Das in der letzten Woche beschlossene
Sicherheitspaket der DFL mit dem Namen „Sicheres Stadionerlebnis“ spaltet die Fußball-Fans. Es stehen sich gegenüber: Fraktion 1 mit den Ultra-Gruppen, sie wollen weitere Proteste bis zum völligen Boykott. Auf der anderen Seite die eher gemäßigten Gruppen, die ihr Team zukünftig wieder unterstützen wollen – unter anderem, weil das neue Konzept den Dialog zwischen Anhängern und Verein ausdrücklich fordert.
Bei Borussia Dortmund ist das gut zu beobachten: Am Wochenende blieb der größte Teil der Dortmunder Anhänger beim Gastspiel in Sinsheim/Hoffenheim stumm. Für das Pokalspiel gegen Hannover 96 am Mittwoch befürchten die Verantwortlichen Ähnliches.
Schweigen oder nicht schweigen: Das Sicherheitskonzept der DFL trennt die Fanszene.
Vorstand, Trainer und Mannschaft haben deshalb einen
offenen Brief an die BVB-Fans geschrieben, unterzeichnet von Hans-Joachim Watzke, Michael Zorc, Trainer Jürgen Klopp und Spielführer Sebastian Kehl.
„Zwischen unsere junge Mannschaft und Euch Fans passte im Jahr 2012 kein Blatt Papier“, heißt es dort.
„Eure Ängste und Sorgen sowie den daraus entstandenen Protest der vergangenen Wochen haben wir akzeptiert und respektiert. Es ist uns nicht leicht gefallen, unter diesen ungewohnten Bedingungen Fußball zu spielen. Wir wissen, dass auch für das Pokalspiel gegen Hannover Teile der Fanszene einen Protest planen. Wir wissen aber auch, dass uns viele Fans schon von Beginn an unterstützen möchten und werden. Wir bitten Euch alle, keine Gräben innerhalb der Fan-Gemeinschaft und zwischen uns und Euch entstehen zu lassen.“ Und es folgt die Bitte, die Mannschaft wieder zu unterstützen.
„Lautstark. Bedingungslos…“
Schlag ins Gesicht
Die Fronten sind verhärtet, das Konzept trifft auf den Widerstand vieler Anhänger.
„Die große Hoffnung, die DFL würde ihr Sicherheitspaket nach den medienwirksamen Protesten von Fußballfans aus ganz Deutschland weiter entschärfen, hat sich am Mittwoch jäh zerschlagen. Statt einen Schritt Richtung Anhänger zu gehen, beugten sich die Verantwortlichen der Wortgewalt der Innenminister. Fans, Vereine und Ordnungshüter bekommen im Sommer ein neues Sicherheitspapier zur Hand – und niemand weiß, wie es das Fandasein verändern wird,“ schreibt etwa Autor Malte S. im
BVB-Fanzine schwatzgelb.de.
„Für alle, die in den vergangenen Wochen 36 Minuten und 36 Sekunden geschwiegen haben, die für den Erhalt der Fankultur friedlich auf die Straße gegangen sind, sind die Entscheidungen der Ligaversammlung deshalb ein Schlag ins Gesicht“, bilanziert er.
Unter der Überschrift „Schuster bleib bei Deinen Leisten“
kritisiert BVB-Anhänger Jakob die Dortmunder Verantwortlichen.
„Hallo! Hier spricht Ihre Folklore! Hier spricht ein Fan, der gegen ihr seltsames Verständnis von Fußballfans, nämlich einer dummdoofen Masse plumper Hardliner, anzustinken versucht. Jemand, der kein Gewalttäter und kein Pyrotechniker ist und dieses Papier der DFL trotzdem Sch….findet (uups, Herr Watzke)! Hier spricht ein Fan, dem das kalte Kotzen kommt, wenn ein nichts wissender Jüngling wie Herr Reus sich herausnimmt, über uns zu urteilen.“
Jakob will auch weiter schweigen.
„Wir wollen mitreden. Von Anfang an. Wir wollen nicht, dass die DFL daherkommt und sagt: ‚Ich beschränke dich jetzt in deinen Rechten, aber du darfst mit entscheiden, wie ich dich beschränke.’ Wir wollen ernst genommen werden. Dauerhaft“, heißt es in dem (sehr polemischen) Text.
Und wie erwartet, wird dieser Artikel sehr kontrovers im schwatzgelb-Forum diskutiert. Viel Theater um ein Konzept, das letztendlich völlig überflüssig ist. Denn nie war ein Stadionbesuch sicherer als in den letzten Jahren. Kein Vergleich zu den siebziger oder achtziger Jahren, Randale geschehen heute weitab des Stadions. Das schreibt jemand, der seit über 30 Jahren zu Borussia Dortmund geht.
Das soll künftig unterbleiben: Fans, die nach einem Triumph den Rasen stürmen. Und natürlich diese verdammte Pyro-Technik