Nun ist er doch zurückgetreten, der Blatter Sepp, der mächtige Präsident des Weltfußballverbandes FIFA. Die Kacke, wie man uns beim Ruhrgebiet sagt, war dann doch zu sehr am Dampfen. So sehr, dass der machtbewusste Blatter sein Amt aufgab, in das er noch am Freitag von seinen FIFA-Kollegen gewählt wurde. Ich empfehle einfach mal die Artikel der in Sachen FIFA immer gut informierten Süddeutschen Zeitung.
Der Kolumnist interessiert sich schon sehr lange für das skandalöse Geschäftsgebahren des Weltfußballverbandes. Besser gesagt: seit den neunziger Jahren, als er das Buch „Das Milliardenspiel“ von Thomas Kistner von der Süddeutschen Zeitung und Jens Weinreich las.
Da ging es nicht um die FIFA, sondern auch um das International Olympic Committee (IOC). Beide Verbände haben aber etwas gemeinsam: Für viele Funktionäre dient ein hoher Posten in einem Sport-Spitzenverband nur dazu, möglichst viel Geld in die eigene Tasche zu scheffeln.
Die Werke des englischen Journalisten Andrew Jennings brachten zusätzliche Erkenntnisse. Klar wurde: Korruption und Vetternwirtschaft prägten die jüngste Geschichte der FIFA. Spätestens nachdem der Brasilianer Joao Havelange die Geschäft übernahm.
Andrew Jennings in Hochform: Hier möchte er Sepp Blatter nur ein paar Fragen stellen
Gute Freunde kann niemand trennen
Und der Blatter Sepp, er war immer an maßgeblicher Stelle dabei. Erst als Generalsekretär der FIFA und dann, als er 1998 in einer dubiosen Abstimmung (deren Ergebnis offenbar ein paar Briefumschläge mit Geld maßgeblich beeinflussten) den damaligen UEFA-Präsidenten Johansson besiegte und Havelange als Präsident folgte.
Es waren immer die gleichen Namen, die dem Weltfußballverband schlechte Nachrichten bescherten: Joao Havelange, sein Schwiegersohn Ricardo Teixeira, Jack Austin Warner aus Trinidad und Tobago oder Chuck Blazer aus den USA zum Beispiel.
Der schlaue Blatter aber blieb im Hintergrund. Viele Delegierte aus den FIFA-Ländern liebten den Schweizer aus dem Wallis. Weil er der reiche Onkel aus Europa war, der sie reegelmäßig bescherte. Ob das Geld jetzt für den Fußball in den jeweiligen Ländern verwendet wurde oder direkt in die Tasche des jeweiligen Landeschefs wanderte, kontrollierte niemand. So waren sie glücklich, die Landesfürsten aus Afrika, Ozeanien und Mittelamerika und ihr Gönner, der Blatter Sepp von der FIFA. Treu wählten sie ihn immer wieder zu ihrem Präsidenten.
Außerhalb des Weltfußballverbandes schüttelten aber immer mehr Leute ihre Köpfe. Die fortlaufenden Skandale, die Korruption und Selbstbedienungs-Mentalität vieler Mitglieder schickten das Image der FIFA in den tiefsten Keller. Die dubiose Vergabe der Weltmeisterschaften 2018 nach Russland und noch mehr 2022 nach Katar ruinierte den Ruf vollkommen. Selbst das Fachblatt kicker, früher immer auf Verbandskurs, forderte den Rücktritt von Sepp Blatter. Kistner, Weinreich, Jennings und der Kolumnist so und so. Doch Sepp schien unsterblich, wollte die FIFA von „innen reformieren“ und wurde dann doch erfasst von einem Tsunami der Proteste. Oder noch mehr von der amerikanischen Justiz.
Ende, Aus, Frust – Borussia Dortmund verlor das DFB-Pokalfinale gegen den VfL Wolfsburg. Kein erfolgreicher Abschied für Trainer Jürgen Klopp und Alt-Kapitän Sebastian Kehl. Doch das verdiente 1:3 der Wolfsburger war auch für den Kolumnisten ein wenig frustrierend. Ergebnis und Leistung der Schwarz-Gelben passten aber zu einer höchstens durchwachsenen Saison für den BVB.
Eigentlich wollte ich am Sonntagnachmittag ganz woanders sein. Definitiv nicht zu Hause vor dem PC und die Galopprennen des Tages verfolgend. Obwohl es mit den Deutschen 1000 Guineas und dem französischen Prix de Jockey Club zwei Klassiker des Turfjahres geboten wurden.
Aber ursprünglich wollte ich in der Dortmunder Innenstadt sein. Noch mal für ungefähr fünf Minuten (so lange dauert es, bis der Triumph-Bus mit Spielern und Offiziellen an den Besuchern am Straßenrand vorbeifährt) Klopp, Kehl und die anderen hochleben lassen. Und dabei einige Kaltgetränke zu sich nehmen. Die Wartezeit muss ja irgendwie überbrückt werden.
Doch mit dem letzten Triumphzug von Jürgen Klopp durch die Dortmunder Innenstadt wurde es bekanntlich nichts. Natürlich war das 3:1 des VfL Wolfsburg letztlich verdient. Ist ja auch ein starkes Team, Manager Klaus Allofs und Trainer Dieter Hecking haben die Gelder des Autobauers VW nach langer Zeit des sportlichen Frusts endlich mal gut investiert.
Dennoch hätte ich von der Borussia besonders in der zweiten Halbzeit mehr erwartet. Mehr Leben, mehr Initiative – ich hatte den Eindruck, dass sich Schwarz-Gelb spätestens ab der 70. Minute aufgegeben hatte.
A bittersweet Symphony von The Verve: Ein passendes Abschiedslied für Jürgen Klopp und Sebastian Kehl.
Gnadenlos effektiv
Dabei hatte es gut angefangen: Ein frühes 1:0 für den BVB nach großartiger technischer Leistung von Pierre-Emerick Aubameyang und brillanter Vorarbeit durch Shinji Kagawa. Und der Japaner knüpfte genauso wie Hendrik Mkhirtaryan an seine starken Vorstellungen aus den letzten Bundesligaspielen an.
Leider folgten ihnen nicht alle Mitspieler – Marco Reus vergab das 2:0 und war auch sonst nicht im Spiel. Eigentlich nachvollziehbar nach den ganzen Verletzungen des Spielers. Auch Ilkay Gündogan kam als Antreiber in seinem letzten Spiel für Dortmund nicht zur Geltung.
Und dann zeigte der VfL Wolfsburg seinem Gegner mal, was gnadenlose Effizienz ist. Die erste gute Chance der Grün-Weißen hatte Mitch Langerak im BVB-Tor noch stark vereitelt, doch die nächsten Minuten wurden für den Australier zu einem Erlebnis, dass er so schnell nicht vergessen wird.
Bei allen drei Gegentoren sah Langerak nicht gut aus – auch wenn die beiden ersten beiden Bälle durchaus schwer zu halten waren. Aber in überragender Form hätte er den Freistoß von Naldo (der knallhart war) nicht nach vorne geklatscht und den Schuss von De Bruyne (den er spät gesehen hatte) gehalten. Die Wolfsburger hatten aus vier Torchancen drei Tore gemacht – auch so etwas zeichnet eine Spitzenmannschaft aus.
Vielleicht wäre das Spiel anders gelaufen, hätte Shinji Kagawa nach der Pause zum 2:3 getroffen. Doch danach war das Finale irgendwie gelaufen. Dortmund haderte zwar noch zwei Mal wegen nicht gegebener Elfmeter mit Schiedsrichter Dr. Felix Brych, aber „richtige“ Strafstösse waren das auch nicht. Je länger das Spiel dauerte, desto lebloser wirkte der BVB. Auch die Dortmunder Anhänger im Stadion blieben erstaunlich ruhig.
Ein Tipp für Klopp
Die Niederlage im Finale passte zur höchst durchwachsenen Dortmunder Saison. Die Hinrunde katastrophal, in der Rückserie arbeitete sich der BVB immerhin langsam nach vorne – trotz einiger Rückschläge wie den Niederlagen gegen Augsburg, Juventus oder Gladbach., Es lag auch an der Schwäche der Konkurrenten, dass Borussia noch das internationale Geschäft in Form der Europa League erreichte
Die Europa League ist nach den Champions League-Zeiten der jüngsten Vergangenheit ein eher schaler Trost. Jedenfalls droht erstmal Ende Juli/Anfang August in der Qualifikation ein Reise in fußballerisches Neuland – Mazedonien, Litauen oder Island beispielsweise.
Jürgen Klopp macht jetzt erst mal Pause. Es waren großartige Zeiten, Klopp wird in Dortmund immer Heldenstatus genießen. Ich werde besonders seine Sprints entlang der Außenlinie vergessen, wenn die Borussia ein wichtiges Tor geschossen hatte.
Wenn er wieder an Arbeiten denkt, sollte er mal in den englischen Nordosten blicken. Da gibt es einen Verein namens Newcastle United, der ähnlich wie der BVB vor sieben Jahren im Niemandsland der Tabelle darbt. Die Fans im englischen Nordosten sind ähnlich treu wie die Dortmunder, die Stadt ist genauso auf United fixiert wie die Dortmunder auf die Borussia. Nur ihr Besitzer Mike Ashley scheint ein ziemlicher Idiot zu sein. Aber Klopp hat bislang noch jeden überzeugt.
Karpino, Shimrano und ein Tipp für das englische Derby
Der Besitzer aus Katar strahlt, Jockey Oisin Murphy salutiert - alle sind glücklich nach dem Sieg von Karpino im Mehl-Mülhens-Rennen (Foto German Racing/Rühl)
Es war einer dieser Momente, die den Zauber des Rennsports ausmachen. Karpino triumphierte im Stile eines Klassepferdes im Mehl-Mülhens-Rennen, den deutschen 2000 Guineas. Eine Vorstellung, die selbst abgebrühte Turf-Beobachter beeindruckte. Wie sich Karpino leicht vom Feld löste und noch mal beschleunigte, das war ganz großes Kino. Teil 4 von Derby-Watch, der regelmäßigen Kolumne bis zum Deutschen Derby in Hamburg.
Ich war nicht auf der Rennbahn in Köln und die 1600 Meter-Startstelle ist so und so ziemlich weit entfernt von den Zuschauerplätzen. Doch es muss schon ein ungewöhnliches Schauspiel gewesen sein, wie Simon Stokes den beim letzten Start in Krefeld startschwierigen Hengst mehrmals aus der Startbox herausführte und dann wieder einrücken ließ. Quasi „Learning by doing“ und offenbar mit Erfolg.
Karpino benahm sich mustergültig, hatte einen guten Rennverlauf und setzte sich leicht gegen Fanciful Angel und Molly Le Clou. Leider wurde der Stallgefährte Making Trouble nach einem schlechten Rennverlauf nur Fünfter. Und damit war es nichts mit dem Wöhler-Einlauf, den der Kolumnist gespielt hatte. Man kann eben nicht alles haben. Die großartige Stallform des Quartiers von Andreas Wöhler hält jedoch an – und das erstaunlicherweise quasi seit Saisonbeginn im April.
Karpinos nächstes Ziel ist das Deutsche Derby in Hamburg und nicht das englische Pendant in Epsom. Und da kommt natürlich die Frage nach dem Stehvermögen des Cape Cross-Sohnes, denn das Mehl-Mülhens-Rennen geht über 1600 Meter und das Rennen in Hamburg ist bekanntlich 800 Meter länger.
Im Wöhler-Camp hat man daran, so zumindest mein Eindruck, wenig Zweifel. Auch die Abstammung weist auf Stamina: Der Vater Cape Cross war zwar ein hochklassiger Meiler, die Mutter Kahara aber stammt von Sadler’s Wells und gewann über 2400 Meter. Mütterlicherseits ist auch sonst in der Familie viel Stamina vorhanden und Cape Cross lieferte zudem einige großartige Steher wie Sea The Stars, Quija Board oder Crystal Capella.
Shimrano souverän
Bei den Buchmachern (hier pferdewetten.de) wird Karpino weiter hoch gehandelt und nimmt die zweite Position im Wettmarkt hinter dem Stallgefährten Quasillo ein. Gut im Geschäft bleibt jedoch auch Shimrano nach seinem Erfolg im Großen Preis der Hannoverschen Volksbank über 2200 Meter. Start-Ziel gewann der Schützling von Trainer Paul Harley dieses Listenrennen für den Derbyjahrgang.
Das Ganze war eine souveräne Angelegenheit, Shimrano dominierte das kleine Fünfer-Feld und feierte einen lockeren Sieg. „Er hat sich fantastisch entwickelt“, lobte Jockey Adrie de Vries. „Er ist auf dem Weg zu einem richtigen Athleten.“
Dahinten kam Novano als zweiter noch gut ins Rennen, ohne jedoch den Gewinner gefährden zu können. Die Enttäuschung war der Schlenderhaner Isidor, der als 17:10-Favorit schon früh geschlagen war und nur Vierter wurde.
Am ersten Juni-Samstag wird traditionell das englische Derby Epsom-Derby gestartet und ganz ohne deutsche Beteiligung wird es nicht abgehen. Trainer Andreas Wöhler wird für die weinroten Farben von Qatar Racing Limited den Außenseiter Rogue Runner satteln, der in Frankfurt so enttäuschte.
Hans Holbein statt John F. Kennedy
Klarer Favorit bei den Bookies im Vorfeld ist der nachgenannte Cape Cross-Sohn Golden Horn aus dem Stall von John Gosden. Das ist eine Position, die in den letzten Jahren immer ein Schützling von Trainer Aidan O’Brien einnahm.
Doch in diesem Jahr sieht es bei den Ballydoyle-Kandidaten mal nicht so goldig aus: Im Frühjahr galten John F. Kennedy und Ol’Man River als Top-Anwärter im noblen Quartier. Doch sie sind raus nach ihrem schwachen Laufen in den Dante Stakes. Gleneagles, der doppelte Guineas-Gewinner, wird eher als Meiler gesehen, der hochgehandelte Giovanni Canaletto lief nicht wie ein potenzieller Derbysieger bei seinem zweiten Platz in einer Gruppe 3-Prüfung am Sonntag. Dafür brachte O’Brien die Stute Found, am Sonntag knapp besiegt in den Irischen 1000 Guineas, ins Gespräch für den englischen Klassiker.
Zumindest hat Ballydoyle mit Hans Holbein einen unterschätzten Kandidaten im Aufgebot. Dem Montjeu-Sohn fehlt zwar ein wenig der Glamour anderer Pferde des irischen Nobel-Quartiers, doch er ist ein sehr solider Steher. Wenn andere auf der Zielgerade in Epsom schon japsen werden, wird Hans Holbein weiter galoppieren. Ob das zum Sieg im englischen Derby reichen wird, weiß ich nicht. Immerhin wurde sein Erfolg in der Chester Vase deutlich durch Sea The Storm, den damaligen Zweiten, aufgewertet. Und ganz ohne Speed ist Hans Holbein auch nicht.
Ein wenig Kultur muss sein auf diesen Seiten: Der Maler Hans Holbein der jüngere in einem Selbstportrait aus dem Jahre 1542. Viele, viele Jahre später läuft ein dreijähriger Hengst gleichen Namens im englischen Derby. (Foto Wikimedia Commons)