Dienstag, 9. Juni 2009
Cordoba nur ein Fake?
Bald naht er wieder, der Jahrestag des 21. Juni: Ältere deutsche Fußballfans erinnern sich mit Grauen an diesen Tag. Fußball-WM 1978 unter der Knute der Militärjunta in Argentinien: Eine schwache deutsche Nationalmannschaft trifft im letzten Spiel der Finalrunde auf den Nachbarn Österreich und besaß sogar noch geringe Chancen auf das Erreichen des Finales. Was danach folgte, füllte später ganze Bücher und löste in Österreich eine nationale Euphorie aus. „I werd’ narrisch“, brüllte der ORF-Radioreporter Edi Finger ins Mikro und wurde zur Legende.

Daneben
Millionen Fußballer der 80er und 90er-Jahre kennen dieses Phänomen des Tango-Balles vom Hersteller mit den drei Streifen: Man meint, der Ball ist schon im Netz, doch dann flattert er noch mal nach oben und geht über das Tor. Zum Glück passierte dies auch Profis wie dem Österreicher Hans Krankl

Das kleine Österreich besiegte das große Deutschland mit 3:2, der zweifache Torschütze Hans Krankl wurde zum Nationalhelden, eine Nation von Skifahrern hatte auch im Fußball Außergewöhnliches geleistet. Aufrechte österreichische Patrioten sprachen sogar von der „Rache für Königsgrätz“ – einer Schlacht aus dem Jahr 1866, in der die preußischen Truppen die Armeen Österreichs und Sachsens empfindlich besiegt hatten.
Doch jetzt hat unser Südamerika-Korrespondent Zeitdokumente entdeckt, die zu recht die Frage aufwerfen, ob Cordoba eine einzige Fälschung war und das Spiel eigentlich ganz anders endete. Die Wahrheit über Cordoba: Die Geschichte der Fußball-Weltmeisterschaften muss zweifellos neu geschrieben werden. „Das deitsche Tor ist wie vernagelt - wie mit Bretter vernagelt“, diese Worte von Edi Finger bekommen jetzt eine ganz andere Bedeutung.



Montag, 8. Juni 2009
Was vom Wochenende fehlt…
Penny’s Gift gewinnt German1000 Guineas: Diesmal gab es nicht das Schockresultat wie im letzten Jahr, als die 212:10-Außenseiterin Briseida triumphierte. 2009 war die Favoritin im Stutenklassiker auf dem Düsseldorfer Grafenberg über 1 600 Meter erfolgreich: Penny’s Gift (Trainer Richard Hannon/Jockey Richard Hughes) siegte knapp in den deutschen 1000 Guineas vor der heran fliegenden Fabiana (Andreas Löwe/Terry Hellier) und dem französischen Gast Entre Deux Eaux (Robert Collet/Gregory Benoist). Die Tobougg-Tochter gewann quasi Start-Ziel: Jockey Hughes nutzte konsequent auf dem engen Düsseldorfer Rennkurs die Vorteile der Startnummer 1 und war von den Gegnerinnen nur schwer zu beeindrucken. Penny’s Gift war zuletzt Sechste in den englischen 1000 Guineas in Newmarket und - typisch für das Hannon-Quartier – als Zweijährige bereits vier Mal bei acht Starts erfolgreich. 12 Mal rückte die Stute schon in die Boxen ein, zum Vergleich: All Annalena und Mambo Light besitzen mit sechs Start die größte Routine der Kandidatinnen aus Deutschland. Getoppt wird das allerdings noch von Entre Deux Eaux: Unglaubliche 17 Rennen absolvierte die französische Stute schon….

Der große Tag des Jean-Claude Rouget: Der 129:10 Außenseiter Le Havre aus dem Stall von Trainer Jean-Claude Rouget siegte im französischen Derby, dem Prix Du Jockey Club, auf der Rennbahn in Chantilly. Unter Christophe Lemaire gewann der Hengst leicht vor Fuisse (Trainer Chriquette Head-Maarek/Jockey Dominique Boeuf) und Westphalia (Aidan O’Brien/Johnny Murtagh). Le Havre hat deutsche Vorfahren, denn seine Mutter ist die Surako-Tochter Marie Rheinberg. Der Halbruder Mikael D’ Haguenet zählt zu den größten Nachwuchshoffnungen im irischen Hindernissport. Ein großer Tag war es zudem für den in Pau ansässigen Trainer Rouget: Neben dem mit 1,5 Millionen dotierten Euro Prix Du Jockey Club waren seine Pferde auch in drei weiteren Rennen, davon zwei mit Gruppe III-Status, erfolgreich. Das französische Derby geht übrigens nur über 2100 Meter und nicht über die klassische Distanz von 2 400 Metern.

Die Musik in Hassloch: Lieber Freunde vom Hasslocher Rennverein, lief da wirklich die 70er Jahre-Teenieband Smokie vor dem Start des dritten und vierten Rennens. Ich dachte erst, ich wäre im falschen Film und hätte noch andere Internetseiten offen, aber das war doch wirklich die Stimme von Chris Norman? War etwa DJ-Legende Mal Sondock mit seiner Diskothek im WDR zu Gast? Ich denke mal, ab Montag werden CD-Verkäufe und Downloads von Smokie in Hassloch und Umgebung gigantisch steigen. Und wo ist eigentlich der Zielpfosten auf der Bahn? Den sieht man in den Fernsehübertragungen fast gar nicht….

Mein persönliches Wett-Desaster: Es musste ja einmal so kommen, nachdem das Jahr 2009 bislang wetttechnisch einfach zu gut war. Die Bilanz eines Wochenendes: Zehn Siegwetten an zwei Tagen in Epsom – zehn mal Blech, immerhin fünf zweite Plätze, der unglücklichste Verlierer war Captain Dunne im Sprint in Epsom, der auf der Linie noch abgefangen wird. Black Bear Island hatte nie eine Chance im englischen Derby, für ihn als Steher war das Tempo nicht schnell genug.
Noch schlechter das Laufen von Gan Amhras, der als Vorletzter über die Linie trudelte. Dabei hätte allein die Aussage seines Betreuers Jim Bolger den Sieg verdient gehabt: "Wenn er gewinnt, wird er der erste Derbysieger für die irische Sprache sein und der erste Derbysieger, den die Armen besitzen", sagte der irische Trainer am Samstag in der Racing Post. Gan Amhras ist gaelisch und bedeutet ohne Zweifel. Die Besitzerin ist übrigens Mrs. Jim Bolger.
In Düsseldorf habe ich zwei Pferde gespielt: Im Ausgleich I Black out – chancenlos und hinterher habe ich mich geärgert, dass ich Le Big auf der für ihn passenden Bahn in Düsseldorf so übersehen konnte. Dass die 1000 Guineas eine schwierige Angelegenheit würden, war klar. Mein Tipp All Annalena lief ganz ordentlich, war aber letztendlich nicht gut genug.



Sonntag, 7. Juni 2009
Der Galopper der Woche: Sea The Stars
Ehre, wem Ehre gebührt: Unsere beliebte Auszeichnung geht natürlich in dieser Woche an Sea The Stars, den englischen Derbysieger. Der Hengst, trainiert von John Oxx und im Besitz von Christopher Tsui, schaffte das Double 2000 Guineas und Englisches Derby - etwas, was zuletzt dem großen Nashwan im Jahr 1989 gelang.
Es war überaus leichter Sieg, denn zum Schluss hatte der irische Hengst eindreiviertel Längen Vorsprung auf die Ballydoyle-Armada Fame and Glory, Masterofthehorse, Rip Van Winkle und Golden Sword.
Jockey Mick Kinane hatte Sea The Stars immer relativ prominent hinter den Piloten Golden Sword und Age of Aquarius placiert. In der Gerade tippte Kinane sein Pferd nur kurz einmal an und schon beschleunigte der Cape Cross-Sohn auf eine Art, wie es nur herausragende Rennpferde können, zog leicht an Golden Sword vorbei und war auch von den gut endeten Fame and Glory und Rip Van Winkle nicht zu gefährden.
Dabei profitierte Sea The Stars aber auch vom mäßigen Tempo, dass die Piloten vorlegten. Denn selbst sein Trainer John Oxx hatte Zweifel, ob der Hengst über das nötige Stehvermögen für die langen 2 400 Meter verfügte. „Die einzige Möglichkeit, wie die anderen (Teilnehmer) Sea The Stars schlagen können, ist, das Rennen zu einem echten Stamina-Test zu machen“, hatte schon vorher Ex-Jockey Kieren Fallon in der Racing Post analysiert. Fallon muss es wissen: Dreimal gewann er als Jockey das prestigereiche Rennen, mit Kris Kin legte er 2003 den besten Derby-Ritt vor, den ich je gesehen habe. „Wenn das Tempo nicht schnell genug ist, dann gewinnt das Pferd von John Oxx.“ Und genau so kam es dann auch.
Sea The Stars ist ein Halbbruder des überragenden Derbysiegers und Deckhengstes Galileo sowie des jetzt in Deutschland stehenden Deckhengstes Black Sam Bellamy. Die Mutter Urban Sea, in der einiges deutsches Vollblut steckt, gewann einst den Arc. Von dieser Seite war also genügend Stamina vorhanden – das Fragezeichen war die Vaterschaft des Topmeilers Cape Cross.

Nachtrag 11.6: Offensichtlich hat RacingUK sich mit Youtube geeinigt, hier ist das englische Derby 2009 noch einmal.
Sehr schöne Bilder aus Epsom gibt es zudem bei Turfcast.