Donnerstag, 28. November 2013
Der Lord auf den Spuren von Denman und Bobs Worth
Prominente Namen zieren die Siegerliste: Der große Arkle 1964 und 1965 etwa, der Schimmel One Man 2004 oder natürlich Denman 2007 und 2009. Der Hennessy Gold Cup (Samstag, 16 Uhr) in Newbury ist eines der frühen Highlights der englischen Hindernissaison. Ein Jagdrennen über die lange Distanz von 5331 Metern, gelaufen als Handicap. nurpferdeundfussball stellt die Kandidaten 2013 vor. Im letzten Jahr gewann im übrigen Bobs Worth, der später im Cheltenham Gold Cup triumphierte.

1. Cape Tribulation (Trainer Malcolm Jefferson/Jockey Jack Doyle): Schwaches Jahresdebüt in Wetherby, im letzten Jahr sehr ordentlich gelaufen gegen die Elite, aber ohne Siegeschance. Als relativ erfasstes Pferd mit Höchstgewicht vor keiner leichten Aufgabe.

2. Katenko: (TrainerinVenetia Williams/Jockey Aidan Coleman): Der Stall von Venetia Williams feierte zuletzt einige schöne Erfolge. Der Lavirco-Sohn galt in der letzten Saison nach zwei imponierenden Handicap-Erfolgen als Pferd für den Gold Cup. Eine Kolik verhinderte den Start. Jetzt das Comeback, hat noch Potenzial nach oben, bislang nur Formen auf weichem bis schweren Boden.

3. Prince De Beauchene (Trainer Willie Mullins/Jockey Ruby Walsh): Bewährter Steher, jetzt trainiert in Irland, beim Jahresdebüt in Down Royal ohne Chance gegen Roi Du Mee und Sizing Europe. An einem guten Tag kann er immer überraschen, die Handicapmarke ist aber sehr hoch.

4. Lord Windermere (Trainer Jim Culloty/Jockey Mr. R.P. Mc Namara): Sieger der RSA Chase in Cheltenham, kontinuierlich gesteigert, die längere Distanz passte dem Wallach. Auch Denman und Bobs Worth gewannen vorher die RSA Chase. Gute Vorbilder, wenn es erstmals gegen die älteren Pferde geht. Der Starter mit dem größten Potenzial nach oben.

5. Houblon Des Obeaux ((TrainerinVenetia Williams/Jockey Liam Treadwell): Zweiter Starter aus dem Formstall von Venetia Williams. Eindrucksvoller Sieger zuletzt in Ascot. Das war seine bislang beste Leistung, nachdem er vorher schon durchaus beständig lief. Ohne Chance in der RSA Chase in Cheltenham, die Marke ist deutlich gestiegen.

6. Imperial Commander ((Trainer Nigel Twiston-Davies/Jockey Paddy Brennan): Der Gold Cup-Sieger von 2010 und auch vorher schon sehr erfolgreich. Nach alter Form müsste diese Handicap-Marke eigentlich geschenkt sein, aber nach seiner Verletzung ist der Commander nicht mehr mit alter Elle zu messen. Es soll sein letzter Start sein, vielleicht trumpft er ja noch mal auf, aber Hauptsache ist, dass er heil über den Kurs kommt.

7. Rocky Creek (Trainer Paul Nicholls/Jockey Daryll Jacob): Einer der Führenden im Wettmarkt, sicherer Springer, viel Stehvermögen, beste Formen auf weichem Boden, erster Start des Jahres, kommt aus der Novice-Klasse, gewann unter anderem die Reynoldstown Novice Chase gegen Houblon Des Obeoux, lief in Jagdrennen aber immer in kleineren Feldern.

8. Cloudy Too (Trainerin Sue Smith/ Jockey Richard Johnson): Kommt mit guten Formen aus den Norden. Zuletzt wieder erfolgreich, aber der Handicapper notierte das auch. Hat in Jagdrennen noch nicht über drei Meilen gewonnen, über Hürden jedoch schon. Dennoch muss der Wallach sich deutlich verbessern.

9. Super Duty (Trainer Donald Mc Cain jr/Jockey Jason Maguire): Stehvermögen ist seine größte Stärke, unterlag in der Kim Muir Chase nur hauchdünn gegen Same Difference, den er am Samstag wieder trifft. Braucht in den Jahren zuvor immer wenig Anlaufzeit, dennoch könnten andere Teilnehmer mehr Reserven haben.



Was ein Drama 1966: Der Schimmel Stalbridge Colonist schlägt großen Arkle und verhindert so den Hennessy-Hattrick des Ausnahmepferdes.

10. Trio d’alene (Trainer Nicky Henderson/Jockey Barry Geraghty): In der letzten Saison Sieger in der Topham Chase über die Grand National-Hindernisse, danach erfolgreich in einem schwächeren Handicap. Der erste Start in diesem Jahr war ausbaufähig als Dritter hinter Houblon Des Obeaux und Merry King in Ascot. Noch nicht ganz erfasst, aber andere Teilnehmer überzeugen mich mehr.

11. Same Difference (Trainer Nigel Twiston-Davies/Jockey Sam Twiston-Davies): In den Jahren zuvor war diese Zeit im Jahr immer Twiston-Davies-Zeit, die Starter des Quartiers waren in großer Form. In dieser Saison ist das bislang nicht so, auch der Saisonauftakt dieses Kandidaten in Ascot war schwach. Im letzten Jahr aber ein gut gesteigertes Pferd, siegreich unter anderem gegen Super Duty.

12. Our Father (Trainer David Pipe/Jockey Timmy Murphy): Der nächste aus der Novice-Klasse, läuft seine besten Rennen frisch. Das Hennessy ist sein erster Saisonstart, nach Form muss er sich steigern. Allerdings hat sein Stall schon häufig bewiesen, dass er ein Pferd für so ein Rennen in Best-Form bringen kann. Die Stallform stimmt jedenfalls.

13. Opening Batsman (Trainer Harry Fry/ Jockey Noel Fehily): Harry Fry hatte in seinem ersten Trainer-Jahr eine erfolgreiche Saison. Opening Batsman hatte daran reichlich Anteil, gewann die Racing Post Chase in Kempton. Doch danach war die gute Form weg und besonders die letzte Form zu Saisonbeginn in Ascot war ernüchternd. Erstmals mit Scheuklappen, ganz würde ich ihn nicht abschreiben.

14. Hadrian’s Approach (Trainer Nicky Henderson/ Jockey Nico de Boinville (5): Mein Favorit von den beiden Henderson-Pferden, zweite Saison, als Novice solide, aber nicht Jahrgangsspitze. Steht eigentlich ganz gut im Rennen und hat mit Ex-Amateur Nico de Boinville einen hochgradig fähigen Erlaubnisreiter im Sattel. Für den Erfolg sollte der Wallach aber besser springen.

15. Invictus (Trainer Alan King/Jockey Robert Thornton): Comeback, letzter Lauf Februar 2012, da gewann er die Reynoldstown 2012 gegen Bobs Worth und Silviniaco Conti, von Rennen zu Rennen gesteigert. Nach der Ascot-Form sehr günstig im Handicap, sein Trainer sagt aber, dass er den Lauf nach der langen Abstinenz noch braucht. Aber definitiv ein Starter mit viel Potenzial.

16. Theatre Guide (Trainer Colin Tizzard/Jockey Joe Tizzard): Letzte Woche feierten die Tizzards mit Cue Card in der Betfair Chase den größten Erfolg ihrer Karriere. Auch bei Theatre Guide gibt es Zweifel am Stehvermögen, aber das war es auch an Parallelen. Nach allen Formen nur Außenseiter.

17. Terminal (Trainer Willie Mullins/Jockey ….): Gast aus Irland, als Novice durchaus erfolgreich, Platz 5 in der RSA Chase, danach aber dreimal chancenlos in gut besetzten irischen Handicaps. Schwer vorstellbar – auch wenn der Trainer Willie Mullins heißt.

18. Highland Lodge (Trainerin Emma Lavelle/Jockey Leighton Aspell): Im Vorfeld ein hoch gehandelter Kandidat. Das liegt zum einen an dem knappen zweiten Platz hinter einem gut gesteigerten Pipe-Pferd in Wincanton, zum anderen an der Tatsache, dass der Lavelle-Stall wieder deutlich besser in Form ist. Der Flemensfirth-Sohn galt besonders nach seinem 22 Längen-Erfolg gegen Our Father im Dezember 2012 als Kandidat für bessere Rennen. Seine Trainerin hofft auf weichen Boden, aber auch gut bis weich ist kein Problem. Natürlich erste Chancen.

19. Merry King (Trainer Jonjo O’Neill/Jockey R P Mclernon): Deutlich gesteigert über die schweren Sprünge, sehr beständig, könnte noch Potenzial nach oben haben und die Form gegen Houblon Des Obeaux umdrehen. Großer Steher; besonders wenn der Boden noch weicher wird, gute Chancen.

20. Loch Ba (Trainer Mick Channon/Jockey Dominic Elsworth): Hatte im letzten Jahr eine gute Saison, das Jahresdebüt war passabel, aber dennoch könnte das Hennessy eine Nummer zu groß sein.

21. Whodoyouthink (Trainer Ollie Mc Kiernan/ Jockey P F Mangan (3): Nach allen Formen nur schwer vorstellbar.

Urteil: Wie immer ein wunderbares Wettrennen, aber oft gewinnt das Pferd mit dem größten Potenzial für die Zukunft und das ist Lord Windermere. Gefahren gibt es einige, zum Beispiel Merry King, Highland Lodge und den Pipe-Schützling Our Father. Interessant für die Zukunft: Invictus.



Montag, 25. November 2013
Diegos Erben wollen hoch hinaus
Natürlich fängt ein Artikel über den SSC Neapel, Borussia Dortmunds Gegner am Dienstag in der Champions League, mit Diego Armando Maradona an. Wem auch sonst – der beste Fußballer seiner Zeit, charakterlich vielleicht nicht immer einwandfrei. In Neapel aber verehren sie den Argentinier auf einer Stufe mit dem Ortsheiligen San Genaro und der örtlichen Madonna. „Maradona, Madonna, die Worte vermischen sich. Er kam als Retter, um den ihm gebührenden Platz im neapolitanischen Pantheon einzunehmen“, schrieb Jimmy Burns in seiner Maradona-Biografie „Die Hand Gottes“.
Von 1984 bis 1991 kickte Maradona für den Klub aus Süditalien: Zwei Meisterschaften und ein UEFA-Cup-Sieg (1989, Finale gegen den VfB Stuttgart) lautete die sportliche Erfolgsbilanz. Der kleine Mittelfeldspieler gab dem armen italienischen Süden ein neues Selbstgefühl gegenüber den Großklubs aus dem reichen Norden. Auf einmal befand sich Napoli auf einer Stufe mit Juve, Inter und Milan.
Was fällt dem Mitteleuropäer noch zu Neapel sein? Arme, aber fröhliche Menschen, Verkehrs- und Müllchaos, die örtliche Mafia namens Camorra. Zu letzterer hatte Maradona gute Beziehungen, die Camorra-Bosse sonnten sich gerne im Ruhm des Fußball-Gottes. Und natürlich profitierten sie geschäftlich vom Kicker.
Maradona zeigte in Neapel wohl den besten Fußball seiner Karriere. Burns formuliert es etwas martialisch: „Wieder schien der Ball an Maradonas Fußballschuhen befestigt zu sein beziehungsweise in einer tödlichen Kurve wie eine Exocet-Rakete durch die Luft gelenkt zu werden.“
Die Tifosi liebten ihren König - und verziehen ihm auch seinen etwas abrupten Abgang im März 1991.



Ein Diego Maradona-Altar in Neapel
Bildnachwies: Cyambella/Wiki Commons


Aktuelle Lage
Jens Lehmann, ehemaliger BVB-Schlussmann und danach lange in England bei Arsenal tätig, weiß Bescheid: „Napoli hat gute Einzelspieler, zudem einen guten Trainer, einen Taktikfuchs.“ Wie gut die Mannschaft des schlauen Rafael Benitez ist, musste der BVB beim 1:2 im Hinspiel anerkennen. Es war das Spiel, in dem Trainer Jürgen Klopp ungewollt einen neuen Freund in Gestalt des Hausmeisters des San Paolo-Stadions gewann, weil er des Feldes verwiesen wurde. Zudem sah Keeper Roman Weidenfeller Rot.
Napoli aber präsentierte sich als spielstarke Einheit mit markanten Offensivspielern wie Higuain, Hamsik oder Insigne, dazu imponierten die beiden Schweizer Behrami und Inler auf der Sechs.
Derzeit aber kriselt der Klub ähnlich wie der BVB ein wenig in der heimischen Liga, verlor zuletzt zwei Spiele in Serie und wirkte beim 0:1 gegen Parma laut kicker „uninspiriert“. Mit 28 Punkten aus 13 Spielen und Rang 3 befinden sich die Süditaliener aber durchaus im Soll.

Etwas Historie
Lange war Napoli eher eine graue Maus in Italien. Die meisten Jahre spielte der seit 1926 unter dem Namen SSC Neapel firmierende Club zwar in der Serie A, erreichte auch einige gute Platzierungen, doch die Meistertitel gewannen die Vereine aus Turin, Mailand und Rom. Der Kauf von Diego Maradona unter dem Präsidenten Corrado Ferlaino 1984 erwies sich als erfolgreiche Strategie. 1987 holte die Mannschaft das Double (Meisterschaft und Pokal), 1989 kam der UEFA-Cup hinzu, 1990 noch einmal die Meisterschaft.
Es war nicht nur die Soloshow des Diego Maradona. Spieler wie der Brasilianer Careca, Ciro Ferrara, Andrea Carnevale oder Fernando de Napoli machten ebenfalls auf sich aufmerksam.
Nach Maradonas Abgang aber kam der langsame Abstieg. 2004 musste der Club sogar Konkurs anmelden und begann wieder neu in der Serie C1.
Im gleichen Jahr stieg Filmproduzent Aurelio De Laurentiis als Präsident und Geldgeber ein. 2007 folgte die Rückkehr in die Serie A und seitdem ging es stets aufwärts. Unter Trainer Walter Mazzari entstand ein neues spielstarkes Team. Zudem schreibt der Klub seit Jahren kontinuierlich schwarze Zahlen.
In dieser Saison soll der nächste Schritt nach oben folgen: Zwar gingen Ezequiel Lavezzi und Edinson Cavani, die beiden Stürmerstars, für die Wahnsinnssumme von 94,5 Millionen nach Paris Saint-Germain, doch dafür investierte Napoli kräftig in erfahrene Spieler. Von Real Madrid kamen Raul Albiol, Jose Callejon und der argentinische Stürmer Gonzalo Higuain, dazu Torhüter Pepe Reina vom FC Liverpool und der belgische Nationalspieler Dries Mertens aus Eindhoven. Mit Rafa Benitez übernahm ein erfahrener und erfolgreicher mann den Trainerposten. „Heute steht Napoli für stimmige Finanzen, attraktive Spielanlage und ein regelmäßig gefülltes Stadion“, urteilte der kicker in seinem Champions League-Sonderheft. Wer hätte das gedacht - besonders das mit den Finanzen.

Der SSC Neapel bei Wikipedia

Ein launiger Reisebericht auf schwatzgelb.de

In der Serie "Rivalen des BVB" wird immer der Verein portraitiert, der am nächsten Spieltag in Dortmund gastiert. Das Ganze geschieht gewohnt subjektiv und ist gnadenlos persönlich.



Donnerstag, 21. November 2013
Die Polarisierer aus Bayern
Es geht schon wieder gut los vor dem Gipfeltreffen zwischen Borussia Dortmund und Bayern München am Samstag. Die Dortmunder Mats Hummels und Marcel Schmelzer verletzten sich am Dienstag beim Länderspiel in England. Damit fehlt die komplette Viererkette der Vorjahre: Neven Subotic erlitt einen Kreuzbandriss; für Lukasz Piszczek kommt ein Einsatz noch zu früh.
Schon fühlen sich die Verschwörungstheoretiker bestätigt, die eine Bevorzugung des FC Bayern in der Nationalmannschaft sehen. Denn Bundestrainer Joachim Löw hatte vor dem Freundschaftsgipfeltreffen die Münchener Manuel Neuer und Philipp Lahm nach Hause geschickt; Thomas Müller bleib 90 Minuten auf der Bank. Diese Theorie ist natürlich Unsinn, aber die National-11 bedeutet für den BVB in letzter Zeit wenig Gutes.
Ganz ungeschoren kommen die Münchener auch nicht davon: Mit Bastian Schweinsteiger und Franck Ribery fallen zwei wichtige Spieler aus.
Dabei gibt es schon genügend anderen Zündstoff im Duell des FC Bayern, der finanziell immer noch in einer anderen Liga spielt, und seines größten nationalen Kontrahenten. Da ist zum Beispiel die Rückkehr des Mario Götze ins Dortmunder Westfalenstadion, der Empfang wird entsprechend sein.
Kaum eine Meldung traf die Borussen-Anhängerschaft so ins Herz wie der Wechsel des Top-Technikers zum FC Bayern. Sportlich schwer verständlich, doch wenn der zukünftige Bayern-Trainer Pep Guardiola den Brasilianer Neymar nicht bekommt, dann schaut man eben sich auf dem deutschen Markt um und kauft dem Wunschtrainer Mario Götze.
Dortmund kassierte 37 Millionen und holte Henrikh Mkhitarjan und Pierre-Emerick Aubameyang. So schlecht ist dieser Tausch nicht, mir ist Mario Götze am Samstag völlig egal. Ich fand es sogar gut, wie er bei seiner offiziellen Vorstellung mit einem Nike-Shirt auflief. Eine Art Guerilla-Marketing, denn der FC Bayern ist der adidas-Vorzeigeklub schlechthin. Erstaunlicherweise hatte keiner der Münchener Kommunikationsstrategen dies im Vorfeld bemerkt.

Warum polarisiert der FC Bayern so?
Von wegen „alle haben die Lederhosen an“: Nicht nur ich tanzte durchs Wohnzimmer, als die Bayern 1999 in letzter Minute das Champions League-Finale gegen Manchester United verloren. Halb Deutschland freute sich über die Niederlage. Es gibt kein Zwischending – entweder mag man den Klub oder nicht. Auch in Dortmund werden nur Rückstände der Schalker noch lauter bejubelt – und so groß sind die Unterschiede nicht.
Die Gründe? Natürlich ist es auch Neid auf die vielen sportlichen Erfolge. Es ist aber vor allen diese Arroganz, der durch die Erfolge entstanden ist. Dieses Selbstbewusstsein, dieses „Mia san mia“, das der Klub ganz offen zeigt. Und wenn es ein Problem gibt, kauft man es einfach weg.
Der FC Bayern ist heute der erfolgreichste Klub in Deutschland und da hat Manager Uli Hoeneß großen Anteil dran. Aber Hoeneß wusste auch immer, wann er attackieren musste. Gefangene machte er dabei meist nicht - der „gute Mensch vom Tegernsee" war er eher privat.
Bayern hatte zudem manche Jahre richtig unsympathische Mannschaften mit Spielern wie Oliver Kahn, Stefan Effenberg oder Lothar Matthäus. Kahns Kung-Fu-Sprung gegen Stephane Chapuisat oder seine Vampir-Attacke gegen Heiko Herrlich bleiben unvergessen. Aber diese Teams hatten immer einen unheimlichen Siegeswillen. Sie zu besiegen, war unglaublich schwer – der BVB kann ein Lied davon singen.



Einer der Größten in der Geschichte des FC Bayern: Gerd Müller, der unnachahmliche „Bomber der Nation“

Der aktuelle FC Bayern
10 Siege, 2 Unentschieden, keine Niederlage in der Bundesliga, in der Champions League bereits nach vier Spielen im Achtelfinale – der FC Bayern setzt auch mit Pep Guardiola seine famose Form aus der Triple-Saison mit Trainer Jupp Heynckes fort. Aber dennoch maulen Kritiker, dass es manchmal noch zu viel Leerlauf im Bayern-Spiel gebe. Allen voran der sportliche Leiter Matthias Sammer, aber er soll offenbar hauptsächlich verhindern, dass die Stimmung zu gut wird.
In der Tat tun sich die Münchener besonders in der ersten Halbzeit manchmal ein wenig schwer. Aber das ist Jammern auf hohem Niveau, zumal Guardiola einiges umstellte.
37 Spiele sind die Münchener in der Bundesliga unbesiegt. Zuletzt waren sie im Champions League-Finale gegen den eingespielten BVB am Rande einer Niederlage.
Vielleicht haben die Bayern derzeit die stärkste Mannschaft aller Zeiten. Es ist eine gute Mischung aus Eigengewächsen wie Philipp Lahm, Bastian Schweinsteiger und Thomas Müller und teuer zugekauften Akteuren wie Franck Ribery, Arjen Robben, Jerome Boateng oder Manuel Neuer. Dabei spielen die Neuen wie Mario Götze und der von Barca gekommene Thiago Alcantara derzeit nur eine Nebenrolle.

Was wäre wenn?
Tja, was wäre wenn gewesen, wenn nicht ein Spieler des TSV 1860 München den damals 13jährigen Franz Beckenbauer vom SC 1906 München geohrfeigt hätte. Denn eigentlich wollte Beckenbauer zu den Sechzigern wechseln, der FC Bayern galt als Abiturienten-Verein aus dem Boheme-Viertel Schwabing. Auch heute kaum vorstellbar, dass der TSV 1860 München zu diesem Zeitpunkt der Top-Klub in München war und selbstverständlich den Platz in der Bundesliga erhielt. Die Bayern hingegen mussten noch zwei Jahre in der Regionalliga nachsitzen. Erst 1965 stiegen sie in die Bundesliga auf.
Was wäre also, wenn das Ausnahmetalent Beckenbauer bei 60 gelandet wäre? Ob er die gleiche Karriere gemacht hätte? Wären die Löwen jetzt Rekordmeister? So wechselte Beckenbauer zum FC Bayern, traf dort weitere zukünftige Weltklassespieler wie Sepp Maier und Gerd Müller, dazu kamen zuverlässige Wasserträger wie etwa Franz „Bulle“ Roth, Rainer Zobel und Georg „Katsche“ Schwarzenbeck und fähige Trainer wie Tschik Cajkovski und Branko Zebec. Später rückten noch Uli Hoeneß und Paul Breitner ins Team.
1969 holte der Verein den ersten Meistertitel in der Bundesliga (insgesamt die zweite Meisterschaft nach 1932) und spätestens ab diesem Zeitpunkt war eigentlich jedes Jahr ein Titel Pflicht. Das schafften die Bayern auch sehr häufig, wurden zum
Deutschen Rekordmeister
und holten auch internationale Titel. Eigentlich musste jede Trainer mit dem Spielermaterial mindestens Meister werden – ansonsten brannte der Baum. Der FC Hollywood ließ grüßen.
Dennoch hat der Verein eigentlich jeden Gegner in der Bundesliga wirtschaftlich und sportlich abgehängt. Ob Gladbach, Schalke, der HSV, Bremen, Dortmund oder Leverkusen – sie alle kratzten mal am Thron, doch dauerhaft hielt sich nur der FC Bayern oben. Derzeit halten nur Borussia Dortmund und mit Abstrichen Bayer Leverkusen stand, doch am Samstag braucht das Klopp-Team ein kleines Fußballwunder.

Die Bilanz des BVB gegen Bayern München



Kleiner Literatur-Tipp zum FC Bayern: Gute Freunde von Thomas Hüetlin ist eine spannende Biografie über den Klub, beginnt in den sechziger Jahre und schildert gerade die ersten Jahre sehr detailiert. Zum Ende wird die Geschichte aber etwas schwächer, dennoch auch für Bayern-Gegner eine interessante Lektüre.
In der Serie "Rivalen des BVB" wird immer der Verein portraitiert, der am nächsten Spieltag in Dortmund gastiert. Das Ganze geschieht gewohnt subjektiv und ist gnadenlos persönlich.