Freitag, 23. Mai 2014
Die Geheimfavoriten heißen Ito und Weltmacht
So langsam kristallisieren sich die Favoriten für das Deutsche Derby 2014 in Hamburg heraus. Aber noch sind einige Fragen nicht beantwortet, stehen noch wichtige Vorprüfungen – wie etwa die Kölner Union, der Iffezheimer Derby Trial oder das Münchner Bavarian Classic – bevor. Es kann also noch viel passieren. nurpferdeundfussball analysiert die Top-Derby-Kandidaten des Jahrgangs 2011.

Sea The Moon (Trainer Markus Klug/Gestüt Görlsdorf): Das war schon eine starke Leistung, wie Sea The Moon den Frankfurter Metzler-Preis über 2000 Meter entschied, obwohl er kleinere Probleme mit der Bahn hatte und zudem noch ein wenig unreif wirkte. Es war ja auch erst sein zweiter Lebensstart, doch je länger die Strecke wurde, desto sicherer war der Erfolg. Damit unterstrich der Sea The Stars-Sohn seinen guten Ruf, den er nach seinem imponierenden Debüterfolg hatte.
Nächstes Ziel ist die Kölner Union; Stehvermögen sollte dieser Sohn eines englisch-irischen Derbysiegers und einer Mutter, zu deren Geschwister die Derbysieger Samun und Schiaparelli sowie die Diana-Siegerin Salve Regina zählen, genügend haben.

Lac Leman (Roland Dzubasz/Gestüt Auenquelle): „Den Derby-Sieg für Auenquelle holen“, verkündete Trainer Roland Dzubasz kühn bei der Vorstellung dieses Hengstes in der Stallparade des Fachblattes Sport-Welt. Einmal war der Doyen-Sohn zweijährig am Start, da rollte er von hinten das Feld auf und gewann leicht gegen den guten Stallkameraden Karl Theodor. Kein Wunder, dass der Hengst aus Hoppegarten über Winter zu den Favoriten im Derby-Wettmarkt 2012 zählte.
Diesen Status untermauerte Lac Leman mit einem ganz leichten Sieg in Hoppegarten gegen Nasal (enttäuschte beim nächsten Start) und Suracon (siegte danach in Dresden). Bessere Gegner wird der Dzubasz-Schützling beim nächsten Start in München beim Bavarian Classic sehen, aber bislang hat er wenig falsch gemacht. Stehvermögen? Vater Doyen war ein Top-Pferd über 2400 Meter, der von Big Shuffle stammende Bruder Lemorton ein Kandidat für kürzere Distanzen.

Lucky Lion (Andreas Löwe/Gestüt Winterhauch): Der bisherige Primus des Jahrgangs, Sieger im klassischen Mehl-Mülhens-Rennen, davor erfolgreich im Busch-Memorial. Ein hochtalentiertes Pferd, dessen Grenzen man noch nicht gesehen haben muss. Allerdings waren es bislang nur Distanzen bis 1700 Meter, beim Stehvermögen gibt es mütterlicherseits einige Fragezeichen. Ioritz Mendizabal, sein Reiter in Köln, plädierte für einen Start im kürzeren französichen Derby.

Nordico (Mario Hofer/Eckhard Sauren): Zweijährig bereits fleißig und erfolgreich, zuletzt zwei Mal Zweiter hinter Lucky Lion über 1600 und 1700 Meter. Stehvermögen eher fraglich, mehr ein Meiler.

Andoyas (Jens Hirschberger/Gestüt Auenquelle): Zuletzt zweimal Pech im Rennverlauf, gewonnen hätte der Hengst aber gegen Lucky Lion nicht. Der Auenqueller lief immer aber wie ein Pferd, das längere Wege als die verlängerte Meile kann. Aber 2400 Meter? Vater Lando konnte diese Distanz, aber mütterlicherseits dominieren in dieser Linie Meiler und Sprinter.



Auf den Spuren seines Vaters: Swacadelic siegt in Hannover

Swacadelic (Jean-Pierre Carvalho/Georg Baron v. Ullmann): Der erste von mehreren chancenreichen Ullmann/Schlenderhan-Kandidaten für das Derby und bislang eine der Entdeckungen der Saison. Zuletzt gewann er– wie sein Sire Adlerflug - den Derby-Trial in Hannover. Mal sehen, was die Form bringt. Aber mir gefiel, wie cool er da sein Rennen lief. Keine Probleme mit der Derby-Distanz.

Ito (Jean-Pierre Carvalho/Gestüt Schlenderhan): Manchmal macht es Klick, wenn man Rennpferde sieht: Dieses Pferd ist etwas Besonderes. Ito imponierte bei seinem zweiten Lebensstart ungemein. Der Kölner Kampler-Cup mag zwar nur ein Rennen für sieglose Pferde sein, aber zu dieser Jahreszeit sind das oftmals gutbesetzte Prüfungen. Jedenfalls gewann der Schlenderhaner im Stile eines Derbykandidaten.
Endgültig Farbe bekennen gegen die Jahrgangsspitze muss er wahrscheinlich in der Union. Sehr blaublütig gezogen – Vater Adlerflug Derbysieger, die Mutter Iota triumphierte in der Diana. Keine Probleme mit der Distanz.

Guardini (Jean-Pierre Carvalho/Georg Baron v. Ullmann): Nach dem Katastrophen-Jahr 2013 hat Schlenderhan/Ullmann in diesem Jahr wieder richtig aufgerüstet. Der nächste Kandidat heißt Guardini, ist ebenfalls hochnobel gezogen, imponierte beim Kölner Debüt und unterlag dann in Longchamp über 2400 Meter nur knapp einem Pferd des Aga Khan. Soll erst mal in Frankreich weitermachen, obwohl er noch eine Nennung für die Union hat.

Weltmacht (Markus Klug/Gestüt Röttgen): Zwei imponierende Siege, bislang nur gegen Stuten. Und je länger es wurde, desto überlegener wurde Weltmacht. Ich bin gespannt, ob die Mount Nelson-Tochter im Derby gegen die Hengste an den Start kommt. Aber wenn sie läuft, dann ist das Pferd, das einen zweiten Blick verdient. In der Diana für die Stuten ist sie bereits Favoritin, vorher soll sie in den Ribblesdale Stakes, einem Gruppe 2-Rennen während Royal Ascot, laufen. Keine Probleme mit der Derby-Distanz.

Amanzonit (Jens Hirschberger/Gestüt Karlshof): Erst einmal gelaufen, schlug in Köln bei seinem Debüt über 2200 Meter den ebenfalls debütierenden Ito, der noch reichlich grün in diesem Rennen lief. Auch Amazonit wirkte etwas unbeholfen, aber Harry Bentley machte ihn noch reichlich schnell. Nicht nur Ito wertete die Form übrigens auf, auch andere Teilnehmer wie Rapido liefen danach sehr gut. Nennungen für Bavarian Classic und Union.

Giuliani (Jean-Pierre Carvalho/Georg Baron v. Ullmann): Nur Platz 6 im Metzler-Preis hinter Sea The Moon. Das war eine kleine Ernüchterung nach dem guten Debüt, sein Stall könnte bessere Kandidaten haben.

Giant’s Cauldron (Peter Schiergen/Gestüt Ebbesloh): Hochgeschätzt im Stall, aber nach zwei Rennen noch sieglos und lief dabei noch ziemlich grün. Unterlag zuletzt dem eigentlich schwächer eingeschätzten Stallkollegen Firestorm, der auch noch eine Derbynennung hat.

Die Kandidaten für das Derby 2014



Dienstag, 20. Mai 2014
Meister der harten Art
Sie haben es bekanntlich geschafft – Atletico Madrid ist spanischer Meister und ist damit in die Phalanx Real Madrid und FC Barcelona eingedrungen. Das 1:1 beim FC Barcelona, das die Meisterschaft sicherte, dokumentierte noch einmal eindrucksvoll, warum der kleinere Madrider Verein in dieser Saison vor den zwei Großen des spanischen Fußballs triumphierte. Es war eine Demonstration des Willens und des Zusammenhalts – immer wieder störten die Atletico-Akteuere das Spiel von Barca und gewannen die Zweikämpfe.
Der FC Barcelona mag zwar die besseren Einzelspieler haben, aber davon war an diesem Tag nicht viel zu spüren. Nur selten dominierten die Katalanen, das Team des klugen Trainers Diego Simeone wehrte sich mit aller Macht gegen die Niederlage. Obwohl sie mit Diego Costa und Arda Turan schon früh zwei wichtige Akteure verloren.

Ohne Präsident kein Pokal
Nach Barcas Führung durch Alexis biss sich Atletico besonders nach der Pause regelrecht in das Spiel und setzte Zeichen. Erst traf David Villa nur Metall, dann aber markierte Godin per Kopf nach einer Ecke das 1:1. Das reichte, denn Barca kam so recht nicht mehr in die Begegnung.
Atletico ist Meister, nur die Meisterschale gab es noch nicht. Weil Spaniens Verbandspräsident Angel Maria Villar an diesem Tag verhindert war, wurde der Pokal nicht übergeben. Peinlich.
Aber das Beste für Atletico kann ja noch kommen: Am Samstag trifft das Team im Champions League-Finale ausgerechnet auf den Madrider Rivalen Real. Die Königlichen mögen zwar leichter Favorit sein, aber mein Tipp sind sie nicht. Atletico gewinnt – nur ob in der regulären Spielzeit oder in der Verlängerung, da bin ich noch nicht sicher.

Ein netter Artikel über Atletico Madrid von Sid Lowe, einem guten Kenner des iberischen Fußballs. Erschienen auf den Seiten des englischen Guardian



Montag, 19. Mai 2014
„Gott-Vater” wird Manager von Manchester United
Danke, Manchester United. Danke, dass ihr Louis van Gaal zu eurem neuen Manager gemacht habt. Denn jetzt kann ich endlich hier das Video aus dem Jahr 2010 zeigen, als Louis van Gaal auf dem Münchner Marienplatz bei der Meisterfeier der Bayern zu großer Form auflief und sich das Prädikat „Feierbiest“ redlich verdiente.

Ja, damals im Sommer 2010, da hätten die Bayern dem holländischen Übungsleiter am liebsten noch ein Denkmal gebaut. Nach dem Fiasko mit Jürgen Klinsmann wollte Bayern München einen „Fußball-Lehrer“ – und den bekamen sie mit Louis van Gaal. Im ersten Jahr war diese Verbindung sehr erfolgreich: Der Niederländer stellte Bastian Schweinsteiger auf die zentrale Mittelfeldposition, baute mit Holger Badstuber und Thomas Müller zwei junge Spieler in die Mannschaft ein und holte das Double aus Meisterschaft und Pokal. Nur im Finale der Champions League, da manövrierte ihn Taktikfuchs Jose Mourinho (damals Inter Mailand) aus.



Kuss an die Muttis von der Trainerbank: Louis van Gaal heizt die Menge bei der Münchner Meisterfeier an. Allerdings blickt Franck Ribery, der Junge mit der großen Schale, schon etwas genervt. Auch Kalle Rummenigge wirkt ein wenig befremdet.

Knapp elf Monate danach, im April 2011, kam das Aus für van Gaal beim Rekordmeister. Die Verantwortlichen des FC Bayern – allen voran Manager Uli Hoeneß – hatten zunehmend massive Probleme mit dem Charakter ihres Trainers. Denn van Gaal gilt nicht nur als exzellenter Fachmann, sondern auch als sehr autokratischer Typ, der keine anderen Meinungen neben sich duldet.
Nun hat der Fußball-Lehrer, den sogar seine Töchter siezen müssen, diese Eigenschaften schon hinlänglich auf seine anderen Stationen bewiesen – ob Ajax Amsterdam oder FC Barcelona, hinterher klagten Verantwortliche und Spieler gleichsam über die selbstherrliche Art des Trainers.
Das hätte auch den Ober-Bayern Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge bekannt sein müssen – war es aber offenbar nicht.
„Sein Problem ist, dass Louis sich nicht für Gott hält, sondern für Gott-Vater. Bevor die Welt existierte, war Louis schon da. So wie er die Welt sieht, funktioniert sie nicht", sagte Hoeneß der niederländischen Zeitung „Telegraaf“ noch im März 2013 (Quelle Die Welt ), also fast zwei Jahre nach dem van Gaal-Gastspiel. Die Wunden sind immer noch tief.
Jetzt also ab der Saison 2014/2015 Manchester United, vorher muss Louis van Gaal als Bondscoach der Niederlande noch die Mission Fußball-WM in Brasilien erledigen. Vielleicht sollten seine zukünftigen Spieler bei United, darunter Ex-Borusse Shinji Kagawa, mal einen Blick in die Biografie und Vision des Louis van G. werfen. Ein Werk wie geschaffen für Trainingslager und Strandurlaub. Ganz wichtig zudem: Krawatte richtig binden. Da kennt der Louis keine Gnade.
Jedenfalls hat nach einem Bericht des englischen Guardian van Gaal schon einmal eine Wunschliste potenzieller Neuverpflichtungen aufgestellt. Auf der Liste tauchen unter anderem die Bayern Thomas Müller, Arjen Robben und Borussia Dortmunds Mats Hummels auf.