Mittwoch, 27. Mai 2015
Ausbeuten bei Adidas
Schöne Adidas-Welt. „There will be haters. Geh raus aufs Spielfeld mit deinen brandneuen Fußballschuhen und sieh, was passiert. Mach dich bereit für die Haters da draußen“ – im besten Denglish verkauft der Sportartikel-Gigant – weltweit die Nummer 2 hinter Nike – seine Fußballschuhe. Die Marke mit den drei Streifen zählt zu den bekanntesten der Welt. Adidas sponsert zum Beispiel Fußball-Weltmeisterschaften und die deutsche Fußball-Nationalmannschaft; das Unternehmen mit Stammsitz im fränkischen Herzogenaurach rüstet unter anderem Top-Teams wie Bayern München, Real Madrid, Manchester United oder den FC Chelsea aus London aus.
Nicht so schön ist es allerdings für Adidas zu arbeiten, wie diesem Artikel der Wochenzeitschrift Die Zeit zu entnehmen ist. Arbeitsbedingungen, die an die Frühzeit der Industrialisierung erinnern. Einfach nur beschämend für ein Unternehmen wie Adidas.



Adidas-Spot mit Leo Messi. Ob der weltbeste Fußballer das Adidas-Logistikzentrum in Rieste/Niedersachsen kennt?



Mittwoch, 20. Mai 2015
Derby-Watch: Quasillo auf den Spuren von Lavirco
Sven Wissel hatte die Lage schnell erfasst: „Das ist nur eine Trainingseinheit für Quasillo“, kommentierte der Rennbahnkommentator den Zieleinlauf des pferdewetten.de - Bavarian Classics, das in diesem Jahr nicht in München, sondern in Hannover stattfand. In der Tat – es war ein sehr leichter Sieg des Fährhofers in dieser Gruppe III-Prüfung über 2000 Meter.

Das Bavarian Classic ist eine wichtige Vorprüfung für das Deutsche Derby in Hamburg. Viele prominente Pferden siegten hier schon: Acatenango, Monsun, Tiger Hill, Ransom O’War oder Scalo sind nur einige jüngere Beispiele, Lucky Speed und Samum schafften in den letzten Jahren sogar das Double Bavarian Classic und Derby.
Ob Quasillo ihnen nacheifern kann, wissen wir natürlich noch nicht. Fest steht: Es war ein sehr leichter Sieg, Eddie Pedroza musste gar nicht die Peitsche bemühen. Alle Reserven sollte der Sea The Stars-Sohn noch lange nicht aufgedeckt haben. Zumal ihm beispielsweise sein Trainer Andreas Wöhler noch etwas Unreife attestierte. Verständlich, es war ja erst der zweite Start. „Aber er macht das einfach durch sein Können wett“, bemerkte sein Betreuer auf der Homepage des Stalles.
Besonders imponierte die Coolness von Quasillo, den offenbar wenig aus der Ruhe bringen kann. Ein stabiles Nervenkostüm ist gerade im Hamburger Derby-Rummel von großem Vorteil.
Natürlich weiß man noch nicht, was die Form wert ist. Der Zweite Ajalo war zuletzt im Busch-Memorial hinter Karpino, hat keine Derbynennung. Lovato, der Dritte, ist noch sieglos. Etwas mehr hätte ich von Iraklion erwartet, der vorher in München sehr souverän zum Zuge kam.
Jedenfalls ist Quasillo nach langer Zeit mal wieder ein chancenreicher Kandidat in den schwarz-gelben Farben des Gestütes Fährhof. Der großartige Lavirco triumphierte zuletzt 1996 in Hamburg-Horn für dieses Traditions-Gestüt. Ein Sieger in diesen Farben erfreut den Kolumnisten immer, aber wer den Wöhler-Schützling jetzt zu Kursen von 3,5 wettet, dem ist nicht mehr zu helfen. Denn jede Wette, dass Quasillo in Hamburg zu höheren Kursen an den Ablauf kommt.

Nutan, Devastar und Elm Park
Ansonsten tat sich relativ wenig im Derbymarkt: Der hochgehandelte Nutan aus dem Quartier von Peter Schiergen gewann seine Pflichtaufgabe völlig mühelos und ist nach zwei Starts nicht mehr sieglos.
Gut gefallen hat mir Devastar, der in einem Sieglosen-Rennen in Dortmund am Himmelsfahrt-Tag vor Sweet Thomas und Mister Universum (auch schon Dritter hinter Quasillo) blieb und dabei bei seinem Lebensdebüt viel Kampfgeist und noch reichlich Unreife verriet. Devastar war an diesem Tag Teil einer großartigen Stallform von Trainer Markus Klug, der die Hauptrennen in Dortmund und Hoppegarten gewann.
Das Deutsche Derby spielte auch bei den Dante Stakes in York eine Rolle – allerdings eine nur sehr untergeordnete. Die Prüfung gilt als wichtigster Trial für das Englische Derby in Epsom und wurde von Golden Horn, dem Tipp des Kolumnisten, sehr überzeugend gewonnen. Doch dieser Golden Horn hatte ursprünglich gar keine Nennung für das Englische Derby, war für das kürzere französische Derby vorgesehen. Inzwischen wurde der Schützling von John Gosden aber nachgenannt für den Klassiker auf dem schwierigen Kurs von Epsom.
Dritter an diesem Tag in York wurde Elm Park. Dieses Pferd aus dem Stall von Andrew Balding hat bekanntlich auch noch eine Derbynennung für das deutsche Pendant. Ob er in Hamburg laufen wird, das ist alles noch rein spekulativ. Ich glaube eher nein. Erst einmal aber geht es nach Epsom. Das Jahresdebüt kann ich schwer einschätzen – gegen den Sieger und den Zweiten Jack Hobbs war Elm Park chancenlos. Aber offenbar brauchen viele Balding-Pferde in diesem Jahr ihren ersten Start.
Der Hengst war zweijährig sehr erfolgreich, triumphierte in vier seiner fünf Starts. Unter anderem siegte er auf sehr weichem Boden in der Gruppe 1 Racing Post Trophy in Doncaster. Ob da dreijährig noch weitere Steigerung möglich ist? Ich bin da eher skeptisch und denke da immer an den Fährhofer Sumitas, der auch ein großartiger Zweijähriger war, aber dreijährig eher stagnierte. Später war er allerdings in den USA durchaus erfolgreich.



Sehr interessante Aussagen über Elm Park von Andrew Balding und seinem Team. Das große Ziel heißt Epsom. Wenn er da gut läuft, wird er sicher nicht in Hamburg starten.



Donnerstag, 14. Mai 2015
Favoriten bringen Unglück
Wetter sind abergläubisch. Ich bin da keine Ausnahme. So ist es seit gewisser Zeit ein schlechtes Zeichen, wenn ein am Mittag hoffnungsvoll ausgetüftelter Wett-Tipp im Laufe des Renntages auf einmal von vielen anderen geteilt wird und dieses Pferd richtig gewettet wird. Oder noch schlimmer: Der eigene Tipp avanciert zum Favoriten in einem dieser englischen Mega-Handicaps. Diese Wette scheitert garantiert – so war es auch gestern.

Am Mittwoch begann das Dante-Meeting im englischen York. Die Pferderennen auf der Vorzeigebahn im englischen Norden sind immer eine Empfehlung wert. Ich mag die Bahn, zumal ich dort schon einige schöne Treffer hatte.
Die meisten Prüfungen auf dem Knavesmire sind sowohl quantitativ als auch qualitativ stark besetzt. Speziell die Handicaps zählen zur hohen Schule der Pferdewette. Dafür gibt es attraktive Quoten, Erfolge lohnen sich also.
So war es auch gestern. Wie häufig habe ich mittags ein paar Tipps beim Buchmacher abgegeben und dann die Rennen am Nachmittag am Computer verfolgt. Konkret: Siegwetten auf Satellite im ersten Rennen, Another Wise Kid in einem dieser ultraschwierigen Sprint-Handicaps, Lightning Moon im Gruppe 2-Sprint sowie Ribblehead im abschließenden Handicap. Dazu kam noch eine Siegschiebe mit den Pferden Lightning Moon und Ribbleshead.
Gut, Satellite und Another Wise Kid waren nur chancenreiche Außenseiter und spielten dann auch keine große Rolle in ihren Prüfungen. Bei Lightning Moon war ich zuversichtlicher. Obwohl es in den Sprints immer ziemlich eng hergeht und in dieser Prüfung ziemlich viele chancenreiche Kandidaten am Start waren: Astaire, Muthmir, Naadirr oder Lucky Kristale etwa. Doch die Leute wetteten alle den noch ungeschlagenen Schützling von Ed Walker, der sich bei allen Starts kontinuierlich verbessert hatte und als Kandidat für noch höhere Weihen galt. Nicht umsonst hat Godolphin ihn gekauft, jedoch bei Walker im Training belassen. Als 50:10-Favorit ging Lightning Moon ab, hatte auch ein reelles Rennen (also kein Grund, den Jockey zu beschimpfen), war aber ohne Chance. Es siegte ein 40:1-Schuss namens Glass Office.

Days Steamer
Bei 130 oder mehr stand Ribblehead am Mittag. Da musste der Kolumnist zugreifen, zumal die Formen gut waren und der Name Easterby in York immer beachtet werden muss. Für Trainer Tim Easterby (und seinen Onkel Mick Easterby) sind die Rennen auf dem Knavesmire quasi Heimspiele, die sie gewinnen wollen.
Das gleiche Wissen teilten jedoch unzählige andere Zocker. „Ribblehead ist das best gewettete Pferd des Tages“, berichtete der Racing UK-Reporter aus dem Wettring. Oder wie es im Englischen so schön heißt: „The days steamer“. Kein Wunder, der Hengst hatte gute Formen und Clipper Logistics, die Besitzer, sponserten den Gruppe-Sprint auf der Bahn. Da wäre es schön, wenn man sich Sponsorgelder durch Siegprämien teilweise zurückholen könnte. Am Ende ging Ribblehead zu einem Kurs von 80:10 ab.
Auf der Bahn war er jedoch chancenlos und mit Platz 10 deutlich geschlagen. Kein schlechtes Rennen, kein großer Fehler des Jockeys – einfach nicht gut genug an diesem Tag.
Umgekehrt – Pferd mittags gewettet, vor dem Rennen geht der Kurs hoch und höher – habe ich zuletzt hingegen gute Erfahrungen gemacht. Beim Cheltenham-Festival zum Beispiel. Es war vorher eine Zeit des Leidens – kein Tipp kam an, den Kolumnisten neigten schon arge Selbstzweifel. Aber als die Verzweiflung immer größer wurde, kam am Freitag die Rettung in Form von Martello Tower in der Albert Bartlett Hurdle. Eigentlich hatte der Gast aus Irland nach den Vorformen allererste Chancen, doch die Masse bevorzugte andere. Auf 150:10 ging das Pferd von Margaret Mullins hoch – und gewann überzeugend. Und mein Festival war halbwegs gerettet.