So zwischen 20:55 und 21:20 Uhr am Mittwoch hatte ich ernste Bedenken um Borussia Dortmund: DFB-Pokal-Viertelfinale zwischen dem FC Bayern München und dem BVB, der deutsche „Classico“, und die Münchener drehen so richtig auf, machen nicht nur das 1:0, sondern spielen den BVB regelrecht an die Wand. Die Bayern kombinieren in einem atemberaubenden Tempo, nie in der fünfjährigen Klopp-Ära war der BVB so chancenlos wie in dieser Zeit an diesem Abend. Selten habe ich den Pausenpfiff so herbeigesehnt. „Wenn das so weitergeht, wird das eine Demütigung“, dachte ich – und spätestens bei einem Münchener 3:0 hätte ich den Fernseher aus gemacht.
So kam es zum Glück nicht. Dortmund hatte sich in Halbzeit 2 besser auf den Gegner eingestellt und gestaltete die Partie offener. Vielleicht war den Bayern auch etwas der Schwung ausgegangen. Dennoch hatte der BVB keine richtige Chance, die besseren Möglichkeiten hatten weiter die Münchener. Das Chancenverhältnis von 11:5 (der
kicker zählte 11:2, ich habe etwas Borussen-freundlicher notiert) zugunsten der Gastgeber gibt die Überlegenheit des Rekordmeisters deutlich wieder. Was bleibt also im Gedächtnis von diesem Gipfeltreffen der besten deutschen Fußballmannschaften?
Die Erleichterung der Bayern: Torschütze Arjen Robben kniete und trommelte vor Freude auf dem Rasen, auch die anderen Bayern-Spieler wirkten, als wenn sie bereits einen Titel gewonnen hätten. Da konnte der Niederländer durchaus verkraften, dass er „nicht der beste Auswechselspieler der Welt sein“ will, wenn der Kollege Ribery erst wieder da ist.
Zudem waren die Bayern richtig „heiß“ auf das Spiel. Auch die BVB-Spieler wirkten etwas überrascht, wie verbissen etwa Mandzukic oder Thomas Müller noch jedem so ausweglosen Ball nachgingen.
Das Lob des Uli Hoeneß: Nach diesem Erfolg war der Kopf nicht rot, der Blutdruck wohl einigermaßen normal. Der Bayern-Präsident lobte erstmal sein eigenes Team, denn besser als in „der Viertelstunde vor der Pause kann man nicht mehr spielen.“ Und dann bekommt Dortmund noch einen mit vom ehemaligen Manager, der besonders das 2:5 im letzt jährigen Pokalfinale als Demütigung empfand. Aber positiv: „Für uns ist es gut, dass so ein Verein gekommen ist und wir so arbeiten mussten, um uns zu verbessern“, sagte Hoeneß nach dem Spiel bei der ARD. Der BVB also als Wegbereiter für die starke Saison des FC Bayern.
Das Fehlen von Mats Hummels: Natürlich ist das hypothetisch, natürlich ist sein Vertreter Felipe Santana nicht der Schuldige. Aber bei allen Qualitäten, die der Brasilianer schon gezeigt hat: Derzeit wirkt er etwas verunsichert, besonders bei langen Bällen hatten Santana und auch Neven Subotic Probleme. Ob das mit Hummels anders gewesen wäre? Zumindest im Spielaufbau fehlten die Pässe von Hummels, denn er ist der Spieler in der Abwehr, der den präzisen Ball spielen kann. Und das kann kein Abwehrspieler in Deutschland so gut.
Die Leistung von Robert Lewandowski: Davon bleib eigentlich nicht viel hängen, denn über weite Strecken war vom BVB-Top-Stürmer an seiner vielleicht zukünftigen Wirkungsstätte nicht viel zu sehen. Das lag auch daran, dass wenig gescheite Bälle in die Spitze kamen, obwohl Mario Götze viel versuchte, aber der letzte Pass oftmals geblockt wurde. Und der Pole bekam schon mal eindrucksvoll mit, wen er als potenzieller Bayern-Stürmer verdrängen muss. Den Kämpfer Mandzukic beispielsweise und dann gibt es auch noch Mario Gomez und Claudio Pizarro als Konkurrenten. Diese Kolumne rät weiter von einem Vereinswechsel ab.
Für unsere Fachfreunde zwei
taktische Analysen, einmal von
zonalmarking (in Englisch) und dann von den Autoren der
Spielverlagerung eine sehr lange Variante, etwas für das Wochenende.