Wenn die Pferde so wüßten, was die Menschen alles wegen ihnen so machen. Hier guckt zumindest All Shamar, Sieger im Preis der Dortmunder Wirtschaft 2012, in die Kamera.
Da haben wir es mal wieder: Eddie Ahern, englischer Jockey, soll zusammen mit anderen Personen Rennen
manipuliert haben. Ahern soll Insider-Informationen an Wetter verkauft haben, dazu wird ihm vorgeworfen, dass er sein Pferd
Judgethemoment nicht auf Sieg geritten habe. Ob die Vorwürfe gerechtfertigt sind, wird sich herausstellen, aber das Thema Manipulation ist dem Turf seit Urzeiten treu verbunden.
Zwei Spezies Mensch sind mir in meiner Anfangszeit auf Rennbahnen und bei Buchmachern am meisten auf den Geist gegangen. Die eine Gruppe sind die Zeitgenossen, die alles wissen und meinen, sie haben die Weisheit mit Löffeln gefressen. Alle anderen sind doof und nur sie haben Ahnung von Ross und Reiter.
Die zweite Gruppe war zahlenmäßig etwas kleiner, aber durchaus meinungsstark. Für die war jedes Rennen geschoben – ob hochdotiertes Grupperennen oder kleines Handicap. Jeder ein Betrüger, aber wenn einer dieser hartgesottenen Veteranen dann aber mal aber konkret werden sollte, dann wurden diese auf einmal relativ kleinlaut. Namen nannte niemand gerne, zumal man ja keine Beweise hatte.
Wird im Turf also generalstabsmäßig manipuliert? Natürlich nicht. Zumal die Zahl der Betrugsfälle, die aufgedeckt werden, in Deutschland und England relativ gering ist – im Vergleich zur Zahl der Rennen, die gelaufen werden. Die Stewards vor Ort schauen da schon genau hin.
Zumindest die Rennen mit sportlich großer Bedeutung wie das Derby etwa sind sportlich korrekt. Davon bin ich fest überzeugt, auch weil die Godolphins, Magniers oder Abdullas dieser Welt so viel Geld haben, dass sie nicht unbedingt mit ihren Pferden zocken müssen. Zudem stehen diese Rennen vielmehr im Fokus der Öffentlichkeit. Die größte Gefahr kommt da von außen, wenn Leute versuchen, dem Starter ein unerlaubtes Mittel zu injizieren. Soll ja schon alles vorgekommen sein. Aber das ist ein anderes Thema.
Das System lädt ein
Je sportlich schlechter die Prüfungen sind, desto weniger überzeugt bin ich von meiner obigen These. Ein Ausgleich 4 etwa auf Sand in Dortmund oder Neuss im Winter interessiert nur wenige. Schon die Kombination aus Handicaps, Wetten und niedrigen Preisgeldern garantiert Ungereimtheiten. Manchmal ist der Übergang zwischen legal und illegal fließend.
Zum Beispiel, wenn es um die richtige Handicapmarke geht. Die wenigsten Trainer/Besitzer werden erfreut sein, wenn vor einem besser dotierten Handicap das Pferd ein weniger bedeutendes Rennen gewinnt und ein entsprechendes Aufgewicht bekommt. Da war es dann besser, unplaciert zu bleiben, war die Lücke auf einmal dicht oder wurde das Pferd elegant im Feld versteckt.
In Deutschland konnte man das früher vor den großen Meetings in Hamburg und Baden-Baden beobachten, weil dort die Prüfungen deutlich besser dotiert waren. Manche Trainer gelten etwa in England als regelrechte Handicap-Spezialisten, weil das Pferd die Höchstform gerade in den hochdotierten Prüfungen abruft - mit niedrigem Gewicht. Da ließ man seinen Schützling vorher schon mal etwa über unpassende Distanzen laufen.
Allerdings: Manchmal ist im Rennen wirklich die Lücke dicht. Oder hat das Pferd einfach einen schlechten Tag, passt der Boden nicht etc. Wenn ein Pferd schwach läuft, hat das meist nichts mit Vorsatz zu tun.
Die Kombination aus Wetten und niedrigen Preisgeldern lädt natürlich auch manche Besitzer ein. Da wartet man doch lieber, bis sein Pferd höher am Toto steht, placiert eine entsprechende Siegwette und kassierte dann doppelt – ist aber in der Realität schwerer als in der Theorie. Beweise habe ich natürlich auch nicht, aber das System animiert eben zu kleinen Betrügereien. Und irgendwie kalkuliert man das als Wetter mit ein.