Freitag, 5. Juni 2009
Black Bear Island für Irland
Das nennt man Pech: Mein Tipp Midday war knapp geschlagene Zweite in den Investec (um den Sponsor auch einmal zu nennen) Oaks in Epsom, Sariska hieß die Siegerin im Klassiker für dreijährige Stuten. Damit wurde es nichts mit dem neunten Oaks-Erfolg für Trainer Henry Cecil - Trainer Michael Bell und Jockey Jamie Spencer hatten etwas dagegen und feierten nach Motivators Derby-Erfolg 2005 jetzt das Epsom-Double. Es gab zwar hinterher eine Untersuchung der Rennleitung, aber bevor auf der Insel jemand aus der Placierung fliegt, muss schon etwas ganz schlimmes passieren. Die Entscheidung der Stewards ist aber nachvollziehbar: Natürlich hat Sariska zu Anfang der Geraden Midday und noch mehr Phillippina, die völlig aus dem Rennen fiel, behindert, rennentscheidend war es aber nicht. Das meinte hinterher auch Middays Jockey Tom Queally. Die Stewards aber verschafften Jamie Spencer erst einmal zwei Tage Reitpause.
Rein hypothetisch ist meine Meinung, dass Midday, wenn Spencer sie geritten hätte und Queally auf Sariska gewesen wäre, gewonnen hätte. Da mag aber auch Frust dabei sein, weil mein Tipp im letzten Rennen von eben diesem Tom Queally knapp geschlagen wurde.
Dritter wurde die Außenseiterin High Heeled aus dem Stall von Altmeister Barry Hills, der bislang eine fantastische Saison genießen darf. Vierte wurde Rainbow View, die überragende Zweijährige des Jahrgangs.
Am Samstag gibt es dann die Mutter aller Derbies. 12 Pferde kommen an den Start, das Preisgeld beträgt 1,25 Mio. Pfund. Die Chancen stehen gut, dass der Großteil davon nach Irland wandert. Acht der 12 Starter kommen von der grünen Insel, sechs davon sattelt allein Aidan O'Brien. Stalljockey Johnny Murtagh hat sich für Rip Van Winkle entschieden. Die wichtigsten Protagonisten, von denen Freemantle nicht läuft, haben wir vor kurzem schon vorgestellt, erwähnenswert ist natürlich noch Crowded House. Der Schützling von Trainer Brian Meehan gewann im Herbst die Racing Post Trophy und stand im Winter an der Spitze des Derby-Wettmarktes. Doch dann kamen die Dante Stakes in York, in denen Crowded House unerklärlich schwach lief und sein Derby-Start erst einmal fraglich war. Natürlich sollte man ein Pferd nach einem schlechten Rennen - siehe Kamsin im letzten deutschen Derby - nicht abschreiben, aber auch die Form aus der Racing Post Trophy wurde nicht unbedingt aufgewertet.
Kite Wood, im letzten Jahr erfolgreich für Michael Jarvis und danach von Godolphin erworben, ist ebenfalls schwer vorstellbar, auch wenn ihn der Newmarket-Korrespondent der Racing Post mangels Alternative tippt.
Die englische Presse nennt Sea the Stars (5 mal), Fame and Glory (5 mal) und je einmal Rip Van Winkle und Gan Amhras. Mein Tipp lautet Black Bear Island, auf dem Papier nicht unbedingt die Nummer 1 in der Ballydoyle-Hackordnung, aber ein wirkliches Toppferd fehlt in diesem Jahr bei Aidan O'Brien. Die größten Gegner sind Sea The Stars und Gan Amhras.



Donnerstag, 4. Juni 2009
Overdose: Comeback erst in Baden-Baden
Overdose, die noch ungeschlagene ungarische Sprintsensation, wird in diesem Jahr nicht mehr in England laufen, berichtet die Racing Post. Damit fällt der Auftritt im Darley July Cup (Gr. 1) in Newmarket im Juli aus, nachdem die Fußverletzung schon die beiden Starts in der Royal Ascot-Rennwoche verhinderten.
Overdose habe sich zwar gut von seiner Fußverletzung erholt, erklärte Trainer Sandor Ribarszki. „Dennoch braucht das Pferd viel Zeit und wir sind geduldig."
Overdose soll sein Comeback Ende August in Baden-Baden geben, danach steht weiterhin der Prix de l'Abbaye in Paris-Longchamp auf dem Programm.



Die Oaks bleiben britisch
Zehn Stuten werden am Freitag in den englischen Oaks (Gr. II) über weite 2400 Meter auf der Rennbahn in Epsom in die Boxen rücken. Ein Blick auf die chancenreichsten Kandidatinnen.

Midday (Trainer H R A Cecil/Jockey T P Queally), beste Quote 45:10
Wird Midday die neunte Oaks-Siegerin für Trainer Henry Cecil? So schlecht stehen die Chancen nicht: Die Stute gewann hochüberlegen die Oaks Trial Stakes über rund 2300 Meter und hatte mit der Linienführung in Lingfield, die ähnlich wie in Epsom ist, wenig Probleme. Von der Abstammung könnte es einige Fragezeichen im Bereich Stamina geben, weil Vater Oasis Dream ja Sprinter war, doch Midday lief bislang wie ein Pferd, das über den Weg kommt. Ihre Mutter Midsummer war zudem Zweite in dem Rennen in Lingfield, dass die Tochter so überzeugend gewann.

Oh Goodness Me (J S Bolger/ K J Manning), beste Quote 170:10
Dritte auf schwerem Boden in den irischen 1000 Guineas, neunte von 11 im französischen Pendant in Longchamp auf gutem Boden, davor Siegerin auf weichem Boden in einem Gruppe 3-Rennen in The Curragh. Was lernen wir daraus: Je weicher der Boden, desto besser die Chancen für die Galileo-Tochter. Den wird die Stute aber nicht antreffen. Zweijährig schon auf längeren Strecken unterwegs, die Mutter war eine Meilerin von Indian Ridge, Halbbruder Eradicate gewann allerdings über 2 400 Meter.

Perfect Truth (A P O’Brien/ J Murtagh), beste Quote 100:10
Als siegloses Pferd in den Cheshire Oaks mit kurzem Kopf gegen Phillipina erfolgreich, davor aber mit Formen, die nicht ausreichen, um einen Klassiker zu gewinnen. Stehvermögen sollte kein Problem sein.

Phillipina (M Stoute/Ryan Moore), beste Quote 70:10
Soll nach ihrem letzten Start ziemliche Fortschritte gemacht haben und fiel im Wettmarkt. Zuletzt war die Stute Zweite hinter Perfect Truth in Chester und hätte auf einer Bahn mit langer Zielgerade noch gewonnen. Erst dreimal am Start und mit Sicherheit noch steigerungsfähig. Lief auch in Chester wie eine Steherin, mütterlicherseits ist auch viel Ausdauer in der Familie vorhanden. Chancenreiche Außenseiterin, aber so richtig glaube ich nicht daran…

Rainbow View (J H M Gosden/Jimmy Fortune), beste Quote 32:10
Das große Fragezeichen im Rennen, denn zweijährig war Rainbow View die herausragende Stute des Jahrganges und blieb in vier Rennen ungeschlagen. Dann kam die große Ernüchterung, als sie nur Fünfte in den 1000 Guineas war und ziemlich „one-paced“ wirkte. Für Trainer John Gosden war der zu feste Boden verantwortlich für die Niederlage. Ganz leichte Einschränkungen beim Stehvermögen, weil die Familie doch eher gute Meiler produziert.

Sariska (M L W Bell/Jamie Spencer), beste Quote 28:10
Beeindruckende Gewinnerin der Musidora Stakes in York, auch wenn die Zeit etwas langsam war. Sariska sollte zudem von der längeren Strecke in Epsom profitieren, ihre Schwester Gull Wing gewann über 2800 Meter. Die Mutter kam ebenfalls über den Weg, nur der Vater Pivotal war Sprinter.

High Heeled, The Miniver Rose, Tottie und Wadaat komplettieren das Feld. Am ehesten könnte von diesen Pferden noch High Heeled für eine Überraschung sorgen.

Tipp: Wenn Rainbow View an ihre Zweijährigen-Formen anknüpfen könnte, wäre die Frage nach der Siegerin leicht beantwortet. Überragende Zweijährige müssen aber nicht unbedingt herausragende Dreijährige sein. Daher ist Midday mein Tipp: Die Stute kennt die Bahn und gewann danach imponierend in Lingfield.



Mittwoch, 3. Juni 2009
David Odonkor: Die Seuche nach dem Sommermärchen
David Odonkor (geboren am 21. Februar 1984) ist gerade mal 25 Jahre jung und damit im besten Fußballalter. Doch der pfeilschnelle Stürmer hat in seiner sportlichen Karriere schon einige Höhen und Tiefen erlebt – wie jetzt den Abstieg seines Klubs Betis Sevilla aus der spanischen Primera Division.
Überhaupt stand das Spanien-Gastspiel des gebürtigen Ostwestfalen unter keinem guten Stern. Nach der WM 2006 wechselte Odonkor für 6,5 Millionen Euro von Borussia Dortmund zu Real Betis Sevilla nach Andalusien, für den damals finanziell ziemlich klammen BVB war das eine willkommene Geldspritze.
Betis war aber keine gute Adresse. In Sevilla lief der Lokalrivale FC den Grün-Weißen so ziemlich den Rang ab. Während Betis gegen den Abstieg spielte, kickte der Lokalrivale um die Champions League-Plätze. Persönlich verhinderten zwei schwere Knieverletzungen den sportlichen Durchbruch. Insgesamt kam Odonkor nur auf 40 Spiele in drei Jahren, die meisten davon als Einwechselspieler.
Bereits im ersten Jahr verletzte sich der Stürmer so schwer, dass er über die Hälfte der Saison ausfiel. „Heimweh auf Rechtsaußen“, titelte die Süddeutsche Zeitung im Juni 2007.
Ein Jahr vorher sah die Welt noch ganz anders aus: Nach einer ordentlichen Saison für Borussia Dortmund nominierte ihn der damalige DFB-Teamchef Jürgen Klinsmann für die WM. Klinsmanns Instinkt erwies sich spätestens am 14. Juni als richtig: Nachspielzeit im Spiel Deutschland gegen Polen im Dortmunder Westfalenstadion, Bernd Schneider schickte Odonkor steil, der flitzte in unglaublichem Tempo los, passte mit den Innenrist nach innen und Oliver Neuville erzielte das hochverdiente 1:0. Was folgte, waren unbeschreibliche Jubelszenen. Die Party hatte begonnen und Odonkor war mittendrin im Sommermärchen 2006.
Die WM war auch seine WM. Immer wenn Klinsmann den kleinen Stürmer brachte, sorgten dieser für viel Schwung. Unvergessen, wie er im Viertelfinale den argentinischen Routinier Sorin verdrehte. Denn Odonkor war zwar einer der schnellsten Spieler, die das BVB und DFB-Dress je getragen haben, allerdings ist er technisch und auch vom taktischen Verständnis etwas limitiert. Eigentlich kann er nur schnell laufen – das aber richtig gut.
1998 kam Odonkor vom Bünder SV zum BVB; zum ersten Mal fiel er mir 2002 auf, als er in der Regionalliga den routinierten Verteidigern aus Aue, Chemnitz und co. wegsprintete. Im letzten Sammer-Jahr (Saison 2003/04) hatte er Anschluss ans Profiteam gefunden, kam aber meist als Einwechselspieler zum Einsatz. Zum Stammspieler wurde er erst 2005/2006 unter Bert van Marwijk – auch weil dessen Assistent Dick „Cookie“ Voorn permanent Flanken mit Odonkor trainierte.
Der Stürmer will jetzt zurück in die Bundesliga, zuletzt war Hannover 96 im Gespräch. Die Niedersachsen dementierten aber.