Nicht nur die deutschen Profiligen starten am Wochenende. Auch der African Cup of Nations 2012, die Kontinentalmeisterschaft Afrikas, beginnt am 21. Januar mit den Spielen Aquatorialguinea gegen Libyen und Senegal gegen Sudan. Zwei Nationen spielen diesmal den Gastgeber: Gabun und Äquatorial-Guinea.
In Deutschland war das Interesse an der afrikanischen Meisterschaft auch mal größer. Selbst das Fachblatt kicker sportmagazin verzichtete am Montag auf eine Vorschau, irgendwann vor einigen Wochen hatten sie mal ein Interview mit Gernot Rohr, dem deutschen Trainer von Gabun, im Heft. Auch bei dem international sehr gut aufgestellten Portal Spox habe ich bis heute noch nichts darüber gelesen.
Kein Vergleich zu früheren Jahren: Die WM in Südafrika ist längst Geschichte, der afrikanische Fußball stagniert bestenfalls und die Probleme sind geblieben. Zudem hält sich der Anteil der in Deutschland spielenden Profis in Grenzen. Immerhin sind wir dank unserer Freunde von Eurosport, die schon seit Ewigkeiten übertragen, mit am Ball.
Wer fehlt
Das europäische Desinteresse mag auch daran liegen, dass bekannte Länder diesmal bereits in der Qualifikation scheiterten: Nigeria zum Beispiel, einst von manchen Experten nach ihrem starken WM Debüt in den USA und dem Olympiasieg 1996 in Atlanta als zukünftiger Weltmeister gehandelt, blieb hinter Guinea.
Oder Kamerun, das Land, das bei der Weltmeisterschaft 1990 in Italien den afrikanischen Fußball quasi auf die Landkarte brachte. In der Qualifikation erwies sich der Senegal als zu stark für die einstigen unzähmbaren Löwen. Kamerun und Nigeria enttäuschten jedoch schon bei der WM in Südafrika, so überraschend ist ihre Nicht-Teilnahme nach den letzten Ergebnissen nicht.
Und dann war da noch die Gruppe G unter anderem mit Ägypten und Südafrika. Die Pharaonen waren zuletzt dreimal in Folge Gewinner des Afrika Cups, komischerweise konnten sie diese Erfolge außerhalb Afrikas nie wiederholen, weil sie in der WM-Qualifikation regelmäßig scheiterten. Jetzt ist die Mannschaft im Umbruch und war mit 5 Punkten in der Qualifikation chancenlos. Der WM-Gastgeber schaffte wie der Niger und Sierra Leone 9 Punkte, der Niger setzte sich aufgrund der besseren Tordifferenz in den direkten Duellen durch.
Favoriten
Erst einmal ist es hier aus Europa wahnsinnig schwer, das Niveau vieler afrikanischer Teams einzuschätzen. Mannschaften wie die Gastgeber-Nationen Gabun und Äqauatorial-Guinea, aber auch der Sudan, Burkina Faso, Niger oder Guinea sind quasi fußballerische Wundertüten. Oder Botswana, die holten in der Qualifikation immerhin 17 Punkte mit der minimalistischen Tordifferenz von 7:3 – lebt der Catenaccio noch? Die klangvollsten Namen spielen immer noch bei der Elfenbeinküste und Ghana (auch wenn dort Kevin- Prince Boateng fehlt). Erstere haben allerdings trotz ihrer großen Namen eigentlich noch nichts richtig gewonnen. Mir gefällt am besten der Senegal, das Team mit dem Neu-Newcastler und Alt-Freiburger Papiss Demba Cisse und dem schon länger im St. James-Park aktiven Demba Ba. „Die Löwen von Teranga“ absolvierten eine souveräne Qualifikation und blieben dort ungeschlagen. Vielleicht erfolgt jetzt die Krönung.
Niveau
Es wird wahrscheinlich wieder so sein: In den meisten Spielen werden sich die Akteure belauern, keine möchte einen Fehler machen. Das Ergebnis sind dann Spiele, die sich quasi 25 Meter vor und 25 Meter nach der Mittellinie abspielen und in denen Tore Mangelware sind. Aber dann kommt einer dieser wunderbaren afrikanischen Torhüter, macht einen unglaublichen Fehler – und dann wird Fußball gespielt, weil sich eine Mannschaft öffnen muss. Und technisch sind die meisten afrikanischen Spieler – Klischee hin und her – immer noch eine Augenweide.
Zwei Linktipps
Ein umfangreiches deutschsprachiges Angebot gibt es hier.
Nachtrag 20.1
Da habe ich die Bibel des deutschen Fußballs aber zu Unrecht getadelt: Das kicker sportmagazin hat natürlich einen Vorbericht zum Afrika Cup im Heft, nur eben erst am Donnerstag. "Attacke der Black Stars" titelt das Fachmagazin, der Text ist aber deutlich besser als die Überschrift. Zudem enthält er einige sehr interessante Infos. Im Teilnehmerland Niger wurde beispielsweise aufgrund der Versorgungskrise gar zu Spendenaktionen aufgerufen, um die Fußballer halbwegs genährt und professionell zur Endrunde schicken zu können. Probleme, die hier im reichen Westeuropa unvorstellbar sind. Und wenn schon diese Grundbedürfnisse nicht gedeckt sind, wie kann der Beobachter da eine funktionierende Infrastruktur erwarten?
Es geht wieder aufwärts mit dem deutschen Galopprennsport – zumindest wenn man die Umsatzzahlen 2011 betrachtet. Nur völlige Schönredner werden jedoch von einer Kehrtwende sprechen: Zum einen gab es im Vergleich zu 2010 wieder zwei Veranstaltungen in Baden-Baden/Iffezheim, zum anderen befindet sich der Umsatz seit Jahren im Tiefflug. 2003 waren es etwa laut Direktorium für Vollblutzucht und Rennen beispielsweise noch 81 Millionen Euro (45 Mio. Bahn, Außen 36 Mio. Euro – Quelle Sport-Welt Spezial 2004).
Zudem ist der Begriff Umsatz in diesem Fall nicht ganz richtig: Die Zahl, die das Direktorium nennt, ist der Totalisatorumsatz. Was beim Buchmacher oder im Internet sonst noch auf deutsche Rennen gewettet wird, weiß kein Mensch.
Die Zahlen wie vor 20 Jahren wird der deutsche Turf aber nicht mehr erreichen. Dafür ist die Konkurrenz inzwischen zu stark: Fußballwetten sind – Glückspielgesetz hin und her – weiter stark im Kommen. Galopp-Insidern bieten die Galopprennen aus Frankreich und England attraktive Möglichkeiten.
Gerade gegenüber Letzteren ist das deutsche Produkt namens Pferdewette nicht wettbewerbsfähig. Wenn ich an mein eigenes Wettverhalten denke, dann hat sich das in den letzten zwanzig Jahren drastisch verändert. Zu Beginn habe ich fast nur auf deutsche Rennen gewettet, heute ist das Verhältnis 90:10 zugunsten der englischen Rennen (Frankreich ist nicht so mein Ding).
Cheltenham statt Dortmund
Die Gründe liegen auf der Hand: Die englischen Hindernisrennen auf den Top-Bahnen im Winter sind um ein Vielfaches interessanter als die deutschen Winterrennen in Neuss und Dortmund. Obwohl ich in Dortmund wohne, war ich in diesem Jahr noch kein einziges Mal bei den Sandbahnrennen. Einmal werde ich mit Sicherheit noch hingehen, aber mehr auch nicht. Ähnlich war es in den Vorjahren.
Was soll ich denn da auch wetten? Irgendwelche Handicaps der unteren Kategorie mit hoher Plusskala und wenig Formpferden? Völlig uninteressant, zumal in diesen Rennen mal der mit 20 Längen vorne ist und in der nächsten Woche ein anderer Teilnehmer mit Riesenabstand gewinnt.
Da mache ich doch lieber ein paar Siegwetten in Cheltenham oder Sandown. Die Rennen dort sind zwar schwierig, aber in den heutigen Internetzeiten kann ich auf ein Vielfaches an Informationen zurückgreifen. Außerdem stimmen die Quoten.
Im Sommer sieht es ähnlich aus, obwohl die deutschen Rennen dann natürlich viel interessanter sind. Die Zeiten, an denen ich jeden Sonntag auf einer deutschen Galopprennbahn war, sind längst Vergangenheit. Samstags allerdings bin ich meist mit englischem Rennsport beschäftigt. Weil das Wettangebot – siehe oben – dort einfach viel attraktiver ist.
Was ich in Turf-Deutschland am meisten vermisse? Diese guten Handicaps der Kategorien 1 und 2. Was waren das früher für schöne Rennen, ein Ausgleich 1 wie der Große Preis der Stadt Mülheim, gespickt mit Formpferden. Diese Pferde laufen heute leider für bessere Preisgelder in Frankreich. Wenn ein Ausgleich 1 und Ausgleich 2 ausgeschrieben wird, finden diese oft nicht statt, da die Pferde fehlen, weil die Preisgelder in Deutschland zu gering sind.
Das ist alles ein Luxusproblem, kann man jetzt aus deutscher Sicht argumentieren. Die Rennvereine haben schon genug andere Baustellen. Das ist richtig, nur in England gibt es dafür auf der Flachen fast jeder Woche ein Top-Handicap. Das ist im Interesse der großen Buchmacher, weil diese eben von möglichst offenen Rennen profitieren. Denn dort werden die Umsätze gemacht. Wo bleibt also das deutsche Cambridgeshire?
Nachtrag: Im aktuellen Newsletter von Turf Times kann der Interessent noch einmal die statistischen Zahlen zum deutschen Rennsport 2011 nachlesen. Wer ihn noch nicht bekommt, erhält ihn hier.
Etwas Mitgefühl habe ich immer noch – mit Ailton, dem einstigen Kugelblitz, der seine beste Zeit in der Bundesliga bei Werder Bremen hatte. Dabei ist das Gefühl in diesem Fall völlig fehl am Platz. Die Teilnahme am berüchtigten RTL-Dschungelcamp ist seine eigene Entscheidung und immerhin soll der ehemalige Bundesliga-Torschützenkönig laut Bild am Sonntag 55 000 Euro für seinen Ausflug in den australischen Dschungel erhalten. Nur Ex-Frau Stallone Brigitte Nielsen und Ramona Leiß (wer ist Ramona Leiß) bekommen mehr. Dafür kann man schon mal ein paar Maden vertilgen.
Fast alles lief schief bei Ailton in den letzten Jahren: „Vom Torschützenkönig zur Witzfigur“ schrieb die Zeit und zitiert Ulf Baranowsky von der Spielergewerkschaft Vereinigung deutscher Vertragsspieler. 20 bis 25 Prozent der Spieler seien nach Ende ihrer aktiven Laufbahn überschuldet oder pleite, so Baranowsky. Total verständlich: Leute, die 100000 Euro und mehr pro Woche verdienen, haben eben andere Ansprüche. Der Fuhrpark muss regelmäßíg aktualisiert, Klamotten kauft man oder frau nicht bei KIK, Spielerfrau und Zweitspielerfrau müssen versorgt werden und und und...
Auch Kollege Ailton hat offensichtlich Finanzsorgen. Nach dem Meistertitel 2004 mit Werder ging es schnell abwärts für den einstigen Spieler des Jahres: Das fing schon mit dem Wechsel nach Schalke an, wo er schnell zum Liebling der Bild-Zeitung wurde, seine Leistungen allerdings nicht mehr meisterhaft waren. Es folgte eine wahre Odyssee durch Länder, Vereine und Ligen: Katar, Ukraine, der HSV, MSV Duisburg etc.
Beim Casting musste sich Ailton gegen seinen ehemaligen Bremer Kollegen Paul Stalteri durchsetzen. Fernsehsender RTL möchte aber nicht bestätigen, ob es im nächsten Jahr ein Christmas-Camp gibt.
Hier tauchte er mal auf, als er zum KFC Uerdingen wechselte, zuletzt kickte Ailton beim Bremer FC Oberneuland. Nirgendwo wurde er glücklich – und selbst die Torjägerkanone des kicker-sportmagazins wollte sein damaliger Berater schon zu Geld machen. Karl-Heinz Heimann wird sich im Grabe umdrehen.
Schön zu beobachten ist zudem, wie sich RTL und Bild am Sonntag die Bälle zuspielen. Da schiebt jemand vom Fernsehsender dem Boulevardblatt die geheimen Verträge der Dschungelcamp-Teilnehmer zu – und die BamS hat ihre Exklusiv-Schlagzeile. Das Dschungelcamp verkauft sich offensichtlich besser als der Bundespräsident.