisten an den Winterrennen in Dortmund und Neuss nervt mich, dass die Rennen oft früh entschieden sind und nur selten mal Pferde von hinten ins Geschehen eingreifen. So packende Endkämpfe mit drei oder mehr Vollblütern und das Feld knapp dahinter, so etwas gibt es im deutschen Rennwinter leider ganz selten.
So war es auch gestern in Dortmund: Die Abstände waren gewaltig, in der Regel wurde von vorne gewonnen. Manchmal gab es immerhin so etwas wie einen Zweikampf.
„Jetzt kommen die Speedpferde“, rief Bahnsprecher Pan Krischbin beim siebten Rennen ganz aufgeregt. Er muss eine Fata Morgana gehabt haben – Speedpferde auf Sand? Dabei war das Gros der Prüfungen Handicaps und eigentlich müssten die Pferde quasi so einlaufen, dass unter eine „Decke passen“. Ist aber nicht so – nächste Woche laufen wieder die selben Kandidaten, die Abstände sind wieder groß, nur diesmal gewinnt ein anderer.

Persönlicher Frust: Die erfahrene Leserin bzw. der erfahrene Leser wird jetzt vielleicht feststellen, dass der Kolumnist ein wenig frustriert ist. Das ist durchaus richtig, denn wettmäßig stand er sich diesmal selbst im Weg. Zuerst verpasste er die Siegwette auf Nottingham Forest im zweiten Rennen, weil er sich entschied, nicht zu wetten. Es folgte eine Siegwetten-Bilanz des Grauens: Shalin (Re. 3), Sitaro (Re.4), Abstynencja (Re.5), Smart Shuffle (Re. 7), Hippocrene (Re. 8), Fantastic Lips (Re. 9).
Die Krönung war das fünfte Rennen: Eigentlich wollte ich Valeron wetten, änderte aber dann diesen Tipp, weil mir die Startbox außen nicht gefiel. Also tippte ich b>Abstynencja aus der Startbox 1. Dieser verschlief den Start, lag hinter dem Feld und machte zum Schluss noch Boden gut. Aber da war Valeron mit Eddy Pedroza schon längst im Ziel. Pedroza gewann dreimal an diesem Abend, aber ich treffe mit ihm nie. Auch so eine Geschichte.

Schocksieg
Damit wären wir in Australien beim Melbourne Cup. Mit Prince of Penzance siegte ein großer Außenseiter, mit Michelle Payne gewann erstmals eine Reiterin diese Monster-Prüfung. Zweiter wurde Max Dynamite, Nachkomme einer deutschen Stute, aus dem irischen Stall von Willie Mullins und Dritter Criterion, der im Sommer auch in Europa lief. Im Mittelfeld endeten der ex-Schlenderhaner Our Iwanhoe und das Pferd mit meinem Lieblingsnamen Who Shot Thebarman.
Zum Glück ist die Verletzung des großartigen Red Cadeaux nichts Ernstes. Das Bild seines weinenden Jockeys Gerald Mosse machte die Runde. Da befürchteten viele das Schlimmste für diesen eisenharten Globetrotter, der 2014, 2013 und 2011 jeweils Zweiter im Melbourne Cup war.
2011 triumphierte bekanntlich Dunaden in Australien. Und damit haben wir eine Gemeinsamkeit zwischen Flemington und der Dortmunder Sandbahn: Denn der Wallach lief in jungen Jahren zweimal im Wambeler Winter – erfolglos.



Michelle Payne nach ihrem grandiosen Sieg: Sie sei überglücklich und dann folgt deutliche Kritik am Chauvinismus im Männer-Sport Galopprennen. Frauen können es genauso gut, sagt sie.



Donnerstag, 29. Oktober 2015
BVB 2014/2015: Die Schwarzalge war schuld
Eines muss man den Verantwortlichen von Evonik lassen: Sie sind ein ungemein kreativer Sponsor von Borussia Dortmund. Neuester Paukenschlag: Die Mitglieder der DFB-Autorennationalmannschaft haben Borussia Dortmund eine Saison begleitet. Ihre Texte füllen das Buch „Man muss das Spiel auch lesen können“ und schildern die Spielzeit 2014/2015.

Es war ein turbulentes Jahr: Nach dem 19. Spieltag war der BVB Tabellenletzter, nach der Niederlage in Mönchengladbach verkündete Trainer Jürgen Klopp seinen Abschied. Wenigstens rettete sich die Borussia noch in die Europa League – was manche im Vergleich zur Champions League als Strafe ansehen.



„Man kann wirklich sagen: Wir sind auch durch diese Krise gegangen“, schreibt Herausgeber Moritz Rinke im Vorwort. „Und mehr und mehr wurde unsere Anteilsnahme ein ständiges Mitleiden, bis hin zur Panik.“ Obwohl viele Autoren Fans anderer Vereine sind, einer unterstützt sogar den FC Bayern München.
Aber so richtig haben mich viele Texte nicht gepackt, viele wirken austauschbar. Das mag auch daran liegen, dass die meisten Autoren als Evonik-Gäste im VIP-Bereich saßen. Dort gibt es zwar ein nettes Menü, aber die wahren Geschichten passieren woanders im Stadion.

Im Körper eines Herthaners
Dabei fängt es gut an, wenn Schauspieler Joachim Krol seine Erlebnisse vom Pokalfinale 1989 schildert. Interessant: Philosoph und Autor Wolfram Eilenberger (es gab mal einen Torhüter bei Wattenscheid 09 mit dem Namen Ralf Eilenberger) beobachtete Zeljko Buvac, die ewige „B-Seite“ von Jürgen Klopp oder die „amtierende Mutter aller Assistenztrainer“.
Mein Highlight der Hinserie ist der Text von Jörg Schieke zum Heimspiel gegen Hannover. Der ist atmosphärisch famos, der BVB verliert äußerst unglücklich 0:1 und Schuld ist nur die Schwarzalge, die den Rasen kaputt gemacht hat.
Favoriten der Rückrunde sind „Die Geschichte der Null – ein Kai-Falke-Trivialroman“ von Andreas Merkel zum drögen 0:0 gegen den Kölner FC. Kai Falke ist eine Comic-Figur mit einigen Verbindungen nach Dortmund.
Thomas Brussigs „Ich bin ein BVB-Fan im Körper eines Herthaners“ zum Spiel gegen die Berliner hat mich begeistert. Das Spiel war öde und schnell entschieden, aber Brussig schreibt originell und sehr witzig, peppt damit das Geschehen schön auf.
Selbstverständlich darf Jürgen Klopp nicht fehlen. Moritz Rinke hat ihn zum Saisonabschluss interviewt – das Resultat ist zumindest interessanter als die meisten Interviews des Fachblattes kicker. Den Text kann der Interessierte hier noch mal nachlesen, am besten hat mir die Stelle gefallen, als Klopp erzählt, dass er keine Spielberichte liest.
„Wenn ich das Spiel selbst gesehen habe, muss ich mir nicht angucken, wie die anderen das bewertet haben. Eure Texte hätte ich mir allerdings mit Sicherheit mal reingepfiffen, ich werde das auch noch machen, einfach um diesen wahrscheinlich völlig anderen Ansatz kennenzulernen. Ich kann den Bierernst des Fußballs wirklich nur 90 Minuten ertragen. Alles, was um den Fußball herum gemacht wird, die Protagonisten, zu was auch immer sie gemacht werden – das ist natürlich Wahnsinn, und ich bin glücklicherweise intelligent genug, um das richtig einschätzen zu können.“

Urteil
Bedingt empfehlenswert

Das Buch, die Autonama