Was für ein Paukenschlag zu Beginn des neuen Jahres: Marco Reus
wechselt im Sommer von Borussia Mönchengladbach zu Borussia Dortmund. Gut, die Anhänger der selbsternannten „wahren Borussia“ dürften sich nicht so freuen: Ihr bester Spieler ist im Sommer weg, dazu verlässt zudem der talentierte Roman Neustädter den Verein. Das Jahr hätte nicht schlimmer beginnen können. BVB-Fans freuen sich hingegen: Denn Reus, im ersten Halbjahr der überragende Spieler in der Bundesliga auf der Position Außenbahn offensiv, wechselt zu Borussia Dortmund – für schlappe 17,5 Millionen Euro.
Bekanntlich kehrt Reus damit in seine Heimatstadt zurück. Doch irgendwie habe ich ein komisches Gefühl. Zum einen, weil der BVB mal wieder richtig auf dem Transfermarkt investierte: Reus ist nach Marcio Amoroso (25,6 Mio Euro) der zweithöchste Transfer in der Geschichte des Klubs. Amoroso war zwar ein herausragender Spieler (zumindest in seiner ersten Zeit, bis er dann nur noch Allüren hatte), aber der Brasilianer steht auch für den finanziellen Wahnsinn der letzten Tage der Ära Niebaum/Meier, die den Klub bekanntlich an den Rande des Abgrundes brachten. „Wir haben unser Pulver in den vergangenen Jahren trocken gehalten“,
beruhigt zwar Hans-Joachim Watzke, der Vorsitzende der BVB-Geschäftsführung, die Gemüter und fügt hinzu: „Der Transfer ist aus den Rücklagen solide finanziert.“
Nun vertrauen wir mal dem Sanierer Watzke und natürlich ist es besser, dass Reus, der seine ersten fußballerische Schritte beim
PTSV Dortmund machte, in Dortmund spielt und nicht etwa beim FC Bayern. Dennoch habe ich ein ungutes Gefühl: Ich kann mir nicht vorstellen, dass Reus und Mario Götze in Dortmund zusammen auf dem Platz stehen werden. Natürlich ist das Spekulation, habe ich keine Fakten. Dennoch gehe ich jede Wette ein, dass Götze am Ende der Saison den BVB verlassen wird. England, Spanien oder der FC Bayern – Angebote kommen doch quasi im Tagestakt. Der Verein
dementiert das natürlich, aber ich halte dagegen.
Am zweiten Weihnachtsfeiertag brennt in Großbritannien traditionell sportlich der Baum. Am Boxing Day absolvieren nicht nur die englischen Profi-Fußball-Ligen einen kompletten Spieltag, auch in Sachen Pferdesport geht es mächtig zur Sache. Neun Meetings stehen auf dem Programm – so das Wetter mitspielt. Höhepunkt des Tages ist die Karte in Kempton Park und dort natürlich die King George VI.Chase, ein Jagdrennen der höchsten Kategorie über 4828 Meter.
nurpferdeundfussball stellt die Starter vor…
Long Run (Trainer Nicky Henderson/Jockey Sam Waley-Cohen): Der Vorjahressieger: Im Januar 2011, in dem das im Dezember wegen des Schnees ausgefallene Rennen nachgeholt wurde, sprachen alle von Kauto Star. Doch dann kam Nachwuchssteepler Long Run, gewann leicht und ein neuer Stern am Steepler-Himmel erschien. Denn zwei Monate später triumphierte der Wallach aus dem Stall von Trainer Nicky Henderson auch im Celtenham Gold Cup und besiegte die Alt-Heroen Denman und Kauto Star. Das Jahresdebüt als Zweiter in der Betfair Chase hinter Kauto Star war in Ordnung, im King George sollte Long Run nach
Meinung seines Besitzers den vollen Schwung haben. Ein würdiger Favorit, außerdem erst sechs Jahre und damit für einen Steepler noch richtig jung.
Kauto Star (Paul Nicholls/Ruby Walsh): Ich bekomme jetzt noch eine Gänsehaut, wenn ich mir noch mal das
Video der Betfair Chase in Haydock anschaue. „Der alte Mann“ feierte ein triumphales Comeback und zeigte noch mal eine Leistung, die eines Champions würdig war. Kann Kauto Star das wiederholen, könnte er das Rennen zum fünften Mal gewinnen. Der Jubel wird grenzenlos sein, weil die Engländer ihre Champions zu feiern wissen. Vor Haydock hatte ihn Long Run aber bereits zwei Mal geschlagen.
Master Minded (Paul Nicholls/Daryl Jacob): Ein etwas überraschender Teilnehmer aus dem Nicholls-Quartier: Master Minded war das überragende Pferd in den Top-Prüfungen über zwei Meilen. Ganz so gut wie früher ist er vielleicht nicht mehr, aber er ist immer noch ein Pferd, das Top-Rennen gewinnt wie zuletzt in Ascot gegen Somersby. Natürlich ist die Frage nach dem Stehvermögen über drei Meilen die entscheidende Frage. Kempton ist ein flacher Kurs und wenn er die Distanz irgendwie bewältigen kann, dann dort. Gewonnen hat Master Minded aber maximal über 4.200 Meter.
Captain Chris (Philipp Hobbs/Richard Johnson): In der letzten Saison einer der Top-Nachwuchs-Steepler, gewann unter anderem die Arkle Chase über zwei Meilen. Der Saisonauftakt war nicht so erfolgreich in Exeter, als er seinen Reiter ins Gras beförderte, nachdem er noch gut im Rennen lag. Jockey Richard Johnson ist durchaus
optimistisch, dennoch stellt sich auch hier die Frage nach dem Stehvermögen. Über 2 ½ Meilen (ca. 4400 Meter) hat Captain Chris bereits gewonnen, zudem mag er die Bahn in Kempton: Bei vier Starts triumphierte er dort drei Mal.
Somersby (Henrietta Knight/Dominic Elsworth): Gutes Pferd, souveräner Springer, aber vielleicht fehlt das letzte Stück Klasse, um so ein Rennen zu gewinnen. Und auch Somersby läuft über eine Distanz, über die er bislang noch nie gelaufen ist.
Diamond Harry (Nick Williams/Jockey noch ?):Vielversprechendes Comeback in der Betfair Chase. Zeitweise sah er wirklich gut aus, doch dann fehlten die letzten Körner. Natürlich muss er sich steigern, aber warum sollte das nicht möglich sein. Immerhin gewann Diamond Harry 2010 das Hennessy. Das logische Pferd für die Überraschung zu einem hohen Kurs.
Nacarat (Tom George/ Jockey noch ?): Grandioser Frontrenner, der in Kempton immer gut läuft, im letzten Jahr lag er lange gut im Rennen. Dennoch ist das eine zu schwere Aufgabe.
Golan Way (Sheena West//Mark Goldstein): Der nächste Außenseiter im Feld, zuletzt erfolgreich in einem Listenrennen in Sandown. Diese Prüfung ist aber eine Nummer zu groß, seine
Trainerin sieht es sportlich. Nur die Charakterisierung durch seine Betreuerin ist etwas hart…
Urteil
Ich kann mir nicht vorstellen, dass Pferde wie Master Minded oder Captain Chris über die längere Distanz kommen. Es sieht alles nach einem Duell zwischen dem Favoriten Long Run und Altmeister Kauto Star aus, aber vielleicht ist
Diamond Harry zu einem lohnenden Kurs der lachende Dritte. Man muss ja nicht gerade das Haus draufsetzen….
Timeform hat mal analysiert, wie es anderen prominenten Startern erging, die sich über eine ungewohnte Distanz versuchen. Sehr aufschlussreich…
„Die Fortuna ist wieder da“ sangen die Zuschauer immer wieder. Riesenstimmung gestern Abend im Achtelfinale des DFB-Pokals: So kurz vor Weihnachten stand noch mal ein richtiger Knaller mit dem Duell zwischen Zweitliga-Spitzenreiter Fortuna Düsseldorf und Meister Borussia Dortmund auf dem Programm. Nur kam es diesmal nicht wie so häufig im DFB-Pokal: Der BVB gewann im Elfmeterschießen und setzte damit
nicht die unsägliche Tradition fort, bei einem unterklassigen Kontrahenten zu scheitern.
Dabei lief das Spiel eigentlich für den Zweitligisten, weil Not-Innenverteidiger Patrick Owomoyela schon früh die gelb-rote Karte erhielt. Zum Glück konnten die Düsseldorfer ihre Überzahl gegen die zudem ersatzgeschwächten Dortmunder nicht nutzen. Auch weil Roman Weidenfeller einige Male prächtig reagierte und im Elfmeterschießen zudem den Schuss des Fortunen Bröker parierte. Sein Jubellauf nach Perisic entscheidendem Strafstoß zeigte eindrucksvoll, wie erleichtert die Dortmunder nach dem Spiel waren.
Es war das Spiel des Jahres in Düsseldorf und natürlich war die Arena, der Nachfolger des ehemaligen Rheinstadions, ausverkauft. Die Fortuna ist wieder da und träumt vom Wiederaufstieg in die Bundesliga. Die Chancen stehen als Spitzenreiter zur Winterpause gut, auch wenn zuletzt der Heimnimbus durch die Niederlage gegen Paderborn zerstört wurde.
Nach Barca kam Teveren
In den siebziger und achtziger Jahren gehörten die Landeshauptstädter mit Spielern wie Gerd Zewe, Wolfgang Seel, Dieter Herzog oder etwas später den Allofs-.Brüdern Klaus und Thomas zum Inventar der ersten Liga. Höhepunkt war das Finale 1979 im damaligen Europapokal der Pokalsieger, als Fortuna nur äußerst unglücklich dem FC Barcelona unterlag. Bei den verwöhnten Düsseldorfern hatte es die Mannschaft aber immer schwer: Lief es gut, dann füllten die Zuschauer diese unwirtliche Betonschlüssel namens Rheinstadion. Bei Mittelmaß oder noch schlimmer Abstiegskampf kamen gerade mal höchstens 15 000 Zuschauer, die Atmosphäre war trostlos. 1987 stieg Fortuna Düsseldorf dann ab.
Es folgte ein stetes Kommen und Gehen zwischen erster und dritter Liga, ein Kennzeichen der Fortuna in diesen Jahren war ihre Unfähigkeit im Management. Die
Toten Hosen sammelten für den Verein, immerhin schaffte Trainer Aleksandar Ristic noch mal den Sprung in die Eliteklasse. Dank des herausragenden Torhüters Georg Koch, einer absoluten Beton-Taktik und des begabten Einwerfers Harald Katemann hielt der Verein die Klasse. Ein echtes Wunder, ein Jahr danach war allerdings auch Aleks Ristic ratlos, Fortuna stieg trotz Dobrowolski und Pancev ab.
Der Niedergang war diesmal noch schlimmer: Bis in die
vierte Liga stürzten die Düsseldorfer ab, es ging nach Teveren und Straelen. Wer Fortuna-Fan war, musste sich die Hänseleien seiner Mitbürger anhören. Doch wie das so ist, wenn man zusammen tief im Dreck sitzt: Man solidarisiert sich, man schließt sich enger zusammen. So war das auch bei der Fortuna: Die Mode-Fans blieben erst mal zuhause, nur die
Unterstützung der Hosen bleib. „Wenn wir wollen, kaufen wir Euch auf“ skandierten die Fortuna-Fans 2005 schon wieder gutgelaunt im Dortmunder Westfalenstadion – im Regionalliga-Duell gegen die Zweite Mannschaft von Borussia Dortmund. Die Fortuna ist einer der Vereine, die in den letzten Jahren sowohl gegen die erste als auch die zweite Mannschaft des BVB in Pflichtspielen antraten – St. Pauli, Braunschweig und Dresden zählen ebenfalls zu diesem illustren Kreis.
Doch offenbar haben die Verantwortlichen um Manager Wolf Werner dazu gelernt: Seit drei Jahren ist die 2. Liga die Heimat des Klubs. Das erste Jahr war ganz ordentlich, im zweiten Jahr folgte der Rückschlag, als die Fortuna ganz schlecht startete, viele Spiele aber auch sehr unglücklich verlor. Immerhin behielt der Fortuna-Vorstand die Nerven, feuerte seinen Übungsleiter Norbert Meier mal nicht – und sieh’ an: Dank der Heimstärke wurde die Rückrunde noch ganz ordentlich. Der ruhige Meier scheint der richtige Mann zu sein: Seine Mannschaft ist eine gute Mischung aus Routiniers und Talenten, mit Galionsfiguren wie Andreas Lambertz, der schon in der Oberliga für Fortuna kickte. Der Aufstieg wäre die Krönung nicht nur seiner Laufbahn.