Dienstag, 16. Juni 2009
Was vom Wochenende fehlt…
Die Qual der Wahl des Adrie de Vries: Unter die berühmten Decke, um einmal den SIS-Kultkommentator Derek Stripplin (keine Ahnung, ob man den so schreibt) zu zitieren, konnte man die ersten Fünf des Union-Rennens am Sonntag stecken, so nahe waren sie beieinander. Es siegte Wiener Walzer vor Oriental King, Panyu, Egon und Eliot. Adrie des Vries, Jockey Nummer 1 im Stall von Jens Hirschberger, muss jetzt die schwere Entscheidung treffen, wen er im Derby in Hamburg reitet: Suestado, bei den meisten Buchmachern der Derby-Favorit, oder eben diesen Wiener Walzer, den Gewinner der wichtigsten Derby-Vorprüfung. Mein Derby-Tipp bleibt Eliot, auch wenn mich sein Laufen etwas enttäuschte. Aber die 200 Meter längere Derbystrecke kommt ihm definitiv entgegen, in Siegform soll er ja auch erst in Hamburg sein. Der „Sieger der Herzen“ war aber der Pacemaker Egon, der sich immer wieder wehrte und am Ende tapferer Vierter wurde. Schwach lief der Godolphin-Schützling Peligroso.

Palermo in Dresden: Adrie de Vries, der fliegende Holländer, saß auch im Sattel von Palermo, Start-Ziel-Sieger im Großen Freiberger Premium Preis in Dresden, der zweiten Derby-Vorprüfung des Wochenendes. Nur vier Pferde gingen nach der Abmeldung von Foscario und Readyspice in den Boxen. Der Sieger aus dem Stall von Christian Zschache hat überhaupt keine Derbynennung. Wer allerdings vier von fünf Rennen gewinnt und zu diesem frühen Zeitpunkt der Saison ältere Pferde im Ausgleich II besiegte, der gehört zu den Guten des Jahrgangs. Ordenstreuer komplettierte den ostdeutschen Einlauf, kam aber trotz aller Bemühungen von Alexander Pietsch nicht an den Gewinner heran. Mit dem Hengst aus dem Stall von Roland Dzubasz könnte aber nach längerer Zeit ein Vertreter eines ostdeutschen Stalls im Derby laufen. Definitiv nicht in Hamburg an den Start kommt der 14:10-Favorit Navajo Dancer, der nur Vierter wurde. So langsam schwinden bei Trainer Andreas Wöhler die Derbyhoffnungen: Quamun verletzt, Panyu weg – da bleibt nicht mehr viel.

Hilfe vom „Sonnenkönig“: Es sind turbulente Tage beim Neu-Zweitligisten Arminia Bielefeld. Nach dem siebten Abstieg aus der Bundesliga nimmt das komplette Präsidium mit Präsident Hans-Hermann Schwick und Finanz-Geschäftsführer Roland Kentsch seinen Hut, ein neuer Trainer ist noch nicht in Sicht. Doch es gibt Hilfe: 10 bis 12 ostwestfälische Unternehmen, der kicker nennt in seiner Printausgabe vom Montag Oetker, Schüco und Gerry Weber, wollen sich verstärkt engagieren und 15 bis 20 Millionen der Euro der Arminia zusätzlich zur Verfügung stellen. Und noch jemand wirft seinen Hut in den Ring: „Ich kann mir eine Präsidentschaft bei der Arminia gut vorstellen“, sagte Günter Eichberg dem Sportinformationsdienst (SID). Beim FC Schalke 04 erinnert man sich an turbulente Zeiten: Eichberg war von Januar 1989 bis Oktober 1993 Präsident der Knappen, pumpte Unmengen aus seinem Privatvermögen in den Verein, schaffte den Wiederaufstieg aus der 2. Liga und verpflichtete unter anderem Radmilo Mihajlovic zur Freude des FC Bayern. Am Ende standen rund 20 Mio. DM Schulden und ein Verein am Abgrund, Eichberg floh vor seinen Gläubigern nach Florida. Dass mit den Schulden sieht der einstige „Sonnenkönig“ allerdings etwas anders, siehe hier und hier. Ursprünglich sollte ihn auch der ehemalige S04-Manager Rudi Assauer unterstützen. Doch Assauer, zuletzt mehr auf den bunten Seiten der Zeitungen präsent, will kein neues Amt übernehmen, höchstens im Hintergrund beraten.



Samstag, 13. Juni 2009
Fahrkarten nach Hamburg gesucht
Die Spannung steigt, noch drei Wochen bis zum Deutschen Derby, dem Mega-Rennen der Turfsaison. Weitere Antworten im Derby-Puzzle gibt das Union-Rennen am Sonntag in Köln, traditionell die wichtigste Vorprüfung für das Deutsche Derby am ersten Juli-Sonntag in Hamburg-Horn. Um Derby-Fahrkarten geht es zudem auch am Samstag, wenn der Große Freiberger Premium-Preis in Dresden gelaufen wird.
Eigentlich ist die Union ein Pflichttermin, um nach Köln zu fahren. Dummerweise hindert mich diesmal ein familiärer Termin daran, wahrscheinlich werde ich das Rennen noch nicht mal live sehen können.
Das ist schade, zumal die Kölner Rennbahn immer ein gutes Wettpflaster war. Auch die Union: Mit Freuden erinnere ich mich beispielsweise an den Einlauf CaitanoSan Suru, der 1997 so um die 900 zahlte. Oder an das Jahr 2005, wo ich zwar in der Union nicht traf, mir aber Nicaron auffiel, der dann in Hamburg zu lohnenden Odds triumphierte.
Seit 1834 gibt es die Union, damit ist es das älteste Rennen, das heute noch in Deutschland gelaufen wird. Seit 1946 ist Köln der Austragungsort, vorher waren es Berlin-Tempelhof, Grunewald und natürlich Hoppegarten. Zum Vergleich: Das erste Derby startete im Jahr 1869.
Seit 1992 haben allerdings nur drei Pferde – Lavirco, Next Desert und Dai Jin – die Union und das Derby gewonnen. Klangvolle Namen wie Kornado, Caitano, Silvano oder der letztjährige Sieger Liang Kay schafften das nicht.

Königsblau in Köln
Nur sieben dreijährige Hengste begeben sich in diesem Jahr auf die 2 200 Meter-Distanz. An Egon und Pennyprince glaube ich dabei weniger, bleiben also fünf Siegkandidaten. Mit dabei sind wieder meine Freunde aus dem Hause Godolphin inklusive Frankie Dettori: Peligroso, der ehemalige Hofer-Schützling, verlor in München nur knapp gegen Saphir und dürfte mit dem Rennen im Bauch noch gefährlicher sein.
Ebenfalls knapp geschlagen von einem Schiergen-Galopper war Panyu in Dortmund. Dabei waren die Besitzer überhaupt nicht einverstanden mit dem Ritt von Eddie Pedroza. Und wie das so ist im schnelllebigen Turf-Geschäft: Der Monsun-Sohn läuft jetzt das erste Mal für Trainer Peter Schiergen.
In aller Munde war Wiener Walzer nach seinem überzeugenden Debütsieg im April in Bremen, danach folgte jedoch eine Verletzungspause. Er ist der Favorit der Sport-Welt, etwas skeptischer klingt allerdings Schlenderhans Gestütsleiter Gebhardt Apelt in der Fachzeitschrift. Normalerweise benötigen die Pferde von Trainer Jens Hirschberger auch keine lange Anlaufzeit, ich bezweifle aber etwas den Wert der Form aus Bremen.
Eliot und Oriental Lion trafen bereits am 10. Mai in Köln aufeinander, das bessere Ende hinter dem aktuellen Derby-Favoriten Suestado hatte Eliot für sich, der Zweiter wurde und nur knapp den Sieg verpasste. Oriental Lion war eindreiviertel Längen hinter dem Sieger, trifft den Röttgener aber zwei Kilogramm günstiger. Dennoch erwarte ich keine Formumkehr, weil ich den Mundry-Schützling auf Dauer für das bessere Pferd halte.
Mein Tipp: Eliot ist ein ausgewiesener Steher, der noch viel Potenzial nach oben besitzt und zudem mit Terry Hellier einen Jockey hat, der genau weiß, wie man ein Pferd auf Warten reitet. Dahinter ist eigentlich alles möglich.
Um Tickets nach Hamburg geht es auch am Samstag in Dresden. Sechs Pferde rücken im Großen Freiberger Premium Preis über 2 000 Meter in die Startboxen, vier davon aus ostdeutschen Quartieren. Imponiert hat mir zuletzt Ordenstreuer aus dem Quartier von Roland Dzubasz, der in Hoppegarten in gutem Stil gewann und dem ich auch gegen den Wöhler-Schützling Navajo Dancer und Muthesius aus dem Stall von Hans-Jürgen Gröschel gute Chancen einräume. Interessant ist außerdem Palermo, immerhin imponierender Sieger im Ausgleich II gegen die älteren Pferde. Allerdings glaube ich, dass für ihn die 2000 Meter zu lang sind.



Die spinnen, „die Galaktischen“
Alle jammern über die weltweite Wirtschafts- und Finanzkrise – nur eine Branche nicht: der Profifußball. Bei Real Madrid hat erneut Bauunternehmer Florentino Perez die Macht übernommen – und der Wahnsinn geht wieder los. Zuerst holte er sich Kaka vom AC Mailand für 64,5 (Kicker) bzw. 65 Millionen Euro (Spox) Millionen Euro und jetzt wechselt wahrscheinlich Cristiano Ronaldo von Manchester United für die Rekordablösesumme von rund 94 Millionen Euro zu Real Madrid, Quellen Spox und kicker.
Perez war schon einmal von 2000 bis 2006 Präsident des königlichen Klubs und sprengte 2001 mit Zinedine Zidane, den er für 75 Millionen Euro von Juventus Turin verpflichtete, alle Transferrekorde. Jedes Jahr „ein neuer Superstar“ lautete die Philosophie – neben Zidane streiften Luis Figo, Ronaldo (natürlich der brasilianische), Beckham, Owen und Robinho in der Perez-Amtszeit das berühmte weiße Real-Trikot über.
Der Erfolg war aber eher mäßig, besonders nachdem Perez seinen Erfolgstrainer Vicente Del Bosque feuerte, weil dieser nicht glamourös genug für den Club schien. Mit Del Bosque gewann Real 2002 die Champions League und wurde 2001 und 2003 spanischer Meister. Danach entwickelte sich Real eher aufgrund der immensen Investitionen zu einer Lachnummer in Europa, weil das Team regelmäßig in der Champions League und der heimischen Primera Division scheiterte.
Was mich noch brennend interessieren würde: Woher haben die eigentlich das ganze Geld?



Donnerstag, 11. Juni 2009
Endlich ein Sieg für Münchens bestes Pferd
Eigentlich sollte es am Feiertag auf die Rennbahn nach Mülheim gehen, der Regen und das bescheidene Wetter machten mir allerdings einen Strich durch die Rechnung. Daher bleib nur der gute alte Livestream im Internet.
Sportlicher Höhepunkt auf allen drei Plätzen war jeweils ein Listenrennen, den Anfang machte München-Riem. Im Preis der Versicherungsgruppe ging es über weite 2 800 Meter und am Ende gab es mit Poseidon Adventure aus dem Stall von Wolfgang Figge einen überlegenen Sieger. Jockey Karoly Kerekes hatte den Hengst ruhig aus den hinteren Regionen geritten und zog dann außen leicht an den Gegnern vorbei.
Poseidon Adventure ist vielleicht der beste Vollblüter, der derzeit in München im Training ist. Dabei hatte er vorher bei 17 Starts für den Stall Salzburg erst einmal gewonnen, den Preis vom Wobl-Bär in München. Doch war der inzwischen Sechsjährige häufig in Gruppe I und Gruppe II-Rennen placiert, lief fast immer in der Champions League der Galopper. Seine größte Stunde hatte der Sohn des großen Sadler’s Wells, als er 2007 im Kölner Preis von Europa nur von Schiaparelli geschlagen wurde.
Das Listenrennen über 2 800 Meter gegen bewährte Steher wie Valdino, Free Minded und Limatus sowie den Derby-Fünften Satier, der ein gutes Comeback gab und am Ende Dritter wurde, passte also hervorragend. Valdino aus dem Stall von Uwe Ostmann wäre in der Vorjahresform ein schwieriger Gegner gewesen, blieb aber chancenlos, zeigte nach zwei schwachen Rennen als Zweiter jedoch Aufwärtstrend.

Belle Syrienne vor Andrea
Dreijährige Stuten bestritten das 57. Berberis-Rennen in Mülheim, eine Vorprüfung zum Preis der Diana. Bei den Ladies scheint Trainer Peter Schiergen in diesem Jahr mal wieder gut gerüstet zu sein: Denn neben Miss Europa, die in Hoppegarten so beeindruckte, trainiert er auch Belle Syrienne, die jetzt in Mülheim erfolgreich war.
Eine sehr gute Stute könnte auf Dauer auch Andrea, die Zweitplacierte, sein. Bislang lief es in dieser Saison noch nicht so gut für ihren Trainer Hans-Albert Blume, seine Pferde brauchten im Gegensatz zu früheren Zeiten fast immer ihren ersten Start. Die Dashing Blade-Tochter startete vorher im vielleicht bislang besten Sieglosen-Rennen für Stuten, die Siegerin Bolivia unterlag nach Kampf in Hoppegarten Miss Europa, die Zweitplacierte Night of Magic triumphierte danach in den italienischen Oaks.
Andrea wurde Vierte in dem Rennen und wirkte damals noch reichlich unerfahren. Auch diesmal lief sie unreif, wich im Endkampf nach außen. Dritte wurde die stark gewettete La Poesie aus dem Stall von Werner Baltromei.

Frankfurter Paukenschlag
Eine kleine Form von Wiedergutmachung feierte im Frankfurter Preis der Union Investment, einem Listenrennen für vierjährige und ältere Stuten über 1600 Meter, Trainer Henri-Alex Pantall aus Frankreich. Denn im Großen Preis der Badischen Unternehmen hatten die Stewards seine Stute Tres Rapide vom ersten auf den dritten Preis verwiesen, Big Monologue siegte in Frankfurt mit Fabrice Veron aber vollkommen einwandfrei. Die Wetter hatten die Lady, die im letzten Jahr immerhin Zweite und Vierte in Köln und Hannover in ähnlichen Aufgaben war, offensichtlich deutlich unterschätzt. 174:10 gab es für die Siegerin und da die Zweite Masquenada (146:10) und die Dritte Tekoa (154:10) ebenfalls kaum Resonanz am Toto fanden, zahlte die Zweierwette 1690 und die Dreierwette satte 10395 für 10 Euro Einsatz. Nur auf den Rängen vier und fünf endeten hingegen die stark gewetteten Whispered Dreams (39:10) und Waky Love (26:10).